Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Ich hinke mal wieder hinterher mit der Kennzeichenberichterstattung.

Die 468 und die 469 sah ich direkt am Freitag nach den Herbstferien: die 468 fuhr über die grosse Kreuzung, als wir mit den Hortkindern von der Schule zum Hort liefen, und die 469 kam abends die Strasse runtergefahren, als wir mit den Hortkindern aus dem Park kamen.

Eine 470 habe ich seitdem noch nicht gesehen.

Apropos. In unserer Familie macht ja keiner diesen Quatsch mit, aber trotzdem gucken immer alle nach Kennzeichen. Und so kam es, dass mir der kleine Herr Maus gestern Nachmittag fünf verwackelte Fotos auf Arbeit schickte:

Der Balthasar! 💔

(Das kann man hierzulande ganz genau wissen, da Autos wie Menschen ihre Kennzeichen und Personenkennziffern ein Leben lang behalten – Namen, Besitzer, Aufenthaltsorte sind Schall und Rauch.)

Der Ähämann und der kleine Herr Maus hatten ihn, schon zum zweiten Mal seit September, auf der Rückfahrt von der Musikschule gesehen.

Hoffentlich geht’s ihm gut! Hoffentlich darf er ab und zu mal was Aufregendes machen!

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Das Beste draus machen

Das Beste, was man im November machen kann, ist nicht, möglichst viel künstliche Beleuchtung anzumachen. Sondern sich mit der Dunkelheit zu arrangieren und sie dankbar anzunehmen: für Halloweenfeiern, Taschenlampengeburtstage und protestantisches Allerseelen.

Das Turkuer Museumsamt hat das auch erkannt und letztes Wochenende einen Burgrundgang bei Kerzenschein angeboten.

Für die Aufgaben, die man während des Rundgangs lösen sollte – unter Anderem Gewürze am Geruch erkennen, der Burgherrin bei der Auswahl wichtiger Gegenstände für eine Reise helfen und sich für die Fabelwesen auf der ältesten (halbwegs korrekten) Karte Finnlands Namen ausdenken – waren unsere Kinder vielleicht schon ein bisschen zu alt, aber hinterher sagten trotzdem alle drei: „Das war so schön! Gut, dass wir hingegangen sind!“

Fand ich auch.

Normalerweise gucken wir von der „Grace“ auf die Burg. Diesmal andersrum.


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Mit dem Zug nach Venedig (9): Berlin-Stockholm-Turku

Und dann begann der letzte Teil der Reise, der uns unweigerlich zurückbringen würde in den Norden, den Herbst, den Alltag.

Über den Berliner Hauptbahnhof bin ich übrigens noch zu keiner abschliessenden Meinung gekommen.

Dieser letzte Teil der Zugreise aber war ganz sicher der erholsamste.

Der Snälltåget ist ein privates schwedisches Unternehmen, weswegen er nur an solchen Tagen fährt, an denen er mit hoher Wahrscheinlichkeiten ausgelastet ist, und die Fahrkarten immer erst recht kurzfristig buchbar sind. Der Ähämann hatte im Spätsommer mehrere Wochen lang immer wieder über den Buchungsseiten gesessen, weil wir hofften, doch noch mit dem Snälltåget fahren zu können, weil der direkt ab Berlin fährt und nicht wie der Euronight der Schwedischen Bahn ab Hamburg, was für uns nochmal umsteigen zu müssen, weniger Zeit in Berlin zu haben und wieder erst um Mitternacht ins Bett zu kommen bedeutet hätte.

Zum Glück (!) war der Plan aufgegangen, und so setzten wir uns erstmal gemütlich hin und verspeisten das im Bahnhofssupermarkt zusammengekaufte Abendbrot, dann klappten wir die Betten runter und bezogen Decken und Kopfkissen – das muss man im Liegewagen selbst machen, dafür sind die Liegeabteile grösser und wir konnten alle zusammen in einem reisen – dann gingen wir Zähneputzen und aufs Klo, zogen uns die Schlafanzüge an und lagen in Hamburg schon im Bett.

Apropos Betten. Der Snälltåget ist ein echter Retrozug: mit ehemaligen Liegewagen der Deutschen Bahn, und von Berlin bis Padborg wurde er von einer 112 gezogen. Dafür gab es viermal so viele und doppelt so moderne Lademöglichkeiten wie im ICE4 (wo sich tatsächlich im Jahr 2022 noch zwei Passagiere eine Steckdose teilen müssen und zwei von drei Steckdosen kaputt waren).

