Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Das erste „grosse“ Jubiläum

…denn das Mäusebabymädchen wird bald ein halbes Jahr alt. Nur noch fünf Tage.

Fünf Tage, in denen sie ihre erste grosse Schiffsreise machen, ihre Oma wiedersehen und die Stadt kennenlernen wird, in der Mama und Papa studiert haben. Hoffentlich gefällt’s ihr da auch so gut wie uns – wir können es schon gar nicht mehr erwarten! Heute abend geht’s los…

Wir haben die Babysachen, die wir von einer Freundin aus Deutschland geborgt hatten, zusammengepackt, um sie bei der Gelegenheit zurückzugeben. Ich habe alle die winzigen Strampler und Bodys sortiert und ordentlich zusammengelegt und mich die ganze Zeit gefragt: „Da hat sie wirklich reingepasst?!“ Wenn ich sie nicht noch genau vor mir sehen würde, in dem roten Strampler, mit dem sie das erste Mal in der neuvola war, in dem hellblauen, in dem sie uns mit zwei Monaten in Konnevesi schon so RIESIG erschien, in dem Body mit den kleinen roten Blümchen… ich würde es nicht glauben. Fast bin ich schon ein bisschen wehmütig geworden. Wo ist mein Baby hin? Wenn das so weitergeht, wird sie bald nicht nur sechs Monate alt sein, sondern sechs Jahre… *seufz* Da freut man sich über jeden kleinsten Fortschritt, und gleichzeitig möchte man am liebsten die Zeit anhalten… Mamasein ist schwer…!

Das Mäusebabymädchen hält, wenn sie wach ist, keine Minute still: entweder sie dreht sich, oder sie hebt den Kopf in die Höhe, oder sie klopft mit den Füssen rhythmisch auf den Boden, oder sie liegt auf dem Bauch und rudert mit allen Vieren in der Luft. Sie hat entdeckt, dass Strampeln in der Badewanne ganz besonders viel Spass macht – und setzt Papa und die Sauna regelmässig unter Wasser.

Und weil sie so einen Bewegungsdrang hat und es ihr im Wasser offensichtlich gefällt, waren wir vor zwei Wochen zum ersten Mal mit ihr zum Babyschwimmen. (Samstagfrüh um acht! Die spinnen, die Finnen…! Andererseits – es passt ganz gut in des Mäusebabymädchens Tagesrhythmus. Wenn wir wiederkommen, wird sie nur noch schnell gefüttert und fällt dann erschöpft in einen langen, tiefen Vormittagsschlaf.) Unsere kleine aktive Maus hat es von Anfang sichtlich genossen und die ganze Zeit im Wasser gezappelt und geplanscht und ist sogar schon das erste Mal getaucht. Ich finde es schön, dass Babyschwimmen hier nicht als einer von vielen wichtigen „Kursen“ angesehen wird, die Babys heutzutage so hinter sich bringen müssen, sondern als eine Möglichkeit, Kinder frühzeitig ans Wasser zu gewöhnen, gemeinsam mit Mama und Papa. Wenn es allen Spass macht, kann man das Gemeinsam-Schwimmen-gehen so lange fortsetzen, bis das Kind schon richtig schwimmen lernen kann. Und was wäre wichtiger in Finnland, als ordentlich schwimmen zu können?!

Das Mäusebabymädchen möchte jetzt alles selbst anfassen: ihr Spielzeug, Mamas Kaffeetasse, die Zeitung, Papas Teller, ihre Windel, ihre Wickelunterlage. Und alles, was sie zu fassen kriegt, wandert zur Überprüfung unverzüglich in den Mund. Wenn sie auf ihrer Decke liegt und etwas Interessantes ausserhalb ihrer Reichweite entdeckt, dann bewegt sie sich auch schon mal mit mehreren Rollen darauf zu. Bestimmt wäre sie froh, wenn sie schon krabbeln könnte! Sie stemmt sich schon weeeiiit hoch auf ihren Ärmchen und drückt die Knie auf den Boden, aber gleichzeitig schafft sie’s noch nicht. Lange wird’s aber nicht mehr dauern.

Ihre Füsse hat sie diesen Monat auch entdeckt. Beim Windelwechseln umklammert sie jeweils eine Wade mit jeweils einer Hand und benagt voller Hingabe ihre Zehen. Dass Mama sie ab und zu auffordert, die Füsse loszulassen und die Beine langzumachen, um die neue Windel anbringen zu können, wird mit deutlichen Unmutsäusserungen quittiert.

