Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Wäre das auch wieder geschafft…

Mittwoch spontan beschlossen, am Donnerstag – solange der Ähämann noch Urlaub hat und derweil das Mäusekleinkind bespassen kann – mit dem Mäusebaby Passbilder machen lassen zu gehen.

Am Donnerstag direkt vom Fotografen zur Polizei gegangen, um eine Aufenthaltsgenehmigung für das Mäusebaby zu beantragen. (Nein, es reicht nicht, wenn die Eltern eine haben, die Kinder brauchen eine eigene.) Dort erfahren, dass das Mäusebaby dazu erst einen eigenen Pass braucht.

Also am Donnerstag spontan beschlossen, gleich noch am Freitag – des Ähämanns letztem Urlaubstag – nach Helsinki auf die Botschaft zu fahren. Immer wieder schön das. *augenroll*

Und der neue deutsche Staatsbürger hat die meiste Zeit im Auto gebrüllt wie am Spiess. Das kann ja noch lustig werden, wenn das Kind schon im zarten Alter von knapp sieben Wochen noch nicht mal im fahrenden Auto einschläft…
(Wir wären ja liebend gerne mit dem Zug gefahren, wenn die Botschaft nicht solche beknackten Öffnungszeiten hätte.)


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Abendspaziergang

Familie F. geht fährt einkaufen:

Gleich bei uns um die Ecke gibt es eine Fähre zum Selberkurbeln über den Fluss. Auf der anderen Seite befindet sich unser Lieblingsbabyausstattungsgeschäft, ein 3-K-Supermarkt sowie neuerdings unsere Post. Wenn wir die Brücke benutzen müssten, um dorthin zu gelangen, dann müssten wir entweder das Auto nehmen oder zwei verschiedene Busse. Mit der Föri können wir laufen.

Also waren wir heute zu Fuss, die Mäusekinder in Tragetuch und Kiepe, einkaufen. Vor zwei Jahren, mit dem Mäusekleinkind im Tragetuch, wurde ich ja noch bemitleidet: “Du hast keinen Kinderwagen, du hast keinen Mann…“. Wer uns heute gesehen hat, hat bestimmt gedacht: „Die arme Familie – keinen Kinderwagen, und nicht mal ein Auto, um die Einkäufe heimzufahren…!“


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kaksikymmentäkahdeksan

(Meine Güte, ich dachte schon, es gäbe nur eine einzige 28 in ganz Finnland…!)

Also, eigentlich haben wir gerade Besuch. Weil der Besuch aber ein mökki in Dragsfjärd gemietet hat, waren wir von Samstag bis Montag bei unserem Besuch zu Besuch. Montagnachmittag, als es an die Abreise ging, war das Mäusebaby kurz vorm Einschlafen, das Mäusekleinkind, das aus unerfindlichen Gründen den Mittagsschlaf verweigert hatte, auch. Dachten wir. Also beschloss der Ähämann, einen Umweg nach Hause zu fahren, damit die Mäusekinder in aller Ruhe schlafen können.

So weit so gut. Das Mäusebaby schlief nach fünf Minuten, das Mäusekleinkind erzählte ein bisschen vor sich hin und würde bestimmt auch gleich einschlafen, Mama erfreute sich an kleinen kurvigen Strassen, einem Elch am Wegesrand sowie einer Fasanenmutter, die ihre sieben Kinderlein über die Strasse geleitete. Nur, bald wurde das Geplapper von der Rückbank zunehmend weinerlicher. Mama reichte Bilderbücher, hob Schuhe wieder auf, Mama und Papa redeten beruhigend auf das Mäusekleinkind ein. Ab Salo war klar, dass das Mäusekleinkind nicht mehr schlafen würde. Kurz nach Salo wachte das Mäusebaby auf. Bald schallte zweistimmiges hysterisches Gebrüll (Der eine schrie einfach so wie am Spiess, die andere schrie fast in der gleichen Tonlage: „Mäusebaby soll nich’ wein’n!“) vom Rücksitz – und noch 20 Minuten bis nach Hause! Schon bereuten wir des Ähämanns Idee aufs Tiefste – als uns auf der Turkuer Umgehungsstrasse die 28 entgegenkam. (Ein altes, weisses Chevrolet-pakettiauto.)

Wenn es schon zu sonst nichts gut war ausser die armen Kinder zu quälen und unnötig Benzin zu verfahren – aber ich hab’ jetzt die 28! ;-)

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Traditionell

Ich habe noch kein Juhannus in Finnland erlebt, an dem es nicht mindestens ein paar Stunden geregnet hätte. (Andererseits habe ich noch kaum einen Sommertag in Finnland erlebt, an dem nicht wenigstens ein, zwei Stunden die Sonne geschienen hätte.) So auch dieses Jahr.

Letztes Jahr haben wir Juhannus mit einem fiebernden Mäusekleinkind verbracht. So auch dieses Jahr.

Auf manche Traditionen könnte ich gern verzichten.

Und was machst du an Mittsommer?


