Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Halleluja!

Meine Eltern haben einen Impftermin!

Vorausgegangen waren zwei Wochen, in denen der Ähämann und ich zu jeder erdenklichen Tages- und Nachtzeit das Handy zur Hand genommen und wahlweise entweder gar nicht erst auf den Terminvergabeserver gekommen waren:

oder dann eben eine freundliche Absage lesen mussten:

(Und macht ausser mir eigentlich noch jemanden dieser Rechtschreibfehler völlig fertig?!)

Ich bin sehr froh, dass wir das in die Hand genommen haben, denn meine Eltern hätten es brav alle paar Tage einmal probiert und würden vermutlich am St. Nimmerleinstag geimpft. Was für ein bescheuertes System!

In Turku bekommen schon seit drei Wochen alle alten Leute in absteigender Altersreihenfolge automatisch einen Impftermin per SMS. Gerade sind die 70- und 71-Jährigen dran. Und es wird im Messezentrum geimpft. (Und nicht in irgendwelchen vergleichsweise winzigen ehemaligen Aldi- oder Nettomärkten. Und überhaupt gibt es in jedem grösseren Ort ein eigenes Impfzentrum, während es für den gesamten Freistaat Sachsen gerade mal 15 Impfzentren gibt.) Es geht auch hier langsam, aber immerhin stetig mit den Impfungen voran: in Turku sind jetzt schon reichlich 18% der Bevölkerung geimpft, und jeden Tag steigt der Anteil um ein oder zwei Prozentpunkte.

Bis der Ähämann oder ich dran sein werden, wird trotzdem mindestens Sommer sein. Aber egal. Hauptsache, meine Eltern haben endlich einen Impftermin. Genaugenommen haben sie sogar schon zwei, und sogar der zweite wird gerade noch rechtzeitig vor ihrer schon für letzten Sommer geplanten Reise zu uns stattfinden. (Falls es keine weiteren Impfstopps und ähnliche Katastrophen geben wird.) Und das ist mehr, als wir uns überhaupt zu wünschen getraut hatten.


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Alle irre

Auch Finnland befindet sich nicht mehr nördlich vom Weltuntergang.
Auch in Finnland ist die dritte Coronawelle am Anrollen.

Deshalb wird es vermutlich demnächst in den schlimmsten Corona-Hotspots – der Hauptstadtregion und Turku – Ausgangssperren geben.

Ausgangssperren wurden hier immer als allerletzte Massnahme, wenn sonst nichts mehr hilft, gehandelt.

Tjanun. Derzeit sind jedenfalls die Kindergärten auf. Erst- bis Sechstklässler gehen ganz normal in voller Klassenstärke und zum Teil auch mit zwischen den Klassen wechselnden Lehrer*innen zur Schule. (Immerhin haben wir in Turku seit dieser Woche eine Maskenempfehlung ab der 1. Klasse, halleluja!) Läden aller Art und ganze Einkaufszentren sind geöffnet. Fitnessstudios, Bibliotheken und Museen sind geöffnet, wenn sie dafür sorgen, dass sich nicht mehr als 10 Leute gleichzeitig in einem Raum aufhalten. Und Homeoffice machen offensichtlich gar nicht mal so viele Leute; zumindest legt die Menge an Leuten, die zur Mittagszeit mit Essenspaketen und Kaffeebechern in der Hand durchs Stadtzentrum ziehen, sowie an Autos, die sich zur Feierabendzeit die grossen Ausfallstrassen entlangwälzen, diesen Schluss nahe.

Mir würden da jedenfalls noch eine Menge Massnahmen einfallen, bevor man Ausgangssperren verhängen muss.

Aber gut, dann eben Ausgangssperren, sind alle diese Probleme auf einen Schlag gelöst. Bleiben wir alle drei Wochen komplett zu Hause, dann ist der Grossteil der Infektionsketten unterbrochen und die dritte Welle im Sand verlaufen, ohne Schaden anzurichten.

Ach so, nein, leider, da war noch was.

Von den Ausgangssperren ausgenommen sind Kindergarten- und Schulbesuch sowie Erwerbstätigkeit.

ABER HAUPTSACHE WIR DÜRFEN NICHT MEHR IN DEN WALD!!!


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Frühling, so eine Art

Die Buchten sind noch lückenlos zugefroren. Das Eis trägt nicht mehr – ausser Eisangler und andere Verrückte, von zehn Schutzengeln getragen – aber es liegt als eine solide, blendende Platte auf dem Wasser und lässt den Gedanken, dass in reichlich zwei Monaten schon Sommerferien sind, dass man in reichlich zwei Monaten vielleicht schon wieder im Meer baden kann, völlig absurd erscheinen. Die ersten Leberblümchen im Wald sind nur eine Sinnestäuschung, weil die Sonne so hell strahlt. Im Gegenteil, der Waldboden ist noch viel lückenloser mit Schnee bedeckt, als wir alle – der kleine Herr Maus, der mit Turnschuhen loszog, und wir Eltern, die ihn gewähren liessen – uns vorher vorstellen konnten.

