Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Winterurlaub: (2) Frost

So kalt wie diesmal war es noch nie. Nein, stimmt nicht. So kalt schon. Aber nie so lange am Stück. Zehn Tage lang Temperaturen zwischen -25 und -30 Grad!

Der Minimäuserich hat nicht viel von Lappland gesehen. Er schlief in bewährter Weise drin bei geöffnetem Fenster im Mäusevolvo. Die grossen Mäusekinder und uns zogen wir mehrmals am Tag eine halbe Stunde lang an, um dann eine Viertelstunde draussen zu sein. Manchmal sahen wir uns die blau-weisse Pracht vom warmen Auto aus an.

Und führten ansonsten ein faules Mökkileben.

Wunderbar war das!


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Winterurlaub: (1) Zugfahren

Für derzeit 211 € (an den billigen Tagen, aber noch können wir uns das ja einrichten) bringt die finnische Eisenbahn ein Auto und bis zu drei Erwachsene über Nacht von Turku oder Helsinki nach Rovaniemi. Ein Schnäppchen, ehrlich.

Dieses Jahr haben wir uns zum ersten Mal eine Kabine mit DREI Betten übereinander zurechtmachen lassen müssen. Unten schlief das Mäusemädchen, in der Mitte ich mit dem Minimäuserich, ganz oben der Ähämann mit dem Mäuseknäbchen. Es war überraschend viel Platz.

Ich habe geschlafen wie ein Stein. Sogar die Rangiererei in Tampere, bei der der Zug komplett auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt wird, habe ich dieses Jahr zum ersten Mal verschlafen. Nur nachts um drei wachte ich kurz auf, da waren wir gerade in Seinäjoki, und draussen wuselten mit Atemwolken vorm Gesicht zehn Männer von der Post und verluden Säcke vom Zug in Postautos und auf Postfahrräder.

Und in Rovaniemi sass der Steinmann vom Helsinkier Hauptbahnhof.


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Sisyphos

So ein Tag mit den Kindern zu Hause:

Ich räume den Frühstückstisch ab.

Aus dem Kinderzimmer kommt eine kleine Karawane: das Mäusemädchen schiebt den Puppen-Stubenwagen vor sich her, an dem eine vollgestopfte Wickeltasche hängt, das Mäuseknäbchen folgt ihr, den Kinderrollkoffer hinter sich herziehend. Beide haben ihre Rucksäcke auf. (Sämtliche Gepäckstücke selbstverständlich liebevoll beladen.) „Wir verreisen! Wir fahren nach Deutschland!“ erklären sie mir im Chor. „Gute Reise!“, rufe ich ihnen hinterher und winke. Die Karawane verschwindet im Bad.

Ich räume den Geschirrspüler ein.

„Mama, dürfen wir uns in echt auszieh’n?“, kommt das Mäuseknäbchen fragen. „Warum wollt ihr euch denn ausziehen?“, frage ich zurück. „Wir fahren doch mit dem Schiff! Wir gehen doch in den Whirlpool!“, ruft das Mäusemädchen aus dem Bad. „Ach so, na dann… aber bleibt im Bad, wo es warm ist!“ „Ja, juhuu, wir dürfen uns ausziehen, hat Mama gesagt!“, rennt das Mäuseknäbchen zurück ins Bad.

Während ich die Waschmaschine belade, lunse ich heimlich durch den Türspalt. Neben der Saunatür ist der Stubenwagen abgestellt, der Rollkoffer ist unter einem Berg Klamotten begraben. Das Mäusemädchen sitzt in Unterhemd und Unterhose („Das ist mein Badeanzug!“), das Mäuseknäbchen in Unterhose „(Das ist meine Badehose!“) auf dem Badteppich. Auch die Puppen wurden umgezogen. Der Inhalt der Wickeltasche ist grosszügig auf dem Badfussboden verstreut.

Ich rühre Eierkuchenteig an.

