Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


3 Kommentare

Überlebt

… den ersten Tag allein mit beiden Kindern. Alle haben regelmässig Essen, Trinken und trockene Windeln bekommen, und Zeit zum Zusammensein-Geniessen ist auch noch geblieben. Sogar meine grösste Sorge – wie ich das Mäusekleinkind zum Mittagsschlafen bekomme, während das Mäusebaby vielleicht wach ist und quäkt – erwies sich als halbwegs unbegründet: frau kann ja schliesslich auch im Kinderzimmer auf des Mäusekleinkinds Bett sitzend stillen, das Mäusekleinkind dabei in den Schlaf singen, das Mäusebaby an die andere Brust legen, das Mäusekleinkind zum zehnten Mal auffordern, sich hinzulegen, das Mäusebaby auf die Schulter legen und auf den Rücken klopfen, dem Mäusekleinkind die Hand halten (Ach, hätte frau doch mindestens drei Hände…!), das Mäusebaby wieder an die Brust legen… und nach einer guten halben Stunde feststellen, dass das Mäusekleinkind endlich, endlich eingeschlafen ist. Dann nur noch das Mäusebaby ohne viel Gequäke wieder zum Einschlafen bringen. (Immerhin hat das heute schon ein paar Mal ohne Brust geklappt.)

Zum Glück isst der kleine Mäusemann so viel besser als seine grosse Schwester seinerzeit und schläft demzufolge regelmässiger und fast immer zuverlässig an die drei Stunden, in denen ich mich intensiv mit dem Mäusemädchen beschäftigen kann.
Und ich habe festgestellt, dass ich mit zwei Kindern viel entspannter bin als ich es mit einem je war. Und dass ich es viel mehr geniessen kann.

Und ab morgen hat der Ähämann anderthalb Wochen seines Vaterurlaubs. :-)


6 Kommentare

Krankenhauslektüre

;-)

Üblicherweise sagt ja der erste Satz viel über ein Buch aus. Aber dieses Buch, als ich es damals noch in der Chemnitzer Stadtbibliothek entdeckte und mich das Bild von Prag auf dem Umschlag neugierig machte, hat mich mit seinem letzten Satz überzeugt: „Sense!“ Was für ein wunderbarer Schluss!

(Dabei ist der erste auch schön, und zwar so, wie das ganze Buch ist: „In der Stille des Gedächtnisses, vor allem, wenn ich die Augen fest schliesse, erblicke ich, wann immer ich mag, die Gesichter so vieler prächtiger Menschen, denen ich im Leben begegnet und von denen ich vielen als Freund nähergekommen bin, dass Erinnerung auf Erinnerung folgt, eine schöner als die andere.“)

(Und nein, es geht nicht nur um Frauen in seinen Geschichten. Und ”Wie ich mit Lenin Schlittschuh lief“ ist eine ganz andere, der Auszug ist aus ”Was der Harpunier Ned Land sagte”, soviel dazu.)

Leider war es schwer zu bekommen, vor allem die ungekürzte Auflage von 1992, zum Glück wurde ich schliesslich bei der ZVAB fündig.

Jetzt hatte ich es schon lange nicht mehr gelesen, weil Prag, an dem ich durch dieses Buch so viele neue Seiten entdeckt habe, jetzt so ewig weit weg ist und ich immer Sehnsucht nach meiner Lieblingsstadt bekomme, wenn ich es lese. Aber fürs Krankenhaus und die Endlosstillerei der ersten Wochen war und ist es genau richtig.
Und nach Prag kommen wir schon auch mal wieder!


2 Kommentare

Schnell, schneller, am schnellsten…

2:00 Uhr: Fruchtblase geplatzt. Naja, denkt Mama, das wird dann wohl noch dauern, war ja bei Mäusekind I auch so. Aber an Schlafen ist auch diesmal nicht mehr zu denken, also schnell einen Blogeintrag und eine email an die beste Freundin verfassen.

2:25 Uhr: Email abgeschickt. Mama hat sowas wie eine Wehe, vollkommen schmerzfrei, aber mit dem Gefühl, das Kind fällt gleich unten raus, sowie einem grossen Schwall Fruchtwasser verbunden. Mama ruft besser mal die Mäusegrosseltern an.

3:00 Uhr: Die Mäusegrosseltern treffen aus dem Hostel ein, der Ähämann wird aus dem Bett gepelzt, der Mäuseopa bietet Taxidienste zum Krankenhaus an. Der Ähämann und ich scherzen im Auto noch, ob wir wohl wieder „unsere“ tolle, deutsch sprechende Hebamme bekommen werden. (Die Wahrscheinlichkeit ist seeeehr gering bei 46 im Drei-Schicht-System arbeitenden Hebammen.) Mir ist das egal, ich mach’ das meinetwegen diesmal auch auf Finnisch.

