Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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„Der Schurke im Muminhaus“

“Eines Nachts zu Herbstbeginn war Vollmond. Im Tal war es still, und kein Windhauch kräuselte das Meer. Alle, die im Muminhaus wohnten oder dort übernachten wollten, fanden, es wäre Schlafenszeit, aber keiner machte das Licht aus. Sie spürten nämlich alle ganz deutlich, dass diese Nacht keine gewöhnliche Nacht war. Irgendetwas Geheimnisvolles lag in der Luft.
Um Mitternacht, von keinem bemerkt, schlich ein kleiner, schwarzer Schatten die Stufen zur Veranda hinauf und ins Haus hinein. Natürlich war es nichts Besonderes, dass Leute Tag und Nacht, wann immer sie Lust hatten, im Muuminhaus aus- und eingingen. Das Haus der Muminfamilie steht immer offen. Aber dieser Gast war kein gewöhnlicher Besucher…“

Neulich fiel uns in der Bibliothek eins der – wie ich finde – schönsten Muminbücher in die Hände.

Besonders an diesem Buch sind zwei Dinge:

Erstens ist es nicht mit Zeichnungen illustriert, sondern mit Fotos. Für die Geschichte bastelte Tove Janssons Lebensgefährtin Tuulikki Pietilä ein detailgetreues Muminhaus, in dem die Szenen nachgestellt und von Tove Janssons Bruder Per Olov Jansson fotografiert wurden.

(Dieses Haus kann man sich im Mumintal in Tampere ansehen – eine Ausstellung übrigens, die den Mumins viel eher gerecht wird als die vergnügungsparkähnliche Muminwelt in Naantali.)

Zweitens erfährt man darin ganz unerhörte Dinge über den Muminvater und Stinky. Stinky, der vor allem in den Zeichentrickfilmen immer nur als unverbesserlicher und von allen gehasster Bösewicht dargestellt wird, stellt sich auf einmal als alter Freund des Muminvaters heraus!

Wer noch nie etwas von den Mumins gehört oder gelesen hat, dem wird ein wenig der Kopf schwirren von all den verschiedenen Figuren – dem Urahn, der Misa, dem Onkelschrompel, den Homsen, Mock und Meggie und all den anderen, die sich zu Herbstanfang im Muminhaus eingefunden haben. Da sollte man dann vielleicht nicht zu sehr darüber nachdenken. Es tut ja eigentlich auch überhaupt nichts zur Sache, wer wer ist.

„Der Schurke im Muminhaus“ ist ein wunderbares Buch für Kinder (auch für sehr kleine, wegen der vielen Bilder) und Erwachsene gleichermassen: voller Lebensweisheit, Spannung – und lustiger Wortschöpfungen. Und dass das Buch für einen österreichischen Verlag ins Deutsche übersetzt wurde, erkennt man daran, dass unter „der Abwasch“ der „Mistkübel“ steht. Aber genau so würden die Mumins, wenn sie denn Deutsch sprächen, vermutlich sprechen.

Tove Jansson, Per Olov Jansson „Der Schurke im Muminhaus“. Verlag St. Gabriel, Mödling-Wien, 1983. Gebundene Ausgabe, 30 Seiten.


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Sommerloch

„Kuh in Moor gefallen“
„Heute fast den ganzen Tag Regen – die Wettervorhersage für 200 Gemeinden“
„Der Kaloriengehalt von 100 Sommergetränken“
„30 Kühe ausgerissen“
„Riesen-Grillwursttest“
„Meteorologen erklären: 10 Gründe für das schlechte Sommerwetter“

(Und die Wettervorhersage machen im Juli offenbar auch die Praktikanten.)


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Ein Sommertag! Ein Sommertag!

Nichts wie hinaus und eine Inselrundfahrt machen!

Nein, nicht auf eine offizielle “Erholungsinsel” der Stadt Turku. Nein, keine Kreuzfahrt mit einer Schwedenfähre nach Åland oder mit einem „Wasserbus“ zu einem Touristenleuchtturm.

Sondern mit einem offiziellen Fährschiff, das die ganzjährig bewohnten Inseln und Inselchen anfährt. Da, wo es kaum Touristen gibt. Und im Passagierraum steht ein Kühlschrank mit Limo und Eis – und einem Glas, in das man einen Euro pro Eis legt und in dem sich so viel Geld befindet, dass man auch einen grossen Geldschein problemlos wechseln kann.

Drei Stunden in der Sonne sitzen, das Meer riechen, den kleinen Herrn Maus in den Mittagsschlaf schaukeln und dran denken, wie schön und wie schwierig es oft war, hier draussen zu arbeiten.

