Natürlich sind wir in letzter Zeit immer mal wieder gefragt worden, wie denn unsere Hochzeitsvorbereitungen „voran gehen“. Ob wir nicht grossen Stress hätten.
Bah! Wir wollen ein Fest feiern, für uns, mit unseren Eltern und Freunden. (Nicht umgekehrt.) Es muss nicht perfekt sein. Nur fröhlich soll es sein. Wir müssen keiner Erwartungshaltung entsprechen. Hätten wir uns sowieso geweigert. ;-) Aber ernsthaft – unsere Gäste kommen aus fünf verschiedenen Ländern, aus völlig verschiedenen Gegenden Deutschlands – überall wird etwas anderes als unabdingbar, als „genau so muss man es machen“ angesehen – das macht uns völlig frei, davon das auszuwählen, was auch wir schön finden. Fein raus, hihi. Ich erinnere mich noch gut an meine Verwirrung, als eine Freundin mir kurz nach ihrer Hochzeit erzählte, wie sehr sie sich über ihre Trauzeugin geärgert habe, die anscheinend gar nicht gewusst hätte, was von ihr erwartet worden sei. Ich war umso mehr erschrocken, da ich selbst bei dieser Freundin fast Trauzeugin geworden wäre. Was wären also meine „Pflichten“ gewesen? Ich, aus einer anderen Gegend, war vollkommen ahnungslos…
Ich möchte auch keine Diskussionen mehr darüber, dass ich keine Rosen im Brautstrauss möchte und dass wir kein extra Hochzeitsauto mieten werden. Wo kämen wir denn da hin?! Der J-FI bekommt am 19. Mai eine ordentliche Wäsche (und ja, die Skihalter sollten wir ihm vielleicht auch bald mal wieder abnehmen), Blumenschmuck (richtig, auch keine Rosen!), und wozu haben wir uns schliesslich damals ein Auto gekauft, das uns auch optisch gefällt?
Die Juwelierin in Chemnitz war sehr verwundert, dass wir uns die Ringe für die linke Hand anpassen liessen. Marjaana dagegen versteht nicht, wie wir unsere Verlobungsringe „aufgeben können“. (In Finnland behalten bei der Hochzeit beide ihre Verlobungsringe, und die Braut bekommt noch einen Ring zusätzlich, den sie dann über dem Verlobungsring trägt.) Na, das wollen wir dann eben doch lieber deutsch. Ende der Diskussion.
Das wäre das eine. Zum anderen waren die Vorbereitungen bis jetzt ein Kinderspiel.
Mein Brautkleid wird das erste, das ich anprobiert habe. Sicher hab’ ich hinterher noch andere anprobiert, nur um ganz sicher zu sein, aber die haben mich alle nur darin bestärkt, dass das erste das richtige für mich war. Na gut, ich habe auch nicht in irgendeinem Laden angefangen anzuprobieren, sondern in dem, wo es schon vor zehn Jahren, als in Deutschland gerade die Rüschen-, Puffärmel- und Stufenrockwelle ausgebrochen war, wirklich schöne Brautkleider ohne all diesen Plunder gab. Jeden Urlaub hab’ ich dort vorm Schaufenster gestanden und mir gesagt:“Wenn ich mal heirate…“ Das war der erste Brautkleidladen, der in Žilina aufgemacht hat. Mittlerweile gibt es dort so viele, dass Žilina auch als die „Brautstadt“ Werbung für sich macht. Was unter anderem zur Folge hat, dass es feine weisse Schuhe in fast jedem normalen Schuhgeschäft dort gibt. Man ahnt es schon – die Brautschuhe waren genauso schnell ausgesucht wie das Kleid.
Für die Trauung auf dem maistraatti habe ich genau zwei Kleider bei zwei Kleiderverleihen anprobiert, und das zweite wird es werden. Da die Finnen sich zu vielen Anlässen fein herausputzen, gibt es genug solcher Verleihe mit genügend grosser Auswahl. Warum soll ich mir das Kleid kaufen? Leihe ich mir lieber zu meiner karonkka (bloss noch nicht!) ein anderes aus.
