Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Erster Schnee

Das sehe ich gerade, wenn ich aus dem Fenster gucke:

Und als wir vorhin draussen waren, da hat man gar nichts mehr von den Spikereifen gehört, die zwei Tage klackernd über die Strassen gerollt sind, weil am Wochenende alle, aber auch wirklich alle Reifen gewechselt haben. (Wie man sieht, ist die Wettervorhersage durchaus verlässlich gewesen).
Und die Busse sind schon wieder an die Haltestellen herangerutscht.
Und die luftbereiften Kinderwagenräder haben so ein schönes leises „schschschschschschsch“ im frischen Schnee gemacht.

Ich freu’ mich so!


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Die sieben Plagen

Heute vor einem Jahr sind wir umgezogen. Ich weiss noch genau, wie das war, die erste Nacht inmitten all des Krempels, nur das Bett war aufgebaut. Und dass ich gedacht habe, bestimmt werden wir hier eine schöne Zeit haben.

Ha, weil ich damals noch nichts wusste von den sieben Plagen, mit denen diese Wohnung geschlagen ist:

1) Wollmammuts

Wie ich vielleicht an anderer Stelle schon erwähnt habe, waren wir in unserer Jenaer Wohnung weitestgehend von Staub verschont. Das, was dann in unserer Wohnung im Studentendorf unter unseren Regalen hauste, konnte man dann auch schon nicht mehr guten Gewissens als Wollmäuse bezeichnen, das waren ausgewachsene Wollelefanten. Aber was jetzt mit uns die Wohnung teilt – und auch mit grösstem Aufwand nicht ausrottbar ist, sind die reinsten Wollmammuts.
(Ich hab’s ja auch immer schon gewusst – je weiter oben, desto besser. Das haben wir jetzt eben davon, zu ebener Erde zu wohnen.)

2) Ameisen

Als ich mit dem Mäusebabymädchen aus dem Krankenhaus kam, ging es los: da erwarteten uns beide zu Hause nicht nur unser Ähämann und Papa und das Meerschweinchen, sondern auch einige Ameisen. Innerhalb kürzester Zeit entstanden dicht belaufene Strassen durch unsere Küche und unser Bad, ganze Heerscharen von Ameisen taten sich an Brotkrümeln und Zuckerbröseln in unserer Küche gütlich. Nach einem Monat, in dem wir hofften, dass sich das Problem von allein lösen würde, wenn es draussen nur erst wärmer wäre, und wir uns weigerten, zu irgendeiner chemischen Keule zu greifen, war der Höhepunkt erreicht, als sich eine unvorsichtige Ameise im Lichtschalter der Arbeitslampe in der Küche zu Tode quetschen lassen hatte und daraufhin an der Stelle ca. 200 Artgenossen zur Beerdigung erschienen. Mit den daraufhin aufgestellten Ameisenfallen löste sich das Problem recht schnell.

3) Fruchtfliegen

Im Frühling Ameisen, im Herbst Fruchtfliegen. Diesmal warteten wir nicht mehr so lange, ehe wir Massnahmen ergriffen. Wir bringen ja nicht so gern Tiere um, selbst Spinnen und Tausendfüssler werden von uns lebend aus der Wohnung getragen, aber was zu viel ist, ist zu viel. Eigentlich wollte ich als Ökologin ja einer fleischfressenden Pflanze den blutigen Job überlassen, habe aber dann doch zur effektiveren Essig-Zucker-Spülmittel-Flasche gegriffen.