Ich wurde zufällig wach, als wir über die Rendsburger Hochbrücke fuhren, und fand es trotz der mitternächtlichen Dunkelheit wieder sehr faszinierend, so hoch über den Strassenlaternen und den letzten noch beleuchteten Wohnzimmerfenstern dahinzugleiten.

Zweimal pro Waggon hingen übrigens Sicherheitshinweise aus,  auf denen genauestens erklärt wurde, wie man im Notfall alle längeren Brücken und Tunnel, durch die der Zug zwischen Berlin und Stockholm fährt – die Rendsburger Hochbrücke, der Tunnel und die Brücke über den Grossen Belt, der Tunnel und die Brücke über den Öresund – verlassen kann. Ausser natürlich, dass die Rendsburger Hochbrücke „nur mit Hilfe von Rettungskräften verlassen werden kann“. Zum Glück leide ich nicht unter Höhenangst.

Um eins hämmerte der dänische Grenzschutz an die Tür. (Schengen wäre theoretisch eine feine Sache!) Es mussten diesmal keine Kinder geweckt werden, dafür fragte der Grenzbeamte, nachdem er sich gründlich unsere finnischen (!) Pässe angeguckt hatte: „Ihr seid eine Familie? Ihr reist nach Schweden? Ihr macht da Urlaub?“ Das war fast so schön wie 2020, als der dänische Grenzschutz direkt hinter der Fähre aus Island gestanden hatte, um die – damals coronabedingte – Passkontrolle durchzuführen und gefragt hatte: „Wo kommen Sie her?“

Die dänische Mitleserin und die deutschen Dänemarkliebhaber*innen mögen mir verzeihen, aber ich halte Dänemark für kein erstrebenswertes Reiseland.

Das nächste Mal wurden wir früh um sieben geweckt, als der Zug in Malmö einlief und wie auf der „Nils Dacke“ minutenlange Ankündigungen in drei verschiedenen Sprachen durchgesagt wurden. Die Kinder und ich nutzten die Gelegenheit, um gemeinsam zur Toilette zu gehen und gleichzeitig ein bisschen frische Luft zu schnappen. (Fast kam sowas wieTranssib-Feeling auf, als wir im Schlafanzug bei weit geöffneten Zugtüren quasi auf dem Bahnsteig standen.) Dann legten wir uns wieder hin, und als ich um zehn endgültig aufwachte, war ich trotz der ein wenig unruhigen Nacht komplett ausgeschlafen.

Wir klappten die untersten Betten wieder hoch, holten uns vom Schaffner einen Kaffee und packten unser am Vorabend bei einem Berliner Bahnhofsbäcker gekauftes Frühstück aus. Und liessen uns vier weitere Stunden durch herbstliche Landschaft schaukeln.

Ich wiederhole mich, aber das war sicher die erholsamste und angenehmste Art, einen über tausend Kilometer langen Reiseabschnitt hinter uns zu bringen, die wir je erlebt haben.

Und sollte der Snälltåget nächsten Sommer wirklich bis nach Dresden fahren, wären das in der Tat fantastische Aussichten!

In Stockholm war es vergleichsweise eisig kalt (8Grad), aber sonnig. Wir holten Jacken und Halstücher wieder aus den Rucksäcken und schlossen die Rucksäcke – zum zehnfachen Preis dessen, was wir in München dafür bezahlt hatten – für drei Stunden am Bahnhof ein.

Wir wollten den Nachmittag nutzen, um auf den Rathausturm zu steigen. Dort wurden wir aber beschieden, dass das nur in den Sommermonaten möglich sei. Ach, die Nordländer mit ihren Sommermonaten, in denen das Leben stattzufinden hat, und dem Rest des Jahres, in dem man zu Hause bleiben muss…! Also lenkten wir unsere Schritte wieder in die Altstadt, die Mägen knurrten uns nämlich auch.

Dann holten wir die Rucksäcke wieder aus den Schliessfächern und aus den Rucksäcken auch noch Mützen und Handschuhe und machten uns zu Fuss auf den Weg zum Fährterminal.

Leider nicht zur „Amorella“.

