Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Wahlfachpech

Seit der vierten Klasse hat das Fräulein Maus nicht mehr so richtig Glück mit Wahlfächern.

Für die 8. und 9. Klasse darf sie jetzt wieder eins wählen, und weil Hauswirtschaft und Werken nicht mehr so hoch im Kurs stehen wie in der dritten Klasse, war von Anfang an klar, dass sie eine weitere Sprache lernen möchte. Da Spanisch in ihrer Schule nicht angeboten wird und alle ihre Freundinnen Französisch lernen wollen, wollte sie erst auch Französisch, aber dann redeten wir ein bisschen darüber, welche Sprachen man heutzutage vielleicht am ehesten können sollte, und dann entschied sie sich mit leuchtenden Augen für – denn was läge in Finnland näher?! – Russisch.

Tja. Man bereitete uns schon beim Elternabend schonend darauf vor – „In den letzten zehn Jahren ist nie eine Russischgruppe zusammengekommen!“ – und weil tatsächlich nur zwei Schüler*innen Russisch lernen wollten, wird das Wahlfach dann jetzt doch Französisch werden.

Es gibt Schlimmeres. Aber ich sehe es auch als eine verpasste Chance – auch für mich, mein völlig vergessenes Schulrussisch wieder zu aktivieren. Und nach 80 Jahren könnte man ja vielleicht auch mal anders auf seine Geschichte reagieren als mit Groll und Totalverweigerung, liebe finnische Mitbürger. Grmpf.


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Skiferien 2020, Tag 5

Den fünften Ferientag verbrachten wir im Museum.

Es regnete, stürmte, und die Enten an der Stromschnelle, auf die sich die Kinder so gefreut hatten, waren auch nicht da. Ein Winter ohne Schnee und Eis ist eben Mist, aus allen erdenklichen Gründen.

Ein perfekter Tag fürs Museum also. Zunächst aber gingen wir mit dem Ähämann mittagessen, in der Hoffnung, dass wir es dieses Jahr länger im Museum aushalten würden und es nicht wegen knurrender Mägen vorzeitig verlassen müssten.

Aber ach…!

Das Vapriikki – oder „diese Museumssammlung“, wie der kleine Herr Maus zu sagen pflegt – ist ebenso wunderbar wie viel zu gross für einen halben Tag. In den Hallen einer ehemaligen Maschinenfabrik befinden sich das Postmuseum, das Eishockeymuseum, ein Naturkundemuseum, ein Mineralienmuseum, das Spielemuseum, ein Museum über den Bürgerkrieg in Tampere – in das man aber nicht mit Kindern gehen soll – ein Medienmuseum sowie mindestens zwei Wechselausstellungen: dieses Jahr eine über Tampere als Theaterstadt und eine über das alte Rom.

Allein im Spielemuseum könnte man den ganzen Tag zubringen, weil man dort jede Menge Computer- und Automatenspiele – von den ersten in den 1970ern entwickelten bis zu den aktuellsten – ausprobieren darf.

Wir spielten ausserdem – passend zu den diesjährigen Skiferien! – Eishockey im Simulator, krochen durch einen engen Gang, um uns das Leben in der Stromschnelle von unten anzugucken, versuchten uns im Morsen von Texten, lasen Briefe berühmter Finnen, guckten uns im Postkino einen Film über die finnische Post zu ungefähr der Zeit, als ich das erste Mal nach Finnland kam, an, der mich die ganze Zeit seufzen liess, denn damals war die finnische Post tatsächlich noch schnell, zuverlässig und hatte eine Filiale in jedem kleinsten Ort. Zum Schluss spielten mir die Kinder – zu dritt kann man ja schon was auf die Beine stellen – ein kleines Theaterstück vor, für das nicht nur die Bühne bereitstand, sondern auch verschiedenste Verkleidungen sowie ein Licht- und Tonmischpult.

Dann hatten die Kinder es gerade so geschafft, alle im Museumskomplex zu findenden Objekte abzuhaken, bis wir wirklich allerspätestens losmussten.

Mit kurzem Zwischenstopp im Waffelcafé im kleinsten Steinhaus von Tampere eilten wir zum Bahnhof.

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Bahnfahren.

Während wir auf unseren Zug warteten, sah ich zum ersten Mal eine Sr3 in echt. Hm, ja. Muss ich mich erst noch dran gewöhnen, an den Anblick.

