Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Heute in Japan finnische Briefmarken kaufen!

Seit Freitag gibt’s in Finnland die diesjährigen Weihnachtsbriefmarken zu kaufen. Ab heute in Japan. Und zwar die gleichen.

Fünf von einem finnischen Designer gestaltete (die oberen), und fünf von fünf verschiedenen japanischen Designern entworfene (die unteren).

Tolle Sache. Aber nicht so ganz mein Geschmack. Und irgendwie so gänzlich unfinnisch, insbesondere die finnischen. ;-)

Freu‘ ich mich dann schon mal auf nächstes Jahr:


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Auf dem Weg

Montag, 1.11.2010

23:30 Uhr: Das Mäuseknäbchen ruft aus dem Kinderzimmer nach Mama. Der Ähämann ist gerade erst zu Bett gegangen, ist schneller als ich und holt ihn. Das Mäuseknäbchen kuschelt sich an mich an. Das Minimäusekind, das sich schon den ganzen Tag ununterbrochen in meinem Bauch herumgewälzt hat (was ungewöhnlich ist, weil es sonst meist nur abends richtig aktiv ist), dreht und wendet sich immer noch und drückt mir auf die Blase. Ich geh‘ dann mal aufs Klo. Oh, aha, so sieht also so ein Schleimpropf aus! Man erlebt ja immer noch was Neues…

23:45 Uhr: Zurück ins Bett. Aber ich bin so aufgeregt. Und ah, jetzt zieht das da schon wieder so komisch ganz unten im Bauch. Oder ist das nur das Minimäusekind, das schon wieder seinen Kopf in meine Blase bohrt?

Dienstag, 2.11.2010

00:10 Uhr: Das war jetzt aber eindeutig eine Wehe. Wie jetzt?! Wehen?! Nach zwei Geburten, die mit Blasensprung anfingen, finde ich das ja jetzt ein bisschen komisch. Muss man die ernstnehmen? Bei so einem Blasensprung weiss man ja wenigstens, woran man ist. Oh, da, schon wieder eine. Und noch eine. Alle fünf bis zehn Minuten. Sagte nicht jemand, die ersten Wehen kommen so ungefähr im Zwanzig-Minuten-Abstand? Vielleicht packe ich doch besser mal ein paar Sachen zusammen. Und schreibe mal ein paar Anweisungen für den Babysitter. Und die obligatorische Ich-glaube-es-geht-los-mail an die beste Freundin. Wehtun tun die Wehen immer noch nicht, aber während ich die mail schreibe, kommen sie schon im Fünf-Minuten-Abstand.

01:45 Uhr: Deswegen gehe ich jetzt mal den Ähämann wecken. Der soll mal die Mäusekinder-Babysitterin anrufen, ich geh‘ mich derweil anziehen.

02:15 Uhr: Susanne kommt, bekommt letzte Anweisungen und scheucht uns fort. Wir sollen jetzt mal das Baby kriegen. Draussen riecht es nach Winter, die Fusswege glitzern, und der Himmel ist voller Sterne. Die Strassen sind ganz, ganz leer, bis auf ein Taxi und zwei Füchse, denen wir unterwegs begegnen. Der Ähämann sucht einen Parkplatz in einer Nebenstrasse. Dort muss man ab 9:00 Uhr bezahlen, aber ich bin mir ganz sicher, dass der Ähämann bis dahin wieder weggefahren ist. Es ist ganz still, die Krankenhausfenster leuchten in die Nacht, und ich denke daran, dass wir mit einem kleinen Menschlein mehr wieder da herauskommen werden. Und stolpere gleich darauf über einen Lufthuckel. Der Ähämann fängt mich auf. Man soll eben nicht sentimentalen Gedanken nachhängen!

02:40 Uhr: Wir klingeln. Man lässt uns ein, und die einzige männliche Hebamme am Turkuer Krankenhaus kommt uns abholen. „Wehen? Blasensprung?“, fragt er auf die knappe Art finnischer Männer und bedeutet uns mitzukommen. (Er wurde dann aber später, zwar nicht gerade redselig, aber doch deutlich gesprächiger und freundlicher.) Erstmal CTG und so. „Ist Jenni hier?“, fragt der Ähämann nach der weltbesten deutschsprechenden Hebamme Turkus, die auch schon den anderen beiden Mäusekindern