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“Bitte bleiben Sie dran…“

Wenn man in Finnland ein Kind kriegt, dann ist ja alles ganz genau geregelt, was man wann und wie und wo machen muss. Nach dem Schwangerschaftstest einen Termin in der Neuvola bei seiner zuständigen Hebamme, die dann die ganze Schwangerschaftsbetreuung übernimmt, machen. (Wenn man da nicht bis zur 16. Schwangerschaftswoche mindestens einmal aufgekreuzt ist, dann gibt’s kein Elterngeld und kein KELA-Paket.) So ungefähr in der 9. Schwangerschaftswoche eine Arztuntersuchung in der Neuvola. In der 11.-13. Schwangerschaftswoche Ultraschall bei Herrn Erikoislääkäri Heikki S. Virtanen. In der 20. Schwangerschaftswoche Ultraschall am gleichen Ort, aber nur von einer spezialisierten Ultraschallhebamme. In der 22. Woche bekommt man von seiner Hebamme ein Formular zum Ausfüllen fürs Krankenhaus, darauf sind alle wichtigen Dinge, die das Krankenhaus wissen muss, vermerkt, sowie je ein Namensvorschlag für einen Jungen und ein Mädchen. In der 36. Woche noch mal eine Arztuntersuchung in der Neuvola. Und wenn es dann soweit ist, dann geht man in die Geburtsabteilung des TYKS.

Wenn man dann mit Kind wieder zu Hause ist, dann steht, bevor das Kind zwei Wochen alt ist, der letzte Besuch bei der Hebamme in der Schwangeren-Neuvola an, zum Check-up von Mama und Kind. Mit drei Wochen geht das Baby zum ersten Mal in die Kinder-Neuvola.

Das haben wir nun alles schon hinter uns gebracht. Nun steht nur noch die Nachuntersuchung für Mama, 5 bis 12 Wochen nach der Geburt, aus. Zu der muss man auch unbedingt gehen, sonst wird das Elterngeld nicht weitergezahlt. Die Nachuntersuchung findet nicht in der zuständigen Schwangeren-Neuvola statt, sondern für alle Turkuer Mütter an zentraler Stelle, an einer Einrichtung mit dem schönen Namen „Verhütungs-Neuvola“. Ähm, ja, einer meiner Lieblingsplätze. Nicht nur, dass ich damals, als ich nach des Mäusekleinkinds Geburt dort war, um mich rum lauter Mütter mit schlafenden Babys im Autositz oder auf dem Arm oder im Wagen, oder vor sich hin starrende Babys mit Schnuller im Mund erleben durfte, während das Mäusekleinkind (damals ein Baby im zarten Alter von 8 Wochen) Terror machte, weil es aus dem Wagen raus und rumgucken wollte und dann doch, während ich untersucht wurde, schreiend im Wagen liegen musste, sondern auch, weil ich mir dort ein bisschen wie ein Teenager – für die diese Einrichtung wohl in erster Linie gedacht ist – behandelt vorkam. Unbedingt und ganz dringend müsse ich über Verhütung nachdenken. Ja, eh klar. Aber erstens fühlte ich mich noch nicht wirklich so, als ob es irgendwelcher Verhütungsmittel bedurft hätte (andererseits aber sehr wohl in der Lage, dann, wenn es wieder soweit sein sollte, auch daran zu denken), zweitens sind mir die Alternativen für stillende Mütter – Minipille oder Spirale – eine so unanwendbar wie die andere, und drittens wollte ich zwar nicht sofort wieder schwanger werden, aber in absehbarer Zeit, so dass mir das Risiko, „nur“ mit Kondomen zu verhüten, nicht wirklich als ein solches erschien. Verlassen habe ich die „Verhütungs-Neuvola“ dann doch mit einem Rezept für die Minipille, das ich nie eingelöst habe… Damit die liebe Seele Ruh’ hat.

Die meisten dieser Termine kann die Neuvolatäti für einen vereinbaren, aber manchmal muss man leider selbst anrufen. Zu vorgegebenen Telefonzeiten, wo dann natürlich sämtliche Mütter Turkus, die zum selben Zeitpunkt entbinden werden / entbunden haben (und das sind nicht wenige, wenn man sich die Sockentafeln mal anguckt – hier von Mäusekind I, hier von Mäusekind II) anrufen. Als ich also gestern in der „Verhütungs-Neuvola“ anrufen wollte, um einen Termin zu vereinbaren, war dort entweder besetzt, es ging niemand ran, oder ich hatte – so hörte es sich zumindest an – das Faxgerät am Telefon. Als das ungefähr zum zwanzigsten Mal passierte, mir das Mäusekleinkind gerade etwas erklärte, vergass ich einfach, sofort aufzulegen – und hörte nach ungefähr 10 Sekunden Gepfeife und Gepiepse die Ansage: „Alle unsere Leitungen sind belegt. Bitte bleiben Sie dran.“ Ah ja. Toller Warteton, wirklich!

