Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Für den Google-Sucher

…der gerade die Übersetzung von „Sanduhr“ ins Finnische gesucht hat: es heisst tiimalasi.

Was mich daran erinnert, wie es immer abläuft, wenn sich Finnen mit Deutschen über Sauna unterhalten:

Finne: Gibt es denn in Deutschland auch Saunas?

Deutsche: Ja, schon, aber eine eigene Sauna ist eher was für reiche Leute…

Finne: Hä?

Deutsche: Naja, ein Statussymbol – „Ich hab’ sogar eine Sauna im Keller!“.

Finne: Ach so…

Deutsche: Und dann gibt es noch öffentliche Saunen, meist in Schwimmhallen, aber die muss man extra bezahlen, und die sind ziemlich teuer. [Finne guckt skeptisch.] Ausserdem darf man dort unter keinen Umständen selbst Wasser auf den Ofen kippen.

Finne: Aber dann ist es doch total trocken? Das ist doch keine Sauna!

Deutsche: Naja, alle halbe Stunde oder so kommt jemand und macht Aufguss. Aber klar, das ist natürlich immer noch ziemlich trocken und naja, nicht besonders toll. Und weisst du, dann gibt es noch diese ganzen Regeln: erst musst du genau 12 min in der Sauna sitzen…

Finne: Und wenn dir das viel zu lange ist?

Deutsche: Tja, das frage ich mich auch immer. Aber der Deutsche fällt eben lieber um als schon nach 10 min aus der Sauna zu gehen… Na, jedenfalls musst du erst genau 12 min in der Sauna bleiben, dann ins kalte Wasserbecken gehen und dann mindestens 20 min ruhen.

Finne: Hm.

Deutsche: Mir wär’ das auch viel zu langweilig… Übrigens sind in Deutschland die Saunen meist gemischt. Weisst du, was mein tollstes Saunaerlebnis in Deutschland war? Wir waren mal in einem Spassbad mit vielen verschiedenen Saunen, und über einer stand explizit „Finnische Sauna“. Natürlich war es viel zu heiss und zu trocken da drin, aber… Jedenfalls stand draussen vor der Tür zur Dekoration ein Eimer mit vihtas, uralt, jedenfalls waren da schon überhaupt keine Blätter mehr dran, nur noch zusammengebundene trockene Birkenzweige. Und dann kam so ein dicker, schwitzender Mann rein, mit so einem Bündel Zweige in der Hand und einer Miene, die besagte: “Ich weiss, wie’s geht!“, und fing an, sich mit diesem Bündel zu schlagen….

Finne: Echt?

Deutsche: Echt! Kannst du dir vorstellen – nur mit den trockenen Zweigen, ohne Blätter dran?!“ [Finne guckt noch skeptischer.] Übrigens, in einer deutschen Sauna gibt es immer so Sanduhren an der Wand, damit man weiss, wann die 12 Minuten um sind.

Finne: Sanduhren?!

Deutsche: Ja, ganz viele davon, damit sich jeder, der reinkommt, eine umdrehen kann…

Finne: Nee, jetzt verarschst du mich!

Deutsche: Nee, tu ich nicht.

Finne: Doch, bestimmt.

Deutsche: Nee, ehrlich!!!

Finne: Nee, du verarschst mich ganz bestimmt! Sanduhren! Nee, das glaub’ ich dir nicht!!!


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Meine liebe Schwiegerverwandtschaft macht sich Sorgen, dass ich ihren geliebten Vidal hastdunichtgesehen dazu verleite, finnischer Staatsbürger zu werden. Besorgte Telefonate unter Verwandten, die in einem sonntagabendlichen Anruf bei Vidal endeten: “Aber das machst du doch nicht?!“

Nein, das macht er nicht!
Es soll zwar Leute geben, die behaupten, auch in Finnland wohnten die Leute neuerdings nicht mehr in Iglus, sondern in richtigen Häusern, die sogar mit Fernheizung ausgestattet sind, die behaupten, in Finnland gäbe es gar keine Eisbären und es läge auch nicht das ganze Jahr über Schnee, die behaupten, NOKIA sei gar keine japanische Firma, sondern durch und durch finnisch, die behaupten, auch Schulen gäbe es in Finnland und dabei andauernd was von einer so genannten PISA-Studie murmeln, die behaupten, die Finnen lebten heutzutage gar nicht mehr von Fischfang und Rentierzucht, sondern hauptsächlich von Hochtechnologie, und die sogar behaupten, dass Finnland zur EU gehöre.
Aber das sind freilich alles nur Gerüchte! Wer käme denn auf die Idee, die Staatsbürgerschaft eines solchen Landes zu beantragen?! Bitte!

