Ein wichtiger Bestandteil der Garderobe unserer Kinder sind seit Jahren die winddichten Fleecejacken aus dem Laden, der mal mein Lieblingskinderklamottenladen war.
Zu dem Laden habe ich aus verschiedenen Gründen ein gespaltenes Verhältnis:
Als wir die erste finnische Filiale entdeckten – ausgerechnet im fernen Rovaniemi – da hat er mich mit seinen farbenfrohen Sachen, die sich so wohltuend vom sonst üblichen Rosa-Dunkelblau unterschieden, sofort für mich eingenommen. Ein paar Jahre lang machte er sogar Werbung damit, dass die Sachen immer weitergegeben werden können – von der grossen Schwester an den kleinen Bruder und an weitere drei bis vier Mädchen oder Jungen. Nun sind wir aber – wenn ich mir die finnischen Kinder so angucke – anscheinend die einzige Familie, in der Jungs Rot tragen und das Mädchen auch mal Blau. So gesehen kann ich mich dem allgemeinen Geschimpfe auf die Profitgier der Bekleidungsunternehmen nur schwerlich anschliessen – dass es in dem ehemals sehr, sehr bunten Laden nun auch vorwiegend rosa bzw. dunkelblau-dunkelgrün-schwarze Sachen gibt, scheint mir schon eher der Verknüpfung von Nachfrage und Angebot geschuldet. Trotzdem trauere ich den bunten Zeiten hinterher, denn ich habe die bunten Sachen schliesslich gern gekauft, und unsere Kinder haben sie gern getragen.
Zudem sind die Sachen eigentlich unverschämt teuer. Wenn sie wirklich von fünf Kindern getragen werden könnten, dann wären die Preise vielleicht gerechtfertigt, aber so überragend ist die Qualität leider nicht. Und wenn man dann eine nach ein paar Wochen an der Innennaht aufgescheuerte Schneehose reklamieren will – die in einer der billigeren schwedischen Klamottenketten nebenan ohne mit der Wimper zu zucken zurückgenommen worden wäre – und erst zehn Minuten darüber diskutieren muss, ob das jetzt nicht doch eigenes Verschulden wäre, und man schliesslich am nächsten Tag nochmal hinkommen muss, damit die Chefin persönlich einen Blick auf das fehlerhafte Teil werfen und die Reklamation absegnen kann, dann habe ich eigentlich wenig Lust, dort nochmal was zu kaufen.
Nun sind diese winddichten Fleecejacken aber echt praktisch: gegen den allgegenwärtigen Wind in Turku, gegen Fahrradfahrtwind, gegen drohende Erkältung, wenn man in den Bergen nach einem Aufstieg verschwitzt Rast macht. Sie sind kuschelig genug, dass man sie einfach übers T-Shirt ziehen kann, wir kaufen sie gross genug, dass man auch einen dicken Pullover drunter ziehen kann, sie sind leicht genug, um sie auf Wanderungen einfach im Rucksack dabeizuhaben, sie sind wasserdicht genug, um ein paar leichte Regentropfen abzuhalten und kapuzenlos genug, um bei stärkerem Regen einfach eine Regenjacke drüberzuziehen.
Und so kaufen wir sie weiterhin. Immerhin gibt es vom ehemaligen Lieblingskinderklamottenladen mittlerweile in Turku auch ein Outlet, wo man sie zwar immer noch nicht preiswert, aber zu annehmbaren Preisen erstehen kann, und in dem es noch genauso schöne bunte Sachen gibt wie früher. (Wir haben das Outlet eigentlich nur zufällig entdeckt, als das Fräulein Maus beim Vorbeilaufen sagte: „Hier ist es aber schön bunt!“)
Schneller aber als uns lieb war, fanden wir uns dort wieder. Der Reissverschluss von des grossen Herrn Maus derzeitiger Jacke hatte schon nach ein paar Wochen geklemmt. (Reklamieren ging nicht, da wir sie im Vorjahr im Sommerschlussverkauf – die Preise! – gekauft hatten. Vor mehr als sechs Monaten.) Als sich am Wochenende nicht mal mehr der Reissverschluss in das Schloss reinfriemeln liess, ärgerte ich mich fürchterlich: über die miese Qualität, darüber, dass Reissverschlussauswechseln so teuer ist, über den doofen Zeitpunkt. Und fuhr trotzdem gestern, während das Fräulein Maus zur Belohnung für die erfolgreiche Wettkampfsaison mit ihrer Turnmannschaft in der Schwimmhalle war, mit dem grossen Herrn Maus ins Outlet. Nützt ja nichts.
Und während wir uns so mit Hilfe einer Verkäuferin durch Stapel grasgrüner, roter, oranger, gelber, kornblumenblauer und türkiser Jacken wühlten, um eine Grösse zu finden, die nicht schon viel zu klein für den grossen Herrn Maus ist, in der er aber auch nicht die Ärmel viermal umkrempeln muss, erwähnte ich, dass wir ja eigentlich eine prima Jacke hätten, nur eben der Reissverschluss… „Ach, zeig mal, da kann man bestimmt was machen“, streckte die Verkäuferin die Hand nach der Jacke aus, begutachtete sie gemeinsam mit einer anderen Verkäuferin, operierte ein Mega-Sandkorn aus dem Schloss und gab uns den Rat, den Reissverschluss ausserdem noch mit Silikonspray zu behandeln. (Das hatte ich mich ja schon lange gefragt, was man mit klemmenden Plastereissverschlüssen macht – welche aus Metall kann man ja prima mit Kerzenwachs einreiben. Silikonspray also.) „Und wo krieg ich den her?“ „Na, zum Beispiel aus dem BILTEMA.“
Fuhr ich mit dem grossen Herrn Maus gleich hin, parkte neben der 203, erstand eine Dose Silikonspray, sprühte ein bisschen am grossen Herrn Maus rum, und mit einer fast neuen Jacke kamen wir heim.
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Donnerstag, 28. Mai 2015 um 12:08
Ist doch immer wieder ein schönes Gefühl, wenn man etwas „Altes“ doch noch verwenden kann :-).
Ich weiß zwar nicht, welche Kette du meinst, aber generell finde ich, dass in finnischen Geschäften die Farbpalette stark eingeschränkt ist. Für Frauen gibt es fast nur schwarz, rot und rosa… denkbar unpassend für eine wie mich, die grün, braun und orange liebt :-D. Ich habe mir immer erklärt, dass das mit dem Phänotyp zusammenhängen könnte. Hellblonden Frauen steht halt rosa und rot oft ganz gut.
Donnerstag, 28. Mai 2015 um 12:23
Wir fragen uns ja immer, wie man in einem Land, in dem es ein
halbesVierteljahr dunkel ist, so viele schwarze Klamotten verkaufen kann…Donnerstag, 28. Mai 2015 um 13:45
Ach, das ist ja prima, dass es doch noch repariert werden konnte! Reißverschluss auswechseln lassen ist wirklich eine megateure Angelegenheit. Manchmal teurer als die Jacke. Unglaublich wie verschoben in der Textilindustrie alles ist!