Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Finnisierung XLVI

Ich weiss auch nicht, wie es passieren konnte.

Jahrelang fand ich die Vorstellung, sich zu Weihnachten Hyazinthen in die Wohnung zu stellen, völlig absurd.

Dann hat mir vermutlich mal eins der Hortkinder vor Weihnachten eine geschenkt. Und was soll ich sagen… eigentlich passen Hyazinthen doch sehr gut zu Engel und Bergmann.

Ursprünglich waren es übrigens keine Hyazinthen, sondern Maiglöckchen, die sich die Finnen zu Weihnachten in die Wohnungen holten.


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Finnisierung XLV

Am Freitag waren wir alle gemeinsam im Kino.

Neu für die Kinder dabei war: sie waren zum ersten Mal in einem Film in Originalsprache mit finnischen (und schwedischen) Untertiteln.

Filme werden hierzulande üblicherweise nicht synchronisiert, nur Kinderfilme für ganz Kleine. Manch einer behauptet, die Lesekompetenz der finnischen Schulkinder sei nicht auf das super Schulsystem, sondern auf die Untertitel im Fernsehen zurückzuführen, und ich halte das für nicht ausgeschlossen.

Jedenfalls hatte das Fräulein Maus von ihrem Geburtstag noch einen Kinogutschein, der demnächst abgelaufen wäre, und hatte sich den neuen „König der Löwen“ dafür ausgesucht, und dann ergab es sich, dass natürlich die ganze Familie mitwollte. Das Fräulein Maus recherchierte Kinozeiten, und irgendwie hatten wir uns dann auf eine Vorstellung festgelegt, die, ups, Englisch mit Untertiteln war. (Den „König der Löwen“ hätte es auch auf Finnisch gegeben.)

Es machte aber genau gar nichts: alle können lesen, alle können ein bisschen Englisch. Im Gegenteil, mir hat der Film gleich nochmal so gut gefallen, weil ich synchronisierte Filme üblicherweise ganz furchtbar finde: auf Deutsch, weil da immer alle so gehetzt sprechen müssen, und auf Finnisch, weil ich da die Stimmen immer völlig unpassend finde. (Überhaupt hat er mir dreimal besser gefallen als das Original, weil ich persönlich Zeichentrickfilmen so gar nichts abgewinnen kann.)

Sehr finnisch war auch, dass die drei Geschwister, die gemeinsam mit dem Bus in die Stadt kamen, während der Ähämann direkt vom Bahnhof und ich direkt von Arbeit zum Kino radelten, erst noch den benachbarten Süssigkeitenladen aufsuchten und sich jeder eine kleine Tüte lose Süssigkeiten abwogen und eine Flasche Limo kauften und die dann wie professionelle Kinogänger auspackten und auf ihren Armlehnen aufbauten. Ich finde dieses GefresseEssen und Geknurpse und Tütengeraschel im Kino ganz furchtbar, aber angesichts der Tatsache, dass ich auch direkt von Arbeit kam, bin ich vorher auch nochmal in einem Laden eingekehrt, und es war dann doch sehr gemütlich so.

Hinterher liefen wir gemeinsam zur Haltestelle und fuhren nach Hause um die Wette: die Kinder mit dem Bus, der Ähämann und ich mit dem Fahrrad. „Wir sind schon da!“, riefen wir Eltern an der Endstelle. (Und zwar schon seit fünf Minuten.)

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Finnsierung XLV

Es ist dann jetzt soweit: auch Mitglieder unserer Familie gehen in Gummistiefeln wandern…!

Der grosse Herr Maus hatte schon seit drei Jahren auf dieses Wochenende hingehibbelt: wenn die Pfadfinder in die nächste Altersstufe aufrücken, dann begehen sie das in seinem Stamm mit einer zweitägigen Wanderung. Die ganze Woche habe ich für ihn gebangt, weil ich mir von Arbeit eine echt fiese Erkältung mitgebracht hatte, die mich für zwei Tage völlig lahmgelegt hat und immer noch nicht ganz ausgestanden ist und die ich auch an den Ähämann und das Fräulein Maus weitergegeben habe, aber der grosse Herr Maus blieb zum Glück gesund, und so lieferten wir Freitagabend einen aufgeregten Wölfling am Busbahnhof ab und bekamen heute einen glücklichen Abenteurer zurück nach Hause geliefert, der begeistert von seinen Erlebnissen* berichtete.