Ansonten fühlten wir uns diesmal durchsagenmässig ein bisschen wie auf der „Nils Dacke“, auf der die Nächte sowieso schon immer so kurz sind, aber auf der man noch eine halbe Stunde mit Durchsagen in vier Sprachen wachgehalten wird.

Wir fahren mit fünf Wagen, wir halten dort und dort und dort, ich bin Konduktööri Ville, bitte schon mal die Fahrkarten in der App öffnen, ich komme gleich kontrollieren, das Kaffeewägelchen fährt durch den Zug, bitte keine mitgebrachten alkoholischen Getränke konsumieren, in Turku ist es glatt auf dem Bahnsteig, Vorsicht!

Man kann sie dennoch nur lieben für ihre Informationspolitik, die finnische Bahn. Highlight diesmal – Durchsage vom Schaffner beim Halt in Toijala: „Wir müssen noch auf Passagiere aus dem Süden warten. Es wird ungefähr zehn Minuten dauern und der andere Zug wird am Gleis gegenüber halten, falls also jemand frische Luft schnappen möchte, wäre jetzt eine gute Gelegenheit dazu.“

Am Tisch gegenüber machte ein junger Mann Deutschaufgaben. Irgendwann beugte er sich über den Gang zum Fräulein Maus und fragte sie auf Finnisch, ob sie ihm mal die eine Aufgabenstellung erklären könne. Konnte sie.


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Skiferien 2020, Tag 4

Am vierten Ferientag gingen wir im See baden.

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Sightseeing.

Zunächst aber begannen wir den Tag mit Sightseeing. Ich bin ja nicht der Meinung, dass man in jede Kirche reinmuss. Aber den Dom von Tampere wollte ich den Kindern schon lange mal zeigen. Aus Gründen.

Der Dom, anders als ehrwürdige Sakralbauten anderswo, wurde erst 1902-1907 gebaut und ist eigentlich unserer  KitschkircheMikaelinkirkko sehr ähnlich. Aber was wirklich, wirklich sehenswert ist, sind die Gemälde im Dom!

Die wunderlichen Interpretionen der biblischen Geschichten in den Wandgemälden von Hugo Simberg nämlich: Die Schlange aus dem Paradies, die von der Decke guckt, mit kleinen Fledermausflügelchen, den Apfel noch im Mund, die aber von Engelsflügeln umgeben ist und niemandem mehr schaden kann. Die zwölf nackigen – wo gibt’s denn sowas in einer Kirche?! – Jungs, die die Apostel darstellen sollen und gleichzeitig ganz normale Leute, die jeder auf seine Art die Bürde ihres Lebens – ein Gewinde aus Rosen, Blättern und Dornen – tragen. Die sanftmütigen Tode im Garten des Todes. Und der berühmte Verwundete Engel.

Und auch das Altargemälde von Magnus Enckell, das keinen Jesus am Kreuz – überhaupt keinen Jesus! – zeigt, sondern die Auferstehung der Toten.

Nichts davon ist im biblischen Palästina angesiedelt. Für die Gemälde standen Kinder und Erwachsene aus Tampere Modell, im Hintergrund der Landschaft, durch die der verwundete Engel getragen wird, stehen zwei grosse Fabrikschornsteine, und neben dem brennenden Dornbusch fliegt eine Elster. Das gefällt mir alles sehr.

Weil Tampere nach Mailand, Paris und Brüssel die vierte Stadt in Europa war, in der elektrisches Licht eingeführt wurde, wurde der Dom nicht mit Kronleuchtern, sondern einfach mit nackten Glühbirnen ausgestattet. Wo die doch damals der neueste Schrei waren!

Sogar die Teenagerin, die vorher ein bisschen gemotzt hatte, wozu wir denn eine Kirche angucken müssten, stand andächtig vor den Wandgemälden. Und der grosse Herr Maus gab uns den Fremdenführer, denn er hatte das alles schon im Religionsunterricht durchgenommen.

Neu gelernt habe ich diesmal: die drei Glocken des Doms wurden in Apolda gegossen! Und da wäre ich fast ein bisschen rührselig geworden.

(Ich hatte mal ein Schlittenglöckchen aus Apolda.)

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Spielplatztourismus.

