Diesmal war ich von Anfang an unheimlich müde und kaputt. Entweder ich hatte schon vergessen, wie anstrengend so eine Frühschwangerschaft ist, oder es wird eben einfach mit jedem Mal anstrengender, weil mit jedem Mal mehr kleine Kinder fordernd und früh zeitig aufstehend um einen herumspringen. Oder es lag am Winter. Oder daran, dass ich ja nun auch wieder zwei Jahre älter bin. Zum Glück kann ich mir derzeit meine (eher wenige) Arbeit selbst einteilen und kann sehr oft Mittagsschlaf machen. Allerdings fühle ich mich hinterher meist müder als zuvor. Ich bin froh, dass die Tage jetzt wieder länger sind, ich wieder Rad fahren kann, und das erste Trimester fast um ist. Ganz so müde bin ich nun nicht mehr.
Die Sorgen werden von Schwangerschaft zu Schwangerschaft nicht etwa kleiner, weil man ja nun schon weiss, wie es geht, und dass es meistens GUT geht, sondern bei mir werden sie mit jeder Schwangerschaft grösser, weil man so als erfahrene Mutter ja auch besser weiss, was alles SCHIEFGEHEN kann. Manchmal scheint es mir eine Herausforderung des Schicksals zu sein, nach zwei wunderbaren Schwangerschaften, einfachen Geburten und gesunden Kindern das nun auch noch ein drittes Mal zu erwarten. Meist bin ich natürlich doch fröhlich und zuversichtlich und „guter Hoffnung“, aber ich mache mir doch deutlich mehr Gedanken als bei den beiden anderen Schwangerschaften.
Eine andere Neuvolatante habe ich diesmal auch. Die, die mich durch die ersten beiden Schwangerschaften begleitet hat, war ja sehr, sehr nett. Letztens sah sie uns alle drei, also mich und die Mäusekinder, als wir das Mäuseknäbchen impfen liessen, und sagte: „Mensch, sind die gross geworden!“, und ich kündigte ihr an, dass ich gern demnächst wieder bei ihr vorbeikäme. „Aber gerne doch!“, sagte sie lächelnd. Wir zogen ja schon in der ersten Schwangerschaft, nicht aus dem Einzugsbereich dieser Neuvola, aber aus ihrem Einzugsbereich weg. Ich wunderte mich damals schon, dass ich nicht wechseln musste. Nach dem zweiten positiven Schwangerschaftstest rief ich bei ihr an – und bekam ohne viel Worte wieder einen Termin bei ihr. Und wunderte mich noch mehr. Vielleicht, dachte ich, weil ich ja nun auch das letzte Mal bei ihr war. Also rief ich diesmal wieder bei ihr an und war mir ganz sicher, dass es so weitergehen würde – aber alles diskutieren half nicht, ich müsse zu Maija, die sei für unsere Strasse zuständig. Ganz, ganz am Ende löste sich das Rätsel: „Ach so“, sagte meine alte Neuvolatante, „ja, ich habe natürlich immer mal wieder Leute übernommen, die kein Finnisch konnten und Englisch sprechen wollten.“ Das hat man nun davon, dass man beschlossen hat, überall nur noch Finnisch zu reden…! ;-)
Da ich allerdings erst einmal dort war, kann ich noch nicht allzu viel dazu sagen, wie es nun so ist mit der neuen Neuvolatante.
