Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Die andere Seite

Sechs Monate lang wartet man sehnsüchtig auf den Sommer.

Und dann kommt er.

Und als ob es nicht reichen würde, dass man vom ersten Sommertag an daran denken muss, dass vielleicht in drei Monaten schon wieder Herbst ist, bringt er auch noch so allerhand unangenehme Dinge mit sich (die man die letzten fünf Monate erfolgreich verdrängt hat): Lärmende Hockeyspieler vor dem Haus, Mopeds und kläffende Hunde, die das ausschliesslich draussen schlafende Baby regelmässig aus dem Schlaf reissen, Mücken und Heuschnupfen.

Damit man ja nicht übermütig wird.


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Ostern light

Dieses Jahr ist bei uns nicht österlich geschmückt.

Kein Osterstrauss. Keine Hasen. Keine bemalten Eier an der Birke.

Ich habe keine Lust, drei Tage nach Ostern alles wieder in Kisten und Schächtelchen zu verpacken, zusätzlich zu den hundert anderen Kisten und Schachteln, die wir in zwei Wochen zu packen haben werden.

Das Mäusemädchen und das Mäuseknäbchen gingen gestern bei schönstem Sonnenschein geschmückte Weidenzweige verteilen und Schokoladeneier einheimsen.

Und wir haben jetzt doch eine Art Osterstrauss, denn auch uns brachten jede Menge kleiner Hexen geschmückte Weidenzweige und wünschten ein gesundes Jahr.

Der Schnee ist verschwunden, die Sonne scheint, der Huflattich macht den Spielplatz gelb, und im Garten überrascht uns jeden Tag ein neuer blühender Krokus. Wir können uns nämlich gar nicht mehr genau erinnern, wo wir überall Zwiebeln vergesteckt haben letzten Herbst.

Wenn das nicht besser als jede Osterdekoration ist!


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In Flammen

Am Montag kurzentschlossen – wegen Omabesuch und Mistwetter – die „Tuli on irti!“ – Ausstellung zum Kulturstadtjahr besucht.

Dort geht es, wie schon bei der Eröffnungsfeier, um Feuer im Allgemeinen und den Turkuer Grossbrand im Jahre 1827 im Speziellen.

Es war auch sehr heiss da drin. ;-)

Es gibt jede Menge tolle Animationen anzugucken.

Man kann selbst Feuer machen mit Feuerstein und Reibehölzchen.

Die Strasse, in der damals das Feuer ausbrach, ist nachgebaut. Gelb und rot gestrichene Holzhäuser, Buckelpflaster, eine Bäckerfamilie sitzt beim Abendbrot. Dann geht man durch einen schwarzen Vorhang und steht auf der gleichen Strasse – nach dem Brand. Verkohlte Balken, Glutreste, es raucht sogar noch ein bisschen.

Auf einer grossen Weltkarte sind Orte verzeichnet, an denen es verheerende Brände gegeben hat, beginnend mit dem Brand Roms im Jahre 64 und endend mit den russischen Waldbränden im Jahr 2010. Unter der Karte kann man zu jedem Brand mehr nachlesen, wenn man will.

Mir hat am besten die „Theater“vorführung gefallen. Auf der 100 m2 grossen „Bühne“ ist das ganze alte Turku nachgebaut, lauter winzige Häuser. Dann wird es dunkel, und im ersten Hause bricht das Feuer aus, und man sieht, wie es um sich greift und bald ganz Turku samt Dom in Flammen steht und qualmt. Untermalt wird das Ganze von Geräuschen und einer auf eine Leinwand hinter der „Bühne“ projizierten Animation.

Und wie war das Ganze mit Kindern?

Der Minimäuserich schlief erst im Mäusevolvo, dann sass er in der Trage und guckte sich mit grossen Augen um. Das Mäuseknäbchen zog die Oma an der Hand vom alten Feuerwehrauto zum ausgestopften Pferd vor einer noch älteren Feuerwehrkutsche und wieder zurück. Das Mäusemädchen und ich pumpten Wasser mit einer hundert Jahre alten Feuerwehrspritze. Und die Mäusekinder und ich retteten gemeinsam – eine Kette bildend und hin und her rennend – unzählige Menschenleben mit dem Sprungtuch.

Und ich habe erklärt, erklärt, erklärt. Denn so ganz geheuer war es den grossen Mäusekindern anfangs nicht. Diese angeborene Angst vor dem Feuer! Und das Mäusemädchen war ganz unglücklich, als dann ausgerechnet auch noch der Dom in Flammen aufging! Unser Dom! Ich habe erklärt, erklärt, erklärt.

Und dann sind wir nochmal Menschen retten gegangen. Und haben uns hinterher mit der Wärmekamera angeguckt. Und dann nochmal Wasser gepumpt. Und dann nochmal Menschen gerettet. Und dann nochmal durch die alte Strasse gegangen. Und nochmal zur Wärmekamera. Und nochmal Wasser gepumpt. Und eine Postkarte an den besten Kindergartenfreund geschrieben. Und nochmal Menschenleben gerettet. Und unbedingt nochmal den Schmied in seiner Werkstatt angeguckt. Und ein allerletztes Mal Wasser gepumpt.

Zweieinhalb Stunden lang.

Leute, geht ins Museum mit euren Kindern!


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Vom Eise befreit

Am Koski war heute so eine Art Volksfest. Überall standen Leute und guckten sich das Wasser an, das vor ein paar Tagen noch unter einer dicken Eisschicht versteckt war. Und immer neue kamen, mit Kind und Kegel, mit Autos und Fahrrädern, mit Hunden und Walkingstöcken. Blieben stehen und guckten. Gingen näher ran. Machten Fotos.

Als ich da so auf der Brücke stand und in das tosende Wasser hinabschaute, da war ich ganz… gerührt.