Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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„Es braucht ein ganzes Dorf…“

Ich wusste ja, dass der Tag kommen würde.

Aber das war doch erst gestern – und heute fuhr ich zwei volle Fahrradtaschen mit Ersatzklamotten, Regenkleidung, Vorschulheften, Stiftemäppchen sowie einem brechend vollen Kindergartenordner mit den Erinnerungen aus den letzten fünf Jahren nach Hause.

Zum allerletzten Mal.
Und ich habe auch nur ein ganz kleines bisschen innerlich gejammert.

Ich bin so dankbar für die Leute aus diesem Kindergarten, die unsere Kinder mit offenen Armen und Herzen aufgenommen und sie beim Grosswerden begleitet haben – den kleinen Herrn Maus sogar seine ganze Kindergartenzeit lang. Er hat über die ganzen Jahre mehr oder weniger die gleichen Betreuer gehabt und ist mit einer Schar Kinder grossgeworden, die jetzt gemeinsam in die Schule auf die andere Seite des Gebäudes wechseln – und ab und zu begeistert in den Kindergarten zurückkehren – wird. Und ich habe mit den Lieblingsbetreuerinnen abends beim Abholen oft mehr geredet als den ganzen Tag auf Arbeit.

Unser Dorf, sozusagen.

Ein Haus für die Putzfrau. Selbstverständlich!


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Elektra

Am Sonnabend hatten wir sie schon an ihrem zukünftigen Einsatzort bewundert. „Falco“ und „Sterna“, beide für über 60 Autos ausgelegt, kurvten vorsichtig um sie herum und sahen echt winzig aus.

Gestern stand die funkelnagelneue Hybridfähre – die hauptsächlich mit Elektromotor fahren wird; die beiden Dieselmotoren sind nur für den Notfall – für vier Stunden zur Besichtigung am Aurajoki, und da mussten – während das Fräulein Maus Deutschunterricht hatte – die Herren Maus und ich natürlich hin!

Neun Minuten Überfahrt, fünf Minuten Laden am Anleger. Durchschnittlich 72 Mal am Tag. So der Plan.

Fünf knapp 100 m lange Autospuren = 90 PKWs.
(Nie mehr Stau!)

Jede Menge Solarzellen für Heizung und Beleuchtung und wofür man sonst kleinere Mengen Strom braucht.

Ganz schön hoch.

Unsere brennendste Frage: Dürfen wir dann während der Überfahrt wieder die Aussicht geniessen? „Nein, man wird da nicht hochdürfen. Ja, leider. Ich weiss, echt schade. So eine tolle Landschaft! Natürlich wollen die Leute gucken…! Aber die Sicherheitsvorschriften, du weisst ja…“
(Beidseitiges Seufzen.)
((Es waren übrigens mehr Aufpasser – sowie eine ganze Gruppe Sanitäter, denn man weiss ja nie… – als Leute von der Besatzung, die man was hätte fragen können, an Bord.))

„Zum Maschinenraum“.
Die Männer da unten waren mit Abstand die auskunftsfreudigsten und begeistertsten. Klar.

Näher konnte man dem Elektromotor nicht kommen. Er befindet sich in einem etwas niedrigeren Teil des Maschinenraums. Das Publikum könnte sich die Köpfe stossen. (…)

Jede Menge Akkus.

Der Dieselmotor für den Notfall. (Dickes Eis im Winter zum Beispiel.)

Taufe war heute auch. Aber nur für ausgewählte Gäste. (Weniger aufmüpfige als wir, garantiert.)

„Kinder, guckt euch in aller Ruhe um! Den Maschinenraum sehen wir vielleicht nie wieder!“ Wir gingen dann direkt noch eine zweite Runde.


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kaksisataakuusikymmentäseitsemän

Nicht, dass das lange Wochenende weniger verplant gewesen wäre als all die Wochenenden vorher. (Noch nie hat es sich so komisch angefühlt, dass in einer Woche schon Sommerferien sein sollen. Noch nie haben wir so dringend auf die Sommerferien gewartet.) Aber irgendwann muss man ja auch mal wieder raus.