Und mal immer langsam mit die jungen Pferde: auch die wenigen Verrückten, die auf eine solche Idee kommen könnten, müssten zunächst sechs Jahre im Lande ausgeharrt haben, ehe ihrem Antrag auf Erlangung der Staatsbürgerschaft stattgegeben werden dürfte. Noch vier Jahre Zeit für verwandtschaftliche Agitation: „Also ich weiss nicht, immer wenn mich die Leute fragen, wo der Vidal ist, dann wundern sie sich, warum denn ausgerechnet Finnland. Wenn ich wenigstens sagen könnte, er wäre in den USA…!“

[Bloggerin genehmigt sich ein Glas Finlandia-Wodka gegen Übelkeit.]


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Mein schönstes Ferienerlebnis:

Mit dem Fahrrad auf das Autodeck der grossen Schwedenfähre fahren dürfen :-)

Wir sind also wieder da. Nicht ganz auf dem Weg, den wir geplant hatten. Dabei hatte es so schön angefangen:

Donnerstag, 23.06.2005

Ich glaube, die Landhebung Finnlands ist seit der Motorisierung ins Stocken gekommen. Wahrscheinlich senken sich alle Inseln zumindest zu Juhannus wieder um etliches, weil sie einfach überladen mit Menschen und Autos sind.
Sämtliche Strassenfähren waren heute überfüllt. Die Fähre zwischen Parainen und Nauvo verkehrte heute mit drei (!) Fahrzeugen. Keine Ahnung, von wo sie die dritte Fähre herangeschafft hatten. Auf „Sterna“ und „Falco“ kam sogar die herunterklappbare Autobalustrade zum Einsatz. Trotzdem gab es Rückstau. Toll, mit dem Fahrrad einfach daran vorbeizufahren!
Überhaupt war es schön, die uns eigentlich bekannt Strecke nach Korppoo mal mit dem Rad zu fahren. Gibt es die Brücke hier immer? Hat dieses Haus immer schon so kunstvolle Fensterrahmen gehabt? Und nie hätten wir bemerkt, was alles am Wegesrand wächst. In den letzten vier Wochen ist hier alles nur so herausgeschossen. Die Wiesen sind gelb von Butterblumen und Wundklee, lila von Storchschnabel, rosa von Nelken, weiss von Margerithen undWiesenkerbel. Und die Strassenränder sind voll blühender Lupinen. Viele Leute sahen wir, die pflückten Blumen und Birkenzweige für Juhannus.
Kurz vor Parainen kauften wir den ersten Liter finnischer Erdbeeren dieses Jahr. Njam! Erdbeeren mit richtigem Erdbeergeschmack! Wir beschlossen sofort, an jedem Erdbeerstand unterwegs eine Erdbeerpause einzulegen. Leider war es der einzige bis Korppoo. Im Supermarkt in Parainen herrschte Gedränge wie in Deutschland vor Weihnachten. Mich haben die Vorbereitungen für Juhannus ja schon immer an Weihnachtsvorbereitungen erinnert.
Nach 80 km und zwei Strassenfähren und ein wenig kaputt kamen wir in Galtby an, wo um 21:00 Uhr unsere Fähre nach Åland abfuhr. Auf dieser Fähre muss nur für Autos bezahlt werden, Fussgänger und Radfahrer fahren umsonst. Fahrräder werden nach Ausstiegsorten sortiert und an einen entsprechenden Platz gewiesen, dann bekommt jeder einen dicken blauen Bindfaden in die Hand gedrückt, um sein Rad hochseetauglich zu sichern.
Im Passagierraum stand ein Strauss Wiesenblumen, und neben dem Kaffeeautomaten gab es einen Tisch mit viel Kuchen, jeder mit einem Preis versehen, daneben ein Sparschwein. Sowas funktioniert hier. Wir zwei Ausländer waren wahrscheinlich auch die Einzigen, die ihre Fahrräder abgeschlossen haben.
Bis 2:00 Uhr fuhren wir mit der Fähre durch die Mittsommernacht. Zum Glück habe ich das Bis-um-drei-Aufbleiben die letzten Tage schon ausgiebig trainiert.

