Freitag, 5. Januar – Sonntag, 7. Januar 2024
Die Heimreise brachten wir wie immer im Schlaf hinter uns: eine Nacht im Zug, eine auf der Fähre.
Der Nachtzug nach Stockholm fuhr diesmal nicht vom Hauptbahnhof, sondern von Gesundbrunnen. Wir hatten bis zur Abfahrt fast noch eine Stunde zu warten, es war kalt und zugig, und als ich bei der S-Bahn-Aufsicht fragen ging, ob es denn irgendwo auf dem Bahnhof einen Warteraum gäbe, entspann sich folgender Dialog: „Auf den Bahnsteigen gibt es Warteräume.“ „Sind die warm?“ „Nö.“ Der Abschied aus Deutschland fiel diesmal nicht schwer.
Wir fuhren zum ersten Mal nicht Snälltåget, sondern mit der Schwedischen Bahn; was aber fast keinen Unterschied macht, da beide mit alten Liegewagen der Deutschen Bahn fahren. Wir schliefen kurz vor Hamburg in einer mit ein paar Zentimetern Matschschnee belegten Landschaft ein und wachten kurz hinter Linköping in einem Winterwunderland wieder auf.
(Ich wurde ausserdem pünktlich bei der Auffahrt auf die Rendsburger Hochbrücke kurz wach – wahrscheinlich, weil sich die Rollgeräusche auf dem Metallgestell plötzlich anders anhörten – und guckte auch beim fünften Mal noch fasziniert dabei zu, wie wir durch die Schleife langsam nach Rendsburg hinunterfuhren.)
Der Zug hatte zwei Stunden Verspätung, was super war – so konnten wir zwei Stunden länger schlafen und hatten ausserdem zwei Stunden weniger in Stockholm rumzubringen.
(Theoretisch ist so ein Tag Aufenthalt in Stockholm ja ganz nett, aber praktisch ist es nach dem fünften Mal – Stockholm ist für uns ja immer Durchgangsstation, sogar wenn wir fliegen – nur noch nervig.)
Wir zogen die ganz warmen Sachen an, die wir teilweise seit zehn Tagen nur dafür spazierengetragen hatten, und fuhren als erstes mit dem Bus zum Fährterminal, wo wir unsere Rucksäcke einschliessen wollten. Leider standen wir dort vor verschlossenen Türen: das Terminal ist nur kurz vor Abfahrt und kurz nach Ankunft einer Fähre, also nur früh und abends für jeweils zwei Stunden, geöffnet. Also nahmen wir den nächsten Bus zurück und schlossen die Rucksäcke mal wieder zu horrenden Preisen am Bahnhof an.
Eigentlich hatte ich zu dem Zeitpunkt schon die Nase voll, aber dann wurde der Tag doch noch schön: wir spazierten nach Södermalm, einen Stadtteil von Stockholm, in dem wir vorher noch nie gewesen waren. (Also noch nicht in seinem westlichen Teil. Der östliche liegt ja – wenn man Zeit und Muse hat, hinaufzusteigen statt unten am Meer entlangzulaufen – auf dem Weg zum Hafen.) Dort war es bei -10 Grad und mit Schnee und im Spätnachmittags- und Abendlicht und vor allem ohne die Touristenmassen, die sich alle durch die Altstadt wälzen, ganz unerwartet schön.
Die Fähre polterte dann die ganze Nacht durch dicke Eisschollen – das hatten wir schon viele Jahre nicht mehr – und als wir früh halb acht in Turku ankamen, waren -23 Grad.
Wir begannen die Wiedereingewöhnung zu Hause mit einem Experiment mit heissem Wasser sowie nachmittäglichem Paarlauf auf einem zugefrorenen See und einem anschliessenden Bad im Meer, während andere Leute auf dem Meer herumliefen.
Das war alles sehr, sehr schön.
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(1) Turku-Rīga
(2) Rīga
(3) Rīga-Kaunas
(4) Kaunas-Warschau
(5) Warschau
(6) Berlin
(7) Berlin-Stockholm-Turku