Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Skiferien, perfekte

Fünf Tage Sommer – dazu mehr, wenn ich die 1382 Fotos, die der Ähämann gemacht hat, sortiert habe – und zwei Tage Winter, wie er am schönsten ist.

„Zutritt strengstens verboten!“ Es sei denn, es ist Skisaison und die Loipe führt ganz offiziell durchs Flughafengelände.
36 Stunden vorher sind wir drübergeflogen.

Wir Glückspilze.


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Antizyklische Aktivitäten

Letzten Sonntag fuhren wir gegen Abend auf Wunsch des kleinen Herrn Maus noch zur Kunsteisbahn im Park.

(Das Fräulein Maus war bei Pauline in Mittelfinnland, der grosse Herr Maus mit Freunden in der Schwimmhalle.)

Wir waren diesen Winter überhaupt noch nicht schlittschuhlaufen, denn an Eislaufen auf dem See oder auf dem vereisten Sportplatz – von Schlittschuhlaufen auf dem Meer ganz zu schweigen! – ist dieses Jahr nicht zu denken.

Die Kunsteisbahn ist mir normalerweise viel zu voll, deshalb gehe ich da lieber im Sommer hin. Aber letzten Sonntag war sie überraschend leer.

Vielleicht, weil hier alle schon von Frühling reden. (Vor Mitte Mai wird es hier weder grün noch warm, soviel dazu…)

Vielleicht, weil der Zeitpunkt günstig war: halb fünf verschwanden auch noch die letzten paar schlittschuhlaufenden Familien. Ich wiederhole mich, aber: Ich halte mich wirklich sehr gern nicht an finnische Essvorschriften.


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Komische deutsche Bräuche

Seit Jahren zeigen wir im Hort an dem Tag, an dem wir Fasching feiern – normalerweise Faschingsdienstag, aber nächste Woche sind Skiferien, so dass wir heute vorgefeiert haben – das Maus-Video, in dem erklärt wird, wie die Marmelade in die Pfannkuchen kommt. Das ist für unsere Hortkinder besonders toll, weil Armin am Ende so schön „Hillomunkki“ sagt.

Ebenfalls seit Jahren gibt es dann einen Berg Pfannkuchen zum Nachtisch, mit dem vorsichtigen Hinweis, dass es sein könnte, dass sich in einem der Pfannkuchen statt Marmelade Senf befindet.

Jahr für Jahr beissen dann alle sehr vorsichtig in ihre Pfannkuchen.
Das ist Jahr für Jahr sehr, sehr süss.

(Als ich Kind war, gab es auf Faschingsfeiern tatsächlich immer einen Pfannkuchen mit Senf. Das konnte man beim Bäcker – „Bitte 20 Pfannkuchen mit Marmelade und einen mit Senf!“ – so bestellen.)

((In Finnland wird sich zu Fasching übrigens nicht verkleidet, sondern gerodelt*. Und es wird nicht Hillomunkki gegessen, sondern Laskiaispulla.))


* Ich dachte, ich kriege einen Schlag, als gestern schon wieder der ganze Marktplatz mit Bauzäunen abgesperrt wurde…


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neljäsataaseitsemänkymmentä, neljäsataaseitsemänkymmentäyksi

Neulich wollte ich einer Mutter eines Hortkindes was erzählen und fing an: „Im Dezember, als wir alle abwechselnd krank waren…“, und die beste Chefin unterbrach mich und sagte: „Also eigentlich waren wir ja alle gleichzeitig krank, aber diejenige, die sich ein bisschen besser fühlte, ist eben auf Arbeit gekommen…“, und das beschrieb unsere Arbeitssituation in den letzten drei Wochen vor den Weihnachtsferien sehr gut.

Weil ich also an manchen Tagen lieber besser im Bett geblieben wäre, aber jemand ja auf die Hortkinder aufpassen musste, an Fahrradfahren nicht zu denken war und an mich zum Bus schleppen eher auch nicht, hat mich der Ähämann an etlichen Dezembertagen mit dem Auto zur Arbeit gefahren und wieder abgeholt. (Dank Václav hielt sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen.) Einmal kam uns dabei eine 470 entgegen.

