Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Wahlabend auf Finnisch

Gewonnen!

Gestern haben wir die Wahlergebnisse nicht wieder verpasst. Selbst der liebste Ähämann war bereit, die Harry-Potter-DVD alle 20 Minuten anzuhalten um auf YLE 1 umzuschalten und Wahlergebnisse zu gucken. Die letzte (und auch die vorletzte) Wahl in Deutschland noch ganz deutlich in Erinnerung habend, haben wir uns nicht nur über den Ausgang der Wahl gefreut, sondern vor allem über den Ablauf des Wahlabends. Die Grosse-Töne-Spuckerei, das „Wir sind die Sieger“-Verkünden schon nach den ersten Hochrechnungen (und zwar sinnigerweise von beiden Seiten!) hatten wir noch deutlich vor Augen, und waren gestern ganz hin und weg davon, zu sehen, wie bescheiden sich die Kandidaten und sämtliche andere Interviewten äusserten, und wie höflich und respektvoll sie miteinander umgingen.

20:00 Uhr, nach Schliessung der Wahllokale, standen beide Kandidaten nebeneinander im YLE-Studio und wurden sofort nach Verkündigung der Ergebnisse der Vorwahl (in Finnland gibt es keine Briefwahl, dafür kann man in der Woche vorher schon in Bibliotheken und auf Postämtern seine Stimme abgeben – und das Ergebnis dieser Vorwahl liegt dann schon vor, wenn die Wahllokale gerade erst geschlossen haben) interviewt. Tarja lag zu dem Zeitpunkt bei 53,9 %, Sauli bei 46,1%. Tarja äusserte sich vorsichtig – sie möchte jetzt noch keinen Kommentar dazu abgeben, es könne sich noch so viel ändern, bis die Stimmen des eigentlichen Wahltags ausgezählt wären. Es war schon fast rührend, wie die beiden nebeneinander standen und angespannt auf die neuesten Zahlen warteten. Ohne sich anzugiften. Ohne auszuwerten, warum das Volk wohl so und nicht anders entschieden hat. Ohne ein letztes Mal auf ihrem Wahlprogramm rumzureiten.
Das Ganze dauerte gar nicht lange. Kein Warten auf Überhangmandate, Briefwahlstimmen und unklare Wahlkreise. Wenn alle Wahllokale ihre Stimmen ausgezählt und gemeldet haben, steht das Ergebnis fest. Gleichzeitig mit den aktuellsten Zahlen wurde auch immer eingeblendet, wieviel Prozent der Stimmen inzwischen ausgezählt sind. Nach 40 min äusserte der YLE-Moderator den vorsichtigen Satz: „Das Ergebnis fängt jetzt an, relativ sicher zu sein.“ Fast gleichzeitig hatte Sauli auch schon Tarja seine Hand entgegengestreckt und ihr zum Wahlsieg gratuliert. Beide äusserten ihre Freude und ihre Enttäuschung vorsichtig und bescheiden. Ganz ohne Polemik.

Wow. Wenn Politiker so auftreten können, dann wäre ich auch bereit, mich mit dem, den ich eigentlich nicht wollte, abzufinden. Zumindest würde es nicht ganz so schwer fallen.


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Im Ausland zu leben habe ich eine Zeitlang auch deshalb als grossen Vorteil empfunden, weil ich das Gefühl hatte, mich mal nicht um Politik scheren zu müssen. Deutschland? – Weit weg. Finnische Politik? – Durchschaue ich als Ausländer sowieso noch nicht. So in der Art. Ich hab’ also ungefähr ein, zwei Jahre lang ein bisschen wie hinter dem Mond gelebt (und das war zur Abwechslung auch mal ganz schön), nur um jetzt festzustellen, dass der Mensch eben doch nicht aus seiner Haut kann.

