Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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2018

1. Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
ZEHN! (Da ich in diesem Jahr allerdings kein Kind auf die Welt gebracht habe, erscheint mir das im Vergleich fast ein bisschen frevelhaft, also sagen wir: Neunsiebenachtel.) Eine Arbeit, die mir richtig Spass macht und bei der ich nicht ständig zwischen Familien- und Arbeitszeit jonglieren muss, ganz viel gemeinsame Familienzeit und ausserdem ein richtiger Winter, zweimal Frühling, ein Rekordsommer, in dem wir alle zusammen zehn Wochen frei hatten, ein aussergewöhnlich warmer und bunter Herbst und eine trotz aller Termine recht besinnlichen Adventszeit mit sogar Schnee: was für ein wunderbares Jahr!!!

2. Zugenommen oder abgenommen?
Weder noch, wahrscheinlich.

3. Haare länger oder kürzer?
Gleichlang lang.

4. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Vermutlich wieder ein Stückchen weitsichtiger. Die Brille vom letzten Jahr tut’s aber noch sehr gut.

5. Mehr Kohle oder weniger?
Tja. Mein Arbeitslosengeld war höher als mein jetziger Lohn.

6. Besseren Job oder schlechteren?
Den gleichen neuen. Und der wird eigentlich immer nur besser.

7. Mehr ausgegeben oder weniger?
Für des Fräulein Maus‘ Turnerei im neuen Verein seeehr viel mehr. Ansonsten versuchen wir halt immer, nicht knausrig, aber sparsam zu leben.

8. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
Mehr Selbstsicherheit im neuen Job (und in der unmöglichsten Fremdsprache der Welt). Neue Erkenntnisse über den finnischen Lehrplan, Erste Hilfe, Gebärdensprache, Brailleschrift und was sonst noch zu meiner inzwischen fast abgeschlossenen Ausbildung gehört, und überhaupt Erkenntnisse aller Art. Man lernt wirklich nie aus.

9. Mehr bewegt oder weniger?
Mehr Fahrrad gefahren, weil ich – bis auf ein paar Ausnahmen, als sich der Turkuer Winter von seiner allerbesten fahrradfahrer- und fussgängerunfreundlichsten Seite zeigte – rund ums Jahr mit dem Rad auf Arbeit gefahren bin; ausserdem habe ich seit August einen knapp 8 km langen Arbeitsweg, und mittwochs, wenn ich Schule hatte, kamen sogar insgesamt 20 km zusammen. Ausserdem bin ich noch nie so viel skigefahren wie in diesem Jahr. Und schon lange nicht mehr so viel in den Bergen gewandert.

10. Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
Weiss gar nicht. Ich erinnere mich eigentlich nur an eine Flunssa kurz nach Sommerausbruch und eine zu Herbstbeginn.

11. Davon war für Dich die Schlimmste?
Die erste. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich für zwei Tage überhaupt keine Stimme.

12. Der hirnrissigste Plan?
Gab’s dieses Jahr keinen. (Sagte ich schon, dass das Jahr nahezu perfekt war?!)

13. Die gefährlichste Unternehmung?
Bei Gewitter in den Bergen zu sein. (Mit ein bisschen Voraussicht nicht wirklich gefährlich. Aber sehr beeindruckende und respekteinflössende Blitze haben wir gesehen in gerade noch sicherer Entfernung.)

14. Die teuerste Anschaffung?
Das mit Abstand teuerste war unsere vierwöchige Reise zu all unseren Lieblingsorten in Europa. (Aber jeden Cent wert!)

15. Das leckerste Essen?
Wir sind viel gereist dieses Jahr und haben deshalb sehr viel gutes Essen gegessen, und, naja, wir waren halt zehn Tage im Schlaraffenland.

16. Das beeindruckendste Buch?
Christa Wolfs gesammelter Briefwechsel.

17. Der ergreifendste Film?
Ich bin echt nicht der Kinogänger und Filmegucker. Neulich haben der Ähämann nach ewiger Zeit mal wieder „Schultze gets the Blues“ geguckt, der ist schon sehr schön.

18. Die beste CD?
Ich habe so viel Kindergeschrei, -gelache, – gesinge um mich rum, dass ich es sonst am liebsten still habe. Ich glaube, ich habe noch nie so wenig Musik gehört wie in diesem Jahr. (Mal abgesehen von unserer Weihnachts-CD-Sammlung.)