3:20 Uhr: Ankunft im Krankenhaus. Ich werde für eine halbe Stunde verkabelt (CTG und so) und bemerke zu meiner grossen Überraschung, dass ich tatsächlich in der Lage bin, ganz regelmässige Wehen zu produzieren, die nicht weiter wehtun, aber die man diesmal sogar auf dem Wehenschreiber erkennen kann. Alle fünf Minuten. Die Hebamme, die uns in Empfang genommen hat, verspricht, uns dann bald jemanden vorbeizuschicken – und wer steht kurz darauf in der Tür?! „Unsere“ Hebamme Jenni! :-)

3:50Uhr: Muttermund ist 3 cm auf. „Und weil es das letzte Mal schon so schnell ging, könnt ihr auch gleich da bleiben, das dauert nicht mehr lange“, spricht Jenni. Der Ähämann und ich wandeln ein bisschen den Flur auf und ab, auf dem es diesmal überraschend ruhig ist. Ein Blick auf die Sockentafel zeigt, dass seit Mitternacht trotzdem schon zwei Zwillingsmädchen und ein Junge geboren wurden.

Ich wehe recht regelmässig vor sich hin. Der Ähämann setzt sich in der „Väterküche“ einen Kaffee an.

5:30 Uhr: Jenni kommt, guckt auf die Uhr und sagt: „Na, anderthalb Stunden noch. Mal sehen…“ 7:00 Uhr hat sie Dienstschluss. Ich würde mir ja wünschen… aber… so schnell wird es wohl doch nicht gehen. Erstmal noch ein CTG. „So für ungefähr eine halbe Stunde,“ sagt Jenni, „aber wenn du es unangenehm findest zu liegen und lieber rumlaufen willst, dann sag bescheid.“

6:00 Uhr: „Bescheid!“ ;-) „Na, so oft hast du ja noch keine Wehen“, sagt Jenni nach einem Blick auf den Ausdruck des Wehenschreibers. Tja, wenn ich liegen muss, dann nicht. Der Ähämann will sich seinen Kaffee holen, kommt aber mit dem Bescheid wieder, er hätte ihn zu dünn gekocht und nochmal neuen angesetzt. Ich wandere ein bisschen im Zimmer und auf dem Flur auf und ab, habe sofort wieder Wehen alle 3 bis 4 Minuten, die sich nun doch schon recht stark nach Wehen anfühlen. Wenn ich mich aber irgendwo anlehnen kann, dann sind sie ganz gut auszuhalten.

6:30 Uhr: Der Ähämann beschliesst, dass ich aussehe, als könne ich die Wehen nicht mehr besonders gut aushalten (obwohl ich denke, naja, geht schon noch…) und ruft Jenni. Die sieht, dass ich ganz rot im Gesicht aussehe und befindet: „Na, ich denke, es geht voran und wird dann auch zur Geburt kommen.“ Ähm, das denke ich auch. *grins* Nur wann…
Der Ähämann fragt, ob es ok ist, wenn er sich seinen Kaffee holt, aber ich bekomme gerade die nächste Wehe und nein, aua, ich brauch’ jemanden zum Händehalten!

6:40 Uhr: Muttermund 5 cm auf. (Was, erst?! Und es tut schon so weh?!) Jenni fragt, ob ich Lachgas möchte *grusel* oder so eine lokale Betäubung am Muttermund *auchgrusel*, aber angesichts der erst 5 cm und der ziemlich starken Schmerzen stimme ich Letzterem zu. „Ok, ich hole die Ärztin.“
Jenni und Ärztin kommen, Jenni erklärt mir, was passieren wird und wie es sich anfühlen wird, die Ärztin bereitet alles vor, erst müssen wir noch eine Wehe, aua, aua, abwarten…

6:50 Uhr: … die Ärztin will die Betäubung setzen – und guckt erstaunt, schüttelt den Kopf, ich höre nur „yhdeksän“ und kurz darauf die Erklärung, dass sich das mit der Betäubung erledigt hat. Von 5 auf 9 in 10 min, wow! Die Ärztin geht wieder, und Jenni gibt mir die Erlaubnis, schon ein bisschen mitzupressen, wenn es sich danach anfühlt, und jetzt, weiss ich, wird alles einfacher. Und dass Mäusekind II dann doch von der gleichen Hebamme entbunden werden wird wie Mäusekind I. :-) Und dass der Ähämann noch ein bisschen auf seinen Kaffee warten müssen wird. ;-)

7:00 Uhr: Muttermund 10 cm auf. Pressen, atmen, pressen, atmen, warten auf die nächste Wehe… Und schon darf der Ähämann nach einer zweiten Hebamme und einer Kinderschwester klingeln. Beide kommen, die ältere Hebamme fasst mich liebevoll an der Schulter und sagt auf Finnisch: „Gleich geschafft!“ Noch eine Wehe, pressen, nicht pressen… der Kopf ist draussen! Noch eine Wehe…

7:07 Uhr: … Mama von zwei Kindern! „Guck!“, sagt Jenni. Ein kleiner Mäusemann!

* 12.05.2008 7:07 in Turku / Finnland
3720 g 51 cm


55 Kommentare

Mäusekind II ist…

… ein Junge!

* 12.05.2008 7:07 in Turku / Finnland
3720 g, 51 cm

(Alles ging sehr schnell und unkompliziert, der kleine Mann hat heute schon wieder sein Geburtsgewicht erreicht, wofür die grosse Schwester seinerzeit drei Wochen (!) gebraucht hat, und eigentlich hätten wir am Mittwoch schon heimgehen dürfen, aber da der Ähämann und ich nur ”gelbe” Kinder können, mussten wir bis heute warten.)