Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Ende März

Montag und Dienstag hat es läppische 30 cm geschneit.

Weil montagfrüh die Radwege erstmal wieder ausgegraben werden mussten, nahm ich das grosse, gelbe Elektroauto. Montagabend war dann sogar die Strasse weg. (Nichts, was einen chinesischen Elektrobus mit einem finnischen Fahrer aufhalten würde. Rutscht halt bisschen.)

Mich haben dieses Schneegestöber und die stündlich höher werdenden Schneehaufen übrigens wirklich glücklich gemacht. (Ja, ich weiss, dass fast April ist. Aber ich weiss auch, dass es erst am 10. Mai grün wird.) Weiss steht dieser Stadt viel besser als Graubraundreckig.

Seit gestern herrscht Märzwetter vom Feinsten. (Früh -14 Grad, nachmittags muss man sich die Hälfte der Klamotten vom Leib reissen. Eiszapfenzeit. Sonnenbrillenzeit. Amseln flöten auf schneeglitzernden Dächern, Möwen segeln am blauen Himmel und schreien Sommerrufe auf die weisse Stadt herunter.)

Ich habe den gleichen Gesichtsausdruck wie der Stromkasten.


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Alle Jahre wieder

Es kann offensichtlich nicht Frühling werden, ohne dass die Ostereier einmal ordentlich eingeschneit werden.

15 cm feinsten Pulverschnee hat es über Nacht neu geschneit, bis zum Abend werden wohl mindestens 10 weitere dazugekommen sein und – wenn die Wettervorhersage recht behält – auch bis zum Wochenende nicht wegtauen.

Soll mir recht sein. Alles besser, als das Aprilgraubraun der letzten Woche.

Ich würde auch nochmal skifahren gehen am Wochenende.


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Wählen, leicht gemacht

Am Freitag sprang ich zwischen zwei Durchgängen Hortkinder abholen für drei Minuten in die Bibliothek – aber nicht, um wie sonst ein vorbestelltes Buch abzuholen, sondern um ein Kreuzchen zu machen eine Zahl in einen Kreis zu schreiben.

Finnland hat’s echt drauf, seinen Bürger*innen die Wahlteilnahme leicht zu machen…!

Das gilt übrigens für alle finnischen Bürger*innen: auch für die, die sich zur Zeit der Wahl im Ausland aufhalten – denn während man als Deutsche*r ein halbes Jahr vor der Wahl mit komplizierten Formularen auf Papier in doppelter und dreifacher Ausführung, auf denen man unter anderem eidesstattlich versichern muss, dass man trotz des Wegzugs aus Deutschland noch einen Bezug zu deutscher Politik hat – und selbst dann hat man 25 Jahre nach Wegzug sein Wahlrecht verwirkt – Briefwahlunterlagen anfordern und rechtzeitig zurückschicken muss, kann man als finnische*r Staatsbürger*in im Vorwahlzeitraum einfach in ein finnisches Konsulat oder eine finnische Botschaft marschieren und dort wählen.

Und zwar – und das ist der Hammer! – nicht nur, wenn man dauerhaft im Ausland lebt, sondern sogar, wenn man zu dem Zeitpunkt zufällig im Ausland ist. Glaubt ihr nicht? Unsere ehemalige Nachbarin ist gerade auf Dienstreise in Vilnius und hat vorgestern dort auf der finnischen Botschaft nicht nur ohne weitere Umstände gewählt, sondern bekam – wie sich das gehört auf finnischem Boden! – sogar noch einen Kaffee.

(Jetzt noch eine Woche dem Wahlergebniss entgegenbibbern.)


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Kerzen, viele

Letztes Wochenende gab es bei uns eine grosse Party.

Das Fräulein Maus wurde am Sonntag 17 (Siebzehn!) und feierte rein, weswegen diesmal immerhin nur die Hälfte der Gäste schon um dreiviertel zehn das Fest verliess. (Die anderen wurden nach Mitternacht entweder abgeholt, vom Ähämann heimgefahren oder blieben zum Übernachten.)

