Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


Ein Kommentar

Konfirmation 2.0

Kurz vor unserer grossen Sommerreise wurde noch schnell das zweite Kind der Familie auf finnische Art konfirmiert.

Aus terminlichen Gründen fand die Konfirmation in einer anderen Kirche statt als die des Fräulein Maus – denn man muss sich hier nicht zwangsläufig in der eigenen Gemeinde konfirmieren lassen; dafür trafen wir die Familie wieder, die in unseren ersten zwei Jahren in Turku im Studentendorf in der Wohnung unter uns gewohnt hatte – und das ist ja leider die Kirche, in der ich mich nie auf eine Predigt konzentrieren kann, weil die Wände und die Decke ein einziges Bilderbuch aus dem Mittelalter sind.


4 Kommentare

Fast erwachsen

Wir haben jetzt eine konfirmierte junge Dame im Haus.

Die Frage, ob sie sich konfirmieren lassen möchte, kam eigentlich erst letzten Herbst auf, als die ersten Klassenkamerad*innen anfingen, über ihre Konfirmation und den Betrag der zu erwartetenden Geldgeschenke zu reden.

Während ich zwei Jahre lang einmal in der Woche zum Konfirmandenunterricht gehen musste – wir hatten einen jungen, coolen Pfarrer und waren eine nette Gruppe, in der ich meine für lange Zeit erste richtige beste Freundin fand, so dass das Ganze dennoch mehr Spass als Pflicht war – besteht in Finnland die Vorbereitung auf die Konfirmation ausser ein paar sporadischen Treffen im halben Jahr vorher, von denen in diesem Jahr #aufgrundderaktuellensituation ausserdem noch die Hälfte ausfiel, hauptsächlich in einem einwöchigen Konfirmandenlager. Tatsächlich lässt sich ein Grossteil der finnischen Jugendlichen konfirmieren, auch aus Mangel an nicht-kirchlichen Alternativen.

Konfirmandenlager werden fast den ganzen Sommer über von allen Kirchgemeinden und zum Beispiel auch von den Pfadfindern angeboten, und es ist, da man nicht in der eigenen Gemeinde konfirmiert werden muss, völlig egal, welches man sich auswählt. Die Konfirmation findet direkt im Anschluss an das Konfirmandenlager statt, so dass die Jugendlichen, die gemeinsam im Lager waren, auch zusammen konfirmiert werden. Das Fräulein Maus freute sich sehr, dass sie mit ihrer besten Freundin zusammen ins Konfirmandenlager fahren konnte – man bekommt bei der Online-Anmeldung einen Freundecode, mit dem sich dann der beste Freund oder die beste Freundin anmelden kann und dann garantiert in das gleiche Konfirmandenlager kommt – und hatte dann auch letzte Woche sehr viel Spass dort.

Sehr schön finde ich, dass finnische Konfirmationen nicht um Palmsonntag herum, sondern hauptsächlich im Sommer stattfinden, weil so ein Fest viel schöner ist, wenn alles grünt und blüht und man sich nicht über der Festkleidung noch in drei Schichten Klamotten hüllen muss. Apropos Festkleidung: ich finde es auch schön, dass in Finnland die Konfirmand*innen Albe tragen während des Gottesdienstes, weil damit alle Diskussionen um die angemessene Rocklänge und der Konkurrenzkampf um das schönste Kleid von vornherein hinfällig sind.

Leider konnten beide Patenfamilien aus nachvollziehbaren familiären Gründen bei der Konfirmation nicht dabeisein. Das Fräulein Maus war sehr traurig – denn wie kann man denn als Konfirmandin ohne seine Pat*innen, die die Hände segnend über einen halten, zum Konfirmationsgottesdienst gehen?! – aber fand dann selbst die beste Lösung: dann müsste eben die Patin ihres Bruders einspringen. Wozu schliesslich haben wir diese wunderbare Godfamily? ♥

Es war dann doch alles sehr schön, sehr feierlich und das Wetter so gut, dass wir später die Feier aus dem Garten noch ans Wasser verlegten.


3 Kommentare

Farewell

Wir haben heute zum ersten Mal seit neun Monaten gegen unsere selbstauferlegten Coronaregeln – keine Menschen in Innenräumen treffen – verstossen. Weil.

Geoffrey war das Herz und die Seele unserer kleinen Internationalen Gemeinde. Niemand den ich kenne, war so gläubig wie er, und niemand hat Kirche lockerer genommen als er. Er war Taufpate von zwei Männern, einem ganz grossen und einem kleinen, unserer Familie. Niemand hatte so viele Geschichten zu erzählen wie er, und niemand war ein besserer Zuhörer. Niemand konnte so wunderbar über sich selbst lachen.

Er wird so fehlen.

Godfather und Godson (2008)

Welch ein Glück, dass die Coronabeschränkungen hier derzeit nicht so streng sind – Beerdigungen sind erlaubt, nur keine Trauerfeiern hinterher – und wir alle fünf hingehen konnten.

Gemeinsam mit all den anderen wunderbaren Menschen, mit denen wir auch schon Geburtstage, Babyshower, Taufen, Hochzeiten und Priesterweihen gefeiert haben. Der gemeinsame Freund, der auf unserer Hochzeitsfeier spontan in die Rolle des Simultanübersetzers geschlüpft war und sechs Jahre später den kleinen Herrn Maus getauft hat, hielt den Trauergottesdienst auf Englisch und Schwedisch. Wir sangen „Be still my soul“, was besser nicht hätte passen können zu einem in Südafrika geborenen Briten, der schliesslich seine Heimat in Finnland gefunden hat. Durch die riesigen Glasfenster der wunderbaren Turkuer Friedhofskapelle fielen orange Novembernachmittagssonnenstrahlen, und zwischen den Kiefern, die fast in die Kapelle hineinwachsen, turnten Eichhörnchen.

