Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


Hinterlasse einen Kommentar

Ich bin ganz stolz! :-) Mein Fahrrad war nämlich kaputt. (Nein, darauf natürlich nicht. ;-) ) Donnerstag ist mir der Bowdenzug von der Schaltung gerissen, was eigentlich zu erwarten war, so verstellt wie die war und so schwer es sich sowieso schon schalten lässt bei diesen Temperaturen. Gestern hab’ ich’s dann in eine Werkstatt gebracht – und ich hab’ dort alles auf Finnisch erklärt! : ))) Ich freu’ mich bei solchen Gelegenheiten immer doppelt – weil ich’s hinkriege in der Sprache, und weil sich die Leute immer so drüber freuen, wenn man’s versucht und sie nicht dazu zwingt, ihr eigenes und ja möglicherweise nicht ganz perfektes Englisch zu benutzen… Nach 20 Minuten und einem Kompliment für mein „wirklich schön aussehendes Fahrrad“ *grins* durfte ich es schon wieder mitnehmen, und es hat sogar nur 12 € gekostet. Nachdem wir für das Anschrauben unserer Kennzeichen 25 € in der Citroën-Werkstatt lassen durften, hatte ich schon Schlimmes befürchtet… Arbeitszeit hat hier wirklich horrende Preise. Vor zwei Wochen waren wir im Baumarkt, weil wir ein kleines Brettchen brauchten. In der Sägeabteilung haben wir unter den Resten auch eins gefunden, was wir uns nur noch einmal halbieren haben lassen. Hinterher wurde uns dann der Preis wie folgt berechnet: 1200 cm2 Sperrholz zu 0,05 € und einmal Sägeleistung zu 4,35 €. Wir sind fast umgefallen!

Vidal hat gestern Abend noch eine kleine Abschiedsparty bei sich im Institut gegeben (wie schön, wenn man seine Spedition auch dazu benutzen kann, kästenweise Bier nach Finnland zu transportieren…). Hinterher mussten wir unbedingt noch mit zu Ulla-Maija (Vidals TA, die uns im Oktober auf ihre Insel eingeladen hatte) nach Hause kommen und in die Sauna gehen. Mir hat sie ihre Telefonnummer in die Hand gedrückt – „Because Vidal is leaving now – and if you have any problem or if you feel lonely, PLEASE, call me!” – und mir bestimmt noch viermal im Laufe des Abends wiederholt, ich solle auch wirklich dran denken. Soooo lieb! *gerührtsei*


Hinterlasse einen Kommentar

.

Eigentlich hätte ich gestern abend ja mal wieder zum OL-Training gehen wollen, aber weil Vidal am Montag nach Deutschland zurückfliegen muss *huwäääääh* wollte ich lieber alle Zeit noch mit ihm verbringen, und weil es gestern den schönsten Schnee überhaupt geschneit hat – riesengrosse Flocken wie Federn – wollte ich auch lieber noch ein bisschen rausgehen. Also waren wir schlittschuhlaufen. Drei Fahrradminuten von unserer Wohnung gibt es eine Schule, deren Sportplatz vollständig zur Eisbahn umgewandelt ist. Mit Beleuchtung bis abends um acht, beheizten Umkleidekabinen und jemandem, der unermüdlich mit seinem kleinen Bagger übers Eis fährt und den Schnee wegschiebt. Und selbstverständlich kostenlos für uns. Unglaublich, dieses Land… Die Eisbahn war auch gut besucht, aber kein Vergleich zu dem in Deutschland üblichen Gedränge. Hauptsächlich waren eishockeyspielende Kinder da. Wir haben den starken Verdacht, finnische Babys kommen schon mit kleinen Schlittschuhen an den Füssen auf die Welt. Oder wie sonst ist es möglich, dass jeder Fünfjährige besser fährt als wir?!