Offensichtlich ist es hierzulande nicht nur aussergewöhnlich, dass wir davon ausgehen, dass eine Geburtstagsparty in dem Alter eben so lange dauert, wie sie dauert, sondern auch, dass sie mit so viel offenem Feuer Kerzen verbunden ist: Kerzen als Tischdekoration, 17 Kerzen plus Tischfeuerwerk auf der Torte um Mitternacht, 17 Kerzen am Sonntagvormittag auf dem Geburtstagstisch und nochmal 17 Kerzen auf der Geburtstagstorte zum Frühstück.

Kerzen nämlich. Als das Fräulein Maus knapp einjährig im Kindergarten anfing, gab es da noch einen gemeinsamen Montagmorgenkreis, der immer mit dem Anzünden einer Kerze im ansonsten dunklen Flur und dem Singen eines Liedes anfing. Das hörte mit dem Umzug des Kindergartens in ein dreimal so grosses Gebäude auf. Die ersten Jahre gab ich den Kindern noch Geburtstagskuchen mit Kerzen drauf mit in den Kindergarten, bis mir gesagt wurde, sie dürften keine echten Kerzen mehr benutzen. Wenn wir im Hort in der Adventszeit mal eine Kerze anzünden, gibt es neuerdings Kinder, die schon fast panisch werden deswegen. Als im Herbst angekündigt wurde, dass es diesen Winter zu kurzzeitigen Stromsperren kommen könne und man vorbereitet sein solle, waren nicht etwa Kerzen ausverkauft, sondern Batterien und Taschenlampen.

Und so gab es nicht nur grosses Ah! und Oh! für das (in Estland erworbene) Tischfeuerwerk, sondern auch ein kleines Grüppchen Sechzehn- und Siebzehnjähriger, das den halben Abend neben dem Tisch stand und fasziniert die Finger immer und immer wieder durch die Kerzenflammen zog.


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Wahlkampf auf Finnisch (2)

Jede Partei hat auf dem Markt ein von der Stadt zur Verfügung gestelltes, gleiches Infohüttchen.

Die Linken haben die hübschesten Anstecker. (Von denen ich jeden Tag Nachschub holen muss, weil meine Familie mir jedes neue Motiv sofort klaut, um es an die eigenen Rucksäcke zu stecken – und ob ich bitte von den Grünen auch noch Anstecker mitbringen könne?! )

Allein, ich werde diesmal meine Stimme weder den Linken noch den Grünen geben können, weil die Wahl laut Umfrageergebnissen sehr knapp ausgehen wird, und ein egal wie knapper Sieg der SDP der vermutlich einzige Weg ist, eine Regierungsbeteiligung der Rechten Perussuomalaiset zu verhindern. (Und, liebe finnische Mitwähler und -wählerinnen, vergesst nicht, dass wir das schon mal hatten…!)

Seit gestern kann man bequem in Bibliotheken und Supermärkten vorwählen gehen, was ich gern machen würde – allerdings weiss ich noch gar nicht, wo ich mein Kreuzchen machen welche Nummer ich auf meinen Stimmzettel schreiben soll, denn mit der Entscheidung für eine Partei ist es hierzulande ja noch lange nicht getan.


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neljäsataaseitsemänkymmentäkaksi, neljäsataaseitsemänkymmentäkolme

Dieser Winter ist mal gar nicht schlecht gewesen. Allerdings kann ich seit den Skiferien wieder nur auf Umwegen mit dem Rad zur Arbeit fahren, weil da, wo der Schnee nicht konsequent und penibel geräumt wurde, tagsüber Spurrillen in die immer noch ziemlich dicke Schneeschicht gefahren werden, die dann nachts steinhart frieren, so dass man am nächsten Tag mit den Fahrradreifen wie in einer Strassenbahnschiene drin hängenbleibt.

Immerhin hab‘ ich vorletzte Woche auf dem halbwegs schneefreien Umweg endlich die schon lange gesuchte 472 gesehen. Und am Freitag auf dem Weg zum Bahnhof dann gleich eine 473. Dass dieser Weg ebenfalls länger war als normalerweise hatte aber nichts mit den Bedingungen auf den Radwegen zu tun, sondern damit, dass wegen eines Eisenbahnbrückenneubaus über den Aurajoki Züge in und aus Richtung Helsinki für die nächsten zwei Jahre (!) an einem Vorortbahnhof abfahren und enden.

