Das heutige Doktorandenseminar war eine (so nicht geplante) Mathenachhilfestunde. Ist jetzt vielleicht endlich klar, warum wir uns so dringend einen Statistiker wünschen, zu dem wir mit unseren ungeklärten Fragen gehen können, und der notfalls auch geduldig nochmal ganz unten bei den Grundlagen anfängt zu erklären? Kann uns den bitte jemand finanzieren? Danke.
Monatsarchiv: April 2007
Nette Freizeitbeschäftigungen in Turku:
(7) Mit dem Kleinkind in die Stadtbibliothek gehen
Seit März hat die neue Stadtbibliothek in Turku geöffnet. Ganz fertig ist sie ja noch nicht, denn das alte Bibliotheksgebäude ist leergeräumt, und im Neubau gibt es vorerst nur Kinder- und Fachbücher. Romane und sowas gibt’s bis zum nächsten Jahr, wenn das alte Bibliotheksgebäude renoviert sein wird und man dann durch einen Gang zwischen altem und neuem Gebäude hin- und herwandeln kann, vorübergehend eine Strasse und zwei Ecken weiter.
Der gestern geplante ausführliche Bibliotheksbesuch erforderte deswegen gleich zu Beginn eine Entscheidung – holen wir Bücher für Mama, oder holen wir Bücher für das Mäusekleinkind? Beides wäre angesichts der schon fortgeschrittenen Tageszeit und Müdigkeit des Mäusekleinkindes nicht mehr wirklich möglich gewesen. Die Entscheidung fiel nicht schwer. Denn erstens weiss Mama, dass sie notfalls auch Kinderbücher lesen kann, während das andersherum nicht so gut möglich ist. Und zweitens weiss Mama, wie sie ein müdes, unglückliches Mäusekind wieder so glücklich machen kann, dass sie in aller Ruhe Bücher auswählen kann – indem sie es in der Kinderbibliothek herumkrabbeln lässt.
Ach, ist es schön dort! Die Bücher stehen dort in niedrigen Regalen in kindgerechter Höhe, sortiert nach Alter und Sprache und Themen und angeordnet in Karrees. Und in jedem Karree liegt ein andersartiger Teppich. Ein weisser, flauschiger. Ein blauer samtiger. Bei den schwedischen Büchern ein gelber mit Gumminoppen. Bis man die alle bekrabbelt und befühlt hat! Und dann ist alle paar Meter eine Glasscheibe in den Fussboden eingelassen, unter der etwas zu sehen ist: eine Kiste mit glitzernden Schätzen. Zwei Plastedinosaurier, die an einer Kunstblume fressen. Ein grosses Spinnennetz aus Watte. Und in jedem Karree steht ein Sofa oder ein Sessel oder so Reifen, in die man sich reinfläzen kann, und ein Krabbelkind kann sich prima daran hochziehen! Und Spielzeug gibt es ausserdem noch! So ein Kugeldingens, und einen kleinen Puppenwagen, und… Und der Ausleihautomat für Kinder erst! Der blinkert und macht Geräusche, während er ein Buch oben einsaugt und unten wieder auswirft und derweil die Quittung druckt!
Möchte jemand einen Tipp abgeben, was schwieriger war – das Kind während des Bücherauswählens bei guter Laune zu halten, oder das Kind anschliessend zum Nachhausegehen zu überreden? ;-) Letzteres ging einher mit dem festen Versprechen, demnächst wieder zu kommen und dafür mindestens eine Stunde einzuplanen Mama. kann ja derweil lesen! :-)
Einzig schade ist, dass es Bilderbücher für ganz Kleine nur auf Finnisch gibt. (Ja, ich weiss, ich bin unbescheiden angesichts der riesigen Auswahl an Erwachsenenbüchern und Büchern für grössere Kinder auf Deutsch. Und auf Russisch. Und Arabisch. Und Holländisch. Und Hebräisch. Und Türkisch. Und…) Aber bei Bilderbüchern schafft Mama es auch ja auch noch mit Simultanübersetzen. :-)
(6) Fähre fahren II
(5) Den städtischen Friedhof besuchen
(4) Schwimmen in Turkus kleinster Schwimmhalle
(3) Rullern
(2) Fähre fahren I
(1) Fähren gucken
Begegnung
Gestern stand John vor meiner Bürotür: ”Hallo Karen, hast du Zeit für einen Tee?” ”John, du? Klar. Aber was machst du denn in Turku?” John, der Kanadier mit der finnischen Frau. Der damals gerade in Jyväskylä studierte, als ich für meine Diplomarbeit nach Jyväskylä kam. Einer der ersten Leute, die ich in Finnland kennenlernte. Seither sind wir uns immer wieder über den Weg gelaufen. ”Hast du deine Diplomarbeit fertig?” – ”Wie kommst du mit deiner Doktorarbeit voran?” – ”Du hast schon verteidigt, hab’ ich gehört?” – ”Wie alt sind deine Kinder inzwischen?” – ”Hast du einen Job?” – ”Willst du immer noch in Finnland bleiben?”