Einen Samstag lang sind wir mit den Gelben Seiten herumgefahren und haben Lokale besichtigt, in denen wir feiern können. Dann stand es schon fest, dass wir dort feiern wollen. In Finnland ist das einfach, da wird das Essen normalerweise von den Leuten gemacht, die den Raum vermieten. Wir haben richtiges Glück – die Frau wird nicht nur das Essen machen, sondern sogar unsere Hochzeitstorte backen und sich um den Tischschmuck kümmern. Letzte Woche waren wir dort, um Essen, Serviettenfarben, Blumenschmuck, Verzierung für die Hochzeitstorte abzusprechen. „Soll ich beflaggen? Finnische Fahne, deutsche Fahne? Beides?“ Nein, danke. Sooo finnisch sind wir noch nicht geworden. Ich hab’ auch keine Bedenken, dass einer unserer Gäste nachts besoffen in den Weiher nebenan steigen wird oder sämtliche Biergläser zu Bruch gehen. *augenroll* Aber da müssen wir uns den finnischen Regeln beugen: 1:00 Uhr ist Schluss, und nach dem offiziellen Essen gibt’s nur Plastikbiergläser. Naja. *seufz*
Letzte Woche sind wir einen Nachmittag lang durch Turku geradelt – als ich mein Fahrrad, weil es draussen partout nicht wieder warm werden wollte, endlich mal in die Uni geschoben und dort im Mausefallen- und Fischreusenlager auftauen lassen hatte – und haben Fotografen verglichen. Der sehr redselige Finnlandschwede mit seinen fröhlichen und gar nicht gestellt wirkenden Fotos hat uns dann überzeugt. Und am Mittwoch stand Markus plötzlich in der Bürotür, schüchtern wie immer und ein bisschen verlegen:“Ich weiss nicht, ob ich das ganz richtig verstanden habe, dass ihr jemanden sucht, der auf eurer Hochzeit Fotos macht… aber wenn, also, ich könnte das machen.“ *gerührtsei* Keine Frage, dass wir ein paar „offizielle“ Fotos von einem professionellen Fotografen machen lassen. Aber was sonst noch alles so fotografiert werden will auf so einem Fest – dazu fragen andere normalerweise immer Vidal, ob er das macht. Nur auf der eigenen Hochzeit macht sich das eben ein bisschen schlecht… Mika kümmert sich um eine Band für uns. Bändi ist das finnische Wort dafür, toll, nich’?
Nicht zuletzt erspart uns die finnische Bürokratie sehr viel Stress. Ich glaube, ich erwähnte schon mal, dass wir genau ein Formular ausfüllen mussten und keinerlei Dokumente vorlegen. Das haben wir schliesslich schon bei der Anmeldung in Finnland getan. Kosten tun uns sämtliche mit der Hochzeit verbundenen Amtshandlungen übrigens auch nichts. Für sowas zahlt man ja Steuern. Im Übrigen muss man in Finnland, wenn man kirchlich heiraten will, sich nicht zusätzlich standesamtlich trauen lassen. Mir kam das am Anfang etwas seltsam vor, so als Deutsche, wo immer so auf die Trennung von Staat und Kirche gepocht wird. Aber es wird ja keiner gezwungen, kirchlich zu heiraten. Und diese hektischen deutschen Hochzeiten, wo das Brautpaar sich nach dem Standesamt die Ringe wieder abzieht, um sie sich bei der kirchlichen Trauung erneut anzustecken, also nee…! Unsere offizielle Trauung wird trotzdem auf dem maistraatti stattfinden, weil ich ein „Heidenkind“ zu ehelichen gedenke. Aber einen Gottesdienst und eine Segnung bekommen wir dann trotzdem.
Ach herrjeh, und nun guckt euch an, was ich wieder für einen Roman geschrieben habe. Kann so eine Braut Hochzeitsvorbereitungsstress haben?!