Es war die tröstlichste Beerdigung, auf der ich je war.


13 Kommentare

Gut geplant

Taufe am Namenstag.

Am Morgen wehte vorm Haus überraschend die Fahne vor tiefblauem Himmel und über letzten Schneeresten. Ein Blick in den Kalender bestätigte, dass der Tag ein offizieller Flaggentag ist. Gut, denke ich, dann ist es ja gar nicht so schlimm, dass das dritte Kind nun als einziges zu seinem Geburtstag keine Fahne gehisst bekommt. Stattdessen dann eben zum Namenstag. Und seinen Tauftag werden wir auch nicht vergessen.

Die Taufpfarrerin war kurzfristig wegen Krankheit verhindert. Der gemeinsame Freund, gerade rechtzeitig ordiniert, sprang innerhalb von ein paar Stunden für sie ein. Erwähnte ich schon, wie wunderbar diese Gemeinde ist?!

Und dann brach heute hier auch noch der Frühling aus. Mit Sonne und Möwengeschrei und Krokussen.


8 Kommentare

Familienfeiern

Wenn man zu einer kleinen Gemeinde gehört, die sich wie eine Familie anfühlt, dann feiert man nicht nur gemeinsam Gottesdienst, sondern geht auch gemeinsam wandern, verbringt Wochenenden zusammen, ist gleichzeitig schwanger ;-) und feiert zusammen Geburtstage, Babyshower, Taufjahrestage und Halloween. Man geht zu Taufen, Hochzeiten und, ja, auch schon mal zu einer Priesterweihe:

(Im Lieblingsdom.)


7 Kommentare

Taufe, Krankenbesuch und: kolmekymmentäkuusi!

Mäusebabys Taufe war sehr, sehr schön.

Haben wir das Mäusekleinkind damals noch in einem normalen Gottesdienst taufen lassen, weil die Taufe eben nicht dazu da ist, dem Kind einen Namen zu geben, sondern um es in die Gemeinde aufzunehmen, war es uns diesmal zu stressig, ein vielleicht die ganze Zeit vor Müdigkeit schreiendes Mäusebaby während eines ganzen Gottesdienstes ruhighalten zu müssen. Also haben wir die Taufe auf Samstag vorverlegt, und fast die ganze Gemeinde war trotzdem da. :-)

Danke, Outi, für die schönen Worte, für die finnischen Teile der Taufe, dafür, dass das Mäusekleinkind eine der Hauptpersonen war. Danke Meg und Ines, dafür, dass ihr Mäusebabys Paten geworden seid, und dafür, dass ihr das Mäusebaby auch im rutschigen Taufkleidchen sicher gehalten habt. ;-) Danke Ruth und Keith für das spontane Aussuchen eines wunderschönen Liedes. Danke Ruth, Keith, Timo und Leigh Ann für das Ständchen. Danke an alle, dass ihr da wart, danke für eure Geschenke, guten Wünsche und Fürbitten. Danke! Wir sind froh, zu so einer wunderbaren Gemeinde zu gehören!

Es wäre perfekt gewesen, wenn nicht einer von Mäusebabys Taufpaten mit Bronchitis und Fieber hätte zu Hause bleiben müssen. :-(

Deshalb sind der Ähämann, das Mäusekleinkind, das Mäusebaby und ich am Sonntag zu einem langen Spaziergang durch Turku aufgebrochen, an dessen Ende ein Krankenbesuch mit Taufkuchen und einer CD mit Fotos von der Taufe stand. Und dort stand auch die 36. Ein roter Alfa Romeo.

(Ein Alfa Romeo war mein allererstes eigenes Auto. Aus orangem Plastik.)

[1-3, 4, 5, 6, 7, 8, 9-10, 11, 12, 13, 14, 15, 16-17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32-35]


Hinterlasse einen Kommentar

Überraschung

Vor zwei Jahren, als ich das Mäusekleinkind als erstes Baby unserer Gemeinde erwartete, hat Leigh Ann ja für mich den ersten Babyshower organisiert. Sie selbst hat dann ein halbes Jahr später auch einen bekommen. Nun sind wir Frauen aus der Gemeinde ja bekanntermassen gerade zu viert schwanger. Die erste von uns erwartet ihr Baby in drei Wochen. Also war klar, dass sie auch einen Babyshower bekommt. Als Überraschung.

Was wir anderen drei Schwangeren aber nicht wussten und erst an Ort und Stelle erfuhren, war, dass es auch ein Babyshower für uns war! Für uns alle vier!

Diesmal gab es übrigens keine Spiele, sondern wir haben gemeinsam gebastelt – jede von uns vieren hat ein Buch mit guten Wünschen bekommen. Und am Ende gab es noch für jede von uns vieren vier Geschenke.

Mensch, danke, das war sooo schön!

(Hier gibt es den Bericht der Gastgeberin und weitere Fotos.)


Hinterlasse einen Kommentar

Babyboom

Dass man in Finnland ständig und überall schwangere Frauen sieht, ist ja nichts Ungewöhnliches. Dass mir das im Moment besonders auffällt, auch nicht.

Aber dass in unserer wirklich kleinen Gemeinde, in der es bis zu des Mäusekleinkinds Geburt überhaupt keine Kinder gab, jetzt gerade vier Frauen auf einmal schwanger sind und ihre Babys innerhalb nur weniger Monate bekommen werden, das finde ich dann doch schon eher ungewöhnlich. Und so toll! :-)