Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Diese Deutsche…!

Die wagt es sich tatsächlich, ihrem Chef Widerworte zu geben! Statt sich wie ein vernünftiger Doktorand ruhig zu verhalten und sich hinterher bei uns zu beschweren, diskutiert sie mit ihm! „Nein Erkki, wir können kein Benzin sparen, indem wir die Mäuse nur einmal am Tag telemetrieren. Wir sparen so nicht nur 50 % Benzin ein, wie du sagst, sondern verlieren auch 50 % der Daten.“ „Ja, Erkki, ich verstehe ja deinen Standpunkt als mein Betreuer, aber Finnisch lerne ich für mich, nicht für meine Doktorarbeit. Findest du es nicht toll, dass du alle Besprechungen auf Finnisch machen kannst, und ich verstehe es wenigstens?!“ Meine Güte, was die sich traut! Und stur ist sie auch noch. „Ja Erkki, ich würde ja auch lieber meinen Verlängerungsantrag erst nächsten Winter schreiben, wenn wir noch mehr Daten haben und ein weiteres paper, aber die deadline ist nun mal am 9. September, und ich werde den ganzen Juli und August und Anfang September im Feld sein, also müssen wir jetzt schon anfangen, über den Antrag nachzudenken, verstehst du denn nicht?“

Und dann schreibt sie sich, SCHAMLOS, sage ich, emails mit ihrem Feldassistenten. „Ich freu’ mich schon sehr, dich wiederzusehen.“ Mittlerweile hat sie ihn soweit, dass er dergleichen Sachen zurückschreibt. Tse. Der kommt im April extra für zwei Wochen aus Oulu, um ihr beim Fangen zu helfen. Da möcht’ ich ja mal wissen… Es gibt ja da auch so diverse Gerüchte über sie und diesen Techniker damals, die waren ja den ganzen Winter lang unzertrennlich, also wenn die mal nicht was miteinander hatten!

Und dann, wisst ihr noch, wie sie im Doktorandenseminar bei Sannas paper so pingelig war? „Wenn du Unterüberschriften verwendest, dann darfst du den ersten Abschnitt auch nicht ohne eine solche anfangen.“ Und wisst ihr noch, was Erkki darauf gesagt hat? „Ja, das siehst DU so, weil ihr Deutschen so viel Wert auf Ordnung legt.“

Und mit Michael, dem Schweizer, ist sie ja ganz dicke. Das müsstet ihr erleben! Wenn die beiden mit Mittagessen kommen, dann reden die und reden und werden nicht fertig mit essen. Und ständig haben die sich was über den Gang zuzurufen und zu lachen. Wie man nur so viel reden kann…! Ich hab’ nur manchmal das Gefühl, die machen sich ein bisschen lustig über uns Finnen…


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Vom Eise befreit…

Nee, also das kann noch dauern. Auf dem Meer sowieso, aber auch der Aurajoki hat noch eine vollständige Eisdecke. Allerdings sieht sie schon ein wenig aufgeweicht aus, und kein Gedanke mehr daran, dass vor einer Woche noch die Sonntagsspaziergänger darauf promenierten. Flussauf, flussab, und zwar genau in der Mitte. Wennschon, dennschon! Die Mitte teilten sich Fussgänger, Radfahrer und Hunde-Gassi-Führer, rechts und links nutzten Skifahrer die glatte Unterlage, um auf der dünnen Schneedecke doch noch mal ausgiebig zu skaten. Auch einen Vater, der mit seinem Kind auf dem Tretschlitten flussabwärts sauste, habe ich gesehen.
Aber richtige Schneeostern, wie ich gedacht hatte, gibt’s auch dieses Jahr wieder nicht. Denn nun ist es warm geworden. War es die letzten drei Wochen zu kalt, ist es jetzt seit einer halben Woche zu warm für diese Jahreszeit. Sagen zumindest die finnischen Meteorologen. Die Finnen freut’s. Der Schnee ist innerhalb von drei Tagen verschwunden, einfach aufgeleckt von der Sonne. Fort. Trocken. Man kann ohne Mütze und Handschuhe spazieren gehen. (Aber nicht ohne Sonnenbrille.) Nur die Füsse fühlen sich in den leichten Frühlingsschuhen noch so unsicher. Aber was red’ ich vom Spazierengehen! Auf dem Weg zwischen unserem Haus und dem Fluss sind wie immer Jogger unterwegs und Walker mit Stöcken, Hundebesitzer, Radfahrer. So richtig schlendernd spazieren geht hier sowieso niemand. Ich erinnere mich noch gut an den church walk, den wir letztes Jahr mit der Gemeinde zu Palmsonntag machten, und von dem Claudia und ich bis heute nur als „Weißt du noch, unser church run?“ sprechen.