[Inselrundfahrt im Frühling]
[Inselrundfahrt im Winter]


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Reisekinder (2)

Abends routiniert eine Fähre besteigen. Weit nach der üblichen Schlafenszeit schlafen gehen. Weit vor der üblichen Aufstehzeit wieder geweckt werden. Neun (!) Stunden durch Tallinn laufen. Eine Fähre besteigen. Zweieinhalb Stunden im im Sommer aufs Konferenzdeck ausgeweiteten Spielzimmer toben. (Dann aber im Auto sofort einschlafen und erst zwei Stunden später zu Hause wieder aufwachen.)

Echte Reisekinder, aber sowas von!

Ich hatte vor diesem Ausflug diesmal zweierlei Bedenken:

Nachdem ich vor acht Jahren so begeistert von Tallinn war, vor allem davon, dass es eben keine typische Touristenstadt war, bekamen wir drei Jahre später, als wir durchs Baltikum aus der Slowakei zurückkamen und noch ein paar Stunden bis zur Abfahrt unserer Fähre in Tallinn verbrachten, einen ganz anderen Eindruck: die Häuser in der innersten Altstadt waren inzwischen so perfekt renoviert worden, dass sie nahezu steril wirkten, und die Stadt quoll förmlich über von Touristen. Ich hätte mir einen Ausflug in das Tallinn von 2004, noch mitten im Aufbruch, gewünscht, und hatte Angst vor einem Tallinn von 2007, das sich mittlerweile vielleicht gar noch verschlimmert hat. Grundlos. Tallinn hat immer noch viel mehr Charme als Stockholm, finde ich. Immer noch wird, ausser im allerinnersten Zentrum, gebaut, immer noch gibt es kleine, schiefe Häuschen, denen Birken aus den Dachrinnen wachsen, Gassen mit uralten Pflastersteinen und nicht auf Hochglanz polierte Kirchen. Dem grössten Touristenansturm konnten wir entgehen, weil wir schon früh halb neun in der Altstadt unterwegs waren, weil wir mit unseren finnisierten Mägen schon kurz nach elf Mittagessen und gegen drei Kaffeetrinken waren. Vielleicht auch, weil wir an einem Wochentag da waren. Vielleicht auch, weil tatsächlich nicht so viele Touristen da waren. Es war jedenfalls schön. Sehr schön.

Meine anderen Bedenken galten der Tatsache, dass wir mit drei Kindern mit Schlafmangel elf Stunden irgendwie in der Stadt herumbringen mussten. Grundlos. Wir fingen das Zeitherumbringen damit an, dass wir eine gute halbe Stunde der Wiederbeladung unserer Fähre zusahen. Dann liefen wir in die wirklich nahegelegene Altstadt. Wir fanden eine deutsch-estnische Bäckerei, in der uns so vertraute wie fehlende Backwaren wie Streuselschnecken, Spritzringe und Kirschkuchen angeboten werden und wo wir ein zweites Frühstück einnahmen. Wir liefen von einer Gasse zur nächsten, hin und zurück und hoch und wieder runter. Tallinn ist klein, da kann man einfach so planlos herumlaufen. Und die Kinder bestimmen lassen, wohin sie als nächstes wollen. Der grosse Herr Maus war furchtbar enttäuscht, als die grosse Kirche um neun noch verschlossen war. Wir versprachen ihm, nach um zehn wiederzukommen. Und liefen dem nächsten Kirchturm nach. In der orthodoxen Kathedrale, in der gerade eine Messe stattfand, flüsterte der grosse Herr Maus ergriffen: „Ist das nicht schön hier? Die vielen Kerzen! Und alles golden! Und die Musik! Wie Weihnachten!“ Von da an war für den grossen Herrn Maus das Tagesprogramm klar: in alle Kirchen gucken. Wir schauten von oben auf die vielen roten Dächer. Wir kauften den Mäusekindern eine Matroschka mit sechs Kindern im Bauch. Das Fräulein Maus sprang von Mäuerchen und balancierte auf Bordsteinkanten. Der grosse Herr Maus zerrte uns zur nächsten Kirche. Wir assen Soljanka zu Mittag, und für das Kaffeetrinken trug der grosse Herr Maus bescheiden seine Wünsche vor: „Ich möchte einfach nur wohin, wo es Kakao gibt. Und sowas wie Pulla.“ Sollte er haben. Der kleine Herr Maus schlief seinen Mittagsschlaf im Mäusevolvo. Die grossen Kinder trugen wir eine Weile, aber keins schlief dabei ein, und keins meckerte, als es dann wieder selber laufen sollte. Wir liefen durch Gassen und Gässchen und versuchten, den nachmittäglichen Touristenströmen ein bisschen aus dem Weg zu gehen. Ich wollte mir bei den Pulloververkäufern an der Stadtmauer eine Wintermütze kaufen, und natürlich kauften wir dem Fräulein Maus eine Wintermütze. Wir stiegen auf einen hohen, hohen Kirchturm, dessen 268 Stufen der grosse Herr Maus im Vierfüsslergang erkletterte, und versuchten von oben zu entdecken, wo wir schon alles gewesen waren. Wir kamen an keinem einzigen Spielplatz vorbei. Die Mäusekinder fragten kein einziges Mal nach einem Spielplatz. Wir liefen und liefen und guckten und wunderten und freuten uns. Schön war es. Sehr, sehr schön.


