Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


Hinterlasse einen Kommentar

Silent Retreat

Kakskerta, 25. – 27.02

Sonne
Stille
Kapelle mit Meerblick
“If you feel closer to God when having a walk instead of taking part in the meditations, feel free to have a walk”
Knirschendes Eis unter den Füssen
Schweigen
Schlafen
“Sleep is a good meditation as well”
Sauna
Stearingeruch
Gleissender Schnee
Gutes Essen
Überdosis Licht
Singen
Wollsocken auf Fussbodenheizung
Zuhören
Zusammensein
Lachen
“I always say to God: I don’t go to heaven if there’s no chocolate!”

So eine Gemeinde muss man erst einmal haben! Eine Gemeinde, um gemeinsam Glauben zu leben, nicht, um Regeln zu befolgen.
Und so eine Pfarrern wie Mia, die jedes Mal, wenn jemand noch nicht von unserer Hochzeit weiss und die Sprache darauf kommt, ganz hibbelig wird, bis sie endlich freudestrahlend verkünden kann: „And I will marry them!“ – so eine Pfarrerin muss man auch erstmal haben!

Ich bin sehr froh!


Hinterlasse einen Kommentar

Frei und glücklich

Meine Freundin Pinni kann bestätigen, dass ich eisüchtig bin. (Und ist die einzige, die sich auch nachts halb drei noch mit mir in die Küche setzt und uns beiden zwei Eier kocht.) Was aber, wenn der Kühlschrank bis auf Eier noch voll ist? Na, wozu haben wir denn unseren kleinen K-kauppa im Studentendorf? Der hat doch alles, wenn auch ein wenig teurer und in kleinerer Auswahl. Bloss Eier hat der nicht! Wie das? Der hat doch sonst alles, was dem gemeinen Studenten plötzlich ausgegangen sein könnte oder was zur Organisation einer spontanen Party nötig sein könnte: Brot, Geburtstagskarten, Milch, Pappgeschirr, Zahnbürsten, Schokolade, Joghurt, den Helsingin Sanomat, Pizza, Katzenfutter, Bier (aber nicht nach um neun!), Ketchup, Schreibblöcke, Kartoffelchips, Duschgel, Würstchen, Kaffee, tiefgefrorene Piroggen, Klopapier, Gemüse… nur keine Eier. Aber klar, wie konnte ich das vergessen: der gemeine Finne isst keine Eier! Weder gekocht, noch gebraten, noch gespiegelt, noch gerührt noch omelettiert. Eier sind zum Kochen und Backen. Und wer das betreibt, geht auch woanders einkaufen.
So führte mich mein Weg heute, da zur Autobenutzung nicht willig und Fahrradbenutzung (siehe gestern) nicht möglich, zu Fuss ins zweitnächstgelegene Lebensmittelgeschäft. Und was gab’s dort?


„Eier freier, glücklicher Hühner“

Ich kann mir nicht helfen, seitdem sehe ich vor meinem geistigen Auge eine Herde Hühner mit fettem Grinsen im Gesicht herumtanzen.

Und jetzt geh’ ich mir ein Ei kochen. Für dich auch eins, Pinni?


Hinterlasse einen Kommentar

Turkuer Winter

Freitagnacht hat es geschneit wie blöd. Autos, Häuser, Bäume, Mülltonnen hatten Samstagfrüh weisse Mützen auf. Aber es waren schon über null Grad, und nicht lange, so fing es auch an zu nieseln. Ich kämpfte mich auf dem Rad durch braune Pampe auf den Strassen in die Stadt, überholt von netten Autofahrern, die einen weiten Bogen um mich schlugen, und von weniger netten Autofahrern, die mir und dem Pe-u-geot eine braune Dusche verpassten. Zigeunerinnen staksten, ihre ausladenden Samtröcke hochgerafft, sehr viel weniger elegant als sonst durch den Matsch. Um den Knopf der Fussgängerampel zu erreichen, musste ich einen Fuss von den Pedalen nehmen, der sofort knöcheltief im Tauwasser versank. Den neuen Gummistiefeln sei Dank! Sonntag schneite es weiter wie blöd, bei konstanten 2 Grad plus Aussentemperatur, und versah Turku mit einer schweren Decke aus pampigem Schnee. Glücklicherweise fiel uns ein, dass es weise wäre, das Auto davon zu befreien, ehe es wieder Frost gibt. Wir wären Montagfrüh definitiv nicht rechtzeitig am Flughafen gewesen, hätten wir das nicht gemacht. Mia hat am Sonntag jemand zwei kleine Schneemänner aufs Autodach gebaut. Die waren gestern so steif gefroren, dass sie damit, nach einer Fahrt durch ganz Turku, gestern Abend bei Ruth ankam. :-) Heute früh hatten wir -14 Grad. Ihanaa! Nur mein Rad ist dermassen eingefroren, dass sich die Kette erst gar nicht bewegen liess, und dann vom Zahnkranz sprang. Nun werde ich wohl laufen müssen, bis sich die Temperaturen wieder über den Gefrierpunkt begeben. Und unsere nächste Wohnung ist definitiv in einem Haus mit Fahrradkeller!!!