Aber nicht mehr lange.


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Wasserski

Gestern hatten wir die Wahl zwischen Wandern mit Gummistiefeln oder Wasserski.

(Es ist nämlich nicht so, dass, nachdem der ganze Schnee erstmal weggetaut ist, nun der Frühling kommen würde. Es gibt frühlingshafte Tage, aber dann sind eines Morgens wieder -18 Grad und dann schneit es drei Tage lang Schneematsch, mit dem man nichts anfangen kann.)

Wasserski in Klein-Lappland war gar nicht so schlecht. Vor allem da, wo die Loipen vor dem Wochenende nochmal frisch gespurt worden waren, fuhr es sich überraschend gut. Sogar ein bisschen Sonne sahen wir. (Während es in Turku regnete.)

„Achtung! Loipen gefährlich!“ Naja. Damals stand das nicht dran.

Jetzt liegt schon so deutlich Frühling in der Luft – die Vögel piepsen, und es ist hell, so hell, selbst wenn die Sonne hinter Wolken ist, und die Weiden strecken ihre pelzigen Kätzchen der Sonne entgegen – dass ich diesmal auch gar nicht so wehmütig war, dass es nun vielleicht wirklich die letzte Skitour für diesen Winter gewesen ist.

Was für einen wunderbaren Winter wir hatten!


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Russisches Roulette

Dass die britische Virusmutante sich nördlich vom Weltuntergang genauso schnell ausbreiten würde wie anderswo auch, damit konnte ja wirklich keiner rechnen. Und wenn man dann merkt, oh, Mist, wir haben da ja jetzt ganz unerwartet doch ein sehr grosses Problem, dann ist es natürlich ungemein hilfreich, erstmal wochenlang zu beraten, ob man Bars und Restaurants ganz zumachen oder doch lieber erstmal nur Tanzen und Singen Karaoke verbieten sollte, ob man Fitnessstudios ganz schliessen oder doch lieber erstmal nur auf zehn Kunden gleichzeitig beschränken sollte.

Während Schulen ganz normal auf sind und unter Zwölfjährige auch ganz normal ihren Hobbys nachgehen können, wohlgemerkt.

Wenn ich anfange, darüber nachzudenken, wieviele ungewollte Sozialkontakte unsere Familie hat und was für ein Rattenschwanz weiterer Sozialkontakte da dran hängt, wird mir ganz schlecht: ich treffe täglich mehr als 30 nicht masketragende Hortkinder, die beste Chefin und den Zivi. Die Hortkinder haben Eltern, Geschwister, eine Lehrerin, gehen zum Schwimmtraining, zum Kunstkurs, werden von den Grosseltern abgeholt. Die beste Chefin hat zwei Kinder, die in den Kindergarten gehen, wo sie wiederum auf Kinder mit Eltern und Geschwistern in Kindergarten oder Schule treffen. (Der Zivi lebt allein und verlässt aus Angst vor Ansteckung das Haus nur zum Einkaufen und Arbeiten.) Jedes unserer drei Kinder trifft täglich 18 bis 25 Klassenkameraden, die wiederum Eltern, Geschwister und Hobbys haben. Zwei unserer Kinder treffen wöchentlich ihre insgesamt drei Instrumentenlehrer*innen, die ihrerseits jeweils zig Schüler*innen haben, eins spielt einmal in der Woche im immerhin halbierten Blas(!)orchester. Eins trifft wöchentlich seine zwölf Pfadfinderkollegen (immerhin seit Schuljahresanfang konsequent draussen) und dürfte theoretisch zum Judo(!)training gehen, weil es noch nicht 13 ist, wo es dann jeweils wieder auf Kinder mit noch anderen Hobbys sowie Eltern, Geschwistern und Klassenkameraden, die wiederum Eltern, Geschwister und Hobbys haben, trifft.

Das ist keine Ansteckungsvermeidung. Das ist russisches Roulette.

Ich übertreibe?

Der grosse Herr Maus ist mit seiner Klasse seit gestern in Quarantäne. Weil seine Banknachbarin am Donnerstag positiv auf Covid-19 getestet wurde. (Und das ist nun schon der zweite derartige Fall in unserer Familie innerhalb von drei Monaten.)

Bleibt nur noch zu hoffen, dass es auch diesmal nur eine Platzpatrone war.


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Spass mit Eis

Wir hatten diesen Winter viel Spass mit Eis.

Eines Januarmorgens waren an der Eberesche vorm Haus seltsame Früchte gewachsen.

Und abends leuchtete es vorm Haus, in fünf Eislaternen aus Eimern und einem Iglu aus sehr vielen Milchpackungen.

Manche aber haben so viel Spass mit Eis, dass sie einen Weltrekord aufstellen. Indem sie eine Scheibe mit 310 m Durchmesser ins Eis eines gefrorenen Sees sägen, sie mit zwei Aussenbordmotoren ausstatten und das grösste Eiskarussell der Welt zum Drehen bringen.

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(Ein Jammer, dass der Winter schon wieder vorbei ist…!)