Freitag, 24.06.2005

Als wir um zwei in Långnäs ankamen, hatten alle Autos und fast alle Passagiere das Schiff schon verlassen, auf Kökar oder Föglö. In Långnäs gingen nur wir und zwei andere Radfahrer noch von Bord.
Wir hatten uns geschworen, maximal noch 500 m zu fahren, allerhöchstens 800, falls es bergab ginge. Nach sechs Stunden Pause fuhr es sich trotz Müdigkeit wieder überraschend leicht. Über den Bäumen hing der Mond wie eine riesige Apfelsine und warf breite orange Streifen aufs Wasser, die Vögel sangen im Zwielicht, und es regte sich kein Lüftchen, was uns zu der scherzhaft gemeinten Aussage verleitete: Lass uns doch gleich weiterfahren bis Mariehamn, ehe morgen wieder der doofe Wind weht! Hätten wir’s mal gemacht!!!
Erstmal bauten wir aber doch mal lieber unser Zelt auf, ganz ohne Stirnlampe und dergleichen, war ja hell. Als ich acht Stunden später wieder aufwachte, schien nicht nur die Sonne heiss aufs Zelt, sondern hörte ich es auch schon verdächtig laut rauschen in den Baumwipfeln. Das hatte uns gerade gefehlt, so kaputt wie wir von den 80 km gestern waren (aber noch eine Übernachtung einzuschieben zwischen Turku und Korppoo fanden wir auch doof) – die ganze Zeit Gegenwind! So quälten wir uns nur die 30 km bis Mariehamn, unterbrochen von einer langen Badepause.
Mittlerweile wurde uns auch klar, warum Åland als Paradies für Radfahrer gilt. Fast überall gibt es Radwege, und wo es keine Radwege gibt, haben die Strassen extrabreite Seitenstreifen. Autofahrer halten an Zebrastreifen IMMER für Radfahrer an, und sind auch sonst sehr rücksichtsvoll. In Finnland gibt es auch fast überall Radwege, aber wo es keine Radwege gibt macht das Fahren auch wirklich keinen Spass. Finnland hat zwar die geringste Verkehrsdichte Europas, aber wehe, ein finnischer Autofahrer soll die Strasse mit einem Radfahrer teilen…!

Sonnabend, 25.06.2005

Schon bevor wir überhaupt losgefahren waren hatte uns ein Blick auf die Wettervorhersage gesagt, dass wir am Samstag wohl einen Ruhetag in Mariehamn einlegen müssten. Und richtig – als wir aufwachten, stürmte es wie wild, und kurz darauf fing es an zu regnen. Der für solches Wetter geplante Schwimmhallenbesuch musste auch ausfallen –zu Juhannus geschlossen. Schon gestern Abend war es schwer gewesen, ein geöffnetes Restaurant zu finden. So ist das eben. Zu Weihnachten will ja auch niemand schwimmen gehen.
In Anbetracht von Vidals schon gestern aufgetretenen Knieproblemen machten wir uns dann zunächst zum Westhafen zum Silja- und Viking-Terminal auf, um nach dem Fahrplan und Preisen zurück nach Turku zu fragen. :-( Hinterher waren wir Kaffee trinken, und siehe da, dann kam auch die Sonne schon wieder raus, weswegen wir uns noch zu einer kleinen Rundfahrt mit Rädern ohne Gepäck rund um Mariehamn hinreissen liessen.
Åland hat viele Kühe und Schafe. Åland hat keine Elchwarnschilder, sondern Hirschwarnschilder. Åland hat die höchste Pro-Kopf-Anzahl an Autos in ganz Finnland, aber man darf nur 70 km/h fahren auf Landstrassen. Åland hat eine eigene Fahne: rotes Kreuz auf gelbem Kreuz auf blauem Grund, die anlässlich des Mittsommers überall, wirklich überall zu sehen war. Vereinzelte finnische Fahnen gab’s auch. Åland ist sehr aufgeräumt. Åland ist ein bisschen schwedisch. Åland wirkt sehr reich. Und ich habe es endlich geschafft, die Grenze von „Ich verstehe zwar jede Menge Schwedisch, aber ich kann kein Wort sagen“ zu „Ich kann zwar nicht wirklich Schwedisch sprechen, aber für ein paar Sätze reicht es“ zu überschreiten! :-)