Und als ich nach den Weihnachtsferien zum ersten Mal wieder Fahrrad fuhr, sah ich gleich eine 471.

***

Letztes Wochenende durfte Václav auch mal eine Tankstelle besuchen. (Er musste sich sogar anstellen, denn das Benzin war „billig“, „nur“ 1,86 € pro Liter.) Nein, wir hatten nicht kurzzeitig vergessen, dass wir jetzt ein Elektroauto haben. Aber an dieser Tankstelle gibt es auch eine Zapfsäule für Scheibenwaschflüssigkeit – die dank des derzeitigen überaus matschigen Winterwetters schon wieder alle war – und sie dort aufzufüllen ist zwar nicht billiger als sie im Supermarkt zu kaufen, aber weniger umständlich und verursacht zudem keinen Plastemüll.

(Mein Traum wäre ja, es gäbe an den Tankstellen neben Benzin und Diesel auch Strom. Die Preise pro Kilowattstunde würden von der Strasse aus gut sichtbar unter den Literpreisen von Benzin und Diesel angezeigt und man könnte am Automaten einfach mit Bank- oder Kreditkarte zahlen so wie für Benzin und Diesel auch. Statt dreitausend verschiedene Ladeapps zu benötigen und die Ladestationen in der Tiefgarage eines Supermarkts, auf dem Parkplatz von McDonalds oder neben einem Autohaus in einem abgelegenen Industriegebiet suchen zu müssen.)

[1-3, 4, 5, 6, 7, 8, 9-10, 11, 12, 13, 14, 15, 16-17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32-35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59-61, 62, 63, 64, 65, 66, 67-68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107-108, 109, 110, 111, 112-113, 114, 115, 116-117, 118, 119, 120, 121, 122-123, 124-130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139-140, 141, 142, 143, 144, 145, 146-147, 148-149, 150, 151, 152, 153-155, 156, 157, 158, 159-160, 161, 162, 163-164, 165, 166-167, 168, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197-198, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 205-206, 207-208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215-216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 223, 224-225, 226, 227, 228, 229-230, 231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245,246, 247, 248, 249-250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 258, 259, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 266, 267, 268-269, 270, 271, 272, 273, 274, 275, 276, 277, 278-279, 280-281, 282, 283, 284-285, 286, 287, 288, 289-290, 291, 292, 293-294, 295, 296, 297-298, 299, 300, 301, 302-303, 304, 305, 306, 307, 308, 309, 310-311, 312, 313, 314-315, 316, 317-318, 319, 320, 321-322, 323, 324, 325, 326, 327, 328, 329, 330, 331-332, 333, 334, 335, 336-337, 338, 339, 340, 341, 342, 343-344, 345, 346, 347, 348, 349, 350, 351, 352, 353-355, 356, 357, 358, 359, 360, 361, 362, 363, 364, 365, 366-367, 368, 369, 370, 371, 372, 373, 374-375, 376, 377-378, 379, 380-381, 382, 383, 384, 385, 386-387, 388-389, 390, 391-393, 394, 395, 396-397, 398-399, 400, 401, 402-403, 404, 405, 406-408, 409, 410-411, 412, 413, 414, 415, 416, 417, 418, 419, 420, 421, 422, 423-424, 425, 426, 427, 428, 429, 430, 431, 432-434, 435-436, 437-440, 441, 442-443, 444, 445, 446-447, 448, 449, 450-451, 452, 453, 454, 455-456, 457, 458, 459, 460, 461-462, 463-464, 465, 466, 467, 468-469]


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Wie ich Sturm aus Südwest zu schätzen lernte

Letztes Wochenende habe ich drei Maschinen Wäsche gewaschen. Hintereinander. Es wurde ein bisschen schwierig mit dem Aufhängen, denn Hannelore wäscht sehr grosse Mengen auf einmal, und halb voll schalten wir sie nicht an. Es lohnte sich aber, denn der Strom war das ganze Wochenende über billig.

