Monatsarchiv: November 2012
Verkaufsgespräche auf Finnisch, Folge 528
Letztes Jahr: auf der Suche nach einem Paar des Kinderhandschuhmodells, das sich nach fünf Wintern als das einzig wirklich geeignete Modell für den finnischen Winter herausgestellt hat. In Rot. Laut Hersteller in Rot und neun weiteren Farben erhältlich, im Handel jedoch in genau vier: rosa, lila, neongrün, dunkelblau. „Ja, weisst du“, versucht eine Verkäuferin auf Nachfrage zerknirscht zu erklären, „die sind auch gar nicht immer alle erhältlich. Manche Modelle, die werden direkt ins Ausland verkauft. Die kriegen wir gar nicht erst.“
Ins Ausland?! Aha.
(Handschuhe im Onlineshop des Herstellers gekauft. In Rot.)
Neues Jahr, neues Glück. Dieses Jahr: auf der Suche nach einem Paar des Kinderhandschuhmodells, das auch nach sechs Wintern noch das einzig wirklich geeignete Modell für den finnischen Winter ist. In Grösse 1. Laut Hersteller in zehn verschiedenen Farben und fünf verschiedenen Grössen erhältlich, im Handel Ende November jedoch in: pink, lila, dunkelbraun, dunkelblau, jeweils in Grösse 0, Grösse 0, Grösse 0 und Grösse 0. „Die grossen sind alle ausverkauft“ sagt die Verkäuferin schnippisch, und: „Ich kaufe die für meine eigenen Kinder auch immer gleich im Herbst!“ belehrt sie mich noch.
Ausverkauft?! Aha.
(Handschuhe im Onlineshop des Herstellers gekauft. In Grösse 1. Und in Türkis.)
((Zum Glück können Handschuhe länger als ein Jahr getragen und an mindestens ein weiteres Geschwisterkind vererbt werden. Wir sind also bis hoffentlich mindestens übernächstes Jahr erstmal durch mit dem Thema.))
Bratwurst verboten
Frost und Schnee
Das glaubt mir gar keiner, wie froh ich bin, dass heute endlich der Winter ausbrechen wird…!
Mitarbeiterschulung
So, liebe Postleute aus aller Welt, jetzt betreiben wir zunächst mal ein bisschen Geographie. Finnland. Nie gehört? Ach. Hat denn jemand eine Idee, auf welchem Kontinent sich dieses Land befinden könnte? Nein, Asien nicht. Ach, das wusstet ihr? Könnt ihr mir dann vielleicht erklären, warum dieser eine Brief an mich damals zuerst in Jakarta gelandet ist? Nein? Die Sortiermaschine? Na gut. Wenigstens hat einer in Indonesien gewusst, wo Finnland ist und den Brief zwei Monate später doch noch an den richtigen Ort geschickt. Vielen, vielen Dank! Also, auf welchem Kontinent befindet sich Finnland denn nun? Europa, richtig. Und wisst ihr auch, wo in Europa? Ein Beneluxstaat? Ganz falsch. Da oben Richtung Nordpol? Naja, schon besser. Aber wo genau, wisst ihr nicht? Schlagt mal den Atlas auf, Nordeuropa. Da gibt es nicht nur Schweden und Norwegen. Rechts davon, auf der anderen Seite der Ostsee, da ist nicht nur Russland. Da kommt erst noch Finnland. Da, genau. Haben es alle gefunden? Prima!
Dann können wir jetzt mal übers Porto reden. Von EU habt ihr alle schon mal was gehört? Dann wisst ihr auch, dass das Konzept der „Beneluxstaaten“, für die gesondertes Porto gilt, veraltet ist, ja? Gut. Ich mein‘ ja nur, weil manchmal Kunden so komische Auskünfte erhalten, wenn sie einen Brief nach Finnland aufgeben wollen. Aber wenn euch das klar ist, wird sowas ja jetzt nicht mehr passieren. Also, EU. Kann mir denn jemand die Mitgliedsstaaten der EU aufzählen? Nein? Zu viele? Okay. Wir wollten uns ja auf Finnland konzentrieren. Gehört Finnland denn zur EU? Nein? Ja? Da seid ihr euch alle nicht so sicher? Schade. Finnland gehört immerhin schon seit fast zwanzig Jahren zur EU. Das hättet ihr vielleicht inzwischen mal mitbekommen haben können.
Kann mir denn jetzt noch einer was über moderne Posttransportwege erzählen? Sagen wir, jemand möchte einen Brief von Nordamerika nach Nordeuropa schicken. Wie läuft das denn so? Postkutsche? Seeweg? Aha. Das könnte natürlich erklären, wieso ich seit zwei Monaten auf einen Brief von der lieben Frau Ringel warte. Aber ich fürchte, die Antwort ist falsch. Denkt doch mal nach, gibt es heute nicht andere Transportmöglichkeiten? Fahrrad? Naja, wenn ich bedenke, dass Marias Buch 32 Tage von Österreich nach Finnland unterwegs war, dann könnte das durchaus jemand mit dem Fahrrad quer durch Europa gefahren haben. Gibt es nicht auch schnellere Transportmöglichkeiten? Eisenbahn? LKW? Flugzeug? Richtig!