Ansonsten plappert sie den ganzen Tag (mit Vorliebe mit irgendwas im Mund dabei). „Ha-da-da“, „au-da“, „ha-ma-mam“. Sie produziert schon so viele verschiedene Laute und so lange „Wörter“, dass Mama und Papa viel Spielraum für Interpretationen bleibt. ;-) Mama hörte eines Abends das Kind „Auto“ sagen, während der Vater darauf bestand, es hätte „auta!“ gesagt („Hilf mir!“ – HOCH nämlich, das arme Kind lag mal wieder auf seiner Decke!). Dafür vernahmen wir beide eines Sonntagsmorgens im Bett – das Kind schon munter eine halbe Stunde vor sich hinplappernd, Mama und Papa noch leicht verschlafen dem Kind nur ab und zu einen Finger reichend oder über den Bauch streichelnd – klar und deutlich die Aufforderung: „Aufstehn!“ ;-)

Mit fünf Monaten und einer Woche hat sie, zur genau gleichen Zeit wie ihre Mama damals, genau die gleichen Faxen gemacht:

Augen zusammengekniffen, Nase gerunzelt und dann ungefähr fünf bis acht Mal rhythmisch durch die Nase geschnieft. Bei jeder Gelegenheit. Nur ein paar Tage lang. Machen das alle Kinder, oder liegt das in den köhlerschen Genen?!

Und seit sie Brei isst, sind die Nächte seeehr ruhig und lang geworden. Sie schläft von halb acht bis zwischen fünf und sechs, dann trinkt sie ein bisschen und schläft nochmal ein Stündchen oder zwei bei mir im Bett. :-)

Das Breiessen klappt ganz vorzüglich. Es hat nur ein paar Tage gedauert, dann hatte sie den Dreh raus. Wie das nun geht, das Essen vom Löffel zu lutschen und dann auch noch hinterzuschlucken. Sie hat noch keine erkennbaren Vorlieben oder Abneigungen, was das Essen betrifft: Gemüsebrei ist ihr genauso recht wie süsses Fruchtpüree. Nur die Mengen, die unser Mäusemädchen bewältigt, lassen immer noch auf einen rechten Mäusemagen schliessen. Ich habe mal spasseshalber gewogen, wie viel sie so isst: mehr als 20, 30 Gramm waren es den ganzen Monat nicht. Seit vorgestern schafft sie mittags auch mal 50 oder 60 Gramm. Macht aber nichts, wir waren gestern noch in der neuvola, sie wurde gemessen und gewogen und für ordentlich gewachsen befunden. :-)

Gestern Abend haben wir einen wiiiinzigen Samuel im Krankenhaus besucht. Er wiegt 600 g mehr und ist 4 cm grösser als das Mäusebabymädchen bei seiner Geburt war, aber ich kann mir einfach nicht mehr vorstellen, dass sie auch mal sooo klein gewesen sein soll…

Ein halbes Jahr… so viel ist passiert, so viel hat sich verändert, so viel hat unser Mäusekind schon gelernt. Mach weiter so, kleines Mäusemädchen! Wir haben dich sooo lieb! :-)


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Chef meistbietend abzugeben

Will den jemand? DEN grossen Professor mit den meistzitierten papern? So eine Chance sollte man sich nicht entgehen lassen!

Ausser dass er berühmt ist zeichnet er sich aus durch besonders gute Führungsqualitäten, Verständnis für seine Mitarbeiter, besonders höflichen Umgangston und exzellente Englischkenntnisse. Kleines Beispiel gefällig?

Emailauszüge aus den letzten Monaten:

16.05.2006:

Mikael and Karen,
The BIREME Final Symposium will take place in 21-22 September. I hope that you reserve these days for BIREME. You probably will be needed to present your results, etc. […]

Ähm, ja, genau. Mikael arbeitet schon seit einem Jahr für den Metsähallitus, und dass ich dann noch im Mutterschutz bin, sollte ihm ja vielleicht klar sein. Ich meine, man hätte ja vielleicht auch mal vorsichtig anfragen können, ob wir vielleicht dennoch eventuell bereit wären und so…

Aber es war ihm tatsächlich ernst:

14.06.2006

Hei Karen,

I would like to suggest that you would give a talk on your vole studies in this symoposium. You have good ready presentetations that you can maybe update.

