Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Fliegen bei Streik

Am Donnerstag freilich war das mit dem Streik weniger lustig.

Am Mittwoch und Donnerstag nämlich streikte das Sicherheitspersonal auf den Flughäfen. Das betrifft uns ja normalerweise nicht – aber am Donnerstag flog der grosse Herr Maus, wie zwei Jahre zuvor seine grosse Schwester, mit seiner Deutschlehrerin und zwei seiner Mitschüler aus dem Muttersprachunterricht nach München zu “1, 2 oder 3“.

Eigentlich von Turku aus. Aber am Flughafen wurde uns mitgeteilt, der Flug von Helsinki nach Turku und zurück sei gestrichen. Grosse Enttäuschung und Panik beim grossen Herrn Maus!

Wir wären allerdings nicht in Finnland, wenn nicht sofort ruhig und besonnen eine Lösung des Problems in Angriff genommen worden wäre: 14:45 Uhr hätte der Flug gehen sollen, 13:45 Uhr stand ein Bus vorm Flughafen bereit, samt Proviantwägelchen, aus dem man sich vor dem Einsteigen zur Entschädigung kostenlos – denn auch bei Finnair gibt’s schon lange kein Essen mehr im Flugzeug – bedienen durfte, Punkt 14 Uhr – und vielleicht gewöhnen wir uns jetzt doch noch ab, immer erst 20 Minuten vor Abflug an unserem Provinzflughafen zu sein – fuhr er Richtung Helsinki los. Und die vier München-Reisenden schafften sogar ihren Anschlussflug.

Dafür ging diesmal auf dem Rückflug alles glatt. Drei stolze Sieger kamen gestern Abend pünktlich in Turku an.

Ausstrahlung am 9.2.2019. Der Dachs kommt auch ins Fernsehen! <3


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Streik, mal wieder

Wenn gestreikt wird in Finnland – und es wird oft gestreikt in Finnland! – dann ist es meistens so, dass alle meckern und ich mich freue.

Ich freue mich, weil ich finde, dass das hier richtig läuft mit dem Streiken: natürlich soll das wehtun! Wenn man von einem Streik gar nichts merkt, welchen Sinn hat er dann?! Es kommt dann auch – Überraschung! – meist recht schnell zu einer Einigung.

Anfang der Woche streikten also zur Abwechslung mal die Grossküchen. Das heisst, ich durfte mich am Montag und Dienstag auch mal wie eine deutsche Mutter fühlen und Schulbrote schmieren und Trinkflaschen befüllen, weil es weder Mittagessen in der Schule noch Vesper im Hort gab.

Nun gehört alles, was mit Essenszubereitung zu tun hat, nicht zu meinen Lieblingsaufgaben, und ja, am Montag musste ich eine halbe Stunde eher aufstehen, um schnell noch „Reis mit Rosinen“ zu kochen, den ich dem kleinen Herrn Maus in einen Thermosbehälter füllte und den sich die beiden Grossen zu Hause nach der Schule einfach selbst wieder aufwärmen konnten, und ja, ich bin ehrlich froh, dass das eine Ausnahme war, aber: was das für einen Aufruhr ausgelöst hat in einem Land, in dem seit 70 Jahren ein kostenloses, warmes Mittagessen zum Schulalltag gehört und kein Schüler je Pausenbrote mitnimmt, hätte ich dann doch nicht erwartet.

Fast ausnahmslos alle Eltern, mit denen ich geredet habe, waren empört.

Man hätte denken können, die armen Kinder wären in Gefahr gewesen, während der zwei Tage zu verhungern! Ich weiss ja nicht, was die Eltern für eine Vorstellung davon haben, wieviel ihre Kinder in der Schule essen – aber gerade das Mittagessen mögen die meisten Kinder – aus leider gutem Grund – sowieso nicht, und das Vesper ist echt knapp und abgezählt. Die Kinder schleppten jedenfalls ganze Essens-, und leider auch Müllberge, an: Pillimehu (der dann noch halb voll im Mülleimer landete), allerlei in Plastik verpackte Fertiggerichte, Weltraumpuuro, einzeln verpackte Vesperkekse… Zu allem Überfluss hatten die Schulen auch noch Wegwerfgeschirr bereitgestellt – was besonders absurd ist, da z.B. die Hortkinder ihr Vesperbrot grundsätzlich einfach auf die Faust bekommen (oder es halt auf dem blanken Tisch ablegen), weil die Küche sich das Abwaschen kurz vor Feierabend sparen will bzw. es gar keine kleinen Teller gibt in der Schulküche. (Also nicht in unserem Hort. Wir haben gleich am zweiten Tag hübsche bunte Plastikteller gekauft, die die Küche netterweise für uns mit abwäscht. Esskultur, Leute!)