Na, was soll’s. Ich mag Goethe sowieso nicht.


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60 kysymystä

Ich mag keine Kettenmails. Es ist auch vergebens, mir welche zu schicken. Spätestens bei mir bleiben sie hängen. Aber jetzt scheint es ein paar Dinge zu geben, die manche so brennend über mich herausfinden wollen, dass ich nicht nur auf Deutsch, sondern auch schon auf Finnisch danach gefragt worden bin. Okay, ich tu euch den Gefallen. Aber danach lasst mich mit Kettenmails in Frieden, ja?

1. Wie spät ist es jetzt?
00:25
2. Wie lautet dein Name, so wie er auf der Geburtsturkunde steht?
Monika Karen. Ich würd’ die Reihenfolge aber gern umdrehen lassen, weil ich es leid bin, seit ich in Finnland wohne immer Briefe zu bekommen, die an meine Mutter adressiert sind und, noch schlimmer, nach meiner Hochzeit an meine Schwiegermutter adressiert sein werden! ;-)
3. Wie lautet dein Kosename?
Neuestens meistens Myy.
4. Wann hast du Geburtstag?
24.08.1976
5. Geburtsort?
Karl-Marx-Stadt (wirklich!)
6. Welche Farbe hat deine Hose, die du gerade trägst?
Schwarz
7. Dein momentaner Liebessong?
„Linnunradan laidalla“. Seit Jaaaaaahren.
8. Was hörst du gerade?
Die Kühlung der Emilie rauschen und die Meerschweinchen muckern.
9. Welche ist deine Lieblingssendung?
Muumins :-)
10. Was ist das letzte, das du gegessen hast?
Traumcreme mit Erdbeergeschmack. (Vanille-Rum ist aber besser!)
11. Hast du ein Lieblingstier?
Katzen, obwohl allergisch
12. Wenn du ein Buntstift wärst, welche Farbe wärst du?
Blau
14. Wie ist das Wetter gerade?
Wie Ostern ;-)
15. Wer ist die letzte Person, mit der du telefoniert hast?
Mein ehemaliger Chef aus Bielefeld, um mit ihm unser gemeinsames Manuskript zu besprechen.
16.Was bemerkst du als erstes am anderen Geschlecht?
Ob jemand nur labert um auf sich aufmerksam zu machen, oder ob es mir wirklich Spass macht, ihm zuzuhören.
17. Wie geht es dir heute?
Ein bisschen verpennt, weil ich über Feiertage immer ewig nicht ins Bett komme und dann bis Mittag schlafe… aber sonst ziemlich gut.
18. Was ist dein Lieblingsgetränk?
Muumilimsa
19. Lieblings alkoholisches Getränk?
Strawberry Colada, Bananenweizen, Vogelbeerlikör … Jaja, ich weiss, ich wohn’ jetzt in Finnland…
20. Bist du gepierct?
Nein
19. Hast du ein Tattoo?
Nein
22. Wie isst du ein Hanuta?
Hanuta? Das letzte vor fünf Jahren oder so… Doppelkekse nehme ich auseinder und kratze mit den Zähnen zuerst die Schokolade runter. Von Schokokeksen nage ich zuerst die überstehende Schokolade ab. Aber Hanuta habe ich, glaube ich mich zu erinnern, immer ganz normal gegessen.
23. Lieblingssport zum Zuschauen?
Biathlon
24. Welche CD wirst du dir als nächstes kaufen?
Die neue von Eppu Normaali.
25. Augenfarbe?
“Finnische-Fahne-Blau“ hat mal jemand gesagt, und ich weiss das Kompliment sehr wohl zu schätzen. Stimmt aber nicht. Ich bin ja kein Muumin mit blauen Leuchteaugen! Ganz normales Blau eben.
26. Trägst du Kontaktlinsen?
Nein
27. Geschwister und Alter?
*seufz* Leider keine.
28. Letzter Film, den du geschaut hast?
Äiti Teresa“, ein etwas seltsamer italienischer Film über Mutter Theresa, in dem selbst die Ärmsten ständig wie frisch gewaschen aussahen, kam gerade mit finnischen Untertiteln auf YLE1, und weil die Farben so schön anzusehen waren, haben wir weitergeguckt. Im Kino: „Sideways“