Best regards,
Erkki

Nein, guter Mann, so dann doch nicht. Du passt bestimmt nicht auf das Mäusekind auf, während ich den Vortrag halte, oder?

Aber ja, das ist natürlich alles eine Sache der Einstellung:

14.08.2006

Hei,

Because you was not willing to give a talk on vole-mink project at the final seminar of BIREME on 21-22 Sep, I have to do it. Therefore, I would like to get files of powerpoint presentations of your talks from the last autumn […]

Klar, ich bin nicht willens. Störrische Deutsche natürlich. Wie konnte ich mein Baby als Hinderungsgrund anführen?

15.08.2006

Hei,

It appears to be semantic whether you was willing or not. BIREME project co-ordinator has decided the date and place for seminar, and I cannot do anything for that. They have decided that there should be a talk on our project. Because you are not giving that talk, I have to do it. Therefore, I would need the powerpoint presentations of your talks from the last autumn. Could you bring them […]? […]

Aber sonst geht’s noch? (Langsam wurde ich sprachlos.)

05.09.2006:

Karen,

Robert and I just re-analysed the data on supplementary feeding+mink removal experiment made in archipelago. I introduced the values in your powerpoint presentation to SPSS and it appeared that none of the results were significant […] In summary, I cannot include your results in my talk in BIREME-meeting. What do you think about this? Should we have meeting tomorrow or on Thu morning?

Terv.
EK

Klar. Ich bin ja doof und so. Man(n) müsste sich nur erinnern können, dass wir alle meine Ergebnisse letzten Herbst gemeinsam durchgesprochen und für korrekt befunden haben. „Na gut,“ gab er beim darauf folgenden Telefonat (der denkt doch nicht, ich klemme mein Kind wann immer es ihm passt unter den Arm und renne zu ihm?!)zu, aber ob ich ihm nicht noch eine Grafik machen könnte? (Ich weiss nicht, warum er die nicht selber macht, wenn er sogar Zeit hat, meine Daten nochmal nachzuanalysieren, aber ich hab’ ja sonst nichts zu tun…)

Allerdings war das Ergebnis dann auch nicht nach seinem Geschmack:

12.09.2006:

Karen,

This is not very informative because the density change from autumn to sping is difficult to see. Much better could be that… […]
There is sigma plot in your computer at work. Why not to come here in the evening to do the correct figures for your ms and talk at the same time?

Cheers,
Erkki

Sprachlos.

Wahrscheinlich habe ich das einzige finnische A…loch zum Chef erwischt, das noch nicht begriffen hat, wozu Mutterschutz eigentlich gut ist. Und dass es ganz normal ist, dass Doktorandinnen Kinder kriegen.

Und dass er aus Pohjanmaa ist, ist auch keine Entschuldigung. Will den jemand haben?
Ich verschenk’ den auch.


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9/11 friedlich

„Danke für den Tag“, sagte unsere amerikanische Freundin Leigh Ann gestern zu mir, „du hast mich davor bewahrt, den ganzen Tag vor dem Fernseher zu verbringen und mir eine 9/11-Reportage nach der anderen anzugucken.“ Gern geschehen. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Eigentlich wollte ich ihr nur Gesellschaft leisten beim Warten und sie mit ihren seit Tagen kommenden und gehenden Wehen nicht alleine lassen. Wir haben einen langen Spätsommerspaziergang gemacht am in der Sonne funkelnden Fluss entlang und durch den von der Wärme immer noch duftenden Wald, und ich hatte das Gefühl, es gibt gerade keinen friedlicheren und ruhigeren Ort auf der Welt als den, wo wir uns gerade bewegten, ich das schlafende Mäusebabymädchen im Wagen, Leigh Ann ihren riesigen, schönen Schwangerenbauch vor sich herschiebend.

Heute ist wieder ein grauer Herbsttag. Und heute Nachmittag gehen wir nun auch nicht wie geplant wieder zusammen spazieren…

Gute Reise auf die Welt, kleines Baby!

