Oder: was sonst noch so los war in den letzten beiden Wochen.
(Ausser dass ich eine 474 und eine 475 gesehen habe, beides völlig unspektakulär, aber längst überfällig.)
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Ein Loblied auf das finnische Gesundheitssystem.
Der kleine Herr Maus hat eine Brille bekommen.
Dass er ab und zu mit einem Auge schielt, besonders wenn er müde ist, haben wir schon bemerkt, als er noch im Hochstühlchen sass. (Der Ähämann schneller als ich, weil er damals links von ihm sass und ich rechts.) Es fiel auch in der Neuvola auf, woraufhin er eine Überweisung zum Augenarzt bekam, wo er zweimal innerhalb von zwei Jahren aufs Gründlichste durchgecheckt wurde – mit dem Ergebnis, dass er wie ein Adler sieht und durchaus das schielende Auge gerade zu halten in der Lage ist und wir uns einfach wieder melden sollen, falls das Auge doch irgendwann Probleme machen sollte.
Letzten Herbst klagte der kleine Herr Maus vermehrt über Kopfschmerzen und darüber, dass er nicht mehr richtig Noten lesen könne; vor allem bei den Orchesterproben am Abend sähe er oft nicht, auf welcher Linie die Note eigentlich sei. Ich rief in der Augenklinik an, die inzwischen mehrfach umstrukturiert worden war, weshalb man mir erst freundlich eine neue Telefonnummer gab, dort dann trotzdem des kleinen Herrn Maus‘ alte Patientendaten fand, sich aber herausstellte, dass seit dem letzten Besuch mehr als fünf Jahre vergangen seien und wir deshalb eine neue Überweisung bräuchten, die ich entweder aus der Poliklinik oder aus der Schule bekommen könne. Ich entschied mich für einen unkomplizierten Anruf bei der Schulschwester. Sie gab uns einen Termin eine Woche später beim Schularzt, der stellte umgehend die Überweisung – mit der man nirgends hindackeln muss, sondern die automatisch an die entsprechende Stelle geht, die dann per Brief einen Terminvorschlag schickt – aus, und vier Wochen später hatte er einen Termin in der Augenklinik. Die Augenärztin bestätigte die Dringlichkeit der Angelegenheit, und der kleine Herr Maus ging von diesem ersten Termin mit einer Leihbrille mit aufgeklebtem Prisma nach Hause. In den folgenden zwei Monaten ging er noch zweimal hin, um von einer auf Augenkrankheiten spezialisierten Krankenschwester jeweils ein stärkeres Prisma aufgeklebt zu bekommen. Zwei Wochen später wurden wir jeweils von ihr angerufen, um zu berichten, wie es ihm mit der neuen Prismenstärke geht, um die möglichst passendste Stärke zu ermitteln, und vor drei Wochen bekam er dann per Post ein Rezept für eine Brille mit eingeschliffenen Prismen (plus eine Liste mit Optikern, zu denen wir dafür gehen könnten und wo wir für die Brille dann auch gar nichts – ausser der Differenz zwischen dem im Rezept enthaltenen und dem vom kleinen Herrn Maus ausgesuchten Gestell – bezahlen mussten).
Eventuell kommt noch eine geringfügige Rechnung für den einen Augenarztbesuch, vielleicht auch nicht – da hier im Januar die Verwaltung des Gesundheitssystems umstrukturiert wurde, geht gerade alles ein bisschen drunter und drüber – aber so oder so kann man nicht meckern über Effizienz, Qualität, Freundlichkeit und Preis-Leistungs-Verhältnis des öffentlichen Gesundheitssystems.
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Finnischer Speedfrühling.
Als wir von der Osterreise zurückkamen, war wundersamerweise der ganze viele Schnee von Ende März verschwunden. Früh gibt es zwar noch Frost, aber nachmittags klettern die Temperaturen auf mindestens 12 Grad, oft auch schon auf 16 oder 17 Grad. Die Krokusblüte war deshalb ein kurzes Vergnügen dieses Jahr: nach dem ersten warmen Nachmittag lagen sie hitzetot auf dem Boden. Dafür stehen die Blatt- und Blütenknospen sämtlicher Laubbäume in den Startlöchern; sie brauchen nur noch einen winzigen Schubser, dann platzen sie auf. Die Parks sind blau von Blausternen und die Wälder lila von Leberblümchen.
Am Sonntag sahen wir, was den finnischen Speedfrühling sehr schön illustriert: den ersten Huflattich und das letzte Eis einträchtig nebeneinander.

