Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Verrückt

Vollkommen verrückt muss ich gewesen sein, als der Ähämann die Einladung zu einer Doktorfeier nach Mittelfinnland bekam und ich begeistert sagte: „Oh ja, lass uns da alle gemeinsam das ganze Wochenende hinfahren!“

Noch nicht mal ein Bruchteil der Umzugskisten und –säcke ausgepackt, aber schon wieder Reisetaschen für vier Personen packen…!

Und dann die vollkommen irrige Vorstellung, wir könnten die 350 km Donnerstagabend in aller Ruhe und vielleicht ohne Pause hinter uns bringen…! (Das kleinste Kind schlief gegen halb zehn. Das mittlere Kind viertel elf. Das grosse Kind schlief erst um Mitternacht im Hotelbett ein. Am nächsten Morgen waren alle Kinder um sieben wieder wach.)

Aber es war so schön…! Durch meine finnische Heimatstadt zu laufen, ganz viel Zeit mit der liebsten Freundin zu verbringen, festzustellen, dass die deutsche Spielgruppe dort richtig nett ist (und dabei die und die „in echt“ zu treffen) sogar meine hostfamily kurz zu sehen, und dem Chaos hier einfach mal drei Tage den Rücken zu kehren, das war wunderbar!

(Auf dem Rückweg waren allen drei Kindern nach zehn Minuten die Augen zugefallen. Und Reisetaschen AUSpacken ist auch viel angenehmer als EINpacken.)


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Klein Deutschland

Sie dürfe natürlich aufs Trampolin, sagte die Tochter der einen Nachbarn vorgestern. Überglückliches Fräulein Maus.
Nein, sie dürfe nicht aufs Trampolin, sagte die Tochter der anderen Nachbarn gestern. Sehr unglückliches Fräulein Maus. Nur sie selbst und ihre Freundinnen, setzte die Nachbarstochter noch hinzu. ”Und das Fräulein Maus könnte nicht deine Freundin sein?” ”Nein.” (Kleine Zicke!)

Und noch bevor ich dazu kam, die Eltern zu befragen, was denn nun stimmen würde, standen beide Nachbarn – denen das Trampolin gemeinsam gehört – vor der Tür und baten darum, dass unsere Kinder ihr Trampolin nicht benutzen. Sie hätten ja schliesslich das Trampolin angeschafft und würden sich auch um dessen Unterhaltung kümmern und überhaupt wäre so ein Trampolin ja auch gefährlich und bla bla. Und ja, die Tochter der einen hätte es erlaubt, aber nur für das eine Mal.

(Schön dass das Fräulein Maus so bereitwillig alle ihre Sachen mit anderen teilt…)

Hoffentlich verrottet ihnen das teure, überwiegend unbenutzte Ding bald!


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Uff.

Umziehen ist nicht mein Ding.

Ich hasse es, wochenlang in Provisorien hausen zu müssen. Nichts zu finden. Vor lauter zu erledigenden Dingen gar nicht zu wissen, wo anfangen.

Diesmal waren wir alle krank, zu allem Überfluss. Einschliesslich der extra zum Helfen angereisten Grosseltern, die dann die meiste Zeit mit Ausruhen verbringen mussten. Einschliesslich des kleinen Herrn Maus, der eigentlich die meiste Zeit schlafen sollte, während seine grossen Geschwister im Kindergarten sind, aber jeweils nach einer halben Stunde hustend, schniefend und quengelig wieder erwachte. Ich bekam an dem Tag, an dem wir die Schlüssel zur neuen Wohnung abholen konnten, Fieber, das ich zwei Tage lang mit Paracetamol bekämpfte, um dann doch noch zwei Tage komplett im Bett verbringen zu müssen. Wir alle waren unendlich müde und kaputt. Braucht kein Mensch. Schon gar nicht, wenn Krempel von fünf Personen von einem Ort an den anderen transportiert werden muss.

Irgendwann schliefen wir dann doch die erste Nacht in der neuen Wohnung. Ich war so müde, ich habe nicht einmal etwas geträumt.

„Wann gehen wir wieder nach Hause?“, fragte letzte Woche mehrmals der grosse Herr Maus.