Wir fuhren also – was wir immer tun bei solchen Gelegenheiten – auf die überübernächste Insel.

(Schon auf der nächsten Insel kam uns eine 267 entgegen.)

Autofähre fahren, essen gehen, wenigstens eine Minirunde wandern.

Wir waren rechtzeitig zurück zum Klaviervorspiel der Herren Maus.

Und abends hatte der kleine Herr Maus einen Wackelzahn.

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Von 3 auf 27 in zwei Tagen

Letzten Freitag ist der Sommer ausgebrochen.

Nachmittags entledigen wir uns alle nach und nach unserer Schuhe. Das Gras ist noch eher herbstlich verdorrt als frühlingsgrün, aber der erste Löwenzahn blüht schon, und wir, wir laufen barfuss! Wo es vor einer Woche noch geschneit hat!

Abends hat das Fräulein Maus Abschlusskonzert in der Musikschule. Es dauert keine halbe Stunde, und die Harfenlehrerin entlässt alle mit den Worten: „Und jetzt habt ihr euch alle ein Eis verdient!“ in den Sommer. „Kriegen wir wirklich ein Eis?“ hüpfen drei Kinder um mich herum, und eins hat ausserdem einen dringenden Herzenswunsch: „Ich würde so gerne Elektroföri fahren…!“ Wir fahren also mit der Föri auf die andere Flussseite, kaufen viermal Eis im Supermarkt und fahren anschliessend, bis das Eis aufgegessen ist, dreimal mit der Föri hin und her. Sie ist bei jeder Fahrt brechend voll. Die Leute tragen alle Sonnenbrillen und sommerliche Kleidung. (Viele auch Bierdosen.) Die Restaurantboote und Bars an beiden Ufern sind gut besucht, von einem der Restaurantboote schallt Livemusik weit über den Fluss. Motorboote pflügen durch den Aurajoki, auf den Uferstrassen sind erstaunlich viele Oldtimer und Motorräder unterwegs. Es fühlt sich an wie ein Sommerabend im Juli. (Man kann ja nicht wissen, ob es vielleicht der einzige Sommertag des Jahres bleibt.) Wo es vor einer Woche noch geschneit hat!

Als wir heimkommen, wechsele ich schnell die Federbetten gegen dünne Sommerdecken. „Dürfen wir kurze Schlafanzüge anziehen?“, fragen drei Kinder erwartungsvoll und hüpfen vor Freude, weil sie dürfen. Wo es vor einer Woche noch geschneit hat!

Am Wochenende muss das Fräulein Maus bei einem von ihrem Sportverein organisierten Laufevent helfen, der kleine Herr Maus hat ein Fussballturnier und der grosse Herr Maus macht mit den Pfadfindern eine Radtour. (Es ist übrigens das erste Fussballturnier, bei dem ich nicht erbärmlich friere.) Sobald sie jedoch nach Hause kommen, schleudern sie die Schuhe von den Füssen, schlüpfen in Badesachen und liefern sich stundenlange Wasserschlachten mit den Nachbarskindern. Ich hänge mehrere Mount Evereste Wäsche nach draussen. Wo es vor einer Woche noch geschneit hat!

Die Bäume werden grün und grüner, die Tulpen blühen für zwei Tage, die ausgesäten Radieschen, Möhren und Erbsen wagen sich endlich aus der Erde heraus, am Himmel hängen nur ein paar Schönwetterwölkchen, und das Wasser aus allen drei Regentonnen ist schon wieder aufgebraucht. Wo es vor einer Woche noch geschneit hat!

So ist das mit dem finnischen Sommer.
(Bis zur nächsten Kaltfront.)


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Muttertag

Bei IKEA waren ausser mir noch fünf andere Leute.

