Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Ich weiss nicht, wie das bei anderen Autos ist, aber J-FI ernährt sich jedenfalls, seit er in Finnland wohnt, von 20-Euro-Scheinen. Die Unterschiede im Benzinpreis belaufen sich allein innerhalb Turkus manchmal auf bis zu acht cent pro Liter. Der Finne an sich vergleicht ja keine Preise. Es gibt Kreuzungen, an denen befindet sich auf jeder Ecke eine Tankstelle, natürlich jede mit einem anderen Preis, und alle scheinen gleich gut besucht. Wir gucken allerdings doch, und am billigsten sind immer die hier sehr verbreiteten Automatentankstellen. Da ich allerdings bisher keine dafür geeignete Bankkarte besitze, habe ich also immer einen kleinen Vorrat 20-Euro-Scheine bei mir, die mir J-FI mit rasender Geschwindigkeit aus der Hand frisst. Am Freitagnachmittag bekam er zwei Stück, und dann auf nach Mittelfinnland! Endlich meine hostfamily wiedersehen. Meine „kleine Schwester“ Ilona ist Abiturientin, hat eine weisse Studentenmütze bekommen und ein grosses Fest. Und Vatanen und Ronkainen bei ihrem Freund Kekkonen abliefern für die nächsten drei Wochen, weil Vidal in Deutschland sein wird und ich auf den Inseln. Und mit Ines und Sven eine Runde um den Jyväsjärvi rullern. Und Sonntagnacht wieder „in den Süden“ zurück. J-FI bekommt unterwegs ein kleines Häppchen in Form eines 10-Euro-Scheins, bevor er weiter durch die helle Nacht rollen muss. Nachts um eins gibt’s dann zu Hause noch ein Mitternachtsmahl von zwei 20-Euro-Scheinen, weil er heute Abend noch mit Vidal nach Hanko und auf die Fähre nach Rostock muss. Ob er sich freut, wenn er sich in Deutschland mal wieder ganz und gar volltrinken darf? ;-)


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Man stelle sich vor, es gebe in einer allseits bekannten Lebensmittelkette Deutschlands zwei Dinge ab Montagmorgen im Sonderangebot: einen Drucker mit eingebautem Scanner für 99 € und eine Packung Badewannenquietschtiere verschiedenster Sorte (z.B. allerliebste grüne, lachende Frösche mit eigenem Miniaturaufblasschwimmbecken, haaaach…) für 2, 49 €. Wenn man Montagabend gegen 18:00 Uhr eine Filiale ebendieser Lebensmittelkette beträte, was von beidem wäre wohl ausverkauft? Ja, genau. In Turku jedoch, da gab’s keine Frösche mehr.


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Hausarbeit auf Finnisch

Ich habe noch die Stimme meiner Russischlehrerin im Ohr, als wir, in der 6. Klasse oder so, darüber berichten mussten, was wir an jedem Tag der Woche tun, und sie ganz empört fragte:“Macht ihr denn sonnabends nicht sauber?!“ Nee, wir gingen sonnabends lieber in die Natur. Das ist bis heute so geblieben. Wenn es dann aber ausgerechnet am Wochenende kalt sein muss und stürmen und regnen, dann kann man auch mal sonnabends saubermachen. Obwohl ich jegliche Art von Hausarbeit hasse. Aber Manches geht hier in Turku viel einfacher:

Wer mich kennt, der weiss, dass Geschirrspülen für mich eine der weniger schlimmen Hausarbeiten ist. Aber das Wegräumen hinterher! In Finnland kein Problem. Hier gibt’s in jeder Küche einen „Geschirrtrockenschrank“ über der Spüle.

Gespültes Geschirr wird zum Abtropfen einfach da rein gestapelt, Tür zu, fertig. Sieht ordentlich aus und kann so stehen bleiben bis zum nächsten Abwaschen. Im besten Fall hat man alle Sachen aus dem Trockenschrank schon wieder benutzt bis dahin, dann muss man überhaupt nicht räumen.

Wäsche waschen ist auch nicht schlimm. Seit unsere Waschmaschine aus Jena auch hier angekommen ist, muss ich dazu nicht mal mehr drei Häuser weiter in den studentendorfeigenen Waschmaschinenraum gehen. Im Winter tu’ ich’s aber meistens doch, NACH dem Waschen. Einen Trockner zu benutzen geht mir irgendwie gegen mein Umweltgewissen. Aber dort gibt’s auch einen Trockenraum mit so einer Warme-Luft-puste-Maschine, die sowieso immer an ist, und dort ist die Wäsche nach einer Stunde trocken. Ausserdem gibt’s dort eine extra grosse und extra robuste Waschmaschine für Teppiche. In Jena habe ich mal versucht, als ich es gar nicht mehr mit ansehen konnte, unseren Teppich in der Badewanne zu waschen. Das war eine Viecherei, und der Erfolg war auch nur mässig. Jetzt leuchten alle unsere IKEA-Teppiche wieder.