(Die neue Brücke wird an eine andere Stelle gebaut als die alte, weswegen ich mir das eigentlich so vorgestellt hatte, dass die alte Brücke in Benutzung bleibt, bis die neue fertiggestellt ist, und die Bahnstrecke dann vielleicht mal für zwei Wochen gesperrt ist, während die Anschlussgleise neu verlegt werden. Aber was weiss ich schon. Bei Gelegenheit könnte ich mal einen Blogartikel darüber, was sich Finnen alles so klaglos zumuten lassen, schreiben.)

***

Apropos Eis. Heute bei Yle einen hübschen Artikel über Europas längste Eisstrasse gesehen. (Nur auf Finnisch, aber: einfach angucken!) Sie ist 7 km lang und verbindet im Winter für ca. 2 Monate zwei ostfinnische Gemeinden miteinander, die normalerweise von einem See getrennt sind, und wird täglich von 200 bis 500 Autos befahren. Eine extra Spur für Radfahrer, Schlittschuhläufer und Tretschlittenfahrer gibt es auch. Aber: vielleicht gibt es sie bald nicht mehr, denn so eine Strasse erfordert mindestens 40 cm dickes Eis.

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Wahlkampf auf Finnisch

Vor hundert Jahren war ich mal auf einer Wahlkampfveranstaltung von Gerhard Schröder.

Das war eine sehr andere Hausnummer als hier, wo sich die amtierende Premierministerin einfach mal auf den Markt stellt.

(„Ich will gar nicht wählen“, habe ich letzte Woche mehrmals geseufzt. Das war nicht ganz korrekt. Wählen will ich schon – was ich nicht möchte, ist, dass schon wieder Wahlen sind, weil ich sehr, sehr zufrieden mit unserer derzeitigen Regierung bin, die in den letzten vier Jahren trotz oder gerade wegen der vielen Kompromisse, die in einer Koalition aus fünf (!) Parteien nun mal nötig sind, eine ganz grossartige Arbeit geleistet hat, und weil es, wenn man den Umfragen glauben möchte, nach den Wahlen nur schlechter werden kann.)


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Ein Märzwochenende

Seit mittlerweile zehn Jahren fahren die liebste Freundin und ich einmal im Jahr gemeinsam übers Wochenende nach Helsinki. Und vielleicht ist März tatsächlich der allerbeste Zeitpunkt dafür.

Am Samstag fegte ein Schneesturm über Südfinnland. Es machte uns nichts aus: wir hätten auch einfach den ganzen Tag in Cafés und in der Sauna gesessen. Aber wenigstens einen kleinen Spaziergang über Suomenlinna wollten wir machen, und obwohl es uns von den äusseren Wällen der Festungsinsel fast herunterpustete, war es so toll, dass aus dem kleinen Spaziergang dann doch ein recht ausgedehnter wurde.

Nur zu unserer im letzten Jahr entdeckten neuen Lieblingssauna nahmen wir angesichts des Wetters doch lieber die Metro, statt kreuz und quer durch die Stadt hinzulaufen. Während wir zwischen den Saunagängen auf der Strasse sassen, flogen die Schneeflocken nicht mehr waagerecht, sondern schaukelten sachte vom Himmel. Die Stadt wurde immer weisser und leiser, und ich wunderte mich ein bisschen über mich selbst, wieso mich Schnee Mitte März immer noch so glücklich machen kann.

Am Sonntag war Märzwetter. Davon krieg‘ ich nie genug.


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Doppelfeiertag

„Wenn ich auf die Musikklasse komme, dann essen wir Torte zum Abendbrot. Und wenn nicht, dann gibt es eben nur Stulle“, erklärte der sehr hibbelige kleine Herr Maus letzte Woche.

Es gab dann vorgestern doch Torte.

Und zwar nicht nur die Frauentagstorte, die der Ähämann dem Fräulein Maus und mir samt zwei Blumensträussen früh hingestellt hatte, bevor er zur Arbeit gefahren war.