19. Das schönste Konzert?
Das Abschlusskonzert vom Musiklager im Nachbarort.

20. Die meiste Zeit verbracht mit?
Kindern.

21. Die schönste Zeit verbracht mit?
Dem Ähämann und den Mäusekindern in den unendlichen Sommerferien.

22. Zum ersten Mal getan?
Einen finnischen Präsidenten gewählt.
Osterspaziergang auf Skiern gemacht.
Mit des Fräulein Maus‘ Mannschaft auf Wettkampfreise geflogen.
Von Kasnäs mit der Autofähre noch weiter nach Süden gefahren.
Mit dem Stadtbus in den Nationalpark gefahren.
Im September noch am Lieblingsstrand baden gewesen.
Den Kindern Schulbrote geschmiert.

23. Nach langer Zeit wieder getan?
Die Turkuer Burg besucht.
Über den zugefrorenen Aurajoki spaziert.
Im Irrgarten gewesen.
Die Schärenringstrasse gefahren.
Neue Strände entdeckt.
Schärenfähre gefahren.
In der Lieblingsstadt und im Lieblingsgebirge gewesen.
Korbinchen fliegen lassen.
Im Theater gewesen.

24. Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Darauf, dass unsere Herbstferien immer nur zwei vier Tage lang sind.
Die unsägliche Grossbaustelle im Turkuer Stadtzentrum.

25. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Im Frühling Kapellen- und Kirchenrat davon, mich nach Ende meines Praktikums für die Arbeit im Hort anzustellen (erfolgreich!) und im Herbst Kandi05 davon, dass man mir den Weisheitszahn nicht zu ziehen braucht, nur weil er eben da ist und gezogen werden könnte (ebenfalls erfolgreich).

26. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Eine Geburtstagsreise.

27. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Es waren eigentlich zwei: „Das geht klar, dass ich erst im August mit dem neuen Job anfange“ und „Ich möchte, dass du meine Mutterschutzvertretung wirst!“

28. Dein Wort des Jahres?
Sommerferien.

29. Dein Unwort des Jahres?
HENSU.

30. Dein Lieblingsblog des Jahres?
Ich habe mich neulich in Finnlands bekanntestem Familienblog festgelesen. Mich nervt die stetig zunehmende Kommerzialisierung auch dort unsäglich, aber gerade im Archiv habe ich sehr viele lustige, nachdenkliche und so schön geschriebene und bebilderte Artikel gefunden, dass das Lesen wirklich eine Freude ist. Ich weiss dann jetzt zum Beispiel auch, dass es in Helsinki in den Sommerferien auf den grossen Spielplätzen seit 76 Jahren und bis heute ein kostenloses Mittagessen für Kinder gibt. (Während Turku sein Geld in ein nicht mehr zeitgemässes Grossprojekt steckt… aber ich schweife schon wieder ab.)

31. Dein grösster Wunsch fürs kommende Jahr?
Genausoviel Schnee. Genausoviel Hochsommerhitze. Dass das Fräulein Maus an ihre Wunschschule gehen kann. Und dass ich das gut hinkriege mit der noch grösseren Verantwortung im Job. (Okay, das waren jetzt vier.)

[2008, 2009, 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017]


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Theater, richtiges

In meiner Geburtsstadt gibt es ein altehrwürdiges Opernhaus – mit einem allerdings nach einer noch zu DDR-Zeiten in Angriff genommenen Renovierung hochmodernen Innenleben – in dem ich mit sechs oder sieben Jahren das erste Mal zu einer Kindervorstellung war. Meine Eltern hatten ein Theaterabo, und als ich ein bisschen älter war, überliess mir manchmal meine Mutter ihren Platz. Als man nach der Wende auch so ein Theaterabo nicht mehr nur durch Glück und Zufall ergattern konnte, bekam ich auch eins, und ging, bis ich anfing zu studieren und in eine andere Stadt zog, viele Jahre regelmässig mit meinen Eltern ins Theater. Zuletzt war ich mit dem Ähämann vor ein paar Jahren bei einem Advents-Heimaturlaub da.

In all den Jahren war ich beeindruckt von der Atmosphäre in so einem grossen, richtigen Theater. In der Pause stiegen wir immer hinauf auf den obersten Rang, und als ich vor ein paar Jahren mit dem Ähämann da stand, war ich noch genauso beeindruckt wie 30 Jahre zuvor bei meinem allerersten Theaterbesuch.

Die paar Male, die ich bisher hier mit unseren Kindern im Theater war, war ich immer ein bisschen enttäuscht, weil die Theateratmosphäre so ganz fehlte: weil Kindertheater immer auf einer kleinen Nebenbühne oder im Jugendtheater stattfand. (Vom Fehlen eines richtigen Opernhauses in Turku ganz zu schweigen.)