Geändert hat sich übrigens die Art der Schwangerenvorsorge auch ein bisschen in den letzten zwei Jahren. Leider scheint der Trend zu verstärkter Pränataldiagnostik nun auch hier angekommen zu sein. Dieser Bluttest zur Aufdeckung möglicher Chromosenschäden, der bisher nur älteren Schwangeren angeboten wurde, gehört jetzt zu den Standarduntersuchungen. WENN die Eltern das wollen. Nein, ich wollte den nicht – weil der sowieso nur eine Wahrscheinlichkeit angibt und weil ich weitere Untersuchungen nicht machen lassen würde und weil ich mich im Falle eines auffälligen Ergebnisses einfach nicht für den Rest der Schwangerschaft verrückt machen lassen möchte. „Dann willst du auch die Nackenfaltenmessung nicht?“, fragte die Neuvolatante. „Eigentlich nicht, aber die sollen sie meinetwegen machen, wenn sie nun mal zum ersten Ultraschall dazugehört“, sagte ich, und schwupps hatte ich einen Termin zum Ultraschall PLUS eine Überweisung zum Bluttest. Und bekam vorgestern von der Ultraschallärztin prompt einen Rüffel, als ich ihr sagte, nein, ich würde nicht anschliessend zum Bluttest gehen. „Aber dann hättest du einen anderen Ultraschall bekommen, den hätte eine Hebamme gemacht, kein Spezialarzt, und wir hätten auch die Nackenfalte nicht gemessen.“ DAS war MIR nun wiederum vollkommen neu, denn bisher gab’s den ersten Ultraschall offiziell ausschliesslich beim Spezialarzt und hauptsächlich zum Messen der Nackenfalte. Wenn man nur wissen wollte, ob man da nun einen Einling oder gar mehrere erwartet, ob das Herzchen auch schlägt und auch sonst alles in Ordnung ist, dann musste man eben die Nackenfaltenmessung sozusagen in Kauf nehmen. Ich ärgere mich gerade sehr, dass für solches Brimborium Geld vorhanden ist, aber z.B. die Krankenhausführungen für Erstgebärende aus Kostengründen nicht mehr angeboten werden. Und bin gespannt, welche Neuerungen mich im Laufe der Schwangerschaft noch erwarten werden.
Ich freue mich sehr, diesmal im Sommer schwanger zu sein. Ich weiss zwar beim besten Willen noch nicht, wie das gehen soll mit einem Neugeborenen ausgerechnet im dunklen November, dem Monat, in dem ich immer hundemüde bin, auch mit ausreichend und ununterbrochenem Nachtschlaf, aber ich freue mich darauf, diesmal Kleider und Röcke tragen zu können statt den Babybauch in dicke Pullover und Anoraks aus einer Zeit, in der solche Säcke weiten Sachen noch modern waren, hüllen zu müssen.
Das schönste an dieser Schwangerschaft ist aber des Mäusemädchens Anteilnahme. Als das Mäuseknäbchen geboren wurde, war sie ja noch recht klein. Wir haben auch damals von Anfang an darüber gesprochen, dass Mama ein Baby im Bauch hat, aber was das alles wirklich bedeutet, konnte sie damals ja noch nicht wirklich ermessen. Diesmal habe ich ihr schon recht bald gesagt, dass ich ein Baby im Bauch habe. Sie ist stolz, dass sie jetzt weiss, wie Babys in Mamas Bauch kommen, und wie wieder raus. Und sie spielt oft, dass sie selbst ein Baby im Bauch hat. Sie hat sich ein bisschen gewundert, dass man von aussen noch gar nichts sehen konnte, denn alle anderen Frauen mit Babys im Bauch, die sie kennt, haben schon so richtig grosse Babybäuche. „Das ist jetzt noch sooo *zeig* klein!“, habe ich ihr gesagt. Sie hat es auch gleich am nächsten Tag im Kindergarten verkündet, was so eigentlich nicht geplant war, weil ich damit gerne bis nach dem ersten Ultraschall gewartet hätte, aber ich finde es so toll, dass sie es geschafft hat, alles auf Finnisch zu erklären, obwohl wir ja nur auf Deutsch darüber gesprochen haben. Seitdem hat sie fast täglich gefragt:“Wie gross ist das Baby denn jetzt? Ist es schon gewachsen?“, und so drucke ich ihr jetzt jede Woche ein Bild aus mit Baby in Lebensgrösse und hänge es unter den Kalender, und da geht sie immer hin, misst es zwischen zwei Fingern aus und zeigt dann immer ganz stolz: „Guck, SO gross ist das Baby jetzt!“ Hach! Und sie streichelt ganz oft meinen Bauch und setzt sich vorsichtig auf meinen Schoss („Damit ich dem Baby nicht wehtue!“) und macht pausenlos Pläne für wenn das Baby dann da ist. Und dem Mäuseknäbchen muss ich gar nichts erklären, das macht das Mäusemädchen. ;-)
Ich bin sooo müde. Und sooo glücklich.