Ja, wollen wir. Alle beide. Auch wenn es mit Jobs für Ökologen wirklich nicht rosig aussieht. Schon gar nicht für Ausländer. Aber alleine, dass es eigentlich kein besseres Land gibt um seine Kinder grosszuziehen, ist ein Grund hierzubleiben.
Und Finnland ist uns ja auch ein Zuhause geworden. Wann war das, als wir uns zum ersten Mal getroffen haben? Acht Jahre soll das schon her sein?!
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Der Frühling steht in den Startlöchern. Die Birkenblätter sind draussen, die müssen sich nur noch auffalten. Die Fliederbüsche haben riesige Knospen. An warmen Hauswänden blüht sogar schon der Löwenzahn. Noch ein warmer Tag, und alles ist grün.
Heute früh allerdings fühlte ich mich eher wie in Jena. Kalter, grauer Nebel. Und am Sonnabend hat uns tatsächlich auch hier ”im Süden” der Winter nochmal eingeholt, und es hat den ganzen Tag geschneit. Allerdings ist nichts liegengeblieben. Und uns war es egal. Wir waren zu Meg und Geoffrey eingeladen, des Ähämanns ersten Tauftag zu feiern. Leigh Ann hat alles für einen typischen amerikanischen Brunch vorbereitet und mitgebracht. Er hat grossartige Paten! *lächel* Wir hatten’s also warm und trocken und gemütlich, und das Mäusemädchen fand den vielen Platz bei Meg und Geoffrey ganz toll und ist die ganze Zeit auf Entdeckungsreise gewesen. Leider ist sie auch zweimal ganz dolle ausgerutscht auf den glatten Holzfussböden und auf den Kopf geplumpst. *aua*
Nun hoffen wir, dass der Frühling am Wochenende richtig Einzug hält. Dann fahren wir nämlich vier Tage nach Helsinki. :-)
Der Ähämann unterwegs in Karelien
Live per Handy aus dem Zug:
”… sehr viel Wald. Alle 5 km mal ein Feld und ein rotes Haus. Oh, jetzt halten wir. Gleich mal gucken. Ah, Kesälahti. Hm. Also, da kommt ein Weg aus dem Wald, und da ist so ’ne Art Bungalow. Und hier ist ein bisschen ein grösserer Platz. Und das Bahnhofsgebäude. Und dann steht hier auch noch ein Holzzug rum. Aber sonst sehe ich nichts. Rechts und links ist Wald, ganz dichter Birkenwald. Und Schnee liegt noch. Also so ein paar Haufen. Ah, jetzt geht’s weiter… Jede Menge Skiloipen sind ausgeschildert. Und ab und zu kommen wir an einer verwaisten T-Kreuzung vorbei. Ach, weisst du, vorhin haben wir irgendwo gehalten, und da sind mir zwei Sachen aufgefallen. Da stand so ein einzelner Triebwagen, sowas hab‘ ich schon ewig nicht mehr gesehen. Und der Schaffner stand mit den Fahrgästen auf dem Bahnsteig rum und unterhielt sich ganz locker mit denen!” ”Und da wusstest du dann, dass du wirklich in Karelien bist?” ”Ja, da war’s mir dann klar.”
Schon wieder PISA…
Die ”Zeit” hat den ungefähr 183. Artikel zur PISA-Studie veröffentlicht. *stöhn* Wieder sucht jemand nach Gründen, warum Finnland so gut abgeschnitten hat und Deutschland so schlecht. Wieder sucht jemand das Patentrezept, nach dem man ab sofort deutsche Schüler unterrichtet, und schwupps, den nächsten PISA-Test gewinnt Deutschland.