Immer noch besuchen wir keine Stadt, ohne nicht wenigstens einem ihrer Spielplätze einen Besuch abgestattet zu haben.

Der kleine Herr Maus beförderte mich mit Schiff, Eisenbahn und Bus in die Malá Fatra. „So, angelegt!“, rief er nach dem ersten Teil der Reise. „Angelegt!“, piepste der zweijährige finnische Junge, der uns auf Schritt und Tritt folgte. Ich hatte ein Déjá-vu.

Dann wechselten wir auf den Teil für grössere Kinder, wo man unter Anderem möglichst schnell Rechenaufgaben lösen und zur richtigen Lösung springen muss. Ich bin kläglich gescheitert. Zwar bin ich längst aus dem Stadium hinaus, in dem ich mir finnische Sätze erst übersetze bevor ich sie verstehe oder mir erst deutsche Sätze zurechtlege bevor ich etwas auf Finnisch sage – aber Rechnen auf Finnisch kann ich nicht.

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Saunatourismus.

Vor ein paar Jahren suchte ich ein Video übers Eisbaden. Schliesslich fand ich eins, das so unspektulär wie schön ist und die Stimmung in so einer finnischen Eisbadesauna perfekt wiedergibt. Es war jetzt nicht so, dass ich seitdem unbedingt mal da hin gewollt hätte, aber als wir überlegten, in welche Sauna wir in Tampere diesmal gehen könnten, fiel mir das Video wieder ein, und die Wahl fiel auf das 1929 am Ufer des Näsijärvi errichtete „Volksbad“.

Schnee und Eis allerdings muss man sich leider wegdenken.

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Wir fuhren nach des Ähämanns Arbeit mit dem Bus hin und schafften es gerade noch rechtzeitig zur blauen Stunde. Und hach, dieses goldene, weiche Seewasser…!


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Skiferien 2020, Tag 3

Am dritten Ferientag fuhren wir 165 km nach Norden.
Obwohl dort auch kein Schnee liegt.

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Busfahren.

Busse sind in Finnland ein viel wichtigeres Transportmittel als die Eisenbahn. In meinem ersten halben Jahr in Finnland fuhr ich nur Bus. Weil es nicht anders ging – von der Forschungsstation im mittelfinnischen Nirgendwo in die nächstgelegene 60 km entfernte Stadt oder am Wochenende zu meiner finnischen Gastfamilie in den nächstgrösseren Ort – aber auch, weil es die preiswerteste Möglichkeit für weitere Reisen war, denn Studenten zahlten nur den halben Fahrpreis. Unvergessen die fünf Stunden Busfahrt von Rovaniemi nach Inari über vereiste Strassen und durch dick verschneite Wälder, die ich mit dem Ähämann gleich nach dem Milleniumsjahreswechsel machte, weil wir wissen wollten, wie es ist, wenn die Sonne den ganzen Tag nicht aufgeht. In Sodankylä und in Ivalo konnte man aussteigen, sich die Beine vertreten, einen Kaffee trinken und seinen Reiseproviant im Supermarkt aufstocken, während der Busfahrer Briefe und Pakete ein- und auslud. Sonst hielt der Bus alle halbe Stunde irgendwo an der Strasse, jemand stieg aus und verschwand irgendwohin in die Nacht.

Der Turkuer Busbahnhof.
Offenbar haben die Turker ein Faible für runde öffentliche Gebäude. Die furchtbare Akustik stört nicht, da der Turkuer ja nicht redet.

Seit wir in Turku wohnen, bin ich nur noch alle paar Jahre mal Überlandbus gefahren. Wir wohnen hier an zwei wichtigen Zugstrecken, und Zugfahren ist ja sowieso schöner, erst recht mit kleinen Kindern. Und ohne Studentenrabatt ist Busfahren auch nur noch unwesentlich preiswerter als Zugfahren. Also normalerweise. Als ich vor ein paar Wochen wie im letzten Jahr Zugtickets nach Tampere kaufen wollte, gab es keine Spartickets, und nach einiger Rumprobierei mit verschiedenen Daten hatte ich herausgefunden, dass es offensichtlich in der Skiferienwoche überhaupt keine Spartickets gibt. Tja, und so fuhren wir seit langer Zeit mal wieder Bus. Onnibus, weil oben in der ersten Reihe zu sitzen fast so schön ist wie Zugfahren. Zwar ist der Onnibus nicht mehr ganz so preiswert wie in den ersten Jahren, aber dafür muss man jetzt nicht mehr um die besten Plätze rennen, denn wie bei der Bahn gehört eine Sitzplatzreservierung jetzt zum Fahrpreis. Für die Plätze in der ersten Reihe zahlt man zwar einen kleinen Aufpreis, aber das war es uns wert, und ausserdem war der Fahrpreis für uns auch damit immer noch nicht mal halb so teuer wie die Zugtickets gewesen wären, und so schaukelten wir zwei Stunden mit bester Aussicht über die Landstrasse – dem Ähämann hinterher, der dreieinhalb Stunden früher schon mit seinem Monatsticket einen Zug nach Tampere bestiegen hatte.

