Die E63 und mich verbindet so eine Art Hassliebe. Sie hängt mir zum Hals raus. (Und dabei ist es vollkommen egal, ob wir die 300 km bis Jyväskylä oder die 30 km zum Erdbeerpflücken oder eben die 130 km bis zum Lokomotivenmuseum fahren.) Aber einmal, auf einer nächtlichen Heimfahrt, loderte stundenlang ein Nordlicht rechts von ihr. Und im Sommer ist es eigentlich recht schön, da zu fahren.
Erst recht im Juni. Da ist es regelrecht idyllisch.
Vor dem Fenster wechseln sich ab: ein Stück Wald, ein Roggenfeld, ein Stück Wald, ein Feld mit einer Scheune drauf, ein Stück Wald, ein Bach, an dem schon Schwertlilien blühen, ein Roggenfeld mit einem rotweissen Bauernhof dahinter, ein Stück Wald, eine Wiese. Am Himmel ziehen die Sommerwölkchen ein Schauspiel ab. Sie sind besonders weiss, der Himmel besonders blau, die Felder mit dem frischen Getreide besonders grün. Die Birken wedeln mit ihren Blättchen, die Fichten recken sich reglos zum Himmel. Die Strassenränder sind rosa und lila von Lupinen. Über das Grün der Wiesen hat der Wiesenkerbel ein Spitzentuch gelegt. Junge Bachstelzen sitzen am Strassenrand und fliegen erst im allerletzten Moment auf. Einmal steht ein Reh am Strassenrand, dreht sich um und verschwindet in den Wald.
Dass ich über dem ganzen Naturschauspiel die 99 überhaupt gesehen habe – und zwar ohne, dass mich der fahrende Ähämann darauf aufmerksam machen musste! – gleicht schon fast einem Wunder. (Ein Landrover. Sonst hätte ich vermutlich tatsächlich nicht hingeguckt.)
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