Monatsarchiv: Juli 2014
Clematis an Satellitenschüssel
Als uns letztes Jahr der Nachbar einfach so den wilden Wein von der Hauswand gerissen hatte, mit der Begründung, die Hausmeisterfirma hätte das so angeordnet, und ich daraufhin die Hausmeisterfirma anrief, die aber sagte, sie wüssten da von nichts, da müsse man den Verwalter fragen, wie das nun sei mit Kletterpflanzen an der Hauswand, und als ich dann die Verwalterin anrief, deren Aufgabe irgendwas zwischen Vermieter und Hausmeisterfirma ist und hauptsächlich in Auf-dem-Geld-sitzen zu bestehen scheint und der es am liebsten wäre, wir zahlten zwar alle recht viel Miete, wohnten aber nicht hier, die Verwalterin sagte also: Nein. Keine Kletterpflanzen an der Hauswand! – Auch nicht, wenn wir eine Art Spalier anbringen? – Nein. An der Hauswand dürfen lediglich Satellitenschüsseln angebracht werden.
Nun denn. Empfehlungen soll man ja ernstnehmen.
Und “Maus” und “Löwenzahn” und den Münster-Tatort gucken wir jetzt auch immer.
Kofferpacken
„Du brauchst mir noch kein neues Rätselheft zu kaufen“, sagt das Fräulein Maus, während ich Stifte spitze für die Reise, „ich kann ja erstmal alle Aufgaben aus dem Mathebuch zu Ende machen.“
(Schule scheint Spass zu machen.)
Finnische Ferien
Ich bin so dankbar für diese Familie, die unseren Kindern nicht nur die fernen Grosseltern ersetzt, sondern auch die Cousins, die sie nie haben werden.
(Und für die finnische Bahn.)
Sommernächte
Runden drehen
”Können wir heute auf den Zentimeter-hoch-Berg gehen?”, fragte der kleine Herr Maus gestern gleich nach dem Aufstehen. Ich fand das keine so gute Idee. Auf Waldwanderungen verzichte ich im Sommer lieber, wenn dort zehn Millionen Mücken schon auf der Lauer liegen nach fünf unschuldigen Opfern.
„Dann will ich ins City-Moor!”, teilte uns das Fräulein Maus mit. Ausgerechnet!
„Na dann eben nach Rauma!“, schlug der kleine Herr Maus vor. „Auf den Spielplatz!“, juchzte das Fräulein Maus. „Können wir da heute auch mal mit den Fahrrädern auf diesen Strassen fahren?“, fragte der grosse Herr Maus. Denn gleich neben dem Spielplatz befindet sich auch ein Verkehrspark.
Hier in Turku gibt es ja seit neuestem eine “Verkehrsstadt” für Kinder. Mit richtigen kleinen Häusern und echten Ampeln. Süss. Zu benutzen allerdings ausschliesslich mit den dort auszuleihenden Tretautos, für 2,50 € pro Kind und Viertelstunde. Hallo?! Wächst mir Gras aus den Taschen?! Habe ich Kinder, die nach einer Viertelstunde von sowas genug haben und bereitwillig wieder gehen?!
In Rauma konnte man gestern auch Dreiräder, Laufräder, Fahrräder, Tretautos und Elektroautos ausleihen. Damit hatten wir gar nicht gerechnet. Aber gut, dass wir die eigenen Fahrräder dabei hatten – denn als die verkehrsparkeigenen Fahrzeuge um 18 Uhr weggeräumt wurden, fuhren die Kinder noch weitere anderthalb Stunden ihre Runden.