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Zeitverbringdings.

Weil es regnete und wir nach einem späten Mittagessen mit dem Ähämann noch ein bisschen Zeit rumzubringen hatten, während der Ähämann noch ein bisschen arbeiten musste, gingen wir ins Arbeitermuseum. Das ist perfekt für solche Gelegenheiten, denn der Eintritt ist kostenlos und man kann da auch für eine halbe Stunde hingehen. Das Museum befindet sich in einem Teil der ehemaligen Finlayson-Baumwollspinnerei, und man kann dort zum Beispiel Helene und Marie besuchen, zwei Schweizer Dampfmaschinen, die seinerzeit ein gewaltiges Schwungrad und damit alle Maschinen in der Fabrik antrieben. Oder sich ein kleines Stadtmuseum angucken. Oder eine Ausstellung über die jüngere finnische Geschichte seit der Unabhängigkeit. Wir waren am Ende jedenfalls wieder viel länger dort als geplant.

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Geschichtsunterricht.

Für mich am beeindruckendsten war diesmal eine kleine, unscheinbare Sonderausstellung mit Fotos vom Baltischen Weg. Am 23. August 1989, genau 50 Jahre nach dem Hitler-Stalin-Pakt, fanden sich über eine Million Lithauer, Letten und Esten zu einer 600 km langen Menschenkette, die lückenlos über alle drei baltischen Staaten reichte, zusammen, um für ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion zu demonstrieren.

Ich hatte davon noch nie vorher gehört. Alle Welt guckte damals ja nach Ungarn. Und nach Berlin.

Man lernt nie aus.

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Gesunde Ernährung.

Abendbrot im Waffelcafé.


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Skiferien 2020, Tag 2

Am zweiten Ferientag machten wir eine Radtour.

Die Sonne schien, es waren sieben Grad, und der letzte Wind, mit dem Dennis weiterzog, fühlte sich ganz frühlingshaft lau an. im Vorgarten blühen das Sisu-Glöckchen und die Krokusse. (Am Fluss gibt es sogar die erste Kirschblüte zu bewundern!) Eigentlich sollten jetzt -20°C sein, Mitte Februar.

Das Fräulein Maus hatte einen Augenarzttermin im Stadtzentrum, und wir beschlossen spontan, mit den Fahrrädern hinzufahren. Vorher statteten wir noch, nachdem wir die Räder umständlich einmal durch überdachte Behelfsfusswege rund um die Grube geschoben hatten, dem Markt einen Besuch ab – in der Hoffnung, dass vielleicht doch der eine oder andere Blumenverkäufer wieder da ist. Mein Lieblingsblumenmann war tatsächlich da, und wir erstanden zwei Narzissen und zwei Träubchen im Topf, um das vergammelte Heidekraut in den Blumentöpfen vor der Haustür zu ersetzen. Sollte der finnische Winter sich doch noch besinnen – was ich nicht glaube – ist das Risiko gering: es sind diese kleinen Narzissen, die mindestens 10 Grad Frost aushalten. Und kälter wird es garantiert nicht mehr dieses Jahr – wie denn auch, wenn weder Meer noch Boden ordentlich gefroren sind?!