(Immerhin konnte ich nach fünf Minuten Wartezeit dann doch einen Termin ausmachen – wobei ich diesmal auch sofort gefragt wurde, welche Art der Verhütung ich denn gedenke anzuwenden. Aber nun schon erfahren habe ich, ohne mit der Wimper zu zucken, mit „Minipille“ geantwortet.)


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“1. Geburtstag“

Was, einen Monat erst ist das Mäusebaby bei uns? Das ist doch JAHRZEHNTE her, dass ich mit dickem Bauch herumgelaufen bin…!

Die Umstellung von einem auf zwei Kinder war überraschend einfach und mit sehr viel weniger Unsicherheit, Verzweiflung und Chaos verbunden als die von keinem auf ein Kind. Das erste Kind ist eben doch ein „harjoituskappale“, ein „Übungsexemplar“, wie man hier so schön zu sagen pflegt. (Armes Mäusekleinkind! Aber dafür hat sie auch zwei Jahre lang Mamas und Papas Aufmerksamkeit ungeteilt geniessen dürfen.)

Diesmal hat alles ein wenig wie aus dem Lehrbuch funktioniert – von der Geburt über das Stillen, das diesmal von Anfang an fantastisch funktioniert hat, bis hin zu weniger erfreulichen Dingen wie Nachwehen, schmerzhaftem Milcheinschuss und Babyblues – was ich vom Mäusekleinkind alles so gar nicht kannte. Den Babyblues habe ich mir übrigens einfach weggeheult. Ausser der üblichen Heulerei ohne jeglichen Anlass hat mich am meisten traurig gemacht, dass ich so gar keine Zeit mehr fürs Mäusekleinkind hatte und der Ähämann und das Mäusekleinkind immer allein losgezogen sind. Als der Ähämann eines Abends, kurz nachdem das Mäusebaby und ich aus dem Krankenhaus heimgekommen waren, mit dem Mäusekleinkind, dem man damit die allergrösste Freude machen kann, in der Schwimmhalle war und ich mich zu einer weiteren Runde Endlosstillen niederliess, fiel mein Blick aufs DVD-Regal, und ich dachte, ach, das dauert jetzt ja sowieso wieder ewig, guck’ ich mir doch einfach mal wieder Kolya an. Und dann habe ich den ganzen Film über vor Rührung geheult. Und danach war’s vorbei mit dem Babyblues. :-)

Ich habe trotzdem eigentlich ständig ein schlechtes Gewissen, weil ich für keins der Mäusekinder richtig Zeit habe. Das Mäusekleinkind hat mich immerhin immer dann ganz für sich allein, wenn das Mäusebaby schläft, aber das Mäusebaby hat mich eigentlich keine Minute für sich allein. *seufz* (Manchmal freue ich mich sehr auf August, wenn das Mäusekleinkind wieder in den Kindergarten gehen wird. Obwohl ich es dann bestimmt ganz schrecklich vermissen werde.)

Mittlerweile haben wir sogar sowas wie Alltag und, ähem, Routine. Unglaublich, wie müde so ein Neugeborenes ist. (Lieber würde ich sagen, unglaublich, wieviel so ein Neugeborenes schläft. Aber das trifft es nicht so ganz.) Das Mäusebaby wacht auf, wird gestillt, bekommt die Windeln gewechselt, wird, wenn es möchte, noch ein bisschen gestillt – und gähnt schon wieder. Nach einer halben Stunde! Früher, bevor ich Kinder hatte, dachte ich immer, Babys weinen, weil sie Hunger haben, Bauchweh haben, eine volle Windel haben, einsam sind… und dass Babys einfach einschlafen, wenn sie müde sind. Jetzt weiss ich es leider besser. Wir haben inzwischen das zweite Kind, das fürchterlich weint, wenn es müde wird. Stillen? Gebrüll. Tragen? Gebrüll. Schaukeln? Gebrüll. Singen? Gebrüll. Erzählen? Gebrüll. Hinlegen? Gebrüll. Eine Menge Gebrüll gibt es bei uns also. Bestimmt sehr zum Entsetzen von Leuten, die ihr Baby „nie schreien lassen“. Aber uns bleibt ja nichts übrig. Und zum Glück weiss ich es inzwischen besser und versuche gar nichts anderes mehr als das Kind sofort zum Schlafen zu bringen. Unter Gebrüll, leider. Aber vielleicht lernt es das Mäusebaby ja ein bisschen schneller als das Mäusekleinkind seinerzeit. (Da brauchte ich für die Erkenntnis, dass es weint, weil es müde ist – erschwert noch durch die Stillprobleme – fast zwei Monate.)

Zum Ausgleich für die ganze Brüllerei des letzten Monats hat mich das Mäusebaby gestern Abend zum ersten Mal angelächelt, hach. :-)))

Ach, kleiner Mäusemann, nun bist du schon gar kein Neugeborenes mehr… Und ich weiss, du hast es ein bisschen schwer bei uns, aber wir haben dich alle ganz dolle lieb!