Was das auch für eine Belastung für arme Familien sei, empörten sich viele; die könnten sich das schlicht nicht leisten, titelte das finnische Bildzeitungspendant. Ich hatte ja vorher gedacht, eine Flasche mit Leitungswasser, ein, zwei geschmierte Brote und ein bisschen Möhre, Gurke oder Apfel können während zwei Tagen wirklich nicht sooo schlimm aufs Budget drücken – aber nachdem ich gesehen habe, was die Kinder so mithatten, wundert mich auch die Empörung über den finanziellen Aspekt der Sache nicht mehr.

Die Kinder aber, die hatten Spass. Die Herren Maus berichteten begeistert von picknickartigen Mittagessen im Klassenzimmer. Die Klasse des Fräulein Maus – so ist das, wenn man einen coolen Hund zum Lehrer hat – ging am Dienstagmittag, denn der benachbarte Supermarkt hatte die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen und einen Grill auf dem Parkplatz aufgestellt, gemeinsam Makkara essen, aus der Klassenkasse. Und lange schon haben wir mit unseren Hortkindern nicht so gemütlich und lange und gutgelaunt beim Essen zusammengesessen wie an diesen beiden Tagen. Das war so schön, dass wir jetzt immer im Hortraum essen statt im ungemütlichen Speisesaal, auch wenn es jetzt wieder Schulessen gibt.

Der Unterschied zwischen einer Zumutung und einem Abenteuer ist die Einstellung.

[Ritterstreik]
[Busfahrerstreik]
[Krankenschwesternstreik]
[Lebensmittelverkäuferstreik]
[Flugcateringzulieferstreik]


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kolmesataakaksikymmentä

„Das war die schönste Schwimmhalle, in der ich je war!“, seufzte eins der Kinder hinterher, und zwei stimmten ein. Und wir Eltern waren eigentlich auch versucht, dem zuzustimmen.

In Finnland ist es ja mit Spassbädern nicht weit her. Und unsere zwei oder drei Versuche, irgendwelche regnerischen Urlaubstage in Deutschland mit einem Schwimmbadbesuch zu verschönern, sind bisher auch allesamt eher skurril gewesen.

Meist scheitert das Vergnügen daran, dass wir alle nach einer halben Stunde vor Kälte zittern, weil es keine Sauna gibt (oder nur zu horrenden Zusatzpreisen). Einmal fuhren wir von Jena aus ins nahegelegene Spassbad mit angeschlossenem „Saunadorf“. Die Frage, ob wir uns den Eintritt fürs Saunadorf leisten wollten oder nicht, erübrigte sich, als man uns an der Kasse erklärte, man könne heute nur Eintritt für Schwimmbad und Sauna kaufen, und ach übrigens, es sei dann heute Nacktbadetag.

Äh. Ja. Was mich an deutschen Bädern ja am meisten irritiert, ist, dass man sich offensichtlich noch nicht mal unter Frauen in der Umkleidekabine nackt zeigt, sondern sich zum Umziehen in so ein Kabuff quetscht, und als logische Folge die meisten dann auch nur mit Badeanzug unter die Dusche gehen – aber in die Sauna geht man ganz selbstverständlich nackt, obwohl da dann sogar Männer dabei sind.

Kleiner Exkurs: in finnischen Schwimmhallen zieht man sich einfach vor seinem Spind aus und geht selbstverständlich nackt duschen. (Falls jemandem das aus welchen Gründen auch immer unangenehm ist, gibt es ein, zwei Umkleidekabinen und ein, zwei Duschen mit Duschvorhang.) Ausser Duschen gibt es in jeder finnischen Schwimmhalle eine Sauna (zum Aufwärmen vor, zwischen und/oder nach dem Schwimmen) zwischen Umkleideraum und Schwimmbecken, logischerweise genauso wie Umkleiden und Duschen nach Männlein oder Weiblein getrennt. Überhaupt wird in Finnland eher getrennt sauniert: ist man irgendwo in die Sauna eingeladen, wird üblicherweise gefragt, ob man mit seiner Familie gehen möchte oder erst alle Frauen und danach alle Männer gemeinsam, und natürlich entscheidet man sich dann meist für letztere Variante, weil man ja Zeit mit seinem Besuch verbringen möchte. Unter engeren Freunden gehen wir auch alle gemeinsam; ebenso auf der mittelfinnischen Forschungsstation, wenn wir um zehn vom allabendlichen Mäusefangen wiederkamen und jemand netterweise so lange Holz nachgelegt hatte, dass wir auch noch eine heisse Sauna geniessen konnten, da ging einfach, wer noch eine Sauna nötig hatte, oder wenn ich mit meinen Bootfahrern irgendwo draussen doch mal die Gelegenheit hatte, eine Sauna zu benutzen, dann gingen wir auch lieber gleich gemeinsam. In der Eisbadesauna wird auch gemeinsam sauniert, da aber sowieso gleich mit Badesachen.