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yhdeksänkymmentäkolme

Mein erster LKW.

(Und es hat natürlich mal wieder geregnet.)

[1-3, 4, 5, 6, 7, 8, 9-10, 11, 12, 13, 14, 15, 16-17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32-35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59-61, 62, 63, 64, 65, 66, 67-68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92]


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Korrekt schwitzen

Oder: Was der Finne beim Saunieren alles falsch macht

Wem mein letzter Eintrag zu romantisch war, der kann sich damit trösten: ich hab‘ da so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann.

Richtig-saunieren.de jedenfalls sagt uns, wie’s richtig geht:

1. Nicht mit leerem Magen oder direkt nach dem Essen in die Sauna gehen.

Der Finne achtet überhaupt nicht auf seinen Magenfüllstand. Vor allem in Verbindung mit irgendwelchen Festivitäten geht er zumeist in die Sauna, während das Essen vorbereitet wird. Oder direkt danach.

2. Unbekleidet die Sauna betreten.

Der Finne geht dermassen unbekleidet in die Sauna, dass er sich nichtmal ein riesiges Badetuch um den Körper schlingt (siehe Punkt 7). Ebenso sauniert er entweder familienweise oder nach Männlein und Weiblein getrennt.

3. Vor dem Betreten der Sauna immer duschen – nicht nur aufgrund der Hygiene, sondern auch um den störenden Fettfilm der Haut zu entfernen.

Der Finne stört sich nicht unbedingt an Fettfilmen auf der Haut. Wo es kein fliessendes Wasser gibt, da wird für gewöhnlich auf das Vorher-Waschen verzichtet.

4. Vor der Sauna gut abtrocknen (die trockene Haut schwitzt besser).

Also entweder hat sich der Finne vorher gar nicht gewaschen (siehe Punkt 3), dann ist er sowieso trocken. Gibt es eine Dusche, ist der Finne offensichtlich zu faul, sich hinterher erst abzutrocknen – wo er ja doch gleich wieder nass wird (siehe Punkt 10)!

5. Ein warmes Fußbad zuvor akklimatisiert den Körper und bereitet Sie auf die Wärme vor.

Für sowas hat ein Finne keine Zeit. Sauna! Sofort! Wenn er nur ein Fussbad nehmen will, braucht er ja nicht die Sauna anzuheizen.

6. Die Sauna dient der Entspannung – deshalb ruhig verhalten.

Der Finne unterhält sich nirgends so angeregt wie in der Sauna. Auch in der öffentlichen. Seltsamerweise fühlt sich niemand davon in seiner Entspannung gestört. Im Gegenteil, scheint es.

7. Legen Sie ein großes Badetuch auf die Sitzbank.

Der Finne braucht das grosse Badetuch, um es sich anschliessend um den Körper zu schlingen und an frischer Luft sein Bier zu trinken und zu palavern – da macht es sich nicht so gut, wenn er es vorher schon vollgeschwitzt hat. Für die Sauna reicht ihm ein kleines Tüchelchen, auf dem er seinen Allerwertesten platzieren kann.

8. Um Schwindel oder gar einen Ohnmachtsanfall zu vermeiden, erheben Sie sich die letzten 2 Minuten aus Ihre Liegeposition und setzen sich senkrecht. Bewegen Sie Ihre Beine, so sackt das Blut nicht in Ihren Unterkörper.

Der Finne sitzt in der Sauna. Wie sollte er auch sonst das viele Wasser (siehe Punkt 10) auf den Saunaofen kippen? (Hier kommt jedenfalls kein Saunadiener und macht zeremoniellen Aufguss inklusive Handtuchschwingen.) Und das Bier trinkt sich im Liegen auch so schlecht.
Auch macht der Finne in der Sauna keine Gymnastik. (Die macht er ja schon ausreichend vor und nach dem Joggen.)