Der Augenarzttermin war übrigens völlig für die Katz. Die Stadt Turku schliesst manchmal, wenn sie mit ihren eigenen Ärzten nicht hinterherkommt, Verträge mit privaten Ärzten, zu denen man dann zu den gleichen Bedingungen wie in die städtische Poliklinik gehen kann. Prima daran war nur, dass wir quasi sofort einen Termin bekamen. Ansonsten hat der Privataugenarzt nichts weiter gemacht als den Sehtest der Schulschwester wiederholt – sowieso hielt er das Fräulein Maus, uns Eltern, die Schulschwester sowie die Schulärztin, die die Überweisung ausgestellt hatte, ganz offensichtlich alle zusammen für Simulanten. Das nächste Mal möchte ich bittedanke wieder in die städtische Poliklinik – dort wird man unter Anderem beim Augenarzt, bei dem ich schon zweimal mit dem kleinen Herrn Maus war, nämlich nicht nur gründlichst, sondern auch freundlich untersucht und behandelt. Grmpf.

Hinterher gingen wir zum Mittagsbuffet zum Lieblingschinesen, wegen dem wir übrigens zu keinem anderen Chinesen mehr gehen können, weil es bei allen anderen gleich und jede Speise nach Chinagewürz schmeckt.

„Das war aber eine schöne Frühlingsradtour!“, sagte das Fräulein Maus, als wir wieder zu Hause waren. Immerhin.


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Skiferien 2020, Tag 1

In Woche 8 sind in Turku …äh… Skiferien. Theoretisch.

Am ersten Ferientag gingen wir in die Schwimmhalle.

Es war zum Glück gar nicht so voll wie befürchtet. Vermutlich sind viele doch im Urlaub in Lappland beziehungsweise in Thailand oder auf den Kanaren. Apropos. Es gab ja neulich ein grosses Volksbegehren für die Einführung einer Flugsteuer in Finnland. Allerdings hat das Parlament den Vorschlag abgelehnt: Finnland wäre sowieso viel zu isoliert, und ausserdem dürfe es nicht sein, dass Fliegen ein Privileg der Reichen ist. Ich habe einmal empört geschnaubt und dann laut gelacht. Ich zum Beispiel möchte in Wintern wie diesem gern mal wieder nach Lappland fahren. Umweltfreundlich mit dem Zug, wohlgemerkt. Nun habe ich aber einen Job, von dem ich ausserhalb der Ferien nur schlecht weggkann, und in den Ferien kosten sowohl die Zugfahrt als auch das Mökki, beides sowieso schon nicht billig, das Dreifache. Wo bitte ist meine Lobby, die sich dafür einsetzt, dass ich zu erschwinglichen Preisen Zug fahren kann?!

Die Kinder vergnügten sich mit diversen Schwimmmatten auf der einen Hälfte des 25-m-Beckens, während ich auf der anderen Hälfte Bahnen zog. Zwischendurch kam der kleine Herr Maus unter der Absperrung durchgetaucht, kraulte wie ein geölter Blitz 25 m hin und 25 m wieder zurück und tauchte zu seinen Geschwistern auf die andere Hälfte zurück, noch ehe ich ihn richtig gesehen hatte. (Die Kinder bezeichnen meinen Schwimmstil liebevoll als Mummorinta, also Oma-Brustschwimmen. Ich euch auch.) Dann wurde ins warme Wellnessbecken gewechselt und später, als der Sprungturm für eine halbe Stunde aufgemacht wurde, ins Sprungbecken. Der kleine Herr Maus machte Köpper vom Dreier und sprang unerschrocken vom Zehner. Zwischendurch gingen wir dreimal in die Sauna zum Aufwärmen. Und danach ins Vier-Grad-Becken, obwohl zumindest mich das echte Überwindung kostet – viel mehr, als ins zugefrorene Meer oder einen zugefrorenen See zu steigen.

Unsere Schwimmhalle hat übrigens seit der letzten Renovierung acht Schwimmbecken, die jeder den Namen eines der sieben Brüder aus Aleksis Kivis berühmtem Roman tragen – plus Venla, die sie alle sieben anhimmeln, die den Ältesten aber erst erhört, nachdem sich die Brüder ausgetobt und zu sittsamen Menschen geworden sind. Die Schwimmhalle steht nämlich in einer Gegend Turkus, die Impivaara heisst – am Fusse des gleichnamigen Hügels befindet sich im Roman der Hof der sieben Brüder.

Nach drei Stunden derlei Sport und Kultur waren wir sehr froh, dass der Ähämann Turkuarbeitstag hatte und zu Hause für uns schon gekocht hatte. Müder und hungriger hätten wir auch nach einer Skitour nicht sein können.