29. Lieblingstag im ganzen Jahr?
Heiligabend
30. Bist du zu schüchtern, jemanden zum Essen einzuladen?
Nein
31. Hattest du schon mal einen Autounfall?
Nein
32. Magst du lieber lustige oder gruselige Filme?
Lustige
33. Dein Lieblingsfilm(e)?
Zugvögel – Einmal nach Inari, Kolya, Lost in Translation, Wir können auch anders, Der Mann ohne Vergangenheit
34. Dein liebster Ferienort?
Die Malá Fatra.
35. Sommer oder Winter?
Finnischer Winter, albanischer Sommer (eigentlich egal wo, Hauptsache Winter richtig kalt und Sommer heiss)
36. Umarmung oder Küsse?
Umarmung
37. Beziehungen oder One Night Stand?
Beziehungen
38. Hast du jemals einen Menschen so sehr geliebt, dass er dich zum weinen gebracht hat?
Ja
39. An welchem Ort würdest du gerne mal geküsst werden?
Ist es nicht egal, wo?
40. Dein liebstes Fast Food Restaurant?
*örks* Nee, danke, keins, auch nicht der kotimainen Hesburger.
41. Dein Lieblingsbuch?
Eins reicht nicht, machen wir eine Top 5, ja? Also „Ende der grossen Ferien“ von Pavel Kohout, „Mag der Sturm kommen“ von Leena Lander, „Alle Schönheiten der Welt“ von Jaroslav Seifert, „Jahrestage“ von Uwe Johnson, „Winter im Mumintal“ von Tove Jansson
42. Deine Lieblings- disco/-kneipe/-café/-bar ?
Das „Stilbruch“ in Jena
43. Wie oft bist du schon durch die Führerscheinprüfung gefallen?
Noch nie
44. Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Hoffentlich immer noch in Finnland und mit drei Kindern :-)
45. Von wem war die letzte E-Mail, die du bekommen hast?
Vom Kundendienst des Helsingin Sanomat, weil ich ernsthaft über deren Wochenendabo nachdenke (dann muss ich der Kuukausiliite auch nicht mehr immer hinterherrennen)
46. Bist du jemals für ein Verbrechen bestraft worden?
Nein
47. Was machst du, wenn du gelangweilt bist?
Lesen. Schreiben.
48. Welche Phasen sind typisch für dich?
Die „Schwarz-Seh-Phase“. Die „Nicht-Entscheiden-Könn-Phase“. Aber beide immer ganz schnell vorbei. :-)
49. Welcher Freund/Freundin wohnt am weitesten entfernt?
Ich bin’s doch, die weit weg wohnt!
50. Was wäre das Schlimmste, das dir passieren könnte?
Einen geliebten Menschen zu verlieren.
51. Wann ist deine Zu-Bett-Geh-Zeit?
Im Winter um zehn, im Sommer nach Mitternacht. Wenn’s Tag und Nacht hell ist, braucht man auch weniger Schlaf. :-)
52. Was ist im Moment das Beste in deinem Leben?
In Finnland zu leben, mit meinem Liebsten zusammen und vielen mir wichtigen Menschen so nah.
54. Wie sehr liebst du deinen Job?
Sehr.
55. Möchtest du, dass deine Freunde dir antworten?
Wer will, bitte gerne. Aber ich schick’ keine Kettenmails weiter.
56. In welchem Geschäft würdest du deine Kreditkarte aufs Maximum ausreizen?
Kreditkarte? Von meiner deutschen Bank krieg’ ich keine, weil ich in Finnland wohne. Von meiner finnischen Bank krieg’ ich keine, weil ich noch keine zwei Jahre in Finnland wohne. Aber wartet nur, am 5. September…!
57. Wer wird am wahrscheinlichsten nicht antworten?
Ich sagte doch schon…
58. Wer wird zuerst eine Antwort auf diese Mail schicken?
… und immer noch…
59. Und wer wird wohl zuletzt antworten?
… und immer noch…
60. Wie spät ist es jetzt?
01:24 Uhr

Jetzt sollte ich wohl wirklich ins Bett gehen. Aber das musste ja wohl mal geklärt werden.