Hinterlasse einen Kommentar

.

Heute früh habe ich den Liebsten zum Flughafen gebracht. Er fliegt eine Woche nach Deutschland, seine Doktorarbeit abgeben, diverse bürokratische Vorschriften dafür erledigen, und seine Eltern besuchen.

Normalerweise reicht es, wenn man eine halbe Stunde vor Abflug auf dem Turkuer Flughafen ist. Das Auto kann man direkt vorm Eingang parken, Gepäck ausladen, einchecken, dann ist immer noch massig Zeit. Heute dachten wir, wir hätten uns im Flughafen geirrt – in der Abflughalle ein Menschengewirr wie in Frankfurt, drei lange Schlangen am Check-in. Aber ja, wie konnten wir vergessen, dass der Finne diese Woche Skiferien hat! Und wer schon seit Schulzeiten keine Lust mehr hat zum staatlich verordneten Skilaufen, der fliegt eben irgendwohin in den Frühling. Auch die Hälfte des Flughafenpersonals schien in den Skiferien zu sein. Irgendwie haben sie es aber doch geschafft, pünktlich alle Passagiere einzuchecken. Als sie alle auf dem Weg zu ihren Flugzeugen waren – 6:30 nach Helsinki, 6:35 nach Kopenhagen, 6:40 nach Mariehamn, 6:45 nach Stockholm (danach ist übrigens bis 8:20 Uhr Pause) – sah der Turkuer Flughafen wieder wie der Turkuer Flughafen aus. ;-)

Ich bin froh, dass das mit der Doktorarbeit jetzt ein Ende hat. Auch mit-leiden ist überraschend anstrengend. Und die Worte „Prüfungsamt“, „Promotionsordnung“, „kumulativ“, „Unterschrift“, „formatieren“, „Referenzen“ möchte ich bitte die nächsten drei Monate nicht mehr hören! Gestern haben wir noch drei Stunden lang gemeinsam des Liebsten Aufgaben für den Finnischkurs gemacht. Seine Lehrerin hatte ihn zum Zusammenschreiben beurlaubt, um ihm aber die Kursteilnahme trotzdem zu bescheinigen, sollte er jeden Tag fünf Sätze Tagebuch schreiben sowie einen kleinen Aufsatz über ein aktuelles Thema aus den Nachrichten. Kursteilnahme oder nicht macht einen signifikanten finanziellen Unterschied: nimmt man an einer Weiterbildung teil, bekommt man Arbeitslosengeld unabhängig vom Einkommen des Partners gezahlt, und an den Kurstagen bekommt man acht Euro zusätzlich und steuerfrei für mit der Kursteilnahme verbundene Kosten wie Busfahrten und Mittagessen auswärts. Das Tagebuch ist so schön und aussagekräftig geworden, dass ich es eigentlich hier reinstellen sollte. ;-) „Die anderen sind skifahren. Ich bin zu Hause geblieben, weil ich schreiben muss.“ […] „Karen ist allein ins Mylly / zu Freunden / in die Kirche … gegangen. Ich habe die Einleitung fertig.“ […] „Ich bin sehr müde.“ […] Am Schluss fielen uns nur noch Sätze ein wie „Heute gingen wir am Hundepark spazieren. Dort war ein schwarzer Hund mit weissen Moonboots an den Vorderpfoten und Pantoffeln an den Hinterpfoten.“ Ein aufregendes Leben haben wir gehabt in den letzten Wochen!!! ;-)

Eigentlich wäre mir jetzt auch so richtig nach Skiferien. Diese Woche gibt’s auch keine Vorlesungen und Kurse. Aber der australische Peter ist da, also werde ich diese Woche sehr busy sein mit Daten auswerten und schreiben und neue Experimente für den Sommer planen… Aber am Wochenende, da fährt unsere Gemeinde zu einem silent retreat nach Kakskerta, einer Insel – und ich sag’ euch, ich freu’ mich sowas von da drauf, insbesondere, da Geoffrey es als „very relaxing!“ angepriesen hat!!!

Und jetzt hat endlich die Cafeteria aufgemacht, also geh’ ich jetzt frühstücken.