Noch Fragen? Wenn nicht, könnt ihr für heute gehen. Morgen reden wir dann darüber, wie mit unklar frankierten Sendungen aus dem Ausland umzugehen ist.
Wochenende, irrenhausmässig
Die Idylle trügt.
Ist ja nicht so, dass es bei uns immer so friedlich wäre. (Nur, falls der Verdacht aufgekommen sein sollte…)
Diese Woche: Geschrei, Gezänk und Geheul ab dreiviertel sieben morgens. (Dass der Ähämann das ganze Wochenende in der liebsten Studienstadt zu einer Art „Klassentreffen“ weilte und mir immer noch nicht die drei bis vier benötigten zusätzlichen Arme gewachsen sind, hat auch nicht gerade zur Entspannung beigetragen.)
Bevor es zu Hause Mord und Totschlag gegeben hätte, haben wir die Feuerwehr besucht. (Grosser Herr Maus: „Nee, will ich nicht! Da war ich schon mal mit dem Kindergarten!“)
Und auf Wunsch einer einzelnen Dame der kotimainen Fastfoodkette einen Besuch abgestattet. (Fräulein Maus: „Mama, was ist ein Hamburger?“ Erklärung. Fräulein Maus: „Fleisch?! Salatblätter?! Sowas will ich aber mal essen!!!“ Grosser Herr Maus: „Sowas will ich nicht! Ich dachte, das wäre was Süsses…!“)
Und sind Kerzen ziehen gegangen. (Grosser Herr Maus: „Ich will aber keine Kerzen basteln!“ Fräulein Maus: „Aber ich will Kerzen basteln!“ Grosser Herr Maus: „Nein, willst du nicht! Ich will Kerzen basteln!“ Kleiner Herr Maus: „ICH WAS SAGEN! MAMA, JETZ ICH WAS SAAAGEN!!!“)
Und haben Plätzchen gebacken. (Eine Stunde Frieden erkauft zum Preis einer anschliessenden zweistündigen Putzaktion…)
Und zwischendurch: Geschrei, Gezänk, Gebrüll.
Als sie sonntagabend endlich schliefen, brach ich mit dröhnendem Kopf auf dem Sofa zusammen (Klamotten für morgen rauslegen? Frühstückstisch decken? Im Kinderzimmer den Fussboden freischaufeln? Nee. Später. Morgen…), angelte nach dem iPad, um eigentlich die Süddeutsche zu lesen, starrte dann aber stattdessen eine geschlagene Stunde lang auf die Flug-App und verfolgte, wie sich das Flugzeug mit dem Ähämann drin langsam über die Europakarte schob. So beruhigend. So lautlos.
Wir waren…
… tataaa…
… bei der Feuerwehr!
(Jeden vorletzten Samstag im November ist in ganz Finnland „Tag der offenen Tür“ bei der Feuerwehr. Viel mehr als die Feuerwehrfahrzeuge, in die man einsteigen durfte, die Helme, die man aufsetzen konnte, der Tunnel, durch den man in einen dunklen Raum kriechen und eine Puppe retten konnte, sogar noch ein bisschen mehr als die kostenlos angebotene Pulla, haben die Mäusekinder allerdings diese Warnblinker fasziniert, die man nicht nur mit sich herumtragen, sondern dank des starken Magneten auch an jeder Metalloberfläche befestigen kann. Das musste ungefähr eine Stunde lang getestet werden.)
Rätsel
Vorweihnachtliche Beobachtungen
Dieses Jahr kann man hier schon eine Woche vor Beginn der Adventszeit auf den Weihnachtsmarkt gehen. Die Adventszeit ist dieses Jahr ja schliesslich ein Wochenende kürzer, müssen die Marktbetreiber ja sehen, wo sie bleiben. Vermutlich steht noch nicht mal der Weihnachtsbaum, denn der kommt traditionell am Mittwoch vor dem ersten Advent an.
Apropos Weihnachtsbaum: Die kurze, feierliche Zeremonie, mit der die Kerzen des Weihnachtsbaums jedes Jahr offiziell angezündet wurden, wurde irgendwann, als sich das Kulturhauptstadtjahr näherte, durch eine umfangreiche, besonders für Kinder viel zu langatmige Eröffnungsperformance mit Tanz und Theater ersetzt – um nun, wo das Kulturhauptstadtjahr ja vorbei ist, ersatzlos gestrichen zu werden. Interessiert ja jetzt keinen mehr. Sowieso ist Weihnachten ja schon in vollem Gange. Und sind ja auch nur unsere Kinder, die sich auf den Laternenumzug zum Weihnachtsbaum gefreut hatten.
Apropos Kinder: Warum wünschen sich unsere Kinder eigentlich keinen Playmobil-Adventskalender und keine Angry-Birds-Merchandising-Produkte? Warum können sie Dampfloks mit Gesicht drauf und StarWars-Lego nichts abgewinnen? Die Erfüllung ihrer Weihnachtswünsche wäre so viel einfacher… (Noch einfacher wäre es freilich, einfach den Werbefritzen und Schaufensterdekorateuren zu glauben, die offensichtlich der Meinung sind, dass es für Frauen, Männer und Kinder aller Altersgruppen kein begehrenswerteres Weihnachtsgeschenk gibt als Schlafanzüge und Bademäntel.)