Ein Kommentar

Noch 55 Tage

Natürlich sind wir in letzter Zeit immer mal wieder gefragt worden, wie denn unsere Hochzeitsvorbereitungen „voran gehen“. Ob wir nicht grossen Stress hätten.

Bah! Wir wollen ein Fest feiern, für uns, mit unseren Eltern und Freunden. (Nicht umgekehrt.) Es muss nicht perfekt sein. Nur fröhlich soll es sein. Wir müssen keiner Erwartungshaltung entsprechen. Hätten wir uns sowieso geweigert. ;-) Aber ernsthaft – unsere Gäste kommen aus fünf verschiedenen Ländern, aus völlig verschiedenen Gegenden Deutschlands – überall wird etwas anderes als unabdingbar, als „genau so muss man es machen“ angesehen – das macht uns völlig frei, davon das auszuwählen, was auch wir schön finden. Fein raus, hihi. Ich erinnere mich noch gut an meine Verwirrung, als eine Freundin mir kurz nach ihrer Hochzeit erzählte, wie sehr sie sich über ihre Trauzeugin geärgert habe, die anscheinend gar nicht gewusst hätte, was von ihr erwartet worden sei. Ich war umso mehr erschrocken, da ich selbst bei dieser Freundin fast Trauzeugin geworden wäre. Was wären also meine „Pflichten“ gewesen? Ich, aus einer anderen Gegend, war vollkommen ahnungslos…
Ich möchte auch keine Diskussionen mehr darüber, dass ich keine Rosen im Brautstrauss möchte und dass wir kein extra Hochzeitsauto mieten werden. Wo kämen wir denn da hin?! Der J-FI bekommt am 19. Mai eine ordentliche Wäsche (und ja, die Skihalter sollten wir ihm vielleicht auch bald mal wieder abnehmen), Blumenschmuck (richtig, auch keine Rosen!), und wozu haben wir uns schliesslich damals ein Auto gekauft, das uns auch optisch gefällt?
Die Juwelierin in Chemnitz war sehr verwundert, dass wir uns die Ringe für die linke Hand anpassen liessen. Marjaana dagegen versteht nicht, wie wir unsere Verlobungsringe „aufgeben können“. (In Finnland behalten bei der Hochzeit beide ihre Verlobungsringe, und die Braut bekommt noch einen Ring zusätzlich, den sie dann über dem Verlobungsring trägt.) Na, das wollen wir dann eben doch lieber deutsch. Ende der Diskussion.

Das wäre das eine. Zum anderen waren die Vorbereitungen bis jetzt ein Kinderspiel.

