Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Sonne in allen Räumen

Heute vor einem Jahr sahen wir zum ersten Mal unsere neue Wohnung von innen.

Dank StreetView, Luftbildern und Grundriss im Internet waren wir uns schon vor der Besichtigung fast sicher, dass das unsere neue Wohnung werden würde.

Und dann kamen wir hierher, an so einem Sonnenbrillentag, warteten auf die Maklerin und kniffen die Augen zusammen, so hell war der Schnee in unserem zukünftigen Garten, so hell spiegelten fünf unserer zukünftigen Fenster die Sonne. Drin drehten wir die Jalousien auf und liessen die Sonne das Wohnzimmer überfluten.

Die gleich danach geplante Besichtigung zweier weiterer Wohnungen sagten wir direkt ab.

Und nun begrüsst uns die Sonne früh in der Küche und im Kinderzimmer, wandert dann weiter ins Schlafzimmer und ins Arbeitszimmer, und scheint den Rest des Tages ins Wohnzimmer und Fräulein Maus‘ „Schreibezimmer“.

Das ist das Allerbeste an der neuen Wohnung. Mit Abstand.


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Volles Programm

Und dann passte in den Abreisetag auch noch ein Treffen mit dem australischen Doktor“vater“ („grosser Bruder“ wäre treffender) in Rovaniemi, wo sich unsere schon vor Monaten unabgesprochen gemachten Reisepläne zufällig kreuzten.

Nur ganz kurz, so der Plan. Aber weil es so nett war und die beiden Mäusefängerkinder, die sich vorher nur einmal in ihrem Leben gesehen hatten – als sie anderthalb waren – und die nicht einmal eine gemeinsame Sprache haben, so viel Spass miteinander hatten, blieben wir noch fünf Minuten und noch fünf Minuten und noch…

Mussten wir eben auf das Essen vor der Zugabfahrt verzichten. Gab’s dann Picknick auf dem mittleren Bett.


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Sinn und Unsinn

Oder: Wie wir einmal fast von einer Pistenraupe abgeschleppt worden wären, die Aktion aber am Abschlepphaken scheiterte.

Irgendwas ist ja immer. Diesmal war die zuständige Schneefräse kaputt, und das Strässchen vor dem Mökki seit zwei Tagen nicht geräumt worden. Macht ja nichts, so fünfzehn Zentimeter Neuschnee, da kommen wir schon irgendwie weg, dachten wir am Abreisetag. Nicht bedenkend, dass Neuschnee seeeehr glatt ist, das Strässchen seeeehr steil nach oben führt und der Schneewall am Strassenrand seeeehr nah, zumindest näher als erwartet, war.

Da stand er dann, der Herr Picasso, und kam nicht vor und nicht zurück. Esko, nicht zum ersten Mal Retter in der Not, eilte auf unseren Notruf hin gleich mit der Pistenraupe, mit der er eben den Familienskihang in der Nähe für die anstehenden Skiferien vorbereitete, zu Hilfe.

Nur der Abschlepphaken am Herrn Picasso fand sich nicht. Weil der nämlich in irgendeiner Zubehörtasche irgendwo im Kofferraum (unter zwei Kubikmetern Klamotten, Kinderwagen, Schlitten und Handtüchern) untergebracht ist und erst angeschraubt werden muss.

Liebe Automobilhersteller, etwas Dümmeres und Unsinnigeres ist euch wohl nicht eingefallen?!

(Nächstes Projekt: Abschlepphaken suchen und im Handschuhfach deponieren.)


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Lappland ist anders

Sonntagabend in Sodankylä, 100 km nördlich des Polarkreises.

Wir brauchen Milch, dringend. Und tanken müssen wir auch. Dass Sonntag ist und die Läden heute schon 18:00 Uhr schliessen, ist uns erst aufgefallen, als wir schon unterwegs waren vom Mökki in die 40 km entfernte Stadt. Viel zu spät. Milch werden wir wohl an der Tankstelle kaufen müssen. Wir fahren schnell, trotzdem überholen uns ein Linienbus und diverse PKWs. Zum Glück fahren sonntags keine Holz-LKWs. Wenn so einer an einem vorbeigerauscht ist, kann man sekundenlang keinen Meter weit sehen, solche Schneewolken wirbeln die auf. Nicht, dass das den gemeinen lappländischen Autofahrer irgendwie beeindrucken würde. Unsereiner, aus „dem Süden“, geht doch jedes Mal vom Gas.

Punkt 18:00 lenkt der Ähämann den Herrn Picasso auf den Supermarktparkplatz. Ich springe aus dem Auto – versuchen kann man’s ja mal – und zu meiner grossen Verwunderung sind die Türen des Supermarktes weder verschlossen, noch hält mich irgendjemand zurück. Ich stürme in den Laden, zücke das Telefon, rufe den Ähämann an. „Mais!“, meldet er sich. „Und Orangensaft.“ „Okay“, sage ich, „bis gleich!“. Während ich zum Milchregal renne, begegnen mir mindestens noch fünf andere verspätete Einkäufer, die in aller Ruhe die Regale abwandern. Zehn nach um stehe ich an der Kasse und beobachte, wie eine Verkäuferin den Laden abläuft, um zu gucken, ob noch jemand drin ist. Mindestens noch drei Leute. Die Verkäuferin geht wieder. Ohne die drei Leute zu drängeln. „Im Süden“ wird schon ab einer halben Stunde vor Ladenschluss regelmässig ausgerufen, wieviel Zeit noch verbleibt bis zum Ladenschluss. Und ab mindestens fünf Minuten vorher sind alle Türen verschlossen. Da kann sich keiner mehr reinschleichen, so wie ich das gerade gemacht habe.

Noch etwas ist anders: Hinter der Kasse im lappländischen Supermarkt steht ein Kühlschrank. Obendrauf steht ein Schild: „Würmer und Maden zum Eisangeln“. Würmer kosten 5 Euro das Stück, eine Made 1,99. Hm.

Ich schleppe meine Milchpackungen, den Mais und den Orangensaft zum Auto, wo der Ähämann und die Mäusekinder „Ich sehe was, was du nicht siehst“ spielen. Vor einer Woche, als hier -35 Grad waren, standen auf dem Supermarktparkplatz lauter Autos mit laufendem Motor. Ohne jemanden drin. „Im Süden“ schliesst auch nicht jeder sein Auto ab. Aber sein Auto mit steckendem Zündschlüssel allein zu lassen, das finde selbst ich nach acht Jahren Finnland ziemlich mutig vertrauensvoll.

Wir fahren weiter zur Tankstelle. Auf dem Fussweg neben der Hauptstrasse zieht ein Skiläufer gemächlich dahin. Richtig, im Norden werden nämlich keine Tonnen von Streusand und Splitt auf die Fusswege gekippt. Damit die Omis und Opis sich gut auf ihren Tretschlitten fortbewegen können.

Vielleicht, denke ich dann und erinnere mich an meinen Winter in Konnevesi, vielleicht ist Lappland ja gar nicht so anders. Vielleicht ist es einfach nur bei uns „im Süden“ anders.