Wie sie Freitagabend losgewandert seien, sich dann an einer Feuerstelle Würstchen zum Abendbrot gegrillt hätten und dann mit Stirnlampen noch zwei Stunden weitergewandert wären durch die zunehmende Dämmerung bis zu dem Platz, an dem sie ihre Unterstände für die Nacht aufgebaut hätten. Und dass das mit dem Sturm – es gab eine Sturmwarnung für die Nacht! – gar nicht schlimm gewesen sei. Und wie sie dann am nächsten Tag abseits jeglicher Wanderwege weitere acht Kilometer quer durchs Moor gewandert seien und dass er jetzt weiss, wo man gefahrlos hintreten kann und wo man versinkt. Und wie sie dann, an der Hütte ihres Pfadfinderstamms angekommen, wieder ihre Unterstände aufgebaut hätten und dann Holz in die Sauna getragen hätten. Wie sie sich ihre neuen orangen Halstuchknoten geflochten hätten. Und wie sie dann alle noch auf eine kleine Nachtwanderung mit Stirnlampen und Reflexband an Bäumen geschickt worden seien, an deren Ende eine Kiste mit verschiedenen Getränken gestanden hätte, von denen sie sich eins für die Sauna nehmen durften und dann direkt in die warme Sauna gegangen seien. Und wie sie Eierkuchen überm Lagerfeuer gebacken hätten. Und wie toll es gewesen sei. Und der seit Tagen wackelnde Milchzahn ist jetzt auch raus. Wie es sich für einen grossen Pfadfinder gehört.


* Wir Eltern durften netterweise von Ferne ein bisschen teilhaben.

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15 Jahre

Heute vor 15 Jahren kamen der Damals-noch-nicht-Ähämann und ich mit Sack und Pack und den zwei Bielefelder Meerschweinchen Vatanen und Ronkainen mit der „Amorella“, die uns bis heute aus jedem Urlaub nach Hause bringt, in Turku an.

Weil ich gerade keine Zeit und Musse für einen ausführlichen Rückblick habe, verweise ich einfach mal auf die Rückblicke nach unseren ersten fünf und zehn Jahren in Finnland.

Und darauf, dass ich in 15 Jahren das Ganze noch keine einzige Minute bereut habe.

Im Gegenteil.


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Finnisierung XLIV

Noch schöner als ein Badestrand ist ein Badestrand mit Sauna.

Auch bei 30 Grad im Schatten.

(Ich habe auch vollstes Verständnis dafür, warum man eine Sauna nach Zentralafrika fliegt .)

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Finnisierung XLIII

Jahrelang habe ich verständnislos den Kopf geschüttelt: „Nach Lappland fahren zu Ostern…! Zum Skifahren…! Die spinnen ja, die Finnen!“

Aber nun ja. Von der Vorstellung, dass Ostern hierzulande irgendwas mit Frühling zu tun haben könnte, habe ich mich dann trotzdem recht schnell verabschiedet. Und was soll ich sagen? Dieses Jahr konnte ich mir einen Osterspaziergang auf Skiern plötzlich bestens vorstellen.

Es ist natürlich ein Unterschied, ob zu Ostern matschiger Neuschnee mal wieder die Hoffnung auf Frühling zunichte macht, oder ob man seit mittlerweile sechs (!) Wochen (!) in Schnee, blauem Himmel und Sonne schwelgt. Sonne, die jeden Tag zehn Minuten länger scheint, jeden Tag mehr wärmt und den Schnee jeden Tag ein bisschen mehr verschwinden lässt, ohne dass er überhaupt erst matschig wird.

Und so cremten wir uns gestern die Gesichter mit Sonnencreme ein, zogen die Sonnenbrillen auf und fuhren bei 4 Grad plus und blendender Sonne nochmal eine Runde im Lieblingsskigebiet, das nicht von ungefähr Klein-Lappland genannt wird.

Wasserski :D

Schöner hätte der Skisaisonabschluss – und vermutlich war es wirklich die allerletzte Gelegenheit, denn unten im Tal, als wir wieder am Parkplatz ankamen, kann es nur noch eine Sache von Stunden gewesen sein, bis die schon ganz feucht getaute Schneedecke in der Nachmittagssonne an irgendeiner Stelle das erste Loch bekommen hätte, und wenn erstmal die dunkle Erde durch den weissen Schnee guckt, dann hat er das Spiel gegen die Frühlingssonne endgültig verloren – nicht sein können!