Mein Brautkleid wird das erste, das ich anprobiert habe. Sicher hab’ ich hinterher noch andere anprobiert, nur um ganz sicher zu sein, aber die haben mich alle nur darin bestärkt, dass das erste das richtige für mich war. Na gut, ich habe auch nicht in irgendeinem Laden angefangen anzuprobieren, sondern in dem, wo es schon vor zehn Jahren, als in Deutschland gerade die Rüschen-, Puffärmel- und Stufenrockwelle ausgebrochen war, wirklich schöne Brautkleider ohne all diesen Plunder gab. Jeden Urlaub hab’ ich dort vorm Schaufenster gestanden und mir gesagt:“Wenn ich mal heirate…“ Das war der erste Brautkleidladen, der in Žilina aufgemacht hat. Mittlerweile gibt es dort so viele, dass Žilina auch als die „Brautstadt“ Werbung für sich macht. Was unter anderem zur Folge hat, dass es feine weisse Schuhe in fast jedem normalen Schuhgeschäft dort gibt. Man ahnt es schon – die Brautschuhe waren genauso schnell ausgesucht wie das Kleid.
Für die Trauung auf dem maistraatti habe ich genau zwei Kleider bei zwei Kleiderverleihen anprobiert, und das zweite wird es werden. Da die Finnen sich zu vielen Anlässen fein herausputzen, gibt es genug solcher Verleihe mit genügend grosser Auswahl. Warum soll ich mir das Kleid kaufen? Leihe ich mir lieber zu meiner karonkka (bloss noch nicht!) ein anderes aus.
Einen Samstag lang sind wir mit den Gelben Seiten herumgefahren und haben Lokale besichtigt, in denen wir feiern können. Dann stand es schon fest, dass wir dort feiern wollen. In Finnland ist das einfach, da wird das Essen normalerweise von den Leuten gemacht, die den Raum vermieten. Wir haben richtiges Glück – die Frau wird nicht nur das Essen machen, sondern sogar unsere Hochzeitstorte backen und sich um den Tischschmuck kümmern. Letzte Woche waren wir dort, um Essen, Serviettenfarben, Blumenschmuck, Verzierung für die Hochzeitstorte abzusprechen. „Soll ich beflaggen? Finnische Fahne, deutsche Fahne? Beides?“ Nein, danke. Sooo finnisch sind wir noch nicht geworden. Ich hab’ auch keine Bedenken, dass einer unserer Gäste nachts besoffen in den Weiher nebenan steigen wird oder sämtliche Biergläser zu Bruch gehen. *augenroll* Aber da müssen wir uns den finnischen Regeln beugen: 1:00 Uhr ist Schluss, und nach dem offiziellen Essen gibt’s nur Plastikbiergläser. Naja. *seufz*
Letzte Woche sind wir einen Nachmittag lang durch Turku geradelt – als ich mein Fahrrad, weil es draussen partout nicht wieder warm werden wollte, endlich mal in die Uni geschoben und dort im Mausefallen- und Fischreusenlager auftauen lassen hatte – und haben Fotografen verglichen. Der sehr redselige Finnlandschwede mit seinen fröhlichen und gar nicht gestellt wirkenden Fotos hat uns dann überzeugt. Und am Mittwoch stand Markus plötzlich in der Bürotür, schüchtern wie immer und ein bisschen verlegen:“Ich weiss nicht, ob ich das ganz richtig verstanden habe, dass ihr jemanden sucht, der auf eurer Hochzeit Fotos macht… aber wenn, also, ich könnte das machen.“ *gerührtsei* Keine Frage, dass wir ein paar „offizielle“ Fotos von einem professionellen Fotografen machen lassen. Aber was sonst noch alles so fotografiert werden will auf so einem Fest – dazu fragen andere normalerweise immer Vidal, ob er das macht. Nur auf der eigenen Hochzeit macht sich das eben ein bisschen schlecht… Mika kümmert sich um eine Band für uns. Bändi ist das finnische Wort dafür, toll, nich’?

Nicht zuletzt erspart uns die finnische Bürokratie sehr viel Stress. Ich glaube, ich erwähnte schon mal, dass wir genau ein Formular ausfüllen mussten und keinerlei Dokumente vorlegen. Das haben wir schliesslich schon bei der Anmeldung in Finnland getan. Kosten tun uns sämtliche mit der Hochzeit verbundenen Amtshandlungen übrigens auch nichts. Für sowas zahlt man ja Steuern. Im Übrigen muss man in Finnland, wenn man kirchlich heiraten will, sich nicht zusätzlich standesamtlich trauen lassen. Mir kam das am Anfang etwas seltsam vor, so als Deutsche, wo immer so auf die Trennung von Staat und Kirche gepocht wird. Aber es wird ja keiner gezwungen, kirchlich zu heiraten. Und diese hektischen deutschen Hochzeiten, wo das Brautpaar sich nach dem Standesamt die Ringe wieder abzieht, um sie sich bei der kirchlichen Trauung erneut anzustecken, also nee…! Unsere offizielle Trauung wird trotzdem auf dem maistraatti stattfinden, weil ich ein „Heidenkind“ zu ehelichen gedenke. Aber einen Gottesdienst und eine Segnung bekommen wir dann trotzdem.

Ach herrjeh, und nun guckt euch an, was ich wieder für einen Roman geschrieben habe. Kann so eine Braut Hochzeitsvorbereitungsstress haben?!


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Jahreszeiten auf Finnisch

Im Übrigen sind Begriffe wie „Frühlingsanfang“ hier rein astronomische Begriffe.

Frühling ist, wenn die Sonne wieder richtig hell ist. Wenn man ausserdem das Gefühl hat, sie scheint jeden Tag eine Stunde länger. Das passiert je nach Wetterlage irgendwann Anfang März. Dazu kann durchaus noch eine dichte Schneedecke liegen, und wenn es klar ist, dann gibt es nachts eben 15 Grad Frost. Aber den Frühling merkt man auch daran, dass es die Sonne schafft, die -15˚C auf nur noch -5˚C aufzuwärmen am Nachmittag. Und dass der Schnee ganz unmerklich verschwindet, ohne grosses Gematsche. In meinem ersten finnischen Frühling vor fünf Jahren schien fünf Wochen lang jeden Tag die Sonne, und als der letzte Schneerest verschwunden war, wurde es grün.