Hinterher haben wir uns vor den Fernseher gefläzt, denn donnerstags kommt „Der Alte“! *grins* In Deutschland hab‘ ich schon seit Jahren keinen Krimi mehr angeguckt, weil das eigentlich nicht so mein Fall ist, aber wenn man hier schon mal einen Film auf deutsch gucken kann… ;-) Nebenbei kann man von den Untertiteln auch gleich noch Finnisch lernen. Bei den sonst üblichen amerikanischen Filmen und Serien habe ich damit so meine Probleme – häufig verstehe ich diesen amerikanischen Slang so schlecht, dass ich lieber die finnischen Untertitel benutze, aber davon versteh‘ ich natürlich auch nicht alles, und dann versuche ich wieder, mich auf das Gesprochene zu konzentrieren, um dann doch wieder bei den Untertiteln zu landen…


Hinterlasse einen Kommentar

.

Hm, jahaaa… *verlegenräusper* man hat ja so gewisse Vorurteile, und das ist eigentlich nicht nett. Wenn einem dann aber mal wieder sämtliche Vorurteile innerhalb nur eines Nachmittags bestätigt werden, was bitte soll man dann denn machen?!

Es geht also mal wieder um die hier allseits beliebten ;-) Finnlandschweden (natürlich gibt es Ausnahmen, mit einer arbeite ich zusammen…). Da ich ja neben meiner Doktorarbeit auch noch Kurse machen muss und leider sprachmässig etwas eingeschränkt bin, muss man nehmen, was man kriegen kann auf Englisch, und so gedachte ich dieses Semester einen Kurs zu machen, der für mein Nebenfach Environmental Sciences von der Åbo Akademie angeboten wird. (Turku ist nämlich in der schönen Lage, gleich zwei Unis zu besitzen, eine finnischsprachige und eine schwedischsprachige.)

Na dann mach mal…!

Anmeldung nur übers Internet, Formulare nur auf Schwedisch. Tolle Sache. Als Deutsche bin ich in der glücklichen Lage, ungefähr verstehen zu können was mein Förnam und meine Postnummer ist und ob ich inskriven för grundexamen vid ÅA bin. Frech find‘ ich’s trotzdem, weder für Ausländer eine englische Version anzubieten noch wenigstens eine finnische, denn hey, wo sind wir hier denn?! Als nächstes in die Bibliothek, die Kursmaterialien besorgen. Auf Nachfrage bei der Bibliothekarin, in welchem Regal ich die denn finden könne, erhielt ich eine mürrisch gemurmelte Antwort, die sich beim zweiten Nachfragen als „geh erst mal fragen wie die Bücher heissen sollen und dann guck gefälligst in den Computer und lass mich in Ruhe“ herausstellte. Müssig zu erwähnen, dass es in besagtem für den Kurs zuständigen Büro nicht viel netter zuging. Ausserdem erfuhr ich, dass ich für den Kurs 40 € zu berappen hätte. Allerdings (natürlich gab’s auch diese Auskunft erst wieder nach ausdrücklicher Nachfrage), wenn ich an der Turun Yliopisto eingeschrieben sei, dann könne ich auch eine Matrikelnummer von der Åbo Akademie bekommen und dann wäre der Kurs kostenlos. Weggeschickt zum International Office der Åbo Akademie, die nicht gerade viel Ahnung hatten. Wenigstens ein Formular durfte ich schon mal ausfüllen, dass ich aber noch von meiner Uni unterschreiben lassen muss. Abends dann endlich der Kurs, ganz nett. Da mir die 60 € für die Kursmaterialien auch ein ganzes Stück zu heftig sind, habe ich einen von den Teilnehmern gefragt, ob ich sie vielleicht von ihm kopieren kann. Ja, aber erst nächste Woche. Und ich könne sie bei ihm abholen. Montag um zwölf. Da drüben. – „Und wo finde ich dich da?“ – „Da musst du einfach mal warten. Oder mal nach mir rufen.“ Hallo?! Kannst du mal runterkommen aus deinem arroganten Schwedenhimmel?!