Sonntag, 26.06.2005

Nobel geht die Welt zugrunde: wenn wir schon –schweren Herzens! – von Mariehamn aus mit der Schwedenfähre zurück nach Turku müssen, statt mit dem Rad und diversen kleinen Fähren die Runde zu Ende zu fahren, dann leisten wir uns diesmal statt der “Zigeunerline“ eine Überfahrt mit den “Blauen“. Als ich 1994 zum ersten Mal mit der “Europa“ fuhr, war sie ein funkelnagelneues, beeindruckendes und edles Fährschiff, das eher an ein Kreuzfahrtschiff erinnerte. Elf Jahre fast pausenlosen Einsatzes zwischen Finnland und Schweden (diese Schiffe sind praktisch nur in Bewegung, jeden Tag der Woche, das ganze Jahr lang, und in den Endhäfen sind sie nie länger als eine Stunde, für eine gründliche Reinigung ist eigentlich gar keine Zeit), Sauftouren und Karaoke-Partys haben allerdings ihre Spuren hinterlassen. Man sieht noch, dass sie ein wenig aufwändiger designt wurde – es gibt auch ein paar mehr ruhige Fleckchen als auf den Konkurrenzschiffen, und der kreuzfahrtschiffmässige Windschutz auf dem Sonnendeck ist ganz prima – aber mittlerweile ist sie genauso heruntergekommen und versifft wie es die Schiffe der „Zigeunerline“ sind. Nur das Publikum ist ein wenig versnobter.
Wir haben uns am Buffet die Mägen so vollgeschlagen (nirgends sonst gibt es so leckeren Fisch und so leckere Nachspeisen wie auf diesen Schiffen!), dass wir uns hinterher gerade noch so auf’s Sonnendeck in den Liegestuhl schleppen konnten. Ansonsten kam ich mir vor wie unser ältlicher Botaniker, der seinerzeit unbedingt mit auf Exkursion nach Tunesien kommen wollte, und angesichts unserer hüpfenden und überquellenden Begeisterung ob der Wüstenlandschaft nur herablassend zu entgegnen wusste: “Ach, das kenne ich doch alles aus der Gobi…!“ Wie, tolle Landschaft?! Inseln und so?! Ach, das kenne ich doch alles von meiner Feldarbeit…! ;-) Die vertraute Route dann aber mal aus 30 m Höhe anzugucken, das war doch toll!
Und nach Hause zu kommen…! Den Dom schon hinter Hirvensalo von der Fähre aus über die Bäume gucken zu sehen. Von der Fähre radeln und gleich wieder auf die Föri drauf. Am Aurajoki entlangradeln, wo die Restaurantschiffe in der Abendsonne alle voller Menschen waren.
Ich weiss nicht mehr, wann das angefangen hat – anfangs kam mir Turku fremd und unfinnisch vor, verglichen mit allem, was ich aus Mittelfinnland kannte – aber jetzt ist Turku schon lange „meine“ Stadt und mein Zuhause. Ich hoffe, der Typ, der uns am Sonnabend am Badeplatz begegnete, schwedisch anquatschte, dann erzählte, er wohne jetzt in Berlin, und ansonsten nur zu sagen hatte: “Ihr wohnt in Turku?! Das’s ne Scheissstadt, ne?!“, ist irgendwann noch drauf gekommen, warum ich kein Wort mit ihm reden wollte.


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“Finlandia“, neu aufgelegt

Ich mag Sibelius’ Musik eigentlich nicht soooo sehr. Ich besitze trotzdem eine CD mit der „Finlandia“, „Lemminkäinen“ und „Karelia“ drauf, und manchmal bin ich in genau der finnischen melancholischen Stimmung, sie anzuhören.

Wenn man in Finnland lebt, kann man sich vor allem der „Finlandia“ sowieso nur schwer entziehen. Sie wird gnadenlos benutzt.