Nacktbadetag also. Immerhin gab es eine Sauna zum Aufwärmen. Unvergessen allerdings – der Damals-noch-nicht-Ähämann und ich waren auch zu Studienzeiten öfter dort – wie dort einmal ein Angestellter mit Glocke herumging und wie ein Marktschreier „Spezialaufguss! Spezialaufguss!“ brüllte und sich daraufhin die grösste Sauna mit 60 Menschen füllte und ich mir immer nur vorstellte, wie die da dann drinnen hocken und wenn es ihnen zu viel wird, dann können sie nicht raus, weil sie in der hintersten von zehn Reihen sitzen und weil sie hinterher gelyncht würden, würden sie mitten im Spezialaufguss die Tür aufreissen, um die Sauna zu verlassen. Oder der dicke, schwitzende Mann, der sich in der Sauna, über deren Tür „Finnische Sauna“ stand, mit dem zur Dekoration im Vorraum aufgestellten Birkenbüschel, das schon längst keine Blätter mehr, geschweige denn frische, die so gut riechen in der Sauna, besass, sondern nur noch aus harten Zweigen bestand, schlug und dabei Anerkennung heischend die Mitsaunierenden ansah: seht her, ich weiss, wie man das macht, in Finnland in der Sauna! Einen Eimer zum Aufguss machen gab es in der „Finnischen Sauna“ übrigens nicht. Der wurde einmal in der Stunde von einem Handtuch und Zähnen – denn der Saunaangestellte war ein Farbiger, von dem ausser den Zähnen und dem um die Hüften gesschlungenen Handtuch in der Dunkelheit nichts zu erkennen war – hereingetragen und zeremoniell über dem, natürlich – Brandschutz, Leute! – elektrischen, Saunaofen ausgeleert und handtuchschwenkend im Raum verteilt. Ich sagte schon, dass unsere Erfahrungen mit deutschen Spassbädern bisher eher skurril waren?!

Jetzt also Estland. Das Spassbad gehört zu einem Hotel, das in der Herbstferienwoche vermutlich zu 90% von Finnen belegt war, denn allüberall hörte man Finnisch, und auf dem Parkplatz stand sogar eine finnische 320. Wir hatten es zufällig entdeckt, und die Kinder hatten vorsichtig gefragt, ob wir denn da mal hingehen könnten, und waren dann vor Freude im Kreis gehüpft, als wir sagten, klar, warum nicht, denn sie dachten, sie müssten in Estland immer nur wandern, hihi. Das Beste am Spassbad ist, dass es mindestens sechs verschiedene lange und sehr lange Rutschen hat. Wir waren an der Kasse ein bisschen irritiert, dass man die Sauna extra bezahlen sollte, weil ich eigentlich angenommen hatte, dass in estnischen Schwimmhallen Sauna genauso dazugehört wie in finnischen. So war es auch – ausser dass sie knallheiss war, aber auch das wusste ich eigentlich schon, dass Sauna in Estland heisser ist als in Finnland, während sich die Finnen immer über die lauwarme schwedische Sauna lustigmachen; es scheint da also einen West-Ost-Gradient zu geben – die Sauna, die man extra bezahlen musste, war ein extra Bereich mit lauter besonderen Saunas. Ähnlich dem Saunadorf in oben beschriebenem thüringischem Spassbad, aber… viel entspannter. Die Kinder wollten ja erst gar nicht mitkommen, sondern lieber bei den Rutschen bleiben – tatsächlich schwärmen sie jetzt aber immer noch davon, wie toll die Saunas dort waren! Man ging da einfach wie in unserer Eisbadesauna mit Badesachen rein. Es gab selbstverständlich Eimer zum Aufgussmachen und selbstverständlich keine Sanduhren. Es gab eine Salz-Dampfsauna, da lag ein Haufen Salz und ein Schäufelchen dazu, und man konnte sich – wozu auch immer das gut sein soll – mit dem Salz einreiben und es dann später noch in der Sauna mit einer Regendusche wieder abspülen, und Erwachsene wie Kinder matschten fröhlich vor sich hin, und keiner guckte, ob der andere auch alles richtig macht und sein hektargrosses Saunatuch auch wirklich korrekt ausgebreitet hat, so dass kein Tröpfchen Schweiss aufs Holz gelangt, und alle Besucher lachten und redeten und kein einziger Schwimmhallenangestellter war da zum Aufpassen, und der kleine Herr Maus sass fünf Minuten mutterseelenallein in der allerheissesten Sauna und erntete Bewunderung von allen anwesenden Erwachsenen und das Fräulein Maus machte Wechselbäder im kalten und warmen Schwimmbecken und der grosse Herr Maus ging im beleuchteten Pool tauchen und dann gingen wir alle nochmal in die Dampfsauna mit dem Salzhaufen, und ja, genau so muss Sauna sein.