So geht das nicht, Leute! Wenn ihr mich fragt – nur fragt mich ja keiner, weswegen ich hier meinen Senf dazugeben muss – liegen die Unterschiede viel tiefer, fängt das mit dem Lernen schon viel eher an als in der Schule. Dass Eltern schon ihre kleinsten Kinder ernst nehmen, mit ihnen reden, ihre Fragen beantworten, das natürliche Interesse der Kinder fördern statt genervt zu schweigen. Viel mag einfach an der finnischen Mentalität liegen. Am Umfeld. An der Einstellung zu Kindern. Was weiss ich.
Der Artikel ist mir ausserdem zu pathetisch – nicht, weil es so schwierig ist, eine Schule in Finnland zu bauen, sind die Schulen so gut. Man muss schliesslich auch ”Schnee und Eis besiegen”, wenn man eine Strasse bauen will, ein Krankenhaus, einen Pub, eine Mc-Donalds-Filiale. Und es wird ständig irgendwas gebaut in Finnland. Allerdings im Sommer.
Und er ist mir zu sehr aus (west)deutscher Sicht geschrieben – nur weil beide Eltern arbeiten, sind die armen Kinder vernachlässigt und die gesamte Erziehung wird auf die Schule abgewälzt?
Aber dass die ”Zeit” öfter mal schlechte und schlecht recherchierte Artikel, zumindest wenn es um Finnland geht, veröffentlicht, haben ja auch schon Andere festgestellt.
Prima Wochenende
Sonnenschein. 20 Grad. Besuch gehabt. Auf der Muumininsel gewesen. Im Garten gesessen. Gegrillt. Die ersten Mausohren an den Birken entdeckt.
(Und jetzt bitte nicht die Wettervorhersage für Ende der Woche angucken.)
Kann man Kaugummi verbrennen?
Mülltrennen fällt mir ja nicht schwer. Erstens, weil ich ja Ökologin bin. ;-) Und zweitens, weil ich ja aus dem Land komme, wo die Mülltrennung angeblich erfunden wurde.
Ich musste also nur ein bisschen umlernen.
Hier lief das bisher so:
– Biomüll in den hausgemeinschaftseigenen Kompost
– Glas (nicht nach Farben sortiert) in die blaue Tonne
– Metall in die grüne Tonne
– Papier (aber wirklich nur Papier und auch nur, wenn es nicht zu stark und dunkel bedruckt ist) in den grünen Papiercontainer
– Pappe, Eierkartons und Tetrapaks in den grauen Kartoncontainer
– Batterien in den roten Problemmüllsammler
– den restlichen Müll in den grauen Container
Und weil es manchmal nicht so einfach ist zu entscheiden, wo denn nun was hinkommt, gibt es eine feine Seite, auf der man von A wie aaltopahvi (Wellpappe) bis Ö wie öljyt (Öle) nachschauen kann, wo das entsprechende Objekt entsorgt werden kann. (Besonders spannend finde ich die Recyclinghinweise für Boote, Röntgenbilder, schusssicheres Glas, Asphalt und Munition – was eben so bei Otto Normalverbraucher anfällt…)
Nun gibt es aber eine neue Regelung. Restmüll wird jetzt nochmal getrennt, und zwar kommt
– brennbarer Müll in den grauen Container
– Deponiemüll in den schwarzen Container
Hm. Jetzt tun sich ganz neue Fragen auf. Ist alufolienbeschichtetes Plastikbonbonpapier jetzt also Deponiemüll? Wie unterscheide ich PVC, das man nicht verbrennen darf, von anderen Kunststoffsorten? Und in welchen Behälter darf ich meinen Kaugummi spucken?
Fünf-Dinge-Stöckchen
Und dann warf die Mischpokenregierung schon wieder ein Stöckchen über die Ostsee. Das muss ich ja dann wohl auch aufheben…
Fünf Dinge, die ich habe, aber nicht will
1. Stöckchenaufhebpflichten ;-)
2. schon wieder Erkältung
3. die ganzen Wollmammuts in unserer Wohnung
4. eine Kinderkleiderschrank voll rosa Klamotten (Bitte, grün oder gelb oder rot wären doch auch schöne Farben, warum bitte muss es denn IMMER rosa sein?! *stöhn*)
5. Heuschnupfen
Fünf Dinge, die ich will, aber nicht habe
1. noch zwei bis drei Kinder (Kann ja noch werden.)
2. einen Job als Biologe im „richtigen Leben“ (Kann auch noch werden. Hoffentlich.)