Vor zwei Wochen war der erste Durchgang der Präsidentenwahl. Noch im Dezember wurde mit einer Sensation gerechnet – dass ”Muuminmamma“ vielleicht zum ersten Mal in der finnischen Geschichte gleich beim ersten Durchgang mehr als 50 % der Stimmen bekommt und ein zweiter Durchgang nicht nötig ist. Irgendwann sanken die Umfragewerte. Keiner weiss so recht warum. Ich fing an, hibbelig zu werden und allen, die es hören wollten, vorzujammern: ”Ich will aber nicht, dass “Sag-die-Wahrheit-Matti“ Präsident wird! Dieser aalglatte Typ…” Als ob mein Wollen was nützen würde. Ich darf ja nicht mal mitwählen. Und ich wollte GLEICH SOFORT das Ergebnis wissen, wenn es bekannt wäre. Da wir aber in Lappland waren, fühlten wir uns sofort wieder gemütlich hinterm Mond, und sassen halb neun in der Sauna statt vor dem Fernseher, und erst am nächsten Tag fiel uns ein, Mensch, wir wollten doch die Wahlergebnisse wissen! Im kleinen kauppa in Luosto gab’s ja Zeitungen, aber da ich keine kaufen wollte und der Helsingin Sanomat auf dem Titelblatt stets Werbung hat (was ’ne Unsitte!), bekam ich meine Information vom Titelblatt des Iltasanomat, auf dem die enttäuschten Gesichter von Matti UND ”Muuminmamma” schon von der Zeitungsauslage her auffielen. Wie’s scheint, gehen derzeit alle Wahlen unerwartet aus – ”Muuminmamma” bekam zwar die meisten Stimmen, aber eben nur 46,3 %, und nun muss sie im zweiten Wahlgang nicht wie erwartet gegen ”Sag-die-Wahrheit-Matti” antreten, sondern – ich musste erstmal nach Luft schlappen – gegen “Siksi-Sauli“. Warum werden auf einmal überall reine Oppositionsparteien gewählt, die zwar mit populistischen Sprüchen, aber keinem vernünftigem Programm aufwarten können?! Und überhaupt – wenn ich die Wahl hätte zwischen dem kleineren und dem grösseren Übel, dann wäre mir ”Sag-die-Wahrheit-Matti” mit seiner Zentrumspartei aber noch sehr viel lieber als Sauli aus dem ziemlich rechten Lager. Jetzt bin ich bis Sonntagabend schon wieder ganz hibbelig, erst recht, seit ich heute früh gehört habe, dass ”Muuminmamma” laut Umfragen nur noch 2 Prozentpunkte Vorsprung hat (letzte Woche waren es noch 6!). ”Ich will aber nicht, dass dieser Sauli Präsident wird! Der mit seinen Sprüchen…” *jammerjammer* Aber mein Wollen nützt ja nichts.


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”Gott hat die Erde nur einmal geküsst…“

Der Ähämann erzählte mir neulich beim Frühstück, als er das letzte Mal in Deutschland auf seiner Bank war, fragte ihn der Bankmensch, was er denn für eine Gehaltsklasse habe. ”Wie, Gehaltsklasse?! Ich arbeite doch nicht in Deutschland!” ”Aber Sie haben doch gesagt, Sie arbeiten an einer Uni. Da müssen Sie doch eine Gehaltsklasse haben!” ”Naja, ich hab’ schon eine, die nennt sich A 18, aber…” Freudig fiel ihm der Bankmensch ins Wort: ”Na eine A also…!” ”Ja, aber…” Dem Bankmenschen dämmerte es allmählich selbst: ”Ja, aber, was sagten Sie, verdienen Sie pro Monat? Das stimmt doch nicht mit einer A überein…” ”Ja, nee, natürlich nicht, das ist ja auch eine finnische Gehaltsklasse.” Der Bankmensch, aus allen Wolken fallend: ”Ach so, sind die denn anders?!”

Alles klar, ne.

Gott hat die Erde nur einmal geküsst, und zwar genau an dieser Stelle, wo jetzt Deutschland ist.


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Wieso, weshalb, warum

Fragestunde für werdende Mütter

– Wieso bitte stellt jemand Babykleidung mit Knöpfen auf dem Rücken *aua* her?
– Weshalb bitte brauchen Windeln lustige bunte Aufdrucke? (Und ich spreche jetzt sowohl von Wegwerf- als auch von Mullwindeln, und ich weiss noch nicht, wo ich’s schlimmer finden soll.)
– Wozu bitte soll ein Babyschlafsack gut sein, aus dem Babys Arme raushängen müssen?
– Und warum in aller Welt soll ich Ratgeberbücher lesen, die, ausser mir zu sagen, wie hässlich eine Schwangerschaft macht, wie doof die Männer sind, und dass man seine Zehennägel pflegen soll, weil die schliesslich der Arzt bei der Geburt aus nächster Nähe zu sehen bekommt, vor allem Dummschwätzerei betreiben? Was soll ich mit einem Buch, in dem die Autorin damit kokettiert, dass sie die medizinische Erklärung für das, was sie beschreibt, nicht weiss (oder gar nicht wissen will)? (Ich dachte immer, Ratgeberbücher wären dazu da, zu erklären, WARUM etwas ist, und nicht DASS etwas ist, aber wahrscheinlich habe ich mal wieder überzogene Vorstellungen…) Waaaah! Ich hätte hiermit einen neuen Kandidaten für das Prädikat Wirklich Schlechtes Buch gefunden. (Aber es mit den Worten „Ich warn’ dich vor, es ist wirklich schlecht, aber du wirst es trotzdem von vorn bis hinten verschlingen“ weiterverschenken geht nicht, ich hab’s nämlich von jemandem geliehen bekommen, der es allen Ernstes für gut und hilfreich hielt.)