„Können wir da mal wieder hingehen?!“, fragen die Kinder seitdem. Aber sicher!

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Herbstferien, viel zu kurze

Vielleicht lag es daran, dass wir diesmal tatsächlich erst – nachdem wir am Mittwoch alle noch brav zur Schule und auf Arbeit gegangen waren – kurz vor Mitternacht ankamen: diesmal fühlten sich die vier Tage Herbstferien extrem kurz an.

Vielleicht aber waren sie einfach nur besonders schön und deshalb so schnell um.

Estland ist so wunderbar. <3


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Grau kommt noch früh genug

Eigentlich war der Plan, dass wir am Samstag einen Ausflug machen, am Sonntag aber die Kinder ihren Hobbys nachgehen und die Erwachsenen sich ihren vernachlässigten Pflichten widmen.

Aber was will man machen, wenn die Sonne scheint und es noch einmal so warm ist, dass man ohne Jacke rausgehen kann? Wenn die Bäume, die mittlerweile doch schon recht zerzaust aussehen, vielleicht zum letzten Mal in diesem Jahr in allen Farben zwischen Rot und Gelb prunken?!

Da unten auf dem Meer waren wir das letzte Mal mit Schlittschuhen.

(Ein Glück, dass heute Nachmittag unsere grandiosen zwei (!) Tage (!!!) Herbstferien beginnen und wir in den Süden fahren, wo die Bäume ihre Blätter bestimmt noch eine Woche länger behalten! Ich bin nämlich eigentlich noch nicht bereit für kahle Bäume und graue Landschaften.)


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Alle irre

Als ich vor einer Woche von der Schule nach Hause radelte, war mein Heimweg besonders schön.

Die Sonne war gerade untergegangen, aber die Bäume glühten noch eine Weile weiter, fast, als hätten sie das Sonnenlicht gespeichert und würden es erst nach und nach abgeben. Ich fuhr durch gelbleuchtende Laubtunnel, und als ich am Fluss ankam, der glatt wie ein Spiegel war und schon ein klitzekleines bisschen in der kalten Abendluft dampfte, war es schon fast ganz finster, nur im Westen leuchtete der Himmel noch orange.

Ich finde es immer sehr gewöhnungsbedürftig, wenn es nach dem langen, hellen Sommer auf einmal wieder dunkel ist: als ob man das Sehen und Laufen und Radfahren und Autofahren bei Nacht erst wieder lernen müsse.

Aber es hätte schöner nicht sein können.

Zwischen all dem Gelb, Orange und Schwarz allerdings, das zart und weich über der Landschaft lag, blendeten leider grellweiss die ersten Weihnachtsbeleuchtungen über Bäume und Sträucher geworfenen Lichterketten.

(Als ich die erste Lichterkette sah, dachte ich noch: da hat’s jemand aber sehr eilig. Dann sah ich im Nachbargarten auch eine, und eine Strasse weiter noch eine, und dann noch eine, und als ich zu Hause ankam, hatte ein Nachbar tatsächlich schon einen beleuchteten Stern ins Fenster gehängt.)

Es macht mich von Jahr zu Jahr wütender.

Nicht, weil keiner mehr zu verstehen scheint, wie kostbar Vorfreude ist; das kann meinetwegen jeder halten, wie er will. Aber weil es mir fast körperliches Unbehagen bereitet, dieses grelle Geleuchte und Geblinke.

Zumal jetzt, wo die Natur selbst noch in allen Farben leuchtet.