Zwei halbnackte Kinder rennen an mir vorbei ins Kinderzimmer. „Ihr sollt doch im Bad bleiben!“, rufe ich hinterher. „Nein, wir sind doch jetzt schon da!“, bekomme ich zur Antwort. „Na dann aber schnell anziehen!“, befehle ich. Dem Mäuseknäbchen muss ich helfen. Das Mäusemädchen hält mir ihren Pullover hin und macht ein betretenes Gesicht: „Der ist ganz nass.“ „Ah ja. Na, dann musst du einen neuen anziehen.“ Ich reiche einen Pullover aus dem Schrank und hänge den mit den nassen Ärmeln auf.

Auf dem Sofa finde ich einen roten Volvo.

Das Mäusemädchen sitzt in einem Haufen Puppenklamotten und kleidet ihre Iida um. Das Mäuseknäbchen kommt mit der Knetekiste und der Kneteunterlage in die Küche und verkündet: „Ich will kneten, Mama!“ Er patscht bunte Flecken Knete auf dem Rand der Kneteunterlage fest. „Ich hab‘ ein Klavier gebaut, Mama!“, kräht er und spielt mir was vor.

Ich brate Eierkuchen. „Räumst du bitte schon mal deine Knete weg, damit ich den Tisch decken kann?“ „Hm-hm.“, sagt das Mäuseknäbchen. Ich muss ihm allerdings helfen, die Knetestückchen von der Unterlage zu kratzen, das schafft er noch nicht. „Mäusemädchen, räumst du bitte mal die Sachen aus dem Bad?“, bitte ich. „Ja, gleich. Ich muss erst noch der Iida eine frische Windel ranmachen!“ Ich sammle schon mal die Rucksäcke und Puppensachen in den Puppen-Stubenwagen. Das Mäusemädchen fährt ihn dann ins Kinderzimmer.

Wir essen. Das Mäuseknäbchen macht Mittagsschlaf. Ich räume den Tisch ab.

Das Mäusemädchen führt das Schaukelpferd am Zügel durch die Wohnung. „Mama, mein Pferd hat Hunger.“ „Na dann gib ihm ein bisschen Heu!“ „Ja, aber, da brauche ich eine Schüssel! Gibst du mir eine Schüssel?“ Ich greife nach der kleinsten Rührschüssel, nein, die sei zu klein, also die mittlere. „Danke.“ Pferd und Mäusemädchen ab.

Das Mäuseknäbchen ist erwacht, wir gehen raus. Mit gefühlten sechsundzwanzig Schichten Klamotten für jeden. Als der Minimäuserich aufwacht, gehen wir wieder rein. Ich werfe schnell meine Klamotten von mir, schäle den Minimäuserich aus den seinen und helfe dem Mäuseknäbchen und dem Mäusemädchen mit einer Hand beim Ausziehen. Dann muss ich den Minimäuserich erstmal stillen. Nachdem er auch eine neue Windel bekommen hat, nehme ich mich des Haufens im Flur an: ein Anorak, eine Schneehose, drei Schneeanzüge, drei Paar Winterschuhe, vier Paar Wollsocken, drei Wolloveralls, vier Paar Handschuhe und vier Mützen räume ich an ihre angestammten Plätze.

Zum Dank bekomme ich Kaffee und Kuchen serviert. Das Mäusemädchen verteilt liebevoll Puppentassen und –teller auf dem Sofatisch, das Mäuseknäbchen schenkt Kaffee ein und bringt das Milchkännchen. Dann möchte er lieber ein bisschen kochen. „Darf ich einen von Papas Töpfen haben?“ „Na, meinetwegen.“ Das Mäuseknäbchen bedient sich aus dem Topfschrank in der Küche.

Ich räume den Geschirrspüler aus.