9. Ein Saunabad dauert zwischen 8 und 12 Minuten, jedoch nicht über 15 Minuten.

Der Finne hat noch nie etwas von Sanduhren in der Sauna gehört und ist deshalb notorisch zu kurz oder zu lange in der Sauna. Vermutlich fühlt er sich auch noch richtig wohl dabei.

10. In manchen Saunas ist es üblich, einen Aufguss durchzuführen. Nach einer Phase des Vorschwitzens (5-10 Minuten) folgt der Aufguss als „Höhepunkt“ (6-8 Minuten) und evtl. noch eine Phase des Nachschwitzen von 1-2 Minuten.

(Notiz: Für den nächsten Saunabesuch unbedingt an die hitze- und nässebeständige Stoppuhr denken!)

Der Finne hat sich kaum hingesetzt (siehe Punkt 8), da greift er schon zur Dampfkelle und wirft Wasser auf. Reichlich. Zwei, drei, vier, fünf Kellen, je nach Grösse und Temperatur der Sauna. Zischen muss es. Und sich reichlich Dampf bilden, der einen einhüllt und sich auf einem niederschlägt. Leider kann er dann nicht mehr kontrollieren, ob er auch wirklich richtig schwitzt, denn er ist ja dann schon nass vom Dampf – wenn er nicht gar schon (siehe Punkt 4) die Sauna nass betreten hat. Sobald sich der Dampf ein bisschen gelegt hat, wird wieder aufgeworfen. Und nochmal. Und nochmal.
Eine Sauna ohne Aufguss ist keine Sauna, sondern ein Trockenschrank.

11. Verlassen oder betreten Sie die Sauna nicht während des Aufgusses.

Der Finne schert sich ja überhaupt nicht um den kostbaren Aufguss. („Ey, jetzt hat schon wieder einer die Tür aufgemacht und den guten Dampf rausgelassen, und den nächsten Aufguss gibt’s erst in einer halben Stunde…!“) Wenn er raus will aus der Sauna, dann geht er einfach raus. (Und wer drinbleibt, wirft gleich wieder neues Wasser auf den Ofen.)

12. Um Ihre Atemwege zu kühlen und Sauerstoff zu tanken ist es üblich, etwa 2 Minuten an die frische Luft zu gehen.

(Stoppuhr nicht vergessen!)

Sagen wir so: zu Hause und in öffentlichen Schwimmbädern wird üblicherweise aus Mangel an Gelegenheit gar nicht nach draussen gegangen. Im Mökki verbringt der Finne üblicherweise die gesamte Zeit zwischen zwei Saunagängen draussen, gern auch bei Frost. (Dann muss er nur leider den nächsten Saunagang schon nach ein paar Minuten antreten und kann die zwanzigminütige Ruhezeit nicht einhalten…)

13. Eine gesundheitsfördernde Wirkung erzielen Sie nur, wenn die Abkühlung durch Kaltwasser und Frischluft stark genug ist.

Nach der Sauna in den See? Gerne! Ins Eisloch? Gerne! Raus an die Frostluft? Gerne! Unter die kalte Dusche? Never! Sch… auf die gesundheitsfördernde Wirkung, sagt sich der Finne.

14. Ein warmes Fußbad ist auch nach dem Abkühlen empfehlenswert. So wird die noch im Körper verbliebene Wärme abgeführt und der Körper kühlt ab. Dies ist auch eine gute Vorbeugemaßnahme gegen Erkältungen. Zudem wird durch das warme Fußbad ein Nachschwitzen des Körpers verhindert.

Nachschwitzen! Wirklich ganz, ganz schädlich und sollte unter allen Umständen vermieden werden. Da bestünde echt Aufklärungsbedarf bei den Finnen.

13. Wenn Sie entspannen wollen, können Sie sich in einen Ruheraum zurückziehen. Reden Sie dort nicht und versuchen Sie sich etwa 10 Minuten zu entspannen, abgetrocknet und mit einem Handtuch oder Bademantel bedeckt.

Der Finne sitzt zwischen zwei Saunagängen bevorzugt mit einem Bier in der Hand auf harten Holzbänken und palavert dermassen angeregt, dass er oft sogar vergisst, nach der vorgeschriebenen Zeit den nächsten Saunagang anzutreten.

14. Trinken Sie erst wieder nach dem letzten Saunagang, sonst kann der Körper nicht entschlacken und Zellgifte ausscheiden. Versuchen Sie mindestens 1 Liter zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Am besten geeignet sind verdünnte Fruchtsäfte und mineralstoffreiche Mineralwasser. Trinken Sie keinen Alkohol.