(Es gibt ja ausser grellen LED-Lämpchen auch durchaus noch andere Möglichkeiten, Wärme und Licht in dunkle Herbstabende zu bringen.)


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Es gibt wieder Adventskalender! [Nichtkommerzielle Werbung]

Nachdem auch in diesem Jahr die erste Bestellung schon im August (!) bei mir einging und sich in der letzten Woche die Anfragen häuften, ab wann man denn bei mir wieder finnische Adventskalender bestellen könne: ab heute!

Ich habe ja diesmal fast ein bisschen vor Freude gequietscht, als ich den Entwurf für den Kalender zum ersten Mal gesehen habe: darauf ist nämlich dieses Jahr nicht nur irgendeine Schneelandschaft, sondern das zugefrorene Meer. Bei uns um die Ecke, sozusagen!

Der Kalender wird leider auch in diesem Jahr wieder keine Bonustürchen haben – das Besondere am Adventskalender der finnischen Pfadfinder ist ja, dass er immer am 1. Dezember oder am 1. Advent anfängt, je nachdem, was eher ist – aber er wird natürlich auch dieses Jahr wieder – und das vermisse ich bei vielen anderen Adventskalendern – genau zum Gesamtbild passende Bildchen hinter den Türen haben, ein bis vier Kerzen an den jeweiligen Adventssonntagen, eine finnische Fahne am 6. Dezember und eine Lucia am 13. Dezember.

Der Kalender ist 31 x 22 cm gross und kostet – inklusive sechs passenden Geschenkanhängerkärtchen – 7 €, die ohne Abzug den Pfadfindern zugute kommen. (2,90 € davon gehen direkt an den eigenen Pfadfinderstamm, der Rest an den jeweiligen Regionalverband.)

Dieses Jahr werden die Porto- und Verpackungskosten nach Europa für einen Kalender 3,50 €, für zwei bis vier Kalender 5,50 € betragen. (Versandkosten nach ausserhalb Europas oder für mehr als vier Kalender teile ich gern auf Anfrage mit.) Immerhin hat die Finnische Post im letzten Jahr nur einmal das Porto erhöht, und auch das nur geringfügig, juhuuu! Wie immer werde ich natürlich schöne Briefmarken draufkleben und die auch abstempeln lassen.

Bestellungen ab heute bis 20. November bitte per Mail an myyratohtori(klammeraffe)suomi24.fi. (Oder an die vom letzten Jahr bekannte Emailadresse, die weiterhin gültig ist.) Wie gewohnt schicke ich dann eine Antwort mit den Kontodaten und dem Gesamtpreis. (Manche deutsche Banken verlangen eine extra Freischaltungen für Überweisungen ins Ausland; ansonsten geht das aber problemlos und schnell.) Nach Geldeingang verschicke ich die Kalender möglichst schnell – aber Nachschub gibt’s immer nur montags, es kann also auch mal ein paar Tage dauern.

Der grosse Herr Maus – der sich sehr über ein neues goldenes Wichtelabzeichen freuen würde – und sein Pfadfinderstamm danken schon mal im Voraus!


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Farben tanken

Der Samstag begann damit, dass ich gegen acht, kurz vor Sonnenaufgang, aufs Klo wankte und es vor dem Fenster so aussah:

Statt direkt wieder ins Bett zu kriechen, holte ich erstmal die Kamera. Dann schlich ich mich zurück ins Bett und freute mich nicht nur, dass ich mindestens noch eine Stunde schlafen könnte, sondern auch, dass wir ausnahmsweise einen komplett freien Tag vor uns hatten. Mit besten Wetteraussichten noch dazu.

An so einem Tag, an denen schon vor Sonnenaufgang die Bäume wie von innen heraus leuchten, kann man aber nicht in den Wald und auch nicht ins Moor. Da muss man irgendwohin, wo es viele Laubbäume gibt! Und waren wir nicht schon ewig nicht mehr in Rauma?! Wir würden alles stehen und liegen lassen und gleich nach dem Frühstück losfahren. („Gleich nach dem Frühstück“ entpuppte sich dann als um zwölf, weil alle das Ausschlafen bitter nötig hatten, aber die Sonne steht ja – Sommerzeit sei Dank! – immer noch erst um eins am höchsten, und abends ist es noch leidlich lange hell.)