Über die unsäglichen Klingeltöne will ich hier lieber taktvoll schweigen.
Schön dagegen war, dass sie letztes Jahr auf der Tagung in Jyväskylä als Pausenzeichen zwischen den Vorträgen benutzt wurde. Auf grossen Tagungen mit mehreren Parallelsessions ist es meist unmöglich, zwischen Vorträgen verschiedener Sessions hin und her zu wechseln, weil der Zeitplan ja doch nie eingehalten wird. Irgendjemand überzieht immer. Will man dann zu einem anderen Vortrag, hat der schon angefangen. In Jyväskylä wurde in alle Konferenzräume zeitgleich zuerst ein Birkhuhnruf gespielt, als Warnung: von jetzt ab noch zwei Minuten. Danach dann ein Drei-Minuten-Ausschnitt aus der „Finlandia“, während der die Teilnehmer zwischen den verschiedenen Räumen wechseln konnten. Vor allem der Anfang des Drei-Minuten-Ausschnitt war so kräftig, dass es nicht die geringste Chance auf „Nur noch eine kurze Frage…“ oder „Ich wollte dazu nur noch schnell sagen…“ gab. Prima. Ich habe mir alle Vorträge anhören können, die ich wollte – und wenn ich dazu alle 15 min zu einer anderen Session wechseln musste. Keiner der Teilnehmer wird die „Finlandia“ je wieder vergessen. Wir haben sie ja an die hundert Mal gehört. ; )
Dass es die „Finlandia“ nun aber sogar als amerikanisches Kirchenlied gibt, darüber bin ich immer noch nicht ganz fertig. Ich bin ja aus unserer Gemeinde mit unserem anglikanischen Liederbuch einiges gewöhnt (z.B. dass ich mitten im Sommer ein Lied auf die Melodie von „Tochter Zion“ singen darf). Aber dass es ein Lied auf die Melodie der „Finlandia“ darin gibt… Wer’s nicht glaubt: Nr. 77 „Be still my soul“ (in: „Hymns for the Family of God“, 1976, Paragon Associates Inc., Nashville, USA). Wenigstens hatte am Sonntag keiner von uns Probleme, sich in die Melodie einzufinden. ;-)

Im Übrigen ist die „Finlandia“ nicht Finnlands Nationalhymne. Das ist die „Finlandia“, und das ist „Maamme laulu“, die Nationalhymne.


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Finnische Sommernächte

Man wird ein bisschen verrückt davon. Berauscht vom Licht rund um die Uhr und von den Farben des Himmels um Mitternacht. Man muss sich in sie hineinstürzen und sie geniessen, auftanken für den Winter, denn viel zu schnell sind sie wieder vorbei…

Meine schönsten Erinnerungen sind die an die Donnerstagspartys damals in meinem Sommer in Konnevesi, als wir die Nacht durchtanzten, um früh halb vier gemeinsam an den See zu gehen und den Sonnenaufgang zu bewundern.

Wenn ich nicht arbeiten muss, passiert es leicht, dass ich erst um zwei, um drei ins Bett gehe, wenn es schon wieder richtig hell wird, kurz vor Sonnenaufgang.

Letzte Nacht rissen mich Rufe und Gelächter aus dem Schlaf. Zwei italienische Austauschstudenten aus dem Block nebenan spielten nachts um drei auf der Wiese unter unserem Fenster Fussball. Mann, war ich müde! Ich hatte doch erst eine halbe Stunde geschlafen. Müssen die mich jetzt aus dem Schlaf reissen?! Ich bin grummelig aus dem Bett gekrochen, um das Fenster zu schliessen. Und konnte ihnen doch irgendwie kein bisschen böse sein.
Sowas macht man eben in finnischen Sommernächten.


Ein Kommentar

J-FIs Lieblingsbeschäftigung:

Nein, nicht doch Badengehen! Fähre fahren!!!

Überhaupt gibt es in Finnland sehr nette Verkehrsschilder, ausser den auf der ganzen Welt bekannten Elchwarnschildern.

Aus diesem zum Beispiel haben wir seinerzeit ein schönes Poster für unsere Büroglastür nach dem Umzug des Jenaer Umweltamts in den ehemaligen Uniturm gebastelt:

Die ganze Belegschaft des Umweltamtes tanzte nach und nach bei mir an und liess sich die korrekte Aussprache beibringen. Die Besucher fanden’s toll, weil die meisten tatsächlich nur wegen eines Baumfällantrags aufs Umweltamt kommen, und sich nicht mehr durchfragen mussten.
Leider durften wir es nicht an der Tür hängen lassen, unser Herr Amtsleiter verbat sich derlei ”amtsbelustigende Dinge”. Deutsche Beamte haben eben keinen Humor.
Aber es hängt noch. Neben der Tür hat er’s nicht verboten. ;-) Und im August geh’ ich’s mir angucken und meine Ex-Kollegen prüfen, ob sie noch korrekt finnisch können! :-)


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Schlacht geschlagen

…und gewonnen, und eben ist mir ein Stein von der Grösse einer kleineren Schäre vom Herzen gefallen. Habt ihrs alle plumpsen gehört in der Ostsee?