Ich hatte ja von Anfang an zwiespältige Gefühle für das chinesische Schiff, aber dann dachte ich, vielleicht ist sie ja doch ganz schön geworden. Leider nein. „Die Glory hat alles, was man nicht braucht“, kommentierte jemand auf Instagram – und das war genau der Gedanke, den ich nach dem Betreten des Schiffes als erstes gehabt hatte. Zumindest, wenn einem andere Dinge wichtig sind als Shoppen, Saufen und Karaoke singen.

Die Inneneinrichtung hat leider überhaupt nichts von nordischem Design, sondern ist… nun ja… chinesisch.

Das Schlimmste aber ist das Sonnendeck, das nicht nur unglaublich klein ist, sondern auch den Charme eines Fabrikhinterhofs hat. (Zum Vergleich: auf dem riesigen, zweistöckigen Oberdeck der „Grace“ gibt es sogar ein Klettergerüst und eine aufgemalte Rennstrecke, die man im Sommer mit Tretautos befahren kann und auf der zu jeder Jahreszeit die Teenager und Fast-Teenager unserer Familie immer noch um die Wette rennen.)

Auf Frühstück mussten wir leider auch verzichten, da es im Café nur überteuerte Sachen – also noch überteuertere Sachen als auf den anderen Fähren – gab und uns nicht mal die finnische Alternative Haferbrei blieb, da Puuro auf der „Glory“ schlicht nicht vorgesehen ist. Und das ist nun das Schiff, das uns fortan aus jedem Urlaub nach Hause bringen soll…! Seufz.

In Turku waren zwei Grad minus, weswegen wir vorm Landgang auch noch die Wollpullover aus den Rucksäcken holen mussten. Der Schock war dann aber gar nicht so gross. Vielleicht war der glitzernde Raureif in der aufgehenden Sonne auch einfach nur zu schön.

Das Fräulein Maus ging direkt vom Hafen aus zur Schule, die Herren Maus mit Umweg über zu Hause. Das war allermaximalste Ferienausnutzung, und bis heute fragen wir uns manchmal, wenn wir an die Reise zurückdenken: Hatten wir vielleicht doch drei statt einer Woche Herbstferien?!

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(1) Turku-Stockholm-Hamburg
(2) Hamburg-München-Venedig
(3) Venedig: Gassen, Kanäle und Boote aller Art
(4) Venedig: Busfahren und im Mittelmeer baden
(5) Venedig: Wolkenkratzer und Sargschränke
(6) Venedig: Don Camillo & Peppone, geflügelte Löwen und jede Menge Wäscheleinen
(7) Venedig-München-Berlin
(8) Berlin, Berlin
(9) Berlin-Stockholm-Turku


Ein Kommentar

Mit dem Zug nach Venedig (8): Berlin, Berlin

„Was? In Berlin wart ihr auch noch? Hattest du länger Ferien als ich?!“, fragte die beste Chefin, als wir uns nach den Herbstferien über ebendiese unterhielten. Es fühlte sich tatsächlich so an.

Nicht Fliegen ist das Mittel zum Zeitgewinn beim Reisen, sondern im Schlaf zu reisen!
(Insbesondere, da Nachtzüge aus der Mitte einer Stadt abgehen und nicht von irgendwo, wohin man erstmal eine Stunde unterwegs ist. Und man nicht zwei Stunden eher da sein muss.)

Und weil ich in meinem ganzen Leben erst dreimal in Berlin war – einmal in Ostberlin, in meinen allerersten Herbstferien, einmal eine Woche nach dem Mauerfall und einmal Anfang der 1990er – und die Kinder überhaupt noch nie, stand unser Tag, bevor wir abends den Nachtzug nach Stockholm bestiegen, unter dem Motto: in maximal kurzer Zeit maximal viele touristische Dinge tun.

Es verfolgt mich. Sogar der Alexanderplatz war aufgebuddelt.

Stellwerkshäuschen mit U-Bahn-Durchfahrt. ♥

Berlin wird nicht meine Lieblingsstadt werden. Aber es war ein wunderbarer, intensiver Tag. Und vielleicht waren wir auch alle ein bisschen berauscht von der Grossstadt.