Pffffff….!!!

Wahrscheinlich würde ich das alles als gar nicht so extrem empfinden, wenn die Finnen nicht alle soooo lieb und nett und hilfsbereit wären…


Hinterlasse einen Kommentar

.

Haaach, das war mal ein schöner Urlaub…

-20°C, 50 cm Schnee, 2 ½ h Sonne am Tag, die je nach Wetterlage orange oder tiefrot am Horizont entlangkriecht und nach ihrem Untergang die Landschaft noch für eine Stunde in dieses blau und rosa Licht taucht… und unser gemütliches, hölzernes mökki mitten im dick verschneiten Wald – wenn nicht gegenüber aus 2 km Entfernung der Abfahrtshang geleuchtet hätte wie eine Erdölfraffinerie, wir hätten uns gefühlt wie im Märchenwald.

Wir haben lange geschlafen, sind jeden Tag ein Stückchen skigefahren, haben viel gelesen, ich habe Fotos eingeklebt, Briefe geschrieben, wir haben den ganzen Tag unseren Kamin geheizt (prima Sache, um sich nach dem Skifahren den Hintern zu wärmen, Würstchen zu grillen oder obendrauf stundenlang Milchreis quellen zu lassen), wir waren jeden Abend in der Sauna und haben uns auch in meinem zweiten finnischen Winter noch gewundert, dass man danach auch bei -25°C noch nackt draussen stehen kann, ohne sich den Tod zu holen, nur die Haarspitzen gefrieren. Wir haben uns Eislichter gebaut (einen Eimer Wasser eine Nacht lang gefrieren lassen, umstülpen, das restliche Wasser ausschütten, Kerze reinstellen), gemeinsam gekocht, und ich habe auch mal wieder ein bisschen Zeit für meine Schweinchen gehabt. Vatanen und Ronkainen waren ihrerseits vergnügt und sind herumgesprungen und –gerannt wie die Verrückten, und ich war froh, dass sie sich nach dem ganzen Umzugschaos endlich mal wieder ausserhalb ihres Käfigs austoben konnten.

Hingefahren sind wir letzte Freitagnacht mit dem Autozug nach Rovaniemi, damit es auch wirklich ein erholsamer Urlaub wird. (Von Rovaniemi waren es dann nur noch 150 km zu fahren.) J-FI stand hinter der Lok in der Kälte (aber immerhin mit einer Steckdose für seine Motorheizung versehen, auch daran wird hier gedacht), und wir konnten die ganze Nacht im Schlafwagen schlafen, zwei Waggons hinter ihm. Man muss eben nur dran denken, alles, wirklich alles, was keinen Frost verträgt, mit in den Zug zu nehmen. Als wir in Rovaniemi ankamen, waren es „nur“ -12°C, aber es hätten auch leicht -30 sein können. Dafür gibt es in einem Einkaufszentrum in Rovaniemi eine Tiefgarage mit sich automatisch per Lichtschranke öffnenden und schliessenden Toren, damit es drin frostfrei bleibt. Gestern Nachmittag, als wir J-FI samt der „Reiseschweinchen“ an Bord wieder dort zwischenparkten bis zur Abfahrt unseres Zuges, stellten dort auch die Teilnehmer der Historic Lapland Rallye ihre Autos ab – vom Käfer über uralte Volvos bis zu so einem runden Škoda, wie ihn auch unser Jožko in der Slowakei seit 30 Jahren fährt… Alle aufgemotzt mit gigantischen Scheinwerfern, Überrollbügeln und Spikereifen wie mittelalterliche Folterinstrumente.