Seit vier Wochen nämlich haben wir einen Stromvertrag zu Börsenpreisen.

Nachdem bei unserem bisherigen Stromvertrag die Preise von 6 cent pro Kilowattstunde auf 35 cent pro Kilowattstunde erhöht worden waren, guckten wir uns das eine Weile an und stellten fest, dass der Börsenstrompreis seit Weihnachten kontinuierlich sinkt und selbst zu den teuersten Zeiten noch deutlich unter 35 cent liegt.

Die Stromrechnung ist sowieso das einzige, das wir selbst beeinflussen können: Wasser und Fernwärme sind – ein Unding! – pauschal in der Miete enthalten. Wir verbrauchen schon immer weniger Strom als der Durchschnitt: unvergessen, wie wir vor zehn Jahren, als wir in dieser Wohnung endlich Stromzähler bekamen, ein ganzes Jahr lang statt Stromrechnungen Stromrückzahlungen bekamen. Wir haben durchweg energieeffiziente Haushaltsgeräte (unter anderem deshalb, weil wir sowohl Herd als auch Kühlschrank, die zu finnischen Wohnungen eigentlich dazugehören, selbst angeschafft haben), wir haben keinen Wäschetrockner, wir gehen nicht einmal pro Woche, sondern allerhöchstens drei-, viermal im Jahr in unsere eigene Sauna, und die elektrische Fussbodenheizung im Bad haben wir direkt nach dem Einzug aus- und seither nie wieder eingeschaltet, weil wir so einen tollen Warmwasserrücklaufheizkörper da haben, der eine Fussbodenheizung wirklich überflüssig macht.

Aber jetzt können wir unsere Stromrechnung nicht nur dadurch beeinflussen, wieviel Strom wir verbrauchen, sondern auch dadurch, wann wir den Strom verbrauchen: wir bezahlen nämlich pro Kilowattstunde genau so viel, wie sie zu dieser Zeit an der Börse kostet. (Plus Netzgebühren, Stromsteuer,etcetera blabla. Aber das käme ja auf die 35 cent Festgebühr auch noch drauf.) Unser zehn Jahre alter Stromzähler kann das übrigens einfach so, stundenweise den Verbrauch an den Energieversorger übermitteln, und wir können online auch jederzeit nachgucken, wann wir wieviel Strom verbraucht haben und was das gekostet hat.

Die Preise gelten stundenweise und stehen jeweils ab 14:15 Uhr für den gesamten Folgetag fest und sind auch sonst gar nicht so schwer vorhersagbar: sie hängen genauso von Angebot und Nachfrage ab wie andere Preise auch. Nachts ist Strom billiger als tagsüber, am Wochenende billiger als unter der Woche. Wenn es kalt ist, ist der Strom teuer. Wenn viel Wind geht, ist der Strom billig. Sollte Olkiluoto 3 jemals ans Netz gehen, kostet der Strom gar nichts mehr. Man kann also allein aus der Wettervorhersage ziemlich genaue Schlüsse über die Strompreisentwicklung in den nächsten Tagen ziehen; manchmal ist es ein bisschen zeitversetzt zum Wetter bei uns, denn richtig billig wird der Strom immer erst dann, wenn der Sturm in Pohjanmaa, wo die meisten Windkraftanlagen stehen, angekommen ist.

Unser Geschirrspüler wäscht neuerdings üblicherweise zwischen eins und vier. (Wie gut, dass wir schon vor 16 Jahren in ein High-End-Modell investiert haben, das nahezu geräuschlos wäscht!) Hannelore, die so leise vor sich hinarbeitet, das man manchmal ins Bad schleichen muss, um zu gucken, ob sie noch da ist, haben wir endlich das „Ich bin fertig!“-Rufen abgewöhnt, damit sie uns nicht eine Viertelstunde vor dem Weckerklingeln weckt. 60- oder 90-Grad-Wäschen erledigen wir bevorzugt am Wochenende, was sowieso gut passt, da wir am Wochenende Handtücher wechseln und auch die Horthandtücher mit in die Waschmaschine kommen. Wir haben den backenden Kindern auch schon mal aufgetragen, noch eine Stunde zu warten, bevor sie den Backofen einschalten. Und wenn der Strom irgendwas unter 3 cent kostet, dann laden wir Václav voll und fahren die nächsten zwei Wochen mit gespeicherter Windkraft. (Gäbe es mehr Elektroautos, wäre das Stromspeicherproblem kein Problem mehr.)