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kolmesataakuusikymmentäkaksi

Am Freitag war dieser erste Frühlingstag.

Ich fuhr mit Sonnenbrille auf der Nase auf Arbeit. Unterwegs musste ich länger anhalten, weil 30 bunte Kindergartenkinder mit neongelben Westen aus einem Bus kletterten. (Bielefeld hatte das toll gelöst mit den Haltestellen und den Radwegen. Aber man kann eben nicht alles haben.) Ich hatte es nicht eilig, und als ich wieder losfuhr, kam mir eine 362 entgegen. Nachmittags, mit den Hortkindern auf dem Sportplatz, brauchte ich die Sonnenbrille immer noch. Es kamen sogar schon die ersten Fragen, ob man Mützen / Handschuhe / Jacken ausziehen dürfe. Es war nur knapp über Null, aber die Sonne wärmte tatsächlich schon spürbar. Und sie ging erst nach um fünf unter!

Dann kam Dennis. Zwei Tage lang heulte er ums Haus, trieb finstere Wolken über den Himmel, warf mit dicken, kalten Wassertropfen um sich und liess das Thermometer auf sieben Grad klettern.

So langsam glaube ich nicht mehr, dass wir dieses Jahr irgendwann nochmal genug Schnee zum Skifahren und Rodeln haben werden. Achseufz.

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Schwerter zu Pflugscharen

Spiess umgedreht: „Zivilgelände. Zutritt für Militaristen verboten!“

So wie andere Kinder die Strassen ihres Stadtviertels kennen, kennt der kleine Herr Maus alle Wege und Hundepfade durch den Wald, der zwischen unserem und dem Nachbarstadtteil liegt.

Letzte Woche war er mal wieder dort mit einem Schulfreund unterwegs, mit den Fahrrädern, und machte dabei eine Entdeckung, die ihn vor Freude tagelang hüpfen liess.

Es ist nämlich so: da, wo im Sommer der neue Kreisverkehr angelegt wurde, samt einer etwas überdimensionierten Brücke über den kleinen Bach, soll ein neues Wohngebiet entstehen. Und wie das hier so ist – obwohl noch kein einziges Haus dort gebaut wurde, ist nicht nur die Zufahrtsstrasse dahin fertig, sondern sind überhaupt schon alle Strassen, Fuss- und Radwege angelegt und asphaltiert und Strassenlaternen aufgestellt. Gleich, als der Kreisverkehr und die Brücke eröffnet waren, bogen wir auf dem Rückweg von der Musikschule mal dahin ab, aus lauter Neugier, aber es gab nicht viel zu sehen, ausser ein paar extra beleuchteten vermoosten Bunkereingängen, die hinter den noch zu fällenden Bäumen auf den Baugrundstücken hervorleuchteten.

Früher war nämlich genau dort, wo jetzt das Wohngebiet entstehen soll, ein weiträumig abgesperrtes Militärgelände.

Umso wunderbarer finde ich die Entdeckung des kleinen Herrn Maus: ausser Strassen, Wegen und Beleuchtung ist dort nämlich auch schon ein toller grosser Spielplatz angelegt worden; ein bisschen verloren allerdings noch so im Wald und ganz sicher von fast niemandem besucht.

Nachdem der kleine Herr Maus drei Tage mit Husten und Halsweh zu Hause herumgelegen hatte und heute in schönster Zur-Strafe-für-euch-geh-ich-wieder-ins-Bett-Stimmung war – frei nach einem bei uns oft zitierten Gedicht aus einem mehr als hundert Jahre alten Buch aus der Kinderzeit meiner Urgrossmutter (!), in dem es um ein Kind geht, das wohl mit dem sprichwörtlichen linken Bein aufgestanden ist, und das mit den Zeilen „Ihr seid heute alle gar nicht nett! Und zur Strafe für euch geh‘ ich wieder ins Bett!!!“ endet – durfte er heute, in der Hoffnung auf Stimmungsbesserung, den grossen Herrn Maus und mich durch den Wald zum neuentdeckten Spielplatz führen.

Und dann guckten wir uns auch gleich noch ein bisschen die Umgebung an.

Ich sag‘ mal so: ich finde die Idee sehr sympathisch, dass jetzt Künstler in den ehemaligen Militärgebäuden ihre Ateliers haben und bald Familien da wohnen und Kinder da spielen werden, wo früher Kasernen und Munitionslager standen. Aber es lag sicher nicht nur an der Tristesse eines verregneten Februartages, dass ich da ganz sicher nicht hinziehen wollte.