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Endspurt

Naja, nee… ich werd’ mir jetzt bestimmt keine Beine mehr rausreissen…

Noch genau drei Wochen zu arbeiten, bis mein Mutterschutzurlaub anfängt. Nach einer Woche In-den-Tag-hinein-Leben habe ich allerdings meine Zweifel, dass ich bis dahin noch viel schaffe. Zwei paper wären vorher noch einzureichen – mit dem einen wird’s bestimmt was, aber der Co-Autor des anderen hat gerade selbst ein Baby bekommen und vermutlich auch andere Dinge im Kopf, als sich um unser paper zu kümmern – ein paper wäre noch so weit voranzubringen, dass ich es zumindest meinen Co-Autoren zum Kommentieren schicken kann. Und dann wäre da noch dies und jenes… Aber ach! Mirkka, die vor einem Jahr ein Baby bekommen hat und die ich immer für eine sehr fleissige Doktorandin hielt, hat mich letztens beruhigt: „Ja, ja, ich wollte damals auch noch ganz viel vorher schaffen – und dann habe ich doch nur auf Arbeit rumgesessen und auf Babyseiten im Internet gesurft. Und überhaupt hat man doch so viel anderes und schöneres im Kopf…“ Genau! :-)

Das Mäusekind seinerseits hat sich auch schon auf den Endspurt vorbereitet: schon vor drei Wochen, als ich das letzte Mal in der neuvola war, hatte es sich herumgedreht, wie es sich gehört, Kopf nach unten. Heute früh, bei meinem nächsten Termin in der neuvola, lag es immer noch brav kopfüber da, und nun wird es es sich wohl nicht nochmal anders überlegen. Mäusekindmutter ist sehr froh und erleichtert, weil sie sich nichts mehr wünscht als eine normale Geburt. Und ist mal wieder erstaunt und erfreut über die finnische Gelassenheit. Kommentar der Krankenschwester: „Das ging ja schnell! Aber das ist gut, dass es schon richtig herum liegt. Gerade beim ersten Kind. Denn sonst wird die Geburt doch ein bisschen schwieriger. Es geht natürlich auch, aber so ist’s schöner.“ Wie heisst es in Deutschland immer? „Steisslage? Nee, geht gar nicht. Nur mit Kaiserschnitt! Ganz eventuell beim zweiten Kind kann man es mit einer normalen Geburt versuchen, aber eigentlich…“ Hach, bin ich mal wieder froh, in Finnland zu leben. Und so ein „braves“ und schnelles Mäusekind zu haben. Aber ein bisschen gewachsen wird noch, hast du gehört?! Ja ja, ich seh’ schon, wir versteh’n uns – das war doch deine Antwort, die prompt folgenden zwei Stupser in meinen Bauch, oder?