Und wenn es grün wird – das Gras, die Bäume, meist alles gleichzeitig und innerhalb von ein / zwei Wochen Anfang Mai – dann ist Sommer. Sommer ist sattes Grün und helle Nächte und Möwengekreisch und nächtlicher Sprossergesang.

Wenn im August die Bäume einen Gelbstich bekommen, die Vogelbeeren reif werden, das Sonnenlicht ganz weich wird, es nachts wieder dunkel wird und durchaus auch schon wieder kalt, die Vögel still geworden sind, dann ist Herbst.

Und mit dem ersten Schnee im November und wirklicher Dunkelheit ist unweigerlich Winter.


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Heute waren wir das dritte Mal innerhalb einer Woche eisbaden. Letzten Sonntag, am Dienstag schon wieder, und heute auch. Es ist das derzeit einzigste und schönste Wintervergnügen in Turku – zum Skifahren reicht der Schnee nicht, zum Schlittschuhlaufen auf kleinen Sportplätzen haben wir nach der Eisbahn auf dem Jyväsjärvi keine Lust mehr, und mit Rodelbergen ist es hier in der flachen Gegend nicht so toll.
Aber jetzt, wo endlich das Meer zugefroren ist und man nach der Sauna dampfend in ein wirkliches Eisloch steigen kann, und danach noch ein paar Minuten, heissen Saft trinkend, im Badeanzug ein erstes Sonnenbad nehmen kann, das tatsächlich schon ein wenig wärmt… wunderbar!

Nur kann ich mir gerade schwer vorstellen, dass in zwei Monaten der Schnee geschmolzen, das Eis vom Meer verschwunden und die Bäume grün geworden sein sollen. Aber wird wohl so sein, wie noch jedes Jahr… und dieses Jahr wollen wir es doch schwer hoffen!!! :-)


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<The Sound of Finland

• der Ruf der kuikka an Sommermorgen
(anzuhören auf dieser Seite)

• das schwappende Geräusch von kleinen Wellen gegen einen Bootssteg

• Stille

• der vibrierende Zweiklang der Nummernanzeigevorrich- tungen auf Banken, Bahnhöfen, am Fleischstand…, wenn die nächste Nummer aufgerufen wird

• das *dü-lü-dütt—dong-dong-dong* der Spielautomaten in den Eingangsbereichen der Supermärkte und den Wartesälen der Busbahnhöfe

• das Knistern von fallendem Schnee auf Fangzetteln (Ach, Mäusefangen im Winter…*sehnsüchtigseufz*)

• das helle Klickern von Spikes auf blankem Asphalt

• und leider auch das hochtourige Aufheulen und Getucker und Geschabe der kleinen Bagger, die den Schnee von den Fusswegen schieben, das einen winters regelmässig aus dem Schlaf reisst *nerv*

Heute Nacht hat es nämlich wieder geschneit. Und schneit immer noch. Damit wir auch ja keine Schwierigkeiten haben nächste Woche, die Ostereier zu finden!


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Ansonsten hat das Symposium, das wir dieses Jahr zum ersten Mal gemeinsam mit den Ökologen der Åbo Akademi veranstaltet haben, bei ihnen im Arken, wieder viel Anlass zu Vergleichen zwischen Finnen und Finnlandschweden gegeben.