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(1) Turku-Stockholm-Hamburg
(2) Hamburg-München-Venedig
(3) Venedig: Gassen, Kanäle und Boote aller Art
(4) Venedig: Busfahren und im Mittelmeer baden
(5) Venedig: Wolkenkratzer und Sargschränke
(6) Venedig: Don Camillo & Peppone, geflügelte Löwen und jede Menge Wäscheleinen
(7) Venedig-München-Berlin
(8) Berlin, Berlin
(9) Berlin-Stockholm-Turku


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Mit dem Zug nach Venedig (7): Venedig-München-Berlin

Letzter sehnsüchtiger Blick zurück. Als wäre der Bahnhof Santa Lucia, für den einst eine Kirche weichen musste, von der er seinen poetischen Namen hat,  ein Portal zwischen einem Wunderland und der modernen Welt.

Ein bisschen spannend wurde es noch, weil ab 21 Uhr die italienischen Eisenbahner*innen streikten und nicht so ganz klar war, inwieweit unser Zug, zwar von der Österreichischen Bahn operiert, aber immerhin das italienische Schienennetz nutzend, davon betroffen sein würde. Aber das Einzige, was passierte, war, dass statt eines Schlafwagenzuges ein normaler Zug einfuhr, mit dem wir die zehn Minuten nach Mestre fahren mussten, wo wir in den Nachtzug umsteigen durften. (Angeblich war daran aber nicht der Streik, sondern ein Gleisbruch schuld.)

Eine weitere halbe Stunde später hatten wir uns und unser Gepäck in die Kabinen sortiert, dem Schaffner die Fahrkarten und die angekreuzten Frühstückswünsche ausgehändigt und liessen uns in den nach den 18 000 Schritten des Tages wohlverdienten Schlaf schaukeln.

5:48 Uhr hämmerte die Bundespolizei an die Tür, liess sich die Pässe aushändigen und leuchtete uns allen mit der Taschenlampe ins Gesicht – den grossen Herrn Maus mussten wir dafür auf ausdrückliche Anordnung wecken – um zu kontrollieren, ob wir auch berechtigt seien, nach Deutschland einzureisen. Waren wir, nur gewollt habe ich ab dem Zeitpunkt eigentlich nicht  mehr.

(Schengen?! Hallo?!)

Frühstück im Bett. Die ÖBB macht’s möglich.

Um sieben standen wir mit weiteren fünf Prosecco-Fläschchen, drei übriggebliebenen Frühstücksbrötchen, einem Saftpäckchen, zwei angefangenen Marmeladen- und drei noch halbvollen Honiggläschen in den Rucksäcken in München auf dem Bahnhof. (Gepäckminimierung hat, anders als letztes Jahr, diesmal überhaupt nicht funktioniert.)

Wir hatten drei Stunden Zeit, die wir aber nicht einmal für ein ausgiebiges Frühstück beim Bäcker nutzen konnten, weil wir ja schon Frühstück gehabt hatten. Wir freuten uns deshalb besonders, dass es gleich neben dem Bahnhof eine schon früh um sieben geöffnete DM-Filiale gab, in der wir schon mal anfingen, unsere Deutschland-Einkaufsliste abzuarbeiten. (Der Bahnhofs-Buchladen, an den die Kinder grosse Erwartungen gehabt hatten,  war leider eine Enttäuschung.)

Fünf vor zehn standen wir mit fünfhundert anderen Menschen auf dem Bahnsteig, und ich hörte zufällig, wie ein ebenfalls auf dem Bahnsteig wartender Zugbegleiter ins Handy sprach: „Weisst du, wo der Zug ist?!“ Lustig.

Zehn Minuten später hatte sich der Zug gefunden; sehr zu Freude der Kinder, die auf der Hinfahrt ein bisschen enttäuscht gewesen waren über den „alten“ ICE, ein ICE4. Es sollte sich dann aber herausstellen, dass der ICE1 nicht nur schneller fahren kann, sondern auch besser und schöner ausgestattet ist.

Der Schaffner gab ebenfalls sein Bestes, um bei mir akute Fluchtreflexe auszulösen. Eine Durchsage mit dem schlichten Hinweis auf die Maskenpflicht an Bord reichte nicht, er musste noch eine Drohung mit der Bundespolizei, die am letzten Bahnhof schon fünf Maskenverweigerer aus dem Zug geholt hätte, hinzusetzen sowie ein pampiges „Wem das nicht passt, der kann gern am nächsten Bahnhof aussteigen“. Danach sowie nach der ebenfalls recht hitzigen Diskussion, die sich fünf Tage vorher auf Instagram entsponnen hatte, war ich allmählich soweit, zu verstehen, warum in Deutschland so viele Menschen gegen die Coronamassnahmen protestiert haben, während in Finnland, wo es zu keiner Zeit eine Maskenpflicht, sondern nur eine Maskenempfehlung gegeben hat, alle klaglos Masken getragen haben.