3. einen „Schnellkühler“, Mikrowelle umgekehrt sozusagen (Kann das mal bald jemand erfinden?)
4. mehr Zeit
5. eine Strassenbahn für Turku
Fünf Dinge, die ich nicht habe und nicht will
1. eine Brille
2. so einen fürchterlichen Handgepäck-Rollkoffer
3. einen Wäschetrockner
4. einen Hund
5. ein eigenes Haus
Lieblingsstöckchenstück
Diese Woche fielen hier gleich mehrere Stöckchen zu Boden. (Ähm, hab’ ich eigentlich erzählt, dass ich mir vor drei Wochen oder so eine Weile wie ein Hundebesitzer vorkam? Weil das Mäusekleinkind so eine Phase hatte, in der sie extrem schlecht geschlafen hat und ich früh entweder gleich nach dem Aufstehen oder auf dem Weg in den Kindergarten eine grosse Runde mit ihr gelaufen bin, damit sie im Kinderwagen nochmal schläft? Und nachmittags auf dem Weg nach Hause wieder? Und hab’ ich eigentlich erzählt, dass sie den tollen weichen Muuminball, den sie von den Nachbarn zum Geburtstag geschenkt bekommen hat, am liebsten wie ein Hündchen mit den Zähnen apportiert? Nee? Ach, ich schweife ab…)
Die Frau Antonmann fragte nach einem Lieblingsmöbelstück. Hm, ja, *grübel*, hab’ ich denn sowas? Solange wir unseren Geschirrspüler noch nicht hatten, hätte ich gut und gerne unseren Geschirr-abtropf-Schrank als Lieblingsmöbelstück bezeichnet, aber irgendwie ist der ja nun nicht mehr so wichtig. Und schön ist er eigentlich auch nicht. Was ich wirklich mag, sind unsere riesigen Einbauschränke, die in finnischen Wohnungen genau wie die Küche zur Wohnung gehören. Aber schön sind die auch nicht. Keine wirklichen Lieblingsmöbel also. Das wären schon eher unsere zwei ”Fridolin”-Kleiderschränke mit der tollen Schublade gewesen, die jetzt aber wegen besagter Einbauschränke auseinandergebaut und gut verpackt ihr Dasein im Luftschutzkeller fristen. Frau Antonmann gab mir den Tipp, ich solle es mit Staubwischen versuchen, vielleicht stiesse ich dann auf mein Lieblingsmöbelstück. Ähm, ja. Staubwischen wäre natürlich dringend nötig. Erfolgt aber zur Zeit immer nur dann und nur dort, wo es wirklich am allernötigsten ist. Das war zuletzt auf der Mikrowelle, auf der alle unsere Teedosen stehen. Nun finde ich zwar unsere Mikrowelle recht schön, und ich weiss nicht, was wir ohne sie machen sollten – wenn z.B. früh ein vor Hunger brüllendes Mäusekind in seinem Stühlchen sitzt und keine zwei Minuten warten kann, bis die verschlafene Mutter oder der verschlafene Vater seinen puuro zubereitet haben (von dem es dann drei Löffelchen isst…) – aber unter die Kategorie ”Möbel” fällt eine Mikrowelle ja wohl auch nicht. Hm, aber da ich schon einmal in der Küche war, fiel mir ein, dass ich mit meinem Sortierwahn tatsächlich alle Möbel besonders liebe, die Schubladen besitzen. Weswegen unser Küchentisch schon immer einer mit Schubladen war. Bis der zu klein wurde. Und dann haben wir so lange gesucht, bis wir einen grösseren gefunden hatten, der auch Schubladen hatte. Und bis wir ein nettes Zuhause für den alten Tisch gefunden hatten. *zuanjawink* Und weil, als wir noch im Yo-kylä wohnten, immer so viele Dinge – Briefe, Fahrradtachos, Geldbörsen, Handyladegeräte… – auf unserer Küchenarbeitsplatte herumlagen, kauften wir uns irgendwann eine Kommode mit acht Schubladen für all den Kram. Die linken vier sind für mich, die rechten vier für den Ähämann. Ganz gerecht. Und so richtig schön ist sie erst, seit diese tolle Hochzeitskarte darüber hängt, auf der man ablesen kann, dass der Ähämann über Danzig nach Finnland gereist ist und ganz allein die Ostsee im Ruderboot überquert hat, um zu mir zu kommen. ;-) *zukatharinaundstefanwink*
So, da sind sie nun, meine liebsten Schubladen:
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