Ach… In die Wohnung mit dem tollen Spielplatz vor der Haustür, den der grosse Herr Maus in den letzten Wochen unermüdlich mit dem Laufrad umrundet hat, mit dem grossen Garten, mit den tollen Nachbarn, mit dem Wald nebenan und dem Fluss in Laufentfernung. In der wir erst zu zweit wohnten und zuletzt zu fünft. In die wir die drei kleinen Menschlein vom Krankenhaus nach Hause gebracht haben. Wo wir fünf Jahre lang zu Hause waren. Und jetzt auf einmal nicht mehr…

Aber es wird jeden Tag besser.
Jeden Tag fühle ich mich ein bisschen gesünder und kräftiger. Der kleine Herr Maus schläft wieder. Die Grosseltern haben trotz allem ihr Bestes getan, die alte Wohnung übergabefein zu putzen.
Es wird noch Wochen dauern, bis es hier einigermassen nach Wohnung aussieht. Aber es wird jeden Tag ein bisschen wohnlicher.
Alle neuen Nachbarn haben uns mit sprichwörtlich offenen Armen empfangen. Am zweiten Tag fielen die eine der drei Petersburgerinnen aus meinem Finnischkurs und ich uns um den Hals. (Ich wusste, dass sie in diesem Stadtteil wohnt, aber kannte ihre Adresse nicht. Jetzt sind wir Nachbarn. Wie toll!)
Das Fräulein Maus hat gleichaltrige Freunde gefunden (die es in unserer alten Strasse nicht gab), hat innerhalb eines Tages ihre Scheu, Finnisch zu sprechen, abgelegt, verbringt ganze Nachmittage mit ihren neuen Freunden draussen und ist selig, weil sie das Gartentrampolin der Nachbarn benutzen darf. Der grosse Herr Maus spielt jetzt auch allein draussen, und der kleine Herr Maus wird von keinem Moped aus dem Schlaf gerissen.
Das Fräulein Maus entscheidet jeden Abend neu, ob sie in ihrem „Schreibzimmer“ schlafen will oder im Kinderzimmer im neuen Doppelstockbett oben oder lieber gemeinsam mit dem grossen Herrn Maus im Doppelstockbett unten. (Oder doch mit Mama und Papa und dem kleinen Herrn Maus im Elternbett…)
Die Vögel singen Tag und Nacht aus dem Wald, und die frischen Birkenblätter duften wie bei meiner Hostfamily am Sommerhaus.
Die Bauarbeiter, die an den neuen Häusern auf dem Weg zum Bus bauen, winken uns schon zu, und der Busfahrer, der den kleinen Herrn Maus und mich nachmittags zum Kindergarten bringt, begrüsst uns schon persönlich.

Irgendwann wird das hier zu Hause sein. In ein paar Tagen, Wochen oder Monaten. Für den grossen Herrn Maus. Für uns alle.


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kahdeksankymmentäkolme

Ich fühle mich gerade wie das grösste Umweltschwein auf Erden.

Ich habe unzählige Dinge weggeschmissen, und am Ende hatte ich nicht mal mehr den Nerv zu entscheiden, in welchen Müll ein altes Fahrradschloss gehört oder ein Glas mit Rumtopf von vor der ersten Mäusekindschwangerschaft.

Und ich bin bestimmt mehrere hundert Kilometer Auto gefahren in der letzten Woche. Obwohl wir schon zwei Mal ein grosses Auto gemietet hatten, bin ich unzählige Male zwischen der alten und der neuen Wohnung hin und her gefahren. Zwischendurch mal schnell in den nächsten Supermarkt, um die wichtigsten Dinge einzukaufen. Und das Fräulein Maus und den grossen Herrn Maus habe ich täglich mit dem Auto in den Kindergarten gefahren, weil halt. (Obwohl wir alle lieber Bus fahren.) Ganz zu schweigen von den fast täglichen Ausflügen zu IKEA.

Ich habe dabei die 84 gesehen und die 85. Und natürlich die 70 und die 98 und die 56 und die 9 und die 19… nur keine 83. Bis heute. Kurz vor Ladenschluss fuhr ich noch mit dem Fräulein Maus und dem kleinen Herrn Maus zu IKEA, um einen Adapter für die Kinderzimmerlampe und sechs weitere Umzugskisten zu kaufen. Als wir wieder heimfuhren, wollte ich eigentlich schnell vor dem nächsten Auto abbiegen, beschloss dann aber, dass wir eigentlich genug Zeit hätten, um es vorbeizulassen. Das war richtig. Denn es war die 83. Ein Alfa Romeo mit Anhänger hinten dran. Der kam auch von IKEA.

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