Meine Güte, dieser Umgangston! Diese starren, willkürlichen Regeln! Diese ständige Androhung von Konsequenzen!

Überhaupt finde ich, dass man die Fronten gar nicht erst so verhärten lassen müsste: mittlerweile kann jede*r geimpft sein und sich dank FFP2-Masken auch selbst schützen, da muss man sich doch keine Grabenkämpfe mit jemandem liefern, der partout keine Maske tragen will…

In Berlin verliessen wir jedenfalls ohne jede Wehmut den überfüllten Zug, bestiegen eine S-Bahn, in der die Durchsage sich auf ein schlichtes „Bitte tragen Sie eine Maske!“ beschränkte, fuhren zu unserem Hotel, ruhten uns kurz aus, machten einen Abendspaziergang (War das Brandenburger Tor schon immer so klein?!), ergatterten einen Termin für die Besichtigung der Reichstagskuppel am nächsten Tag, assen einen langersehnten Döner und fielen in unsere Betten.

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Mit dem Zug nach Venedig (6): Don Camillo & Peppone, geflügelte Löwen und jede Menge Wäscheleinen

Da wir um zehn aus unserer Wohnung auschecken mussten – die Rucksäcke durften wir zum Glück wie am Anreisetag im Treppenhaus unterstellen – hatten wir noch zwei Stunden lang gültige Vaporetto-Tickets, die es zu nutzen galt. Wir fuhren von unserer Haltestelle zunächst bis zur Endhaltestelle am grossen Touristenparkhaus, um dann dort neu einzusteigen und einen Sitzplatz ganz vorn zu ergattern. Dann schipperten wir ein letztes Mal den ganzen Canal Grande entlang.

Verkehr wie auf italienischen Strassen.
(Die Polizei fuhr auch mittendrin rum.)

Fünf Öffentliche-Nahverkehrs-Fahrzeuge auf einmal.

Was wir aus finnischer Sicht besonders lustig fanden, war, dass es keine Rettungswesten oder -boote gibt, sondern nur solche quadratischen Rettungskissen mit Seilen dran, an denen sich acht oder zehn Personen gleichzeitig festhalten können. Sogar die grosse Autofähre zum Lido hatte an der Stelle, an der unsere Autofähren Rettungsboote und -inseln befestigt haben, nur jede Menge dieser roten Kissen hängen. Es ist halt warm, das Mittelmeer, und bei dem Verkehr, der in der Lagune und den Kanälen der Stadt herrscht, wird man im Falle des Falles vermutlich sowieso sofort wieder aus dem Wasser gezogen.

An der letzten Haltestelle, bevor das Vaporetto zum Lido übersetzt, stiegen wir aus. Damit waren wir maximal weit von unserer Ferienwohnung und dem Bahnhof entfernt und hatten  viele Gassen, Gässchen, Durchgänge und Brücken  für den Rest des Tages vor uns.

Ausserdem schien in Venedig Waschtag zu sein, denn es hingen ungefähr dreimal so viele Wäscheleinen über den Gassen wie sonst schon, und ich hätte auch einfach den ganzen Tag von Wäscheleine zu Wäscheleine pilgern können.

Don Camillo & Peppone im Jahr 2022.

Nach sechs Stunden Fusslatsche (und dem ein oder anderen Pizzastück, Backteilchen oder Eis) mussten wir dann doch unsere Rucksäcke abholen und uns auf den Weg zum Bahnhof machen.

„Zum Bahnhof. Zum Parkhaus.“
Oder auch: Abreisende Touristen bitte hier entlang!
Seufz.

Ein Hoch auf den Nachtzug, der uns zwei komplette Extratage in Venedig ermöglicht hat!

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Anfang November

Eine Woche lang haben die Vorräte an Licht und Wärme, die wir in den Herbstferien getankt haben, gereicht. Dann kamen Zeitumstellung und Novemberwetter, es wurde noch finsterer und wir schlagartig müde.

Zum Glück gibt es Anfang November gleich zwei Gelegenheiten, viele Kerzen anzuzünden.

Geburtstag.