4) Die rasenmähende Nachbarschaft

Des Finnen Lieblingsbeschäftigung ist Rasenmähen. Ganz bestimmt. Im Sommer vergeht kein Tag, an dem nicht irgendeiner unserer Nachbarn Rasen mäht. Zwischendurch kommt noch einmal pro Woche das Talo-Team und mäht die öffentlichen Flächen. Besonders toll, wenn der Mäher vom Talo-Team das Gras in unserem Vorgarten für untragbar lang empfindet, es gleich mal mit mäht – und dabei auch die gerade aus dem Topf ins Freie gepflanzten Narzissen sowie die gerade ausgekeimten Sonnenblumen mit niedermetzelt. Auch schön: wenn im Grundstück über die Strasse jemand zum Sonntagnachmittag zwei Stunden lang mit der Motorsense seinen Rasen bearbeitet, weil es dort wohl keinen Gemeinschaftsrasenmäher gibt wie bei uns, während wir den Sonntagnachmittag auf unserem ungemähten Blumenrasen auf der Decke verbringen wollen. Noch schöner: wenn der Nachbar unbedingt meint, genau dann seinen 2 cm langen Rasen mähen zu müssen, wenn ich das Mäusebabymädchen gerade zum Schlafen in den Garten geschoben habe.
(Ja, doch manchmal bin ich froh, dass der Sommer vorbei ist.)

5) Mopos

Auch Zwiebacksägen genannt. Wären nicht so schlimm, wenn ihre Besitzer sie tatsächlich zur Fortbewegung benutzen würden. Aber nein, besser ist noch, den ganzen Nachmittag und Abend, am Wochenende gern auch schon vormittags, unsere Strasse auf und ab zu fahren. Besonders schön, wenn man ein schlafendes Kind im Garten hat. Spazierengehen mit dem schlafenden Kind half auch nicht – man kann sich drauf verlassen, dass spätestens nach einer halben Stunde ein Mopo neben dem Kinderwagen auftaucht, woraufhin das Kind die Augen aufreisst, jämmerlich zu brüllen anfängt und natürlich nicht wieder einschlafen kann.
Sehr oft habe ich mir in diesem Sommer eine Lärmglocke für den Kinderwagen gewünscht. (Und sagte ich schon, dass ich froh bin, dass der Sommer vorbei ist?)

6) Birkensamen

Kommen gleich nach den Wollmammuts. Ähnlich schwierig zu bekämpfen, dafür nicht nur unter den Regalen, sondern überall.

Auf die siebente Plage warten wir übrigens noch. Das ist bestimmt irgendwas, was im Winter auftritt. Aber vielleicht werden wir auch verschont.


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Spätherbst

Vorletzte Nacht gab’s zum ersten Mal Frost. Unglaublich, was so eine einzige Frostnacht ausmacht: alles, was vorher gelb und rot und bunt war, ist jetzt nur noch braun, grau und dunkelgelb. Die Bäume sind fast kahl. Es riecht nach nassen Herbstblättern auf Waldboden.

Es ist genau richtig, an dem Tag zu IKEA zu fahren. Was wir gekauft haben? Ganz viele Lampen! :-)


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Schlafen lernen. Oder:

Das Mäusebabymädchen ist 7 Monate alt!

Denn Schlafen lernen war die Hauptaufgabe im letzten Monat. Das arme Kind hat es aber auch nicht leicht gehabt. Schlafen im Reisebettchen. Schlafen auf einem schwankenden Schiff. Schlafen in drei verschiedenen Schlafzimmern. Schlafen im Kinderwagen und nach 20 min von einem Martinshorn wieder aufgeweckt werden. Schlafen im Auto. Und das alles nicht wirklich regelmässig. Trotzdem hat unser grosses Mäusemädchen alles prima gemeistert. Schlafen im Reisebettchen war gar kein Problem. Autofahren ist mit ihr auch nicht mehr schlimm. Auf der Rückfahrt nach Travemünde haben wir acht Stunden im Auto sitzen müssen – und das Mäusebabymädchen hat entweder mit ihrem Spielzeug gespielt oder ist ohne Geningel eingeschlafen. (Pausen haben wir natürlich auch gemacht.)

Aber unser grosses Mäusemädchen ist auch schlau. Haben Mama und Papa es eine Nacht um zwei aus dem Bettchen genommen, weil es steinerweichend geweint hat, dann versucht es das gleiche in der nächsten Nacht nochmal. Und wieder. Und wieder. Bis Mama und Papa den Trick durchschaut hatten und das Kind auch mal weinen liessen. (Dann hätte am liebsten Mama laut und steinerweichend mitgeweint.) Seitdem schläft es die Nächte durch. Ohne zu weinen. Höchstens wacht es mal kurz auf, meckert ein bisschen vor sich hin und ist auch schon wieder eingeschlafen. Ein paar Wochen lang hätte man den Wecker nach ihr stellen können: punkt um fünf war die Nacht vorbei. Jetzt nicht mehr. Jetzt wacht sie zwischen vier und fünf kurz auf, wirft sich ein bisschen im Bettchen hin und her und schläft bis um sechs. :-)