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Gelber Engel

Noch fünf Stunden, bis wir in Rovaniemi das Auto für die Rückfahrt in den Zug laden müssen.
Das mökki ist geputzt. J-FI ist gepackt. Die Schweinchen sitzen schon in ihrer Transportkiste.
Draussen sind -30 Grad. J-FI hängt schon die ganze Nacht an der Steckdose. Dann wollen wir ihn mal starten und wenigstens ein bisschen warmlaufen lassen, bevor wir die Schweinchen hineinsetzen. Sonst machen wir das nicht, aber -30 Grad sind Ausnahmezustand.
Unseretwegen hätte es auch noch kälter sein können. Die Welt ist still, wie in Watte gepackt. Der Schnee knirscht unter den Füssen. Mein Anorak knistert beim Laufen. Die Sonne leuchtet mittags um zwölf orange durch’s Unterholz.
Im mökki war’s die ganze Zeit warm. Die elektrische Heizung haben wir runtergedreht, weil es viel schöner war, mit dem Kamin zu heizen. Wir haben bestimmt einen ganzen Baum verbrannt in der Woche, aber wir hatten es immer warm. Autogefahren sind wir nur ein Mal. Warum auch, wenn die Loipe direkt vor der Haustür beginnt. Die an den langen Abenden geschriebenen Briefe können wir auch auf der Heimfahrt in einen Briefkasten werfen. Was macht es, ob sie drei Tage später ankommen.
Also, lassen wir mal den J-FI an. *wiuwiuwiu* *krrr* *krrrr* Aus. Bei -30 Grad hat man genau einen Versuch, mehr schafft die Batterie nicht. Der Ähämann fängt an zu fluchen. Aber ich weiss was. Sowas ist kein Weltuntergang. Nicht in Finnland. Und ob wir den J-FI zum Laufen kriegen werden! Und ob wir pünktlich in Rovaniemi sein werden! Gib mir mal das Telefon!

Ich sehe Risto vor mir, wie er unermüdlich einen Winter lang die Stationsladas, Autos von Stipendiaten und die völlig ungeeigneten Autos von ausländischen Besuchern, denen man in der Autovermietung in Helsinki eins ohne Spikereifen und Motorheizung angedreht hat, wieder zum Laufen bringt. Wie mindestens einmal pro Woche ein Auto im „esikäsi“ steht, Motorhaube auf und an der Batterie diese riesigen roten und blauen Klemmen. Wie die Techniker grinsend zu dritt losziehen, um den Lada zu holen, den ich im Schnee hinter der Holzfabrik festgefahren habe. Wie Janne mit einem riesigen Schraubenschlüssel auf die Räder des blauen Ladas einschlägt, als das Auto nicht richtig in Gang kommen will, als wir von meinen Mäusegehegen zurückfahren wollen, und mir, die ich mich gerade frage, was zum Teufel er da eigentlich tut, erklärt, die Räder wären vereist, und er würde das Auto dann mal über Nacht ins „esikäsi“ zum Auftauen fahren. Und wie dann das Auto nicht nur im Warmen stand, sondern auch gleich noch die Batterie zum Laden angeklemmt war und die Fussmatten zum Trocknen ausgebreitet.