Wir konnten uns schon auf der Hinfahrt nicht sattsehen an den gelb und orange leuchtenden Bäumen am Strassenrand. Und in Rauma fanden wir sogar überraschend eine Gelegenheit zum Laubflössen. Nachdem die Herren Maus den Stock, der sich quer im Bach verfangen hatte, entdeckt und herausgezogen hatten, setzte sich ein Riesenplacken angestauter Herbstblätter in Bewegung und wollte in der Strömung gehalten werden. Drei Kinder besorgten sich in Windeseile lange Stöcke und rannten am Ufer auf und ab und stocherten mit Hingabe im Bach herum.
So lange jedenfalls, bis der kleine Herr Maus mit einem gewaltigen PLATSCH rücklings in den Bach flog und mit bis über die Hüfte triefnassen Klamotten – die einzigen beiden Kleidungsstücke, die noch trocken waren, waren Mütze und Halstuch – wieder herausstieg. Zum Glück fahren wir immer noch wie in Kleinkinderzeiten einen Beutel mit drei vollständigen Sätzen Kinderersatzklamotten im Auto spazieren, war das Auto nicht allzuweit weg und war es nicht sehr kalt.

Und so liefen wir, nachdem der kleine Herr Maus sich umgezogen hatte und wir die nassen Klamotten im Auto ausgebreitet hatten, weiter durch Gässchen voller Holzhäuser, gingen sehr lecker und gemütlich italienisch essen, statteten dem Lieblingsspielplatz einen Besuch ab und liessen die Kinder – da die drei Kinderfahrräder inzwischen wirklich nicht mehr ins Auto passen – noch mehrere Runden rullern.

Es war alles ganz wunderbar.

Auch wenn das wohl eher nicht so unser Glückstag war, gestern. Denn auf der Hinfahrt hatte uns ein entgegenkommender LKW einen Stein an die Frontscheibe geschleudert, und die ist jetzt leider hin.

Wir fuhren dann auf der Heimfahrt auch sehr, sehr vorsichtig, denn nach Glasbruch und unfreiwilligem Bad im Bach hätte es mich nicht gewundert, wenn wir in der Dämmerung auch noch einem Elch begegnet wären.


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Blau-goldener Oktober

Jetzt ist er also da, der goldene Oktober. Und wie jedes Jahr leuchten die Bäume hier besonders schön.

Wenn die wirklich freie Wochenendzeit allerdings sowieso schon knapp bemessen ist, dann ist es wenig hilfreich, wenn ein Familienmitglied auch noch an einem Samstag in die Schule muss und der Unterricht in einem fensterlosen Kellerraum stattfindet.

Aber. Das waren die schönsten sechs Unterrichtsstunden, die ich bisher hatte. In 15 Stunden – die anderen werden aber wie üblich mittwochs stattfinden – werden wir die Grundlagen der Gebärdensprache lernen, weil wir in unserer Arbeit mit Kindern mit diversen Sprachschwierigkeiten zu tun haben können, für die unterstützende Gebärden zusätzlich zur gesprochenen Sprache echt hilfreich sein können. Ich finde ja, dass Sprachenlernen sowieso immer Spass macht, aber so viel Spass gemacht hat es noch in keiner Sprache, und so schnell ging es auch noch nie. Das hätte ich auch noch ein paar Stunden länger machen können!

Hinterher holten mich der Ähämann und die Mäusekinder von der Schule ab und wir fuhren direkt weiter zur Sauna auf der nächsten Insel zum Anbaden. Es fühlte sich ja schon ein bisschen seltsam an, nur vier Wochen nach dem letzten Strandbesuch schon „Eis“baden zu gehen, aber juhuu, endlich wieder!

Den Sonntag verbrachte ich grösstenteils mit Hausaufgaben – leider nicht Gebärdensprache lernen, sondern nervige Planungsformulare für meine erste Lehrprobenwoche ausfüllen – aber als der Ähämann und die Herren Maus vom Schwimmen zurückkamen, mussten wir doch nochmal ins Auto springen und auf die Hausinsel fahren, weil man nie weiss, wann der nächste Sturm kommt und dem goldenen Oktober ein jähes Ende bereitet.

Ausser in der Eisbadesauna waren wir in den letzten Jahren nicht mehr viel auf Ruissalo. Vielleicht, weil wir, als die Kinder klein waren, andauernd da waren und wir dann, seit wir keinen Kinderwagen mehr brauchten und es auch endlich mehr Rundwanderwege aller Längen in der näheren Umgebung (naja…) gibt, erstmal eine Weile nicht mehr da hin wollten.

Aber Himmel, ist es schön da! Vor allem jetzt, wo die ganze Insel blau-golden leuchtet!