Auch tagsüber ist es endlich besser geworden mit dem Schlafen. Das Mäusebabymädchen hält ein Vormittagsschläfchen und ein Nachmittagsschläfchen, und zwar neuerdings im eigenen Bett und nicht mehr im Kinderwagen. Das gab ein bisschen Protest, geht aber mittlerweile recht gut. Leider wacht sie oft noch unausgeschlafen und schlecht gelaunt nach einer halben Stunde wieder auf und ist durch nichts zum Weiterschlafen zu bewegen. Zwei Mal hat sie es in den letzten Tagen aber auch tagsüber schon geschafft, von allein nochmal einzuschlafen, bis sie wirklich ausgeschlafen ist.

Das wird schon alles werden. Irgendwann braucht sie ja auch weniger Schlaf. :-)

Ansonsten: Das Mäusebabymädchen kann fast sitzen. Wir haben ihr endlich den Gefallen getan und den Kinderwagen umgebaut. Nun können wir wieder ein glückliches Kind durch die Gegend schieben, und die Schlepperei im Tragetuch entfällt.

Ausserdem sitzt sie jetzt zum Essen mit uns am Tisch in ihrem Hochstühlchen, das gefällt ihr besser als im festen Griff auf Mamas Schoss. Am Anfang gab es viel Geklecker, weil sie selbst nach dem Löffel greifen wollte, und weil man sich auch schon mal den Brei wieder aus dem Mund holen und auf der Tischplatte verreiben muss. Aber nach zwei Tagen, in denen Mama beharrlich versucht hat, dem Kind zu erklären, was die Grundlagen guter Tischmanieren sind, isst sie jetzt fast wie ein grosses Mädchen. :-) Von Gemüse-, Fleisch- und Obstbreien immer noch nicht mehr als jeweils ein halbes Gläschen, dafür findet sie die in Finnland so beliebten puuros (Getreidebreie) richtig toll und schlägt sich morgens und abends den Bauch damit voll. Ist eben doch eine richtige Finnin! ;-) Dazu trinkt sie Tee aus der Tasse (zwei Minischlückchen pro Mahlzeit), aus der richtigen Tasse, denn der Schnabel der Schnabeltasse hat sie wohl zu sehr an das unerfreuliche Genuckel an der Milchflasche erinnert. Früh, mittags und abends bekommt sie auch noch Milch von mir, aber Mama muss sich wohl schweren Herzens allmählich daran gewöhnen, dass sie nicht mehr lange gebraucht werden wird und das Kind lieber puuro möchte als Milch :´-(

Und sie kann fast robben. Sie dreht sich auf dem Bauch in alle Richtungen, verteilt ihr Spielzeug rund um ihre Krabbeldecke und holt es sich wieder. Nur, wenn etwas wirklich ausserhalb ihrer Reichweite ist, dann ist der Frust gross. So sehr sie ihre kleinen Knie auch in den Boden stemmt, vorwärts kommt sie noch nicht. Aber das wird schon noch, kleine Maus!

Und sie plappert und plappert den lieben langen Tag. Am liebsten sagt sie „ma-ma-ma-ma-ma“ und „pa-pa-pa-pa-pa“. Irgendwo habe ich gelesen, dass das immer die ersten Silben sind, die Babys sagen, und dass Mutter und Vater deshalb in den meisten Sprachen Mama und Papa heissen. Und warum ist das nun in Finnland ganz und gar anders? Ist es ja gar nicht! Ausser „ma-ma-ma“ und „pa-pa-pa-pa“ plappert das Mäusebabymädchen auch gern „äiti-äiti-äiti“. :-)

Ich bin schon so gespannt darauf, wie es sein wird, wenn sie dann richtig anfängt zu sprechen. Und wann sie endlich anfängt mit krabbeln. Und wann sie den ersten Zahn kriegt. Wir sind so froh, kleines Mäusekind, dich bei uns zu haben! :-)))