Das Mäusemädchen sortiert die Kochutensilien in der Kinderküche. Das Mäuseknäbchen zerrt die Kiste mit den bunten Bauklötzchen ins Wohnzimmer und fängt an, farblich sortierte Süppchen zu kochen. Ich räume den Kaffeetisch ab. Mein Blick fällt auf die Futterraufe des Schaukelpferdes: in Maulhöhe ist eine Schublade der Spielzeugkommode aufgezogen, darauf steht die Rührschüssel, in die das Pferd sein Maul steckt. Die Schüssel ist leer. Ich beschliesse, dass das Pferd satt ist und nehme die Schüssel mit zurück in die Küche.

Ich hefte einen Kontoauszug ab. Als ich den Ordner aus dem Regal ziehe, fallen mir zwei Kochlöffel entgegen, die schon lange vermisst wurden.

„Mama, liest du mir das Buch vor?“, fragt das Mäusemädchen. „Ich will auch!“, fordert das Mäuseknäbchen und klettert aufs Sofa. Zwischen Kochtöpfen und Bauklötzchen lese ich „Wir haben keinen Löwen“ vor. „Jetzt will ICH eins aussuchen!“, fordert das Mäuseknäbchen und rennt los ins Kinderzimmer. „Aber nimm das hier bitte erst mit!“, rufe ich ihm hinterher. Zu spät. Er ist schon verschwunden. „Ich will auch noch eins aussuchen!“, sagt das Mäusemädchen und rennt hinterher. Beide kommen mit einem Stapel Bücher wieder. Ich lese alle vor. „So, nun aber aufräumen!“ Das Mäuseknäbchen entdeckt seine Kochtöpfe wieder. Das Mäusemädchen räumt zwei Bücher weg. „Der kleine Angsthase“ versteckt sich hinterm Sofakissen.

Das Mäusemädchen will Memory spielen. „Das ist mein Lieblingsspiel!“, verkündet sie. Ich kann nicht mitspielen, ich muss ja Bücher wegräumen. „Juhuu, ich hab‘ gewonnen!“, ruft sie jedes Mal, wenn sie zwei gleiche Bilder aufgedeckt hat. Ich gratuliere, während ich schon mal ein paar winzige Strampler, Kleidchen, Windeln und ein Milchfläschchen zurück in die Puppenkiste stopfe.

Das Mäuseknäbchen hat sich einen Kochlöffel zurückerobert und mit einer Wäscheklammer verziert. „Guck mal, ein Propeller!“, kräht er. „Ich hol‘ mal noch mehr Klammern!“, rennt er los.

Der Minimäuserich ist inzwischen müde und unleidlich. Ich schnüre ihn mir im Tuch vor die Brust und fange an, den Abendbrottisch zu decken. Ich lese vier Klammern auf, die offensichtlich beim Flugzeugbau übriggeblieben sind.

Aus dem Kinderzimmer kommt eine kleine bepackte Abordnung: Rucksäcke, Rollkoffer, Puppe im Tragetuch („Bindest du mir bitte mal die Iida um?“) und verschwindet im Schlafzimmer. „Was macht ihr denn jetzt? Es gibt gleich Abendbrot. Nichts mehr rausräumen jetzt!“, bestimme ich. „Aber wir fahr’n ’lektrozug! Nach Lappland!“, ruft das Mäuseknäbchen zurück. „Nur kurz!“, setzt das Mäusemädchen hinzu. Ich seufze. Und resigniere. Und würde jetzt gern einfach ein bisschen die Beine hochlegen. Wenn der Minimäuserich mich denn liesse.

Dann kommt der Ähämann nach Hause. Und sagt: „Hätt’st ja schon mal bissel aufräumen können!“


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Drei Monate! Ein ganzes Vierteljahr! Ist das denn zu fassen?

Gross ist er. Lang vor allem! Der Wolloverall in Grösse 70, in dem er als Neugeborenes noch versank, passt jetzt richtig gut. Für die nächsten paar Wochen vermutlich, dann darf er den in Grösse 80 direkt vom Mäuseknäbchen übernehmen, der gerade erst den vom Mäusemädchen übernommen hat.

