Es ist weiterhin grau. Und grau. Mit Grau. Keine Änderung in Sicht.
Wenigstens liegt Schnee, sage ich mir, und muss mir dennoch eingestehen, dass die schwere, graue Wolkendecke allmählich nicht nur auf die Kirchtürme und Baumwipfel, sondern auch aufs Gemüt drückt.

Fast kann ich verstehen, warum die Leute ihre Wochenenden in Einkaufszentren verbringen: dort ist es warm, trocken, hell und bunt.
Wir haben was anderes probiert: Sauna und Eisloch.

Jaaahre – ich weiss gar nicht wie viele, schätzungsweise sieben – ist es her, dass ich zum letzten Mal Eisbaden war. Danach war ich immer entweder schwanger, habe gestillt oder war kleinkindschlafmangelbedingt dauernd erkältet.
Aber immer habe ich mich danach gesehnt: nach der kleinen Sauna auf der hintersten Landzunge der Hausinsel, mit dem Umkleideraum, in dessen Kamin immer ein Feuer brannte, mit den provisorischen Duschen, aus denen zwar heisses Wasser kam, aber unter denen man kein Shampoo benutzen durfte, weil das Abwasser irgendwo ins Meer geleitet wurde, und dem heissen, engen, dunklen Saunaraum, in dem man sich dicht an dicht um den Saunaofen scharte und mit Kellen mit überlangen Stielen Wasser aufgoss, bis man krebsrot gegart war, um dann nach Luft schnappend ins eisige Wasser zu steigen und mit prickelnder Haut, heissen Johannisbeersaft schlürfend, im Badeanzug auf der Saunaterrasse zu stehen, den eigenen Herzschlag zu hören, aufs Meer zu schauen und sich warm und wohl zu fühlen.
Mittlerweile gibt es eine neue Sauna: ohne Kamin, ohne Flickenteppich für warme Füsse im Umkleideraum, mit einer Sauna für Männer und einer für Frauen – obwohl man natürlich weiterhin im Badeanzug sauniert, weil man ja sowieso die ganze Zeit rein- und rausrennt – und richtig heiss ist sie auch nicht mehr. Aber der Blick direkt von der Saunabank aufs Meer, der ist schon schön jetzt. Und das Gefühl, wenn man nach der Sauna nach Luft schnappend ins eisige Wasser steigt und dann mit prickelnder Haut, heissen Johannisbeersaft schlürfend, im Badeanzug auf der Saunaterrasse steht, den eigenen Herzschlag hört, aufs Meer schaut und sich warm und wohl fühlt, ist immer noch das gleiche.
Als dann der Ähämann dran war mit Saunieren, zog sich das Meer ganz zu. Zur grauen Wolkendecke gesellte sich ein weisser Nebelschleier. Und es fing an zu nieseln. Den Mäusekindern war kalt und nach einer warmen Pulla in irgendeinem Café statt nach vereistem Spielplatz. Der grosse Herr Maus rumpelstilzte ohne Unterbrechung: weil er auch ins Wasser wollte, weil Papa nicht sofort wiederkam, weil ihm kalt war, weil wir ihn anguckten, weil wir nicht „Mit dem Schiff nach Deutschland fahren“ spielen sollten, weil ihm die Handschuhe lästig waren, weil er ohne Handschuhe kalte Hände bekam…
Das nächste Mal nehmen wir die Mäusekinder einfach mit. Die müssen ja nicht ins Wasser gehen. Und vielleicht scheint dann auch ein bisschen Sonne.
Hoffen kann man ja.