Hinterlasse einen Kommentar

Vorher – Nacher

EU ist prima. Wirklich. Aber der Sinn mancher EU-Direktiven will nicht in meinen Kopf. Seit Dezember wurden wir darauf hingewiesen, dass die Voimariini ihren Namen ändern müsse. Wortwörtlich übersetzt heisst voimariini so viel wie „Buttermargarine“. Eine Mischung aus Margarine und Butter (meiner Meinung nach einer der besten Brotaufstriche – schmeckt gut und kommt nicht knochenhart aus dem Kühlschrank), was in Deutschland gleich mal aus unerfindlichen Gründen ganz verboten ist. Aber nun besteht die EU darauf, dass alles, was nicht reine Butter ist, den Namen Butter nicht im Namen führen darf, nicht mal als Wortbestandteil. Klar, der Verbraucher ist ja grundsätzlich doof… Oivariini! Wie blöd ist das denn?!


Hinterlasse einen Kommentar

Fahrtauglichkeitsuntersuchung auf Finnisch

„Hast du deinen alten Führerschein dabei?“ „Ja.“ *kram* *schonetwaszerfleddertesrosapapierraushol* „Ach, war das dein Mann, der letzte Woche da war? Der hatte auch so was.“ SOWAS. AHA. *grins*

„Nimmst du regelmässig Medikamente?“ „Nö.“ „Aber die Pille, oder? Das sehe ich nämlich grad hier, dass du deswegen das letzte Mal da warst. Brauchst du eigentlich ein neues Rezept?“ NEE, DANKE. Aber ist irgendwie nett, dass ich jedes Mal zu einem anderen Arzt gehe und ich trotzdem jedes Mal gefragt werde, ob das Medikament vom letzten Mal geholfen hat und so. Akten gibt’s übrigens nicht, steht alles unter meiner Sozialnummer im Computer, genauso wie ich auch meinen Studentenausweis zur Gebührenbefreiung nur einmal im Jahr vorlegen muss.

„Wie oft trinkst du denn Alkohol?“ „Naja, vielleicht so einmal in der Woche.“ „Und wieviel?“ „Naja, so ein bis zwei Gläser.“ „Und wie oft trinkst du mehr als sechs Gläser?“ BITTE?! ICH BIN DOCH KEIN FINNE!!! *kopfschüttel*

Den finnischen Führerschein krieg’ ich jetzt trotzdem. ;-)


Hinterlasse einen Kommentar

“Karen-guck-in-dieLuft“

Ich sollte’s ja langsam wissen. Dass ich mich über neuen Schnee nicht nur freuen sollte (Wie schön gestern Abend – unsere Tapsen die ersten auf den Domstufen, und dann im Flockenwirbel heimgehen!), sondern ihm auch sehr misstrauisch begegnen sollte. Und wenn Keith mir gestern abend gesagt hat, dass die Eisenbahnbrücke, die die kürzeste Verbindung vom Studentendorf zu ihrem Haus ist, wo ich heute Abend eingeladen bin, letztens ohne Vorwarnung für Fussgänger gesperrt worden ist, aber sich die Fussgänger schon zu helfen gewusst haben inzwischen und ich heute Abend ruhig über die Brücke kommen kann, dann sollte ich ihm vielleicht einfach mal trauen, statt mir heute früh beim Vorbeifahren die Augen aus dem Kopf zu gucken nach dem Loch im Zaun. Kaum hatte ich’s entdeckt und versuchte noch abzuschätzen, ob mein Fahrrad da auch mit durchpasst, spürte ich den Pe-u-geot gefährlich auf der Eisfläche unter den 8 cm Neuschnee schlingern und sprang geistesgegenwärtig noch von ihm ab und versuchte mit einem beherzten Sprung gegen die Leitplanke mich an selbiger festzuhalten, aber mein linkes Knie hat dann doch noch Bekanntschaft mit dem Eis gemacht. *aua* Ich hing noch leise vor mich hinfluchend in der Leitplanke, als hinter mir ein Mädchen auf so einem Uraltrad mit Reifen ohne jegliches Profil auftauchte und fragte, ob’s mir gut geht und ob ich auch wirklich keine Hilfe bräuchte. Fragte noch dreimal nach, wartete, bis ich ein wenig zittrig den gut ausgerüsteten Pe-u-geot wieder bestiegen hatte, und fuhr auf ihrer Mühle souverän davon. Tse.
Die Frage, ob der Pe-u-geot heute Abend auch durch das Loch im Zaun passt, hat sich somit wohl erübrigt. *humpel*

Und merke: immer schön auf den Weg gucken!


Hinterlasse einen Kommentar

.

War gestern in Helsinki, auf dem BIREME Meeting einen Vortrag über unser Forschungsprojekt halten.