Die Strompreisapp – die auch eine genaue Statistik der aktuellen Stromproduktion anzeigt – hat mir auch noch zwei weitere Dinge erhellt.

Erstens dachte ich bisher, in Finnland wäre der Anteil an Windkraft an der Gesamtstromproduktion vernachlässigbar. Völlig falsch. An sehr vielen Tagen übersteigt der Anteil der Windkraft den von Kernkraft ganz deutlich, und fast immer produzieren Wasser und Wind zusammen mehr Strom als unsere vier laufenden Kernkraftwerke.

Zweitens wurde hier zu Beginn des Winters sehr grosse Panik gemacht, dass es jetzt, wo Finnland keinen Strom mehr aus Russland kaufen kann – wir kaufen jetzt stattdessen hauptsächlich norwegischen Strom aus Wasserkraft und schwedischen Strom aus Kernkraft – zu Stromengpässen kommen könne. Tatsächlich kann Finnland oft ganz allein seinen Strombedarf decken, und zu den allermeisten Zeiten kommen nur zwischen 5 und 10 Prozent des aktuell zur Verfügung stehenden Stroms aus dem Ausland. (Worauf man auch noch leichtens verzichten könnte, würden mal ein paar Leuchtwerbetafeln abgeschaltet, das Konzept der Strassenbeleuchtung überdacht oder in Wintern wie diesen vielleicht einfach mal auf die Kunstschneeloipe verzichtet.)

Wäre jetzt ein Winter, wie er sein soll und wie er mir am liebsten ist, sähe das natürlich alles ein bisschen anders aus. Aber dass der mir so verhasste Sturm aus Südwest uns jetzt wenigstens billigen Strom beschert, ist gar nicht so schlecht.


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Lesen lernen 2.0

Als Deutsche*r darf man Bücher ja auf keinen Fall in den Müll ins Altpapier schmeissen. Wer das tut, dem drohen mindestens die sieben biblischen Plagen, wenn nicht gleich die Hölle. Könnte man meinen.

(Hierzulande stellt sich die Frage zumeist gar nicht, weil Bücher kein Statussymbol sind. Viele finnische Wohnzimmer sind völlig bücherfrei. Das heisst aber nicht, dass diese Leute keine Bücher lesen: wir haben Bibliotheken, die so gut sind und so rege genutzt werden, dass wir sicher auch Weltmeister im Bücherausleihen wären, wenn das mal jemand ausrechnen würde.)

Und so kommt es, dass sich bei uns auf Arbeit andauernd Bücher zweifelhaftester Qualität ansammeln.

Der Gedanke an sich ist ja ganz nett: wer seine deutschsprachigen Bücher nicht mehr braucht, bringt sie da hin, und wer gerne etwas Deutschsprachiges lesen möchte, leiht sie sich da aus oder kauft sie für einen symbolischen Preis von einem Euro. Nur: in der Stadtbibliothek gibt es viel mehr deutsche Bücher – allesamt neuer und besser als der Mist, den die Bibliothek auch als Spende aus gutem Grund nicht annimmt und der dannn lieber ins Bücherregal der Deutschen Gemeinde als ins Altpapier gebracht wird.

(Vor zwei Jahren haben wir radikal aussortiert und ungefähr eine Tonne Bücher ins Altpapier gebracht. Den Rest habe ich ordentlich ins Bücherregal einsortiert, so dass es mir jetzt sofort auffällt, wenn wieder jemand zehn zerfledderte Jugendbücher aus den 1970ern oder ein angenagtes Pappbilderbuch oder die Kafka-Gesamtausgabe in acht Bänden aus dem Jahr 1953 heimlich da abgelegt hat, so dass so eine Grossaktion hoffentlich nie wieder nötig sein wird.)