Für um zehn hatte ich den am Telefon so schweigsamen Magnus – der der kleine Bruder von Annes Freund Niklas, und Anne wiederum eine Freundin von Pälvi, ist – zum „Vorstellungsgespräch“ bestellt, und was soll ich sagen: er war mir vom ersten Moment an sympathisch. So wie mir eben Sami damals vom ersten Augenblick an unsympathisch war.
Ich hatte ihn für heute um zehn bestellt, weil Erkki heute von seiner Dienstreise zurückkam. Der hätte bestimmt auch nicht damit gerechnet, dass ihn sofort bei seiner Ankunft seine Doktorandin überfällt, ihm Schauergeschichten von ihrem Feldassistenten erzählt, einen neuen schon an der Hand hat und nur noch wissen will, wie man denn nun Sami am besten kündigen kann!
Und da war er, der Haken – kündigen könne man prinzipiell schon, wenn jemand offensichtlich nicht in der Lage ist, die Arbeit zu tun, für die er bezahlt wird, aber, es ist ein Riesenaufwand. Und es dauert. Noch dazu, wo der Juli vor der Tür steht, in dem Finnland geschlossen ist. Kollektiv im Urlaub (ausser den Ökologen!). Nur wenn Sami zu überzeugen wäre, selbst zu kündigen. Ha! Jemand, der mir bei jedem Gespräch damit in den Ohren gelegen hat, dass er den Job unbedingt machen will und unbedingt das Geld braucht – „Nein, mit Mäusen wollte ich eigentlich nicht arbeiten – aber den Job will ich unbedingt haben!“, „Und wenn jetzt den ganzen Sommer schlechtes Wetter ist und wir nicht arbeiten können, werde ich dann trotzdem bezahlt? Ich brauche den Job nämlich unbedingt!“, „Ich habe mich doch schon letztes Jahr auf die Stelle beworben, dieses Jahr will ich den Job aber unbedingt haben!“ (Noch Fragen, warum er mir von Anfang an unsympathisch war?!) – der wird bestimmt nicht von sich aus kündigen. Mit Erkki wollte er auch lieber reden als mit mir. Na, bitte! Und persönlich herkommen wollte er auch. Na, noch viel besser!
Also sassen wir da, zwei, die ihn liebend gern in hohem Bogen gefeuert hätten und auch allen Grund dazu gehabt hätten, aber nicht durften, und einer, der seinen Job aber unbedingt behalten wollte, und rechtlich auch allen Grund gehabt hätte, ihn zu behalten. Ich sah schon meine Felle davonschwimmen und einen wirklich unangenehmen Sommer auf mich zukommen – mal von seinen Bootfahrkünsten abgesehen, unsere Beziehung wäre den ganzen Sommer mehr als angespannt gewesen, wer hält das denn aus? – als Erkki plötzlich mit sehr ernster Stimme zu einer sehr ernsten Rede ansetzte (ich schwöre, ich hab noch NIE erlebt, dass der Mann über irgendjemanden in irgendeiner Form Macht demonstriert hätte – aber diese Rede war: beeindruckend!) Ich sass nur da und dachte: das ist das Schlusswort, wenn das nicht hilft, dann muss ich mich auf einen furchtbaren Sommer einrichten – und plötzlich lenkte Sami ein: “OK, dann kündige ich eben. Ich weiss zwar dann nicht, wie ich meine Miete bezahlen soll…“

Nicht, dass ich jetzt besonders glücklich über diese Situation wäre. Nicht, dass ich einen besonderen Triumph verspürt hätte, als Erkki ihn so weit hatte. Ich weiss, dass es für Sami jetzt schwer werden wird, noch einen anderen Sommerjob zu finden. Aber er hatte es in der Hand. Wenn er nicht gelogen hätte in seiner Bewerbung, dann hätten wir uns nie und nimmer für ihn entschieden.
Ich weiss auch nicht, ob nun mein neuer Feldassistent soviel besser ist. Aber schlimmer kann es nicht werden.
Und ich bin soooo erleichtert. Ich freu’ mich sogar auf Montag, während ich heute früh beim Gedanken ans nächste Mal rausfahren schon wieder Bauchschmerzen bekam.

So, und jetzt geh’ ich die nächste Schlacht schlagen. Aber die ist nicht halb so wichtig.