Schwer ist er auch, und ich wünschte, ich könnte ein Baby auch mal auf dem rechten statt dem linken Arm tragen. Geht aber nicht. Ehe ich aber ganz krumm und schief werde, lässt er sich auch schon ziemlich lange ablegen und guckt einfach rum. Das Grösste ist neuerdings die Biene, die vom Spielbogen hängt. Mit der unterhält er sich ausgiebig. Neulich gar wurde er richtig zornig, weil ich mir wagte, ihn dabei zu unterbrechen. (Wir mussten los zum Kindergarten, mal wieder.) Das Allergrösste aber ist, wenn sich eins seiner Geschwister neben ihn legt. Die wiederum machen das oft und gerne, und bekommen das allerbreiteste Lächeln dafür geschenkt. Überhaupt ist der Minimäuserich ein sehr freundliches Baby – jeder, der mit ihm spricht, wird angelächelt. Lachen kann er mittlerweile auch. Besonders komisch war es neulich, als das Mäuseknäbchen einen mittleren Tobsuchtsanfall hatte, und der Minimäuserich jedes Mal loslachte, wenn das Mäuseknäbchen wieder losbrüllte. Er hörte dann auch bald auf und kam auch auf meinen Schoss gekrochen. ;-)

Der Minimäuserich strampelt und fuchtelt mit den Händen und windet sich, was das Zeug hält. Ist ja auch doof, immer nur so auf dem Rücken zu liegen! Ausserdem belutscht er hingebungsvoll seine Fäuste. Leider fördert er dabei auch ab und zu die eine oder andere Portion halbverdaute Milch wieder zutage. Platsch, auf Mamas gutes Stillshirt. Platsch, auf den Fussboden. Was bin ich froh über die Trillionen von Mullwindeln, die sich hier angesammelt haben!

Tagsüber schläft er manchmal richtig viel, manchmal ganz wenig. Es gibt ja so viel zu sehen auf der Welt! Netterweise hat er in letzter Zeit immer die Kindergartenabholerei verschlafen, als wüsste er selbst, dass es keinen Spass macht, stattdessen mit offenen Augen irgendwo auf dem Boden zu liegen und zuzugucken, wie Mama zwei Kinder in Wollsocken, Wolloveralls, Handschuhe, Mützen und Schneeanzüge stopft, nebenher mit den Kindergärtnerinnen redet und Rucksäcke bepackt.

Nachts schläft er so gut, wie man es von so einem kleinen Menschlein nur erwarten kann: manchmal schläft er sechs, sieben, acht Stunden am Stück, manchmal wacht er nach drei Stunden zum ersten Mal auf und will dann alle zwei Stunden trinken. Letzteres kommt allerdings seltener vor. :-)

Zum ersten Mal schwimmen war er, was er genauso toll fand wie das Baden in der grossen Badewanne, und deswegen haben wir den freitäglichen BadeSchwimmhallentag wieder eingeführt.

Seine erste Impfung hat er auch schon bekommen (gegen Rotaviren), die hat er gut vertragen, nur müde hat sie ihn gemacht.

Und überübermorgen wird er zum ersten Mal in den Urlaub fahren. Wir sind schon gespannt, wie das werden wird, und eigentlich ganz sicher, dass der Minimäuserich auch ein rechtes Reisekind werden wird.

Unser Kind eben! ♥


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Hormonträume

Als ich das Mäusemädchen stillte, träumte ich wegen des oft unterbrochenen Schlafs mehr als sonst. Das Schöne war, ich träumte ausschliesslich schöne Träume, die mich mit einem glücklichen Gefühl aufwachen liessen.

Jetzt, wo ich den Minimäuserich stille, träume ich wegen des oft unterbrochenen Schlafs mehr als sonst. Das Doofe ist, ich träume ausschliesslich von Krieg, Mord und Totschlag. Vereinfacht gesagt.

(Bestimmt gibt’s dafür eine küchenpsychologische Erklärung. Ich will die gar nicht wissen. Ich will nur, dass das wieder aufhört.)