(Aber auf den Spielplatz gehen wir sicher noch öfter.)

Wo die Schienen der Ende der 1960er Jahre abgebauten Turkuer Strassenbahn hingeraten sind, wissen wir dann jetzt auch.


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kolmesataakuusikymmentäyksi

Seit dieser Woche scheint plötzlich die Sonne vormittags wieder ins Arbeitszimmer.

Nicht nur, dass sie überhaupt seit Wochen mal wieder scheint – sie schafft es jetzt auch wieder über die Bäume des Wäldchens auf der anderen Strassenseite! Ganz frühlingshaft fühlt sich das an!

Dafür war es diese Woche auch zum ersten Mal richtig kalt. Bei weitem nicht so kalt, wie es um diese Jahreszeit sein müsste, und gerade mal zwei Tage lang, und Schnee haben wir, abgesehen von den drei Zentimetern gefrorenem Matschschnee, der seit gestern auf den Strassen liegt, auch immer noch keinen, aber am Dienstag jedenfalls habe ich zum ersten Mal diesen Winter meinen „Itella-Anorak“ aus dem Schrank geholt und ausserdem den Winterhelm aufgesetzt, unter den auch zwei Mützen passen. Es waren immerhin -8°C.

Apropos Itella-Anorak. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich mir eingestehen konnte, dass man hierzulande ruhig mehrere Anoraks besitzen kann. Ich habe mittlerweile so einen ganz dünnen, leichten, der auch im Herbst und Frühling im Einsatz ist, denn Übergangsjacken braucht man hierzulande ja nicht, einen mitteldicken, der auch wasserdicht ist und im Turkuer Winter sehr oft zum Einsatz kommt, einen sehr kuscheligen Daunenanorak, der aber zum Fahrradfahren zu lang und überhaupt zu unhandlich ist, und deshalb zusätzlich noch den sehr warmen, sehr leichten „Itella-Anorak“, den ich mir gekauft habe, als ich vor sechs Jahren wieder anfing, auch bei Schnee und Frost Fahrrad zu fahren. (Damals hiess die finnische Post gerade für ein paar Jahre nicht Post, sondern Itella, und der Anorak hat fast exakt die gleichen Farben wie die der Briefträger damals, viel Blau und ein bisschen Orange.)

Alle vier Anoraks sind übrigens von September bis Mai regelmässig abwechselnd im Einsatz.

Dienstag also war ich schön warm verpackt; trotzdem aber nervten mich der Schal und die doppelte Mütze und der riesige Helm ein bisschen, weil ich damit immmer das Gefühl habe, den Kopf gar nicht mehr drehen zu können. Konnte ich aber offensichtlich, sonst hätte ich ja die 361 nicht gesehen, die mir auf der Strasse neben dem Radweg entgegenkam.

[1-3, 4, 5, 6, 7, 8, 9-10, 11, 12, 13, 14, 15, 16-17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32-35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59-61, 62, 63, 64, 65, 66, 67-68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107-108, 109, 110, 111, 112-113, 114, 115, 116-117, 118, 119, 120, 121, 122-123, 124-130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139-140, 141, 142, 143, 144, 145, 146-147, 148-149, 150, 151, 152, 153-155, 156, 157, 158, 159-160, 161, 162, 163-164, 165, 166-167, 168, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197-198, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 205-206, 207-208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215-216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 223, 224-225, 226, 227, 228, 229-230, 231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245,246, 247, 248, 249-250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 258, 259, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 266, 267, 268-269, 270, 271, 272, 273, 274, 275, 276, 277, 278-279, 280-281, 282, 283, 284-285, 286, 287, 288, 289-290, 291, 292, 293-294, 295, 296, 297-298, 299, 300, 301, 302-303, 304, 305, 306, 307, 308, 309, 310-311, 312, 313, 314-315, 316, 317-318, 319, 320, 321-322, 323, 324, 325, 326, 327, 328, 329, 330, 331-332, 333, 334, 335, 336-337, 338, 339, 340, 341, 342, 343-344, 345, 346, 347, 348, 349, 350, 351, 352, 353-355, 356, 357, 358, 359, 360]