Und Allerheiligen.

Wir nehmen, was wir kriegen können.

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Kurze Erinnerung: Heute letzte Gelegenheit, finnische Pfadfinderadventskalender zu bestellen!


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Mit dem Zug nach Venedig (5): Wolkenkratzer und Sargschränke

An Tag 3 in Venedig waren wir soweit, dass wir keine Karte mehr brauchten, um – sogar  auf verschiedenen Wegen! – zur nächstgelegenen Haltestelle zu finden.

Ausserdem hatten wir inzwischen einen groben Überblick bekommen, welche Vaporetto-Linie wo langfährt, und begannen den Tag damit, die Linie 1 als Fähre über den Canal Grande zu benutzen.

Dann liessen wir uns wieder treiben durch Gässchen und an Kanälen entlang.

Eins unserer grob anvisierten Ziele war das ehemalige jüdische Ghetto. Dort hatten sehr viele Menschen auf sehr engem Raum leben müssen, weshalb es dort die höchsten Häuser Venedigs gibt. Das höchste hat unglaubliche acht Stockwerke!

Ausserdem kamen wir an einem Kindergarten vorbei und erfreuten uns am davor abgestellten Fuhrpark. Venezianische Kindergartenkinder erkennt man daran, dass sie mit Rollern unterwegs sind und – ohne zu zögern und keinesfalls an der Hand ihrer Eltern – im Schlusssprung ins Vaporetto hopsen. Die grösseren spielen Fussball zwischen den Kanälen und scheinen keinerlei Angst zu haben, ihren Ball ins Wasser zu kicken. Touristenkinder gibt es – wir kennen das – praktisch gar keine.

Überhaupt waren wir an dem Tag hauptsächlich in „normalen“ Wohngegenden unterwegs, wo wir kaum noch auf andere Touristen trafen. Je weiter wir uns vom Canal Grande entfernten, umso weniger Menschen waren unterwegs.

Als wir an der Lagune angekommen waren, wo es zu Fuss nicht mehr weitergegangen wären, bestiegen wir das nächste Vaporetto und fuhren nach San Michele, der Friedhofsinsel.

Am meisten beeindruckt haben uns die – in Venedig herrscht allerorten Platzmangel – „Sargschränke“.

Dann fuhren wir zurück und stiegen am Krankenhaus aus. So toll, die Krankenboote und die Einfahrt zur Notaufnahme!

Der kleine Herr Maus machte am letzten Abend ein Video von einem Krankenboot, das mit Blaulicht und Signalmelodie – die die beiden musikbegabten Kinder der Familie schwer erträglich fanden, die mir aber viel besser gefiel als das langweilige Pii-paa unserer Krankenwagen – den Canal Grande entlangraste. „Ich hab‘ das E. gezeigt“ – E. hat mit seiner Familie ein Jahr lang in Rom gelebt – erzählte der kleine Herr Maus nach der ersten Schulwoche nach den Ferien, „und er hat gesagt, das hört sich für ihn ganz vertraut an, weil die Krankenwagen in Italien alle so klingen“. Wie toll es die Kinder von heute haben!  Der kleine Herr Maus war auch ganz aus dem Häuschen, wieviel Italienisch er verstehen kann nach zwei Jahren Spanischunterrich.

Wir ernährten uns vier Tage lang hauptsächlich von – für uns unglaublich preiswerten – Pizzateilchen, Backwaren und Eis. Der Ähämann trank jedes Mal einen – ebenfalls unglaublich preiswerten – Cappuccino, wenn wir anderen eine Toilette brauchten. In den Schaufenstern der Bäckereien lag buntes Sankt-Martin-Gebäck aus, und es war völlig unwirklich, bei schönstem Sonnenschein im Sommerkleid davorzustehen. Nur noch Herbstferien im Süden, waren wir versucht zu beschliessen.

Dann liefen wir weiter durch Gassen und Gässchen. Man kann nicht aufhören damit, vor allem in den Aussenbezirken, in denen es wunderbar ruhig ist, Kinder auf kleinen Plätzen spielen, alte Frauen Katzen und Tauben füttern, Leute ihre Wäsche aufhängen, die Müllabfuhr lautlos über einen Kanal zieht, ein Vogel im vors Fenster gehängten Bauer tiriliert.

Der Tag endete deshalb mit dem Abtransport fünf Fusslahmer mit der Linie 1.

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