Im Gartenmarkt herrschte Hochbetrieb. Keiner kaufte jedoch Tomatensetzlinge oder Radieschensamen – Hortensien und Rosenstöckchen in Geschenktöpfen waren der Verkaufsschlager des Tages.

Im Supermarkt warb auch zum Feiertag eine Mobilfunkgesellschaft beflissen um Kunden. Ein Mann – eine Erdbeertorte im Karton balancierend – trat interessiert ein paar Schritte näher, woraufhin seine Frau – einen Rosenstrauss im Arm – nervös ausrief: „Wir müssten schon längst da sein! Jetzt komm doch schon! Wir sind sowieso schon viel zu spät! Hörst du?!“

Unter den Turneltern hatte es fast Meuterei gegeben: Training? Am Muttertag?! Also wir müssen heute zu meiner Schwiegermutter und zu drei Omas, da kann mein Kind nicht kommen! Eins der Turnmädchen wurde eher abgeholt und mit quietschenden Reifen davongefahren.

Der Inder teilte am Telefon bedauernd mit: „In ungefähr 50 Minuten könnt ihr das Essen abholen. Tut mir leid, aber wir haben heute echt viel zu tun.“ Und tatsächlich, jeder Platz belegt, mit herausgeputzten Kleinkindern, gelangweilten Teenagern, Männern im Anzug und aufgedonnerten Müttern, die wahrscheinlich schon wieder darüber nachdachten, was sie dann um fünf wohl für ihre Familie kochen sollen.

Mein Muttertag: alleine (!) in Ruhe (!) den Gartenmarkt leergekauft. Den Rest des Tages in der Erde gewühlt und mir die Sonne auf die Nase scheinen lassen.

Was hab‘ ich’s gut!


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kaksisataakuusikymmentäkuusi

Heute befand sich offenbar ganz Turku samt umliegender Kleinstädte auf den Strassen. Blechlawinen in alle Richtungen.

Leider trugen auch wir dazu bei, denn das Fräulein Maus trat bei der Frühlingsshow ihres Sportvereins auf, die, weil die wirklich schöne und geeignete Halle in Turku nun auch noch zu so einem unsäglichen Indoor-Spielplatz umgebaut wurde, in der benachbarten Kleinstadt stattfinden musste.

Die Hinfahrt dauerte ob des Verkehrsaufkommens so lange, dass wir fast zu spät gekommen wären. Auf der Rückfahrt wälzte sich uns unter Anderem eine 266 entgegen.

Ausserdem waren überdurchschnittlich viele Rettungs- und Polizeifahrzeuge unterwegs. Wahrscheinlich sind den Leuten die Sonne und die sensationellen 13 Grad zu Kopfe gestiegen…

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Maigeburtstag bei Kältewelle

Normalerweise bekommt bei uns das Fräulein Maus den ersten Tulpenstrauss des Jahres zum Geburtstag, der grosse Herr Maus den ersten selbstgepflückten Buschwindröschenstrauss, der kleine Herr Maus irgendeinen orangelastigen (Halloween!) und der Ähämann irgendeinen blau-weissen (Unabhängigkeitstag!) Blumenstrauss.

Dieses Jahr allerdings musste ich sogar dem grossen Herrn Maus seinen Geburtstagsstrauss kaufen, denn die Buschwindröschen hocken noch fröstelnd unter der Erde.

Zum Glück hatte er sich auch vor Monaten schon gewünscht, dieses Jahr zu seinem Geburtstag irgendwohin zu gehen, wo man klettern kann. (Und zum Glück gibt es da seit Neuestem diesen wirklich tollen Kletterplatz in Turku!) Denn Geburtstagsfeier im Garten wäre diesmal wirklich nicht drin gewesen.

(Immerhin: Es hat den ganzen Tag nicht geschneit! Die Sonne schien und die Temperaturen kletterten auf sensationelle 6 Grad plus!)