Neulich klingelte es, es wurde aber kein Hortkind abgeholt, sondern der besten Chefin, die an die Tür geeilt war, ein sehr altes Buch hereingereicht. Ich rollte mit den Augen und streckte die Hand aus, um es kurz zu inspizieren, bevor es ins Altpapier kommen würde. Es war dann aber „Max und Moritz“ in Frakturschrift, und deswegen durfte es sogar mit mir nach Hause kommen: ich möchte nämlich, dass die Kinder das lesen können.

Und so lesen wir jetzt abends vorm Schlafengehen reihum jeder einen Reim „Max und Moritz“. (Das Buch mag ja nicht mehr zeitgemäss sein, und die Kinder finden besonders die Geschichten, in denen Tiere zu Tode kommen, zu Recht fragwürdig, aber die Reime sind halt leider schon sehr, sehr lustig.)

Die Kinder sind erstaunt, dass es gar nicht so schwer ist, diese Schrift zu lesen, wie es vorher aussah. (Ich habe mir das als Kind selbst beigebracht, um „Die Familie Pfäffling“ lesen zu können: in einer Ausgabe, die einst meinem Uropa gehört hatte.) Und ich finde es sehr herzerwärmend, als Mutter von Teenagern nochmal diese Vorlesefehler zu hören, die nur Leseanfänger*innen machen.

(Die Vorschläge, Schreibschrift – die ja hier in der Schule nicht mehr gelehrt wird – oder Tippen-mit-zehn-Fingern zu lernen, sind bei den Kindern bisher leider auf weniger Gegenliebe gestossen.)


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Zahnfest

Am Montag hatte der grosse Herr Maus seine Abschlussuntersuchung in der Kieferorthopädie der Lieblingszahnklinik.

In den letzten acht Jahren hat er alle Arten fester und loser Zahnspangen im Mund gehabt, die man sich nur denken kann. Zuletzt musste noch ein bleibender Backenzahn um 90 Grad gedreht werden. Zwei der ihn behandelnden Studentinnen haben in der Zeit ihre Ausbildung als Kieferorthopädin abgeschlossen. Die Zahnarzthelferin kann jetzt viel besser Finnisch als vor acht Jahren (sagt der grosse Herr Maus).

Gekostet hat uns der ganze Spass keinen Cent. Nicht, weil die Behandlung als Versuchskaninchen in der Ausbildungszahnklinik erfolgte, sondern weil Kinder hierzulande generell nichts für Arztbesuche zahlen müssen. Stattdessen gibt es recht strenge Kriterien, wann Patient*innen überhaupt zum Kieferorthopäden, zur Augenärztin oder zur Physiotherapie geschickt werden. Das ist prima, weil es so bei echtem Bedarf keine monatelangen Wartezeiten gibt, bis man einen Termin bei einem Spezialisten bekommt, und ich andererseits als Patientin oder Patientenmutter garantiert nicht darüber nachdenken muss, ob die vorgeschlagene Behandlung wirklich nötig oder nur für die involvierten Ärzte recht lukrativ ist.

Jedenfalls. Als wir am Montag ins Behandlungszimmer kamen, hatte man uns dort schon eine Tüte mit allen seinen Zahnabdrücken der letzten acht Jahre zurechtgelegt. (Erwähnte ich schon, dass ich diese Zahnklinik sehr liebe?!)

Und als der grosse Herr Maus am Abend von den Pfadfindern heimkam, gab es ein kleines Zahnfest.

Wir haben nie ein grosses Ding aus ausgefallenen Milchzähnen gemacht. (Jedes Kind hatte eine Zahndose, in der die ausgefallenen Zähne gesammelt wurden, und war jeweils sehr stolz, dass es nun schon so gross ist. Manchmal muss auch so ein Gefühl reichen.) Aber das jetzt, das war wirklich ein Grund zum Feiern.