*schnelleinrührungstränchenwegwisch*

Damals war ich übrigens gerade Mäusefangen am Möhnesee – wir machten eine Studie auf Rapsfeldern, ob das von Bayer neu entwickelte Schneckenkorn auch wirklich nur Schnecken umbringt und nicht auch Kleinsäuger und Vögel – und ich werde nie diese absurde Mitteilung vergessen, die Olaf uns machte, als unser Zweierteam von der Fangrunde zurückkam: “Die haben das World Trade Center gesprengt!“ – Wer ist „die“? Und warum „gesprengt“? (Häuser sprengt man, weil sie baufällig sind, genau das kam mir im ersten Moment in Sinn, machte aber keinen Sinn, irgendwie.) Und warum macht Olaf so ein entsetztes Gesicht?


3 Kommentare

Nee, oder…?!

Das ist jetzt nicht wirklich wahr, dass in Deutschland die nächste Kinderautositzgrösse nach der Babyschale NUR zum Einbau mit Blickrichtung nach vorn erhältlich ist?!

Bisher haben wir uns mit dem Thema noch nicht so wirklich befasst, aber dank einiger finnischer Freunde mit Kleinkindern war es mir bis vor ein paar Tagen vollkommen selbstverständlich, dass auch der nächstgrössere Sitz entgegen der Fahrtrichtung eingebaut wird, bis das Kind drei Jahre alt ist, dann kann er umgedreht werden.

Und weil wir bald nach Deutschland fahren und solche Anschaffungen gern vorausblickend dort tätigen, weil es einfach mal preiswerter ist als hier, war ich überzeugt davon, nur noch in den Laden gehen zu müssen, den Testsieger von Römer anzusteuern und damit den Laden wieder zu verlassen. Zum Glück habe ich darüber vor ein paar Tagen noch mit einer guten Freundin – mit Kleinkind, das demnächst der Babyschale entwächst – in Deutschland am Telefon gesprochen und bekam berichtet, es gäbe in Deutschland genau EINEN Kindersitz, den man entgegen der Fahrtrichtung einbauen könne, und der sei nicht besonders gut. Nee, oder…?!

Ein Blick auf die Website unseres finnischen Kinderfachgeschäfts des Vertrauens ergab, dass es dort wiederum nur EINEN Sitz gibt, der NICHT entgegen der Fahrtrichtung eingebaut werden kann. Und dass es sogar einen von Römer gibt, der in beide Richtungen einbaubar ist. Nur ist selbiger tatsächlich auch in keinem einzigen deutschen Laden, Versand oder Onlineshop zu finden.

Das Mäusemädchen würde sich bestimmt freuen, könnte sie bald im Auto nach vorn gucken, aber da hat sie nun Pech gehabt. Und wir auch. Dann geben wir doch lieber 80 Euro mehr aus und kaufen den Sitz hier.

Meine Güte, ich wusste gar nicht, dass sich die allgemein, ähm, andere Einstellung zu Kindern in Deutschland selbst in sowas äussert…!


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Pitkä kuuma kesä

Seit vorgestern ist Herbst. Samstagfrüh waren nur 9 Grad, und auch tagsüber sind es nur noch 20 Grad geworden. Aber Freitagabend habe ich noch mit meinen Mink- und Mäusemädchen im Garten auf der Decke gesessen. (Und viel zu viel gegessen. Und den beiden Schwangeren von Mäusebabymädchens Geburt vorgeschwärmt. Und über unsere Chefs gelästert. Und das Mäusebabymädchen bewundern lassen, wie sie sich reihum von jedem in aufrechte Position hochziehen lassen wollte. Und gemeinsam ihr Gummibilderbuch angeguckt, was natürlich unter Ökologen unweigerlich mit der Bemerkung endete:“Look, there’s the whole food chain in it!“ Ähm, bin ich vielleicht wegen dieses Buches – denn das Mäusebabymädchen hat es von mir geerbt – Ökologin geworden? Frühkindliche Prägung oder so?!) Der Herbst hat sich in den letzten zwei, drei Wochen schon langsam angekündigt. Es hat ab und zu geregnet, und es ist nicht mehr ganz so heiss geworden tagsüber. Aber immer über 20 Grad, und jeden Tag hat die Sonne geschienen.

Was für ein toller Sommer! Von Anfang Juni bis Ende August!

Und jetzt, ja, jetzt freue ich mich eigentlich auf so klare, kalte, sonnige Herbsttage. So, wie es damals war, als wir vor drei Jahren in Turku ankamen. Diese wunderbare Zeit, als alles neu war, und wir uns doch von der ersten Stunde an zu Hause gefühlt haben. Haaaach…