Also, gib mir mal das Telefon! Zufällig ist nämlich der huoltomies, der sich um das mökki kümmert, ein sehr, sehr netter Mensch und ausserdem noch Taxifahrer, der uns jedes Mal bei Urlaubsantritt beschwört, seine Telefonnummer gleich ins Handy einzuspeichern und jederzeit anzurufen, wenn es ein Problem gibt. „Joo, joo, kein Problem, ich komm’ gleich mal hin!“ Fünf Minuten später ist er da, Starthilfekabel und so ein tragbares Ladegerät dabei. „Seid ihr wohl die ganze Woche nicht gefahren? Ihr solltet euch überlegen, euch eine stärkere Batterie zuzulegen. Alt ist die ja noch nicht, aber bei diesen Temperaturen… Wir hatten übrigens -40 Grad bei uns in Torvinen gestern früh. Mist, ich bekomme den Kontakt nicht hin. Das ist alles eingefroren. Ich bau’ die Batterie mal aus.“ Trägt sie ins mökki und duscht sie heiss ab. Dem Ähämann wird es ob dieser Methode wahrscheinlich auch ganz heiss, aber ich, ich weiss, dass man bei derlei Angelegenheiten Finnen bedenkenlos vertrauen kann. Der huoltomies trägt sie wieder zum Auto, setzt sie ein, sagt: „Ich brauch’ da einen speziellen Schraubenschlüssel, um sie wieder festzuschrauben. Ich fahr’ den mal schnell holen. Setzt euch derweil ins Warme, und die Batterie lassen wir noch ein bisschen laden.“ Nach fünf Minuten kommt er wieder. Die Batterie ist wieder ordnungsgemäss eingebaut. „Nun versuch mal zu starten!“ *wiuwiuwiu* Nee. Zwar hat die Batterie genug Kraft, aber es tut sich trotzdem nichts. Hm. Huoltomies wundert sich. Fingert am Motor rum. „Der ist ja ganz kalt!!! Habt ihr den nicht vorgeheizt?“ „Doch, die ganze Nacht!“ Mistmistmist! Von wegen das Auto immer mal bewegen! Von wegen Batterie zu schwach! Unsere Motorheizung ist kaputt!!! „Na gut, ich lass die Batterie mal am Ladegerät. Versuch nochmal zu starten. Und gib viel Gas dabei!“ *wiuwiuwiuwiuwiu* Nee. Huoltomies schraubt irgendwas ab. „Versuch nochmal. Aber ohne Gas. Ich mach’ das mal selber.“ *wiuwiuwiu* „Nochmal!“ *wiubrwiubrwiubrwiu* Klingt schon besser. Aber so wird das trotzdem nichts. Huoltomies schraubt die Luftleitung ab, guckt rein, denkt nach. „Geht mal wieder ins Warme! Ich hole mal noch was.“ Kommt nach fünf Minuten wieder. „So, versuch’s jetzt nochmal. Mit Gas.“ Der Ähämann dreht am Zündschlüssel und gibt hoffnungsvoll Gas, der huoltomies hält eine Spraydose in der Hand und sprüht daraus kräftig in die Luftleitung, J-FI stösst eine riesige schwarze Wolke aus – und läuft! Wir stehen staunend vor der Wunderdose und fragen, was das denn ist. „No, starttipilotti!“ Selbstverständlich! Wie wir das nicht wissen können! ;-) Huoltomies packt das Ladegerät zusammen, schraubt die Luftleitung wieder fest, ruckelt nochmal an der Batterie, ob die auch wirklich wieder richtig eingebaut ist, erzählt uns nebenher, sein neues Taxi hätte er in München gekauft, und dann wäre er den ganzen Weg zurückgefahren, über Leipzig und Berlin nach Hamburg, und dann nach Dänemark… „Fähre?“, fragt er auf meine Einwurf, „Nee, ich fahr’ gern Auto! Fähre dauert viel zu lange. Nee, ich bin den ganzen Weg selber gefahren. Über Dänemark und durch Schweden. 3500 km sind das bis zu uns hier oben!“, setzt er stolz hinzu. „So, nu’ is’ alles wieder in Ordnung. Ich hab’ alles wieder festgeschraubt. Kommt gut nach Hause! Und kommt dann mit dem Baby mal wieder her!“ Winkt unsere Dankesbezeugungen ab, setzt sich in sein Taxi und braust davon. Wir lassen J-FI noch zehn Minuten laufen, dann laden wir die Schweinchen ein und machen uns auch auf den Weg. „So ne Aufregung!“, sagt der Ähämann, „Ich sah mich schon fast den Abschleppdienst von der Lähi anrufen.” ”Ich nich’. Ich hab’ keine Sekunde gezweifelt, dass so ein Finne unser Auto schon wieder zum Laufen kriegt.”


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Bei uns zu Hause sieht’s mal wieder so aus, als stünde schon wieder der nächste Umzug an. Naja, fast… Wir haben es immerhin schon auf zwei Reisetaschen, zwei kleine Rucksäcke und vier Klappboxen gebracht, dazu kommen noch die Skier, der Meerschweinkäfig sowie Lebensmittel für eine Woche, die wir aber erst morgen in Rovaniemi einkaufen werden. All das muss heute Nachmittag noch in den J-FI gezwängt werden, damit der pünktlich halb acht auf den Zug geladen werden kann. Und dann haben wir URLAUB! :-)

Unser letzter Urlaub zu zweit – und doch auch schon nicht mehr: diese kleine strampelnde Person in meinem Bauch gehört schon sooo zu uns dazu! Nur Koffer packen muss man für sie noch nicht. Sonst sähen unsere Urlaubsvorbereitungen wohl wirklich wie Umzug aus.


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Um nochmal auf die Fleischdiskussion zurückzukommen:

Wir haben uns ernsthaft die Köpfe darüber zerbrochen, warum finnisches Fleisch nicht schmeckt. Selbst wenn man es am Stück kauft und selbst zubereitet. Wir haben uns tatsächlich gefragt, ob sich auch die finnischen Schweine dem Fettfrei-Wahn beugen müssen und nur Diätfutter bekommen. Aber nein – aus zuverlässiger Quelle haben wir vor zwei Wochen erfahren, dass die Finnen sich extra fettarme Schweine gezüchtet haben. Na guten Appetit! :-|

Wer schickt mir ein mitteleuropäisches Schnitzel?