Um fünf aufgestanden, mit dem Rad durch reifentiefen, mehr wässrigen als schneeigen Schneematsch zum Bahnhof nach Kupittaa gequält. Die Finnen müssen ein Volk von gut gelaunten Frühaufstehern sein: dreiviertel sechs mein Ticket von einem sehr ausgeschlafen wirkenden Fahrkartenverkäufer gekauft, im Zug von einem fröhlich Guten Morgen wünschenden und gute Laune verbreitenden Schaffner begrüsst worden. Aus den Zeitungen der Mitreisenden die Nachricht des Tages erfahren, zuerst auf Schwedisch: “Princ Charles gifter sig“, danach auf finnisch: “Charles ja Camilla menevät naimisiin.“ Na, soll’n se mal. Strickende Frauen bewundert. Dreiviertel acht von einer unhektischen und unmürrischen Menschenmenge durch die Bahnhofshalle, in der schon zwei erste Musikanten ihr Bestes gaben und darauf hofften, dass ab und zu mal einer eine Münze in ihren Geigenkasten fallen lässt, zur Metro gespült worden. Handy rausgekramt. „A 641“ gesendet. *piep-piep* Aha, Ticket da. Rauf auf die Rolltreppe und runter in das weltkleinste und gleichzeitig -teuerste Metrosystem. An der Bahnhofsstation haben sie ein Stück des Granits, in den die 1 ½ Metrolinien Helsinkis gebohrt werden mussten, unverputzt gelassen, so dass man eine Vorstellung davon bekommt, was das gekostet haben muss und wie lange gedauert.

*wuuuuuuuuuuuusch* Und schon war sie da. Warum habe ich mir eigentlich immer eingebildet, die Helsinkier Metro wäre blau?!

Schulkinder, Frauen mit Kinderwagen, Leute Zeitung lesend, Leute Bücher lesend. Eine ältere Frau, aufwändig geschminkt – Lippenstift und Rouge und Lidschatten und alles – und dazu eine rote Regenjacke und eine rote Fleecemütze mit Toyota-Werbung drauf – das ist Finnland.

Nach ein paar Stationen kommt die Metro auch schon wieder ans Tageslicht. Einen Blick auf die Eisbrecher am Kohlenhafen erhascht – wer braucht die diesen Winter?

In Rastila ausgestiegen, meine ausgedruckte Karte rausgekramt, als mich plötzlich jemand beim Namen rief. Veijo war mit dem gleichen Zug aus Turku gekommen, aber hatte mich dort erst entdeckt. Gemeinsam den letzten Kilometer durch 20cm frischen Schnee gestapft, besser gesagt gerannt, denn mit einem Finnen ist es unmöglich, sich in unsportlicher Gehgeschwindigkeit fortzubewegen. Ich aus dem Staunen nicht rausgekommen: “Wo haben die denn all den Schnee her?“ „Helsinki hat immer mehr Schnee als Turku.“ „Aber es liegt doch auch am Meer!“ „Ja, aber trotzdem.“ Wie’s aussieht, haben wir tatsächlich die hinterletzte Stadt Finnlands erwischt, zumindest im Winter… :-(

Das Meeting war nett, aber noch ehe ich richtig da angekommen war, war es schon wieder zu Ende. Es hatte ja schon am Mittwoch angefangen und war Freitagmittag zu Ende.

Die kaputten Gummistiefel zurückgegeben, neue Gummistiefel gekauft, Postkarten geschrieben, ein unverschämt riesiges Stück Himbeertorte im Café Strindberg gegessen, mir einen Pendolino für die Rückfahrt raugesucht. Wenn mir die Uni schon den Ausflug nach Helsinki bezahlt… normalerweise fahren wir nämlich immer Bus, weil der sowieso billiger ist und wir dort den Studentenrabatt auch auf ISIC bekommen, während die Bahn nur finnische Studentenausweise anerkennt. Mich am Bahnhof einmal mehr über das Nummernziehsystem gefreut. Kein Gedrängel, kein nervöses Schlangenaufrücken und Kofferweiterschieben, stattdessen sitzen alle auf Bänken und lassen die Nummernanzeigetafel nicht aus den Augen. Und, Respekt: ich hätte nicht gedacht, dass man die Nummern 108 bis 165 in nur 10 Minuten abarbeiten kann! Nur war ausgerechnet mein Pendolino kaputt und ist durch einen normalen Schnellzug ersetzt worden. Ooooch! :-( Ich hab’ auch immer ein Glück! Trotzdem mit nur 10 Minuten Verspätung in Turku angekommen, wo der Schneematsch inzwischen zu knochenharten Rinnen zusammengefroren war, nur geschneit hatte’s nicht. Ach, Turku… *seufz*