Und was tut man, wenn man sich endlich einmal richtig ausgeschlafen hat? Einen richtigen Vorrat an Schlaf sich angelegt hat sozusagen? Man liegt dann also auf seinem oberen Bett, das der Liebste einem netterweisen bei solchen Gelegenheiten überlässt, lässt sich schaukeln und liest die halbe Nacht über das Leben der Gesine Cresspahl, das immer spannender wird. Wie kann die Turkuer Bibliothek auch so 1800 Seiten dicke Bücher auf deutsch anbieten, die einen nun schon seit Oktober nicht mehr loslassen (mit Zwangspause im Dezember, weil ich es so lange nicht ausleihen durfte)?! Und so ist man in Ylivieska immer noch wach und in Kokkola immer noch und… aber heute ist ja erst Sonntag! :-)


Hinterlasse einen Kommentar

.

Wow, toll!!! Gestern hab ich mein Weihnachtsgeschenk – Winterreifen fürs Fahrrad – gekauft und gleich montiert bekommen, und so konnte ich heute schon wieder zur Uni fahren statt laufen. Eingedenk meiner Schneeerfahrungen von Ende November bin ich anfangs seeehr vorsichtig gefahren, aber ein ordentliches Profil und Spikes haben eine unglaubliche Wirkung – kein Wegrutschen mehr in jeder Kurve, kein Durchdrehen der Räder mehr an jedem kleinstem Hügel, ihana! Ab sofort steht zweimal jährliches Reifenwechseln also nicht nur fürs Auto an – verrücktes Land! :-)


Hinterlasse einen Kommentar

.

Wieder da! :-) Seit vorgestern früh, und seitdem nur mit Räumen und Auspacken beschäftigt gewesen (was aber doch wesentlich schöner und motivierender ist als Einpacken…)

Turku hat uns diesmal nicht im Sonnenaufgang empfangen (der war dann erst zwei Stunden später), sondern mit Schnee und einem zugefrorenen Meer, durch das sich die Fähre selbst eine Fahrrinne brechen musste. Endlich Winter! *freu*

Jena hat mich doch wieder ein bisschen wehmütig gemacht. So leicht ist es doch nicht, nach acht Jahren, meinem ganzen bisherigen „Erwachsenenleben“, aus seiner Lieblingsstadt wegzugehen. Wir haben uns vom Hanfried verabschiedet und vom Schnapphans, der extra für uns ganze 12 Mal nach der goldenen Kugel geschnappt hat :-), wir sind durch Lobeda spaziert, haben die halbe Speisekarte des „Stilbruch“ durchgegessen (nee, stimmt nicht, dazu bräuchte man bestimmt ein halbes Jahr) und sind auf dem Weg dahin jedes Mal durch das Johannistor gegangen – dem Aberglauben zum Trotz erst recht! – und gern hätte ich auch noch Abschied genommen vom Uniturm, von der Lobdeburg und vom Jenzig, aber leider hatten wir ja vor allem einen Umzug zu organisieren… Wir haben tagelang Sachen aus Lobeda in Vidals Wohnheimzimmer gebracht – ich bin bestimmt 200 km gefahren und 3000 Treppen gestiegen…! Silvester haben wir Abschied genommen von unserer Wohnung – auch das ein bisschen traurig nach 4 ½ Jahren – und zum letzten Mal den Blick aus dem 11. Stock so richtig genossen: auf das Feuerwerk über Lobeda. Zu einer Bergbesteigung wie in den letzten Jahren waren wir diesmal einfach zu kaputt…

Danke an alle, die sich die Zeit genommen haben, in den Ferien nach Jena zu kommen und uns nochmal zu treffen, danke an Karin und Knöpfchen für die nette Stunde in unserer Rumpelkammerwohnung zwischen vollen und leeren Bananenkisten, danke an Pavlina und Stavri, bei denen wir nach der ganzen Schlepperei noch ein bisschen ausruhen konnten und aufgepäppelt wurden, danke auch für Kaffee und Sekt und die drei schönen Stunden auf dem Umweltamt, war schön mit euch!!!