Der Finne ist vermutlich inwendig total vergiftet. Der säuft ohne Sinn und Verstand nach jedem Saunagang. Und je geselliger der Saunaabend, desto öfter trinkt er sogar während des Saunagangs. Und zwar Bier! (Oder, alternativ: Mineralarmes Leitungswasser.)

Fazit: Der Finne sauniert vollkommen falsch. (Dabei hat er aber doch die Sauna erfunden und sollte es besser wissen!) Vermutlich fühlt er sich aber sauwohl dabei.


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Finnische Sauna

Hier steht meine Lieblingssauna:

Meine Lieblingssauna ist schon alt. Es gibt dort kein fliessendes Wasser, sondern ein Fass mit kaltem Seewasser und einen holzbeheizten Wasserkessel mit dampfend heissem Wasser. Auch der Saunaofen wird mit Holz beheizt. Im Vorraum, dessen Tür meist sperrangelweit offensteht, fallen einen beim Ausziehen die Mücken an. Schnell in die Sauna. Das Holz im Ofen knackt, der Wasserkessel dampft. Hinsetzen. Wasser aufgiessen. Es zischt und schmurgelt. Weicher Dampf schlägt sich nieder, auf der Haut, auf dem Fenster, aus dem man auf den See schaut. Es riecht nach Holz und nach Dampf und nach… Sauna eben. Wasser aufgiessen. Im Dampf baden. Wieder Wasser aufgiessen. Und nochmal. Und nochmal. Und dann, wenn einem so richtig heiss ist, raus aus der Sauna, raus auf den Steg. Kleine Wellen plätschern, das Schilf raschelt, in der Ferne brummt ein Motorboot. Vorsichtig die Zehenspitzen ins Wasser tauchen. Kalt. Langsam ins Wasser klettern. Nach Luft schnappen. Drei Züge schwimmen. Wie weich das dunkle Seewasser ist! Zurück auf den Steg klettern. Eine Möwe schreit. Den Blick über den See und Inseln und Inselchen bis zu den bewaldeten Bergrücken am Horizont schweifen lassen. Ganz warm sein. Auf den Steg setzen und die Beine baumeln lassen. Stille. Plätschern. Die ersten Regentropfen auf der Seeoberfläche sehen, bevor man sie auf der Haut spürt. Sitzenbleiben. Geniessen. Frösteln. Zurück in die Sauna. Zwei neue Holzscheite in die Glut schieben. Hinsetzen. Wasser aufgiessen. Es zischt und schmurgelt. Das neue Holz im Ofen knackt. Nochmal Wasser aufgiessen. Und nochmal. Den Regen aufs Blechdach prasseln hören. Im heissen Dampf baden. Raus aus der Sauna, raus auf den Steg. Das Gesicht in den Regen halten. Ins Wasser klettern. Vier Züge schwimmen. Glücklich sein. Vor die Sauna in den Regen setzen. Kaltes Bier trinken. Auf den See starren. Kleine Wellen plätschern. Das Schilf raschelt. In der Ferne tutet das Dampfschiff. Am Ohr sirrt eine Mücke. In die Sauna flüchten. Hinsetzen. Wasser aufwerfen. Es zischt und schmurgelt. Es riecht nach heissem Dampf. Der Regen hat aufgehört. Draussen platschen die Wellen eines vor einer Weile vorbeigefahrenen Motorboots ans Ufer. Die Schwertlilien wiegen sich. Von der Saunabank klettern. Vorsichtig den Deckel vom dampfenden Wasserkessel abmachen. Eine Waschschüssel mit kaltem Seewasser füllen. Heisses Wasser auffüllen. Vorsichtig prüfen. Au, heiss. Kaltes Wasser nachgiessen. Sich in der warmen Sauna mit warmem Wasser begiessen. Haare waschen. Mit der Kelle nachspülen. Am Ende die ganze Waschschüssel über sich auskippen. Abtrocknen. Anziehen. Eine Mücke erschlagen. Und jetzt: die Kinder ins Bett bringen. Aber vorher nochmal dem Plätschern und der Stille vom Steg aus zuhören. Und daran denken, dass ich hier schon sass mit Liebeskummer. Mit Heimweh. Mit Fernweh. Mit Babystress und Schlafmangel. Diesmal waren es nur Kopfschmerzen. Und auch die wurden geheilt, wie alles vorher, hier, in der Lieblingssauna, am plätschernden, stillen, weiten See.