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Langes Wochenende

Zum Langsam-Wieder-ans-Arbeiten-Gewöhnen nach den Feiertagen ;-) ist in Finnland der 6. Januar Feiertag und hat uns dieses Jahr ein langes Wochenende beschert.

Freitagnachmittag sind wir nach Helsinki gefahren, entspannt mit dem Bus. Anscheinend sind aber jede Menge andere Leute auf die gleiche Idee gekommen, das lange Wochenende zu verbringen. Nein, also der Bus war nicht voll, aber das Eurohostel war trotz seiner 255 Betten wie so oft mal wieder ausgebucht, und im Vltava hätte man zwar Bier trinken können, aber es gab eine ca. einstündige Warteliste fürs Essen. Nee danke! Wirklich tschechisch hätte es wahrscheinlich sowieso nicht geschmeckt, und die Wartezeit bei einem Bier verbringen fiel ja aus… Waren wir also beim Nepalesen, den wir zufällig auf dem Weg vom Busbahnhof zum Hotel entdeckt hatten. Der hatte leckeres Essen und war sehr nett. ”Woher seid ihr?”, fragte er, als wir bezahlt hatten. ”Aus Turku…”, sagte ich, und der Ähämann ergänzte:”Aber eigentlich sind wir Deutsche.” Woraufhin der Nepalese ein wenig irritiert von einem zum anderen guckte, aber schliesslich die Lösung gefunden zu haben glaubte:”Also du…” – Blick zu mir – ”…bist Finnin?” ”Nee…” *lach* Seltsamerweise kann sich hier NIE einer vorstellen, wie es zwei Deutsche zusammen nach Finnland verschlagen kann. Immer wird vom wahrscheinlichsten Fall ausgegangen: dass Vidal hergekommen ist, weil er hier eine finnische Freundin hat. Wenn die Leute MICH schon kennen und wissen, dass ich Deutsche bin, aber den Ähämann nicht, dann wird auf den zweitwahrscheinlichsten Fall geschlossen (obwohl der so wahrscheinlich nicht ist: ich kenne kaum eine Ausländerin, die einen finnischen Freund oder gar Mann hat, wohingegen der umgekehrte Fall recht häufig ist): dass ich wegen meinem finnischen Mann nach Turku gekommen bin. Wenn dann geklärt ist, dass wir beide Deutsche sind, und sogar schon in Deutschland ein Paar waren und gemeinsam nach Finnland gezogen sind, dann wird meistens die dritte falsche Schlussfolgerung gezogen: dass Vidal hier Arbeit gefunden hat und ich mitgekommen bin. Nee, ganz falsch, damit das mal gleich klar ist: das war genau umgekehrt. ICH wollte ganz dringend wieder nach Finnland, und ICH habe eine Stelle hier gefunden, und weil der liebste Ähämann auch der beste Ähämann überhaupt ist, hat er sich auf das Abenteuer eingelassen und ist mit mir umgezogen.
Sorry, Leute, dass wir in so gar keine Schublade passen! ;-)

Und was wollten wir nun eigentlich in Helsinki? Ähm, ja, ich gesteh’s ungern: eigentlich nur ”shoppen”. Der Drang, einkaufen zu gehen, überkommt uns höchst selten, aber wenn, dann sollte es auch Spass machen. In der finnischen ”Provinz” tut es das meist nicht. Nicht, dass es zu wenig gäbe, aber irgendwie doch immer das Gleiche – und wenn man was Bestimmtes sucht, läuft man sich stundenlang die Hacken ab, ohne Erfolg. Das macht in der ”Hauptstadt” doch sehr viel mehr Spass. Zusätzlich war noch Nach-Weihnachts-ALE, also Schlussverkauf, und auf der Rückfahrt haben wir uns fast ein wenig unserer vielen Einkaufstüten geschämt. Aber nur fast. ;-)

Und dann waren wir froh, dass wir noch einen dritten freien Tag hatten – um die Weihnachtssachen wegzuräumen und den Baum abzuputzen und aufzuräumen und zu waschen und endlich die Küchenuhr anzubringen und das Kinderzimmer so allmählich in einen benutzbaren Zustand zu versetzen…

Und eigentlich brauchen wir uns jetzt immer noch nicht wieder so richtig an die Arbeit zu gewöhnen – Freitagabend fahren wir ja schon wieder in Urlaub! :-)