Bis gestern. Da waren wir in Finnlands kitschigstem ältestem Theater – an dem übrigens, wie könnte es anders sein, auch mein Freund Engel mitgewirkt hat – und sahen eine sehr schöne, moderne, aber kindgerechte „Schneekönigin“. Die Karten hatte uns der Weihnachtsmann gebracht, und die Kinder waren eher skeptisch gewesen: Theater ist ihnen zu fremd. Sie sassen dann aber sehr gebannt auf ihren mit dem gleichen Stoff wie die Theatersessel bezogenen Sitzkissen, die im Foyer extra für Kinder ausliegen. Konzentriert horchten sie auf das viele Schwedisch und bisschen Finnisch, das im Theaterstück gesprochen wurde, wunderten sich, warum das Stück denn „so kurz“ (anderthalb Stunden!) gewesen sei, stiegen mit uns in der Pause hinauf in die Ränge und fragten schon, als gerade der Schlussapplaus verhallt war, ob wir da mal wieder hingehen können.

Können wir.
Und als nächstes müssen wir mal einen Opern- oder Ballettausflug nach Helsinki machen.


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Im Finstern

Wochentags, wenn sie abends aufhat, in die Eisbadesauna zu gehen, ist etwas ganz Besonderes für uns. Ich liebe es, ins schwarze Meer zu tauchen, und von der Saunabank aus die Seezeichen rot und grün blinken zu sehen.

Ausserdem muss man das Elend nicht mitansehen, sieht man dann nicht so genau, dass – typisch Turkuer Winter! – sich die Schneepracht gerade mal wieder in Matsch und Glatteis verwandelt hat.


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Weihnachten wie immer

„Nein, Mama, wir wollen alles so machen wie immer!“, protestierten drei Kinder, als ich vorschlug, dieses Jahr vielleicht nicht mehr zum Kindergottesdienst zu gehen, sondern ein bisschen später zu einem anderen.

Unser Weihnachten war also wie immer: mit Weihnachtsfriedensverkündung, Milchreis (der unterm Federbett quillt in unserem Bett schläft, während wir weg sind) zum Mittagessen, Kindergottesdienst, Geschenken unterm Baum und Weihnachtssauna.

Und mit -10 Grad und Schnee!!!
(Und das ist sehr viel mehr, als wir an einem „Weihnachten wie immer“ erwarten dürfen!)

Mein schönster Moment des Tages – neben dem, als alle schon aus der Kirche hinausströmten und der Organist noch in der kerzenbeleuchteten Kirche Händels „Ave Maria“ spielte – war dann auch, nach der Sauna dampfend auf der Bank im verschneiten Garten neben dem schneebedeckten, funkelnden Weihnachtsbaum zu sitzen.


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22. Dezember

Heute war letzter Schultag und erster Ferientag zugleich.

Letzter Schultag, weil es Zeugnisse hier grundsätzlich am Samstagmorgen gibt, mit Eltern. Finde ich ja eigentlich nicht schlecht, aber wo die Weihnachtsferien sowieso schon so kurz sind…! Wir quälten uns heute also um 6:30 Uhr aus dem Bett, dann gingen die Kinder voraus in ihre Schulen, und wir kamen eine Stunde später nach. Der Ähämann nahm das Auto, ich den Tretschlitten. In der Schule sangen wir sehr lustige Weihnachtslieder, dann gab es Zeugnisse. Um zehn fingen endlich die Ferien an.

Statt Grossputz oder Weihnachtslebensmitteleinkauf machten wir die erste Skitour der Saison.

Den Kilometer Kunstschneeloipe, auf dem sich die Fitnessjünger drängten und fast über den Haufen fuhren, liessen wir links rechts liegen und bogen auf einen ausgedehnten Teil des Turkuer Loipennetzes ab, der zwar noch nicht gespurt ist, aber wunderbarst zu befahren war, und auf dem wir insgesamt drei Skifahrern begegneten. Ich wusste noch gar nicht, was für schönen Wald wir mitten in der Stadt haben…! Und es schneite einfach immer weiter und weiter und weiter…! Nur mit dem Tageslicht war es, am kürzesten Tag des Jahres, nicht weit her. Zum Glück sind die Loipen hier alle beleuchtet, sonst hätten wir uns seeehr beeilen müssen, rechtzeitig wieder zurück zu sein.

Die letzte Skitour zu Ostern, die erste kurz vor Weihnachten, dazwischen ein Rekordsommer. Was für ein wunderbares Jahr! <3