Zuerst einmal die Räumlichkeiten: das Arken ist eine erst im letzten Jahr zum Unigebäude umgebaute alte Fabrik. Der Umbau ist, wie ich finde, gut gelungen, allerdings bin ich inzwischen so an die finnische Bauweise mit viel Glas und Holz und hellen Farben gewöhnt, dass ich mit dem vielen Schwarz im Arken echte Probleme habe. Im dunklen Winter sowieso, und wenn wie jetzt die Sonne scheint, dann erst recht. Die haben dort schwarz gefliesste Toiletten und Waschräume, dunkelgraue Türen, und das schlimmste dort ist der Hörsaal mit schwarzen Schreibpulten und dunkelgrau bezogenen Sitzen und Wänden, die ringsherum mit Platten aus dunkelsilbernem Metallgeflecht behängt sind. Alles wirkt sehr edel und modern, aber nicht besonders freundlich, und zeugt vor allem von sehr viel Geld. Keine finnische Uni könnte sich solch einen aufwändigen Umbau leisten.
Was dann besonders irritiert, ist, dass in diesem durchgestylten Gebäude überall Zettelchen mit Klebeband angebracht sind: Keine Banane essen im Hörsaal! Keinen Kaffee mit reinnehmen! Handy aus! Und dann die besonders schönen Zettelchen auf den Toiletten: Verlasse den Raum so, wie du in vorfinden möchtest! (*blabla* *augenverdreh* Diese moralisierenden Aufforderungen haben mich schon immer angenervt!) plus ausführliche Hinweise, wie das erreicht werden kann, z.B. durch Benutzung der Klobürste… Ich kam mir fast vor wie in meinem lieb Heimatland! Ich hatte die Existenz solcher Zettelchen in manchen Gegenden der Welt schon ganz aus meinem Gedächtnis verbannt. Natürlich gibt es in Finnland auch das eine oder andere Verbotsschild, aber darüber hinaus fühlt sich nicht Hinz und Kunz dazu verpflichtet, seinen Mitmenschen seine eigenen Regeln darzulegen.
Apropos Regeln: wir hatten jeweils zwei chair persons pro Tag, jeweils jemand von der Uni und jemand von der Akademi. Die Nachmittagssession am Donnerstag begann damit, dass der chairman von der Åbo Akademi uns alle aufforderte, die Handys auszuschalten: „Und wenn bei jemandem das Handy klingelt, den schmeisse ich raus!“ Da in Finnland Handys schon etliche Jahre länger üblich sind als z.B. in Deutschland, wo der grosse Boom ja erst vor 5 Jahren einsetzte, und Handys hier von Anfang an als Gebrauchsgegenstände und nicht als Prestigeobjekte angesehen wurden, braucht man eigentlich niemanden über Handyetikette aufzuklären. Ich habe noch nie, wirklich noch nie ein Handy in einer Vorlesung oder während eines Meetings klingeln hören! Warum dann diese rüde Aufforderung? Warum die Drohung mit Rausschmiss? Es bewirkt doch nichts anderes, als die Leute so richtig vor den Kopf zu stossen. „Rausschmeissen“ scheint überhaupt ein Lieblingswort finnlandschwedischer Lehrer zu sein. Gerade heute früh erst im Schwedischkurs erklärte Charlotta uns zum soundsovielten Male, dass alle, die mehr als sieben Mal fehlen, von ihr aus dem Kurs geschmissen werden, und im Übrigen werde sie beim nächsten Mal die Tür verschliessen, so dass alle, die zu spät kommen, nicht mehr reinkommen, so dass das mal ein Ende hat. Solche Kindergartenmätzchen habe ich zum letzten Mal im Grundstudium bei unserem vergreisten Zoologieprofessor erlebt, der schloss auch seinen Hörsaal ab, und wer Kaugummi kaute, flog raus.
Und dann wären noch die Studenten. Natürlich gab es keinerlei Annäherung von Finnen und Schweden. Wir hörten uns höflich alle Vorträge an, aber zur abschliessenden Party erschien kein einziger der Schweden. Während die Finnen die Schweden einfach links liegen lassen, machen die meisten Schweden ziemlich arrogant klar, dass sie mit den Finnen eigentlich sowieso nichts zu tun haben wollen.

Es gibt auch Ausnahmen, klar. Aber wie können die Leute in EINEM Land eigentlich sooo verschieden sein?!


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Excellent talk!“, brummte mir Erkki mit seiner tiefen Stimme entgegen, und setzte noch nach: „Really good!“. Und klopfte mir sogar noch kameradschaftlich anerkennend auf die Schulter. (Bitte? wo Finnen doch jede Art von Körperkontakt peinlichst meiden?!)
Kann ich jetzt davon ausgehen, dass unsere Kämpfe um „sinnlose Herumfahrerei“ mit dem Boot (wie bitte hat er sich denn ein Forschungsprojekt auf Inseln vorgestellt?) und die ewige Diskussion über die „Zeitverschwendung“ durch den Besuch eines Finnischkurses eingestellt sind? Fein. Macht ja keinen Spass, einen schmollenden Chef zu haben.

Und ich sitze immer noch in diesem schwarzen Hörsaal fest…