Endlich geschafft. Das war vielleicht ’ne Woche…!
Peter aus Australien war da, er wird in den nächsten drei Sommern mit uns auf den Inseln arbeiten. Und wir haben angefangen, gemeinsam unsere nächste Feldsaison zu planen. Und ich habe mit Peter viel über die Auswertung seiner Daten geredet, an der ich gerade sitze. Wow, das war richtig toll! Man kann ihm auch ganz blöde Statistikfragen stellen und er beantwortet sie nicht von oben herab. :-) Jedenfalls bin ich diese Woche unglaublich vorangekommen.
Freitag war dann noch Lauri da. Er hat sich auf die in Turku ausgeschriebene Professur für Pflanzenökologie beworben und am Freitag dafür seine Probevorlesung gehalten. Mit Lauri habe ich vor anderthalb Jahren ungefähr, als ich ich mir gemeinsam mit Erkki ein Forschungsprojekt für mich ausgedacht habe, per email das Vegetations-Teilprojekt geplant, von dem hier alle super begeistert sind, aber keiner wirklich Ahnung hat. (Ich auch nicht…) Und so ging der Freitagvormittag drauf, Lauri mit Fragen zu löchern und erneut zu planen und Pläne zu verfeinern. Ich brauch’ wohl nicht zu erwähnen, dass ich froh wäre, wenn er die Stelle hier bekäme… ;-)
Gestern Abend jedenfalls hatte ich das Gefühl, noch eine neue Idee, und mein Kopf platzt…
Auch sonst war die Woche recht schön, aber eben anstrengend. Dienstagabend war ich bei Marjaana und Petri eingeladen (Und ich frage mich, wann endlich einer ein Gerät zum Autoscheiben-von-INNEN-abkratzen erfindet! Das ist kein Spass, nachts um elf bei – 15 Grad erstmal zehn Minuten mehr oder weniger erfolglos an der Scheibe herumfuhrwerken zu müssen um ein paar Gucklöcher hineinzukratzen. Dafür entschädigt dann wiederum eine Autobahn, auf der man die ganzen 10 km zurück bis Turku mit Fernlicht fahren kann, weil einfach NIEMAND unterwegs ist.)
Mittwochabend war „Sitz“-Party bei den Orientierungsläufern. Das war ziemlich lustig. Die machen das alle halben Jahre, und haben sogar ein eigenes Liederbuch dafür. Die finnischen <snapsilaulutsind alle sehr lustig, nur von den schwedischen versteh‘ ich leider kein Wort. Man singt dann also so tiefsinnige Sachen wie:
Siperian lakeus on suuri,
Sonja siellä lunta lapioi.
Sonjalla kävi hiton huono tuuri,
länsituuli uutta lunta toi.
(Na, nun versucht euch mal dran, links gibt’s das Wörterbuch. ;-) Oder vielleicht wäre Pinni so nett, unter den Kommentaren eine Übersetzung zu hinterlassen. :-) )
Und isst nebenher leckere Sachen und muss nach jedem Lied trinken. Reihum muss dann immer mal einer – weil sein Handy geklingelt hat oder weil er „unerlaubt“ aufgestanden ist oder einfach nur, weil’s die anderen wollen – auf den Tisch steigen und ein Lied anstimmen. „Deutschland“ wurde auch irgendwann auf den Tisch beordert und aufgefordert „Trink, Brüderlein, trink“ anzustimmen. Hm, das muss ich wohl bis zum nächsten Mal lernen. Es wurde sich dann auf „Oh Tannenbaum“ geeinigt. :-)
Donnerstag haben wir von um drei bis um sieben für Petris Verteidigung geübt (also Petri hat geübt, wir haben ihm die Fragen gestellt).
Und gestern Abend waren Mikael und ich noch mit Peter im Turkuer Nachtleben. Erst was essen im „Harald“, einem ganz auf Wikinger gemachten Restaurant. Die Bedienung läuft dort in so langen Leinenkitteln herum, sein Bier bekommt man in Bechern statt im Glas (Trinkhörner waren wohl schwer aufzutreiben), und zu jedem Gericht gibt’s in der Speisekarte eine Geschichte. Am besten gefallen haben mir die ganzen ausgestopften Tiere, die überall herumstanden – ein Bär und ein Biber und mehrere Otter und ein Wiesel… Dann waren wir noch ein Bier trinken im „Vanha Koulu“. Wer hätte geglaubt, dass es in Finnland sowas wie Braugaststätten gibt?! Ich weiss schon, wer ganz wild drauf ist, die kennenzulernen. ;-)
Als ich danach am zugefrorenen und verschneiten Aurajoki entlang heimgeradelt bin, hatte ich wieder einen dieser unverhofften Glücksanfälle, die mich hier manchmal befallen. Wenn etwas wunderschön ist, und mir plötzlich bewusst wird, das ist jetzt mein ZUHAUSE, nicht nur ein Ort, geliehen für die Dauer eines Urlaubs.