Man kann dann jetzt mal rechnen, was wir dafür in Turku bezahlt hätten. Für das Geld kann man jedenfalls locker nach Rauma fahren. Und dann gibt’s ja auch noch den Verkehrspark im benachbarten Kaarina. Und das alles ohne Schlangestehen am Tretautoverleih. Denn dass der Herr Picasso ohne Probleme ein 12-, ein 18- und ein 20-Zoll-Fahrrad schlucken kann, wissen wir ja jetzt auch.
sataseitsemänkymmentäneljä
Rauma scheint ja nicht nur die finnische Stadt mit den meisten Ausländern zu sein, sondern auch die Stadt, in der am meisten Auto gefahren wird. Wenn man dort in der eigentlich idyllischen Altstadt in einem Restaurant oder Café am Markt draussen sitzt, fahren da – jedes Mal! – pausenlos stinkende Autos und knatternde Motorräder vorbei. (Manche auch mehrmals.) Und auch durch die engen Gässchen mit dem Buckelpflaster kommen andauernd irgendwelche Autos geholpert.
So gesehen ist es eigentlich verwunderlich, dass ich heute nur die 174 gesehen habe.
Zum Schluss musste ich mich leider noch ein bisschen mit einem ältlichen Autofahrer anlegen, der den Kindern, die sich schon vorsichtshalber flach an die nächste Hauswand gedrückt hatten, dennoch fast über die Füsse gefahren wäre. „Geh zurück nach Estland!“, war seine wütende Erwiderung.
Ich nehm‘ das mal als Kompliment für mein Finnisch.
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Heute mal langsam
In Naantali ist man ja in zwanzig Minuten. Mit dem Auto. Mit dem Dampfschiff dauert es zwei Stunden. Und ist viel schöner.
Ein bisschen kalt war’s. Sogar in den mitgebrachten Pullovern bibberten wir noch im Seewind. Aber dagegen gibt es auf dem Schiff extra Decken. Und dann kann man sich ja immer mal an der Tür zum Maschinenraum aufwärmen, aus dem ein warmer, nach Öl duftender Luftstrom zieht. Mit dem „echten Dampfschiff“ ist es allerdings nicht mehr weit her: der Dampf wird heutzutage mit Diesel erzeugt statt mit Holz und Kohle. (Nachdem ich mal auf einer Dampflok mitfahren durfte und gesehen habe, wie oft der Heizer Kohle nachschaufeln muss, will ich mir lieber nicht vorstellen, wie das auf einem Schiff wäre, und gönne dem Maschinisten die dieselbetriebene Dampfmaschine von Herzen.)
Wir sahen die Föri, die Musikschule, den Spielplatz mit der kleinen Föri, die Burg, den Hafen, den Eisbadesteg und das Finnlines-Schiff, das uns einst auf dem Weg nach Utö mitten im Eis überholt hatte, heute mal vom Wasser aus. Rückten die Sonnenbrillen zurecht und wickelten uns fester in die Decken.
Und dann gab es noch eine grosse Aufregung: dem grossen Herrn Maus flog bei der Schatzsuche auf dem Schiff sein Sonnenhut ins Meer! Die Geschichte, wie ihm der Wind den Hut vom Kopf gerissen und ins Meer getrieben hat und wie er zum Trost umgehend einen „echten Seefahrerhut“ geschenkt bekam, die werden wir jetzt noch oft hören.
Gut, dass wir das nach vier Jahren mal wieder gemacht haben.
sataseitsemänkymmentäkolme
Dass Finnland im Juli geschlossen ist und die Städte ausgestorben sind, stimmt ja auch nicht mehr.
(Aber wer will schon bibbernd im Mökki sitzen diesen Sommer… Letzte Woche unterhielt ich mich mit einer Buchhändlerin. Sie sagte, ihr gingen gerade die Rätsel- und Malhefte für Kinder aus. Weil so viele Leute kurzfristig Flüge in den Süden gebucht hätten.)
Gestern jedenfalls – wir fingen unsere Ferien nämlich damit an, die noch fehlenden Dinge für die nächste und übernächste Reise zu besorgen – war es in sämtlichen Einkaufszentren so voll wie sonst höchstens kurz vor Weihnachten. Und auf der Umgehungsstrasse dachte ich kurz, wir wären schon in Deutschland, so voll war die: auf der rechten Spur nur LKWs und Pakettiautos, auf der linken PKW an PKW.
(Eins der Pakettiautos war eine 173.)
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