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Finnisierung, offizielle

„Blingling“, machte mein Telefon vorhin, als wir das Fräulein Maus vom Musiklager abgeholt hatten: „Dein Bescheid ist da. Logge dich ein, um ihn zu lesen. Viele Grüsse, Einwanderungsbehörde.“

(Die „paar Tage“ waren genau eine Stunde.)

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Mittsommer 2017

Juhannus war mir lange Zeit nicht wichtig. Es war kein Fest, das einen besonderen Platz in meinem Herzen gehabt hätte, denn ich bin damit nicht aufgewachsen. Später, als wir Kinder hatten und die noch klein waren, war zudem nicht daran zu denken, die blaue Mittsommernacht irgendwo draussen zu verbringen.

Vor drei Jahren bestanden die Kinder zum ersten Mal darauf, Juhannus so zu feiern, wie man hierzulande Mittsommer eben feiert. Damals wählten wir noch die Kindervariante mit Mittsommerfeuer schon um neun statt kurz vor Mitternacht, aber schon im nächsten Jahr feierten wir Mittsommer so, wie man das eigentlich tut.

Und ganz vielleicht finde ich ab sofort Juhannus noch ein ganz kleines bisschen schöner als Weihnachten.


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Finnisierung XLII

Oder: Die beste Art, einen finnischen Sommertag zu verbringen.

Das waren zwei sehr schöne Nachmittage mit der deutschen Freundin, die damals als Austauschstudentin in meinem allerersten Finnischkurs an der Uni neben mir sass, und die gerade zwei Inseln weiter Urlaub macht und uns netterweise in die Sauna ihres Urlaubsmökkis eingeladen hat.

Und das Allerbeste: die insgesamt sechs Kinder verstehen sich immer noch blendend.

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Finnisierung XLI

Oder: Der Tag, an dem unsere Kinder Eishockeyfans wurden.

Einmal endete der Palmsonntagsbesuch bei den Paten des kleinen Herrn Maus vor dem Fernseher. Es lief Skispringen. (Weltcup. Wichtig.) Der zweijährige kleine Herr Maus bekam einen kleinen Hocker hingestellt, und dann sass er da so in seinem Katerkostüm, guckte gebannt, streckte den Zeigefinger aus und fachsimpelte mit dem Patenonkel übers Skispringen. Auf Finnisch! (Vorher wusste ich nur, dass er im Kindergarten irgendwie zurechtkommt. Aber ich hatte noch kein einziges Wort, geschweige denn ganze Sätze auf Finnisch von ihm gehört.) Das war unglaublich süss.

Gestern, als wir die halbe Stunde Klavierunterricht des grossen Herrn Maus bei den Paten des kleinen Herrn Maus verbrachten, lief Eishockey. (WM-Viertelfinale. Wichtig.) Das Fräulein Maus und der kleine Herr Maus hatten sich mit dem Patenonkel gemeinsam auf einen Sessel gequetscht, guckten gebannt, fachsimpelten und murrten ein bisschen, als wir gehen mussten. (Aber es warteten ja zwei Frühlingsfeste.)

Das in der Schule war übrigens so, dass gar nicht genug Platz für Eltern und Schüler war. Es hiess also vorher, die Schüler seien nur zu ihrem jeweiligen Auftritt im Saal, ansonsten im Klassenzimmer, wo man vielleicht einen Film angucken würde. „Was habt ihr denn gemacht?“, fragte ich das Fräulein Maus und den grossen Herrn Maus hinterher. „Wir haben ein bisschen gemalt. Und uns über alles Mögliche unterhalten. Und nebenher haben wir Eishockey geguckt!“, berichtete das Fräulein Maus begeistert. „Und ihr?“, fragte ich den grossen Herrn Maus. „Wir haben auch Eishockey geguckt. Das war spannend!“ „Das gleiche Spiel, Mama, das wir bei Esa gesehen haben“, erklärte das Fräulein Maus weiter. „Die Jungs haben die ganze Zeit geschrien. Und Finnland hat 5:1 gewonnen! Jussu hat gesagt, weil Finnland so einen guten Torwart hat…“

Und dann fachsimpelten sie auf der Rückbank weiter, unsere finnisierten Kinder, und jetzt bin ich wenigstens so im Groben auf dem Laufenden, was die Eishockey-WM betrifft, von der ich bis gestern noch gar nichts wusste.

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