Fussböden wischen muss man ja zum Glück nicht allzu oft. Obwohl, im Bad wär’s schon besser. Aber wischen, so mit Eimer und Scheuerhader? Nicht hier. In finnischen Bädern gibt’s keine Duschkabinen. Das ganze Bad hat wasserdichten Fussbodenbelag, in einer Ecke ist dann die Dusche mit Abfluss direkt im Fussboden. Also kann man auch schon mal mit der Dusche gleich das ganze Bad unter Wasser setzen und allen Dreck einfach wegspülen. Hinterher mit dem „Fussboden-Fensterputzer“, den man sowieso dringend braucht, weil unter dem Duschvorhang IMMER Wasser noch in das halbe Bad spritzt, einfach die Wasserreste „zusammenkehren“, und weg. Und sauber.

Das Schlimmste an dieser Wohnung ist der Staub. Unendlich viel Staub. Dagegen habe ich leider noch keine finnische Lösung gefunden. Vielleicht aber ist diese Wohnung auch gar nicht aussergewöhnlich staubig. Vielleicht war nur unsere vorherige Wohnung – in einem komplett ferngeheizten Stadtteil und im 11. Stock – nur besonders unstaubig. Vielleicht lässt sich das ja auch irgendwann wieder machen. Ich leide schon ein wenig an Höhenentzug, und jedes Mal, wenn wir an den neuen Hochäusern am Hafen vorbeifahren, gucke ich sehr sehnsüchtig auf die obersten Stockwerke…


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Heute waren wir mit Marjaana und Venla in Helsinki im Zoo. Petri ist grade in Konnevesi, seine Baumläufer beringen, und weil Marjaana ein bisschen gejammert hat, dass sie so alleine ist, dachten wir, wir könnten was zusammen unternehmen.

Die neue Autobahn nach Helsinki ist ein wahres Monumentalbauwerk. Wenn man sieht, durch wie viele Felsen sie gesprengt werden musste und zwischen wie hohen Felswänden man stellenweise fährt, dann fragt man sich, ob sich der ganze Aufwand eigentlich gelohnt hat für das bisschen Verkehr. Wir freu’n uns natürlich, denn schneller ist es doch… Vorbildlich ist der lückenlose Wildzaun entlang der gesamten Autobahn. Und kurz vor Salo standen doch tatsächlich zwei Elche ganz nah am Zaun, frassen junge Birkenblätter und waren sichtlich unbeeindruckt von den ganz nah vorbeirasenden Autos!

Oh, und war Helsinki heute aufregend! Strassenbahnfahrscheine kann man da neuerdings per SMS kaufen. Man schickt eine Nachricht mit einem speziellen Code an eine bestimmte Nummer, und gleich darauf bekommt man eine Antwort mit wiederum einem Code und der Uhrzeit, bis wann das „Ticket“ gültig ist, und die zeigt man dann auf Verlangen dem Kontrolleur vor. 10 cent pro Ticket spart man auch noch. Wow, feine Sache. In Turku gibt’s das auch, aber da bin ich überhaupt erst ein einziges Mal Bus gefahren, weil alles so nah ist, dass man es auch zu Fuss oder mit dem Rad erreichen kann. Und wie bloss bugsiert man so einen grossen Kinderwagen am besten in so eine alte Bahn? (Das ist ja wohl Gesetz, dass Niederflurbahnen nie kommen, wenn man sie bräuchte…) Ach herrjeh, und wie aufmerksam und hilfsbereit die Finnen alle sind! Marjaana sagt, sie hat NOCH NIE fragen müssen, ob ihr jemand mit dem Kinderwagen hilft, selbst wirklich alte Leute wären noch von sich aus zu ihr gekommen um zu helfen. Wow! Ich glaube, man ist hier noch viel kinderfreundlicher, als wir das bisher schon gedacht haben.

Marjaana hatte heute ihren „freien Tag“, und Vidal und ich haben ein „Elternpraktikum“ absolviert. Sie musste freilich eine Menge mit Venla reden (das können wir leider nicht so gut…), aber für Rumschleppen und Kinderwagenschieben und Spielplatzbetreuung und Marjaana-allein-auf-Toilette-gehen-lassen waren wir heute zuständig.

Das kann er doch schon mal ganz gut, oder? ;-)


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Sommerabende

Ich bin gerade dabei, jegliches Zeitgefühl zu verlieren.
Gestern abend beschlossen wir gegen halb neun – bei strahlendem Sonnenschein – noch ein bisschen rauszugehen. Wir spazierten rund ums Studentendorf, am Hundespielplatz vorbei, über den Mondberg und anschliessend über den Katharinenfriedhof – bei strahlendem Sonnenschein. Anschliessend nahmen wir aus dem studentendorfeigenen Kauppa noch ein bisschen Obst und Milch mit – da war es viertel zehn. Wenn der nicht um acht schliesst, wie soll man dann wissen, dass es schon spät ist?! Schnell noch ein bisschen Frischfutter für die Schwarzen gerupft – bei strahlendem Sonnenschein – und dann nach Hause – in eine sonnendurchflutete Wohnung – da war es halb zehn.