(Zwei Wochen vorher haben wir die letzte Skitour gemacht.)
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Sandsturmzeit.
Wie jedes Jahr ist diese Jahreszeit, vor allem nach schneereichen Wintern, keine Zeit der ungetrübten Freude: die Augen jucken nicht nur von Birken- und Weidenpollen, sondern auch von den Sandwolken, die durch die Strassen wabern. Zum Fahrradfahren wünschte ich mir manchmal FFP2-Maske in Kombination mit Taucherbrille (wenn ich damit noch genügend Luft bekäme). Deshalb jedes Jahr sehnlichst erwartet: die Strassenwaschautos. Heute war es endlich soweit.

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Draussentrockensaison.
Die letzten fünf oder sechs Waschmaschinenladungen durften auch schon draussen trocknen. (Ich habe es es sogar – zufällig – geschafft, keine Wäsche draussen hängen zu haben, als die Kehrmaschine kam.) Nachdem ich heute früh 21 Sockenpaare auf die Leine geklammert hatte, erinnerte ich mich daran, wie ich vor sechs oder sieben Jahren auf Instagram mal ein Foto von Socken auf der Leine gezeigt hatte und alle so „Ah!“, „Oh!“, „So schön bunt!“ sagten, man sich aber gleichzeitig einig war, dass es damit spätestens dann, wenn die Mäusekinder Teenager wären, vorbei wäre. Tjanun.

(Alle Sockenpaare ausser den Ringelkniestrümpfen ganz rechts – das sind meine – von den Herren Maus.)
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Eispreis 2023.
Eine Kugel Eis oder ein Softeis kosten dieses Jahr in Turku 4,20 €.

(Ihr mich auch…!)
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Die Rettung der Rhabarberlimo.
Der Sommer kann kommen, denn ich habe meine estnische Lieblingsrhabarberlimo wieder. Fast hatte ich mich schon von ihr, nachdem es sie erst nur noch in ausgewählten Läden und später überhaupt nicht mehr gab, verabschiedet. Bis wir letzte Woche herausfanden, dass man in Estland neuerdings mehrere Limosorten – auch die Lieblingslimo der Kinder, auch meine Zweitlieblingslimo – als Sirup kaufen kann.

Sie selbst zusammenzumischen spart nicht nur Geld, sondern vor allem – und das ist in unserem Fall ja besonders wichtig – Platz und Gewicht beim Transport. Grossartige Sache!
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Kinderarbeit.
Der Terrassentisch ist dann demnächst auch wieder sommerfein.

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Kinderarbeit (2).
Wie alle Achtklässler hat der grosse Herr Maus diese Woche Arbeitslebenschnupperwoche. Nachdem es mit dem Praktikum im Autohaus nicht geklappt hat, arbeitet er jetzt in seinem ehemaligen Kindergarten. Grosses Hallo und Grüsse-hin-und-her-schicken von beiden Seiten.
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Falsche Hoffnungen.
Das Fräulein Maus ist heute mit ihrem Deutschkurs für eine Woche zum Schüleraustausch nach Köln geflogen. Statt des erwarteten sommerlichen Wetters ist es dort zur Zeit nicht nur nasser, sondern auch kälter als in Südwestfinnland.
Wir kennen dieses Problem leider schon länger.
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