Was soll ich machen? An solchen Abenden verliere ich jegliches Gefühl dafür, wie spät es schon ist, und ich komme neuerdings kaum noch vor Mitternacht ins Bett, obwohl ich eine olle Schlafmütze bin, die lieber um zehn im Bett verschwinden sollte. Und wenn ich dann ins Bett gehe, muss ich mich jeden Abend entscheiden: Vorhang auf oder zu? Ich mag es überhaupt nicht, hinter geschlossenen Vorhängen zu schlafen, und ich habe auch keine Probleme, im Hellen einzuschlafen. Aber es gibt nur zwei Möglichkeiten – entweder ich kann vor dem Einschlafen noch ein bisschen in den in allen Blautönen leuchtenden Himmel mit den zwei hellsten, einzig noch sichtbaren Sternen drauf gucken und wache dafür um vier hundemüde, aber unfähig, sofort wieder einzuschlafen, auf, weil es so hell draussen ist, oder ich ziehe brav die Vorhänge zu und kann durchschlafen. Hm. Warum muss man im Sommer überhaupt schlafen?!


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Seit ungefähr zwei Wochen bekommen wir jede Nacht das hier zu hören:

*lausch*

Halb, um zehn Uhr abends fängt der erste mit seinem „dü-lü, dü-lü, dü-lü“ an – vor zwei Wochen lauschten wir mit aufgesperrten Ohren vom Balkon aus und hatten doch das Gefühl, wer auch immer da singt, dass er sich mit diesem „dü-lü“ irgendwie ein bisschen lustig macht über uns. Und dann singt und zwitschert es die ganze Nacht hindurch aus den Sträuchern am Fluss.
Samstagmorgen gegen zwei liefen wir von einer netten Geburtstagsparty am Aurajoki entlang nach Hause, und ich weiss nicht, was mich mehr gefreut hat – dass die Party mal wieder eine der fröhlichen, finnischen Partys gewesen war, auf der alle tanzen und ausgelassen sind und es keine Schnapsleichen gibt, oder der dunkelblaue Himmel über uns, im Osten schon ganz hell, oder dieser mysteriöse Gesang mitten in der Nacht, der erst dann für kurze Zeit abbrach, wenn wir direkt neben dem Busch, aus dem er kam, standen.
Natürlich wollte ich auch irgendwann wissen, wer da die ganze Nacht singt. Eine Nachtigall war’s jedenfalls nicht. Aber wozu arbeite ich mit lauter Vogelexperten zusammen! Keine „normale“ nightingale ist es, sondern eine thrush nightingale, ein Sprosser also! Na, nun wissen wir bescheid. Schade nur, dass die Deutschen alles so komisch benennen müssen. „Drossel-Nachtigall“ wäre doch viel schöner als „Sprosser“, oder?


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Deutsche Sprache…

Manchmal würde ich mir ja schon wünschen, ich könnte mit meinem Chef und meinen Kollegen auch mal einfach so auf Deutsch über meine Arbeit reden, schon allein um Dinge wie „Schrumpfschlauch“ nicht mit „so ein Plasteding, das man da drüber macht und das schrumpft wenn man es heiss macht“ umschreiben zu müssen. Die Frage ist, ob das überhaupt noch gehen würde. Schriftliche Mäuseforscherkommunikation wie diese lässt mich doch arg zweifeln: „[…] Warum includest Du das nicht irgendwie? Das wuerde das ms echt stärken, zeigen, dass wir aware sind und es into account genommen haben. […]“ Ja genau. Sehr fein. Include ich das eben. ;-) Gestern sagte ich zu Vidal:“Kannst du das nicht adden?“ Von brütenden Mäusen und der verzweifelten Suche nach dem richtigen Wort für das, was ich als CD-Schreiber bezeichnete, mal ganz abgesehen…


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Bürokratie

Hab aufgeräumt. Alle alten Rechnungen und Briefe sortiert.
*kopfschüttel* Als was man so betitelt wird:

: Arbeitnehmer :
: BIREME-Forscher :
: Diplombiologe :
: Doktorand :
: EU-Bürger :
: Gemeindemitglied :
: Genossenschaftler :
: Versicherter :
: Kontoinhaber :
: Kursteilnehmer :
: Lebenspartner :
: Mieter :
: Wahlberechtigter :

Mein Favorit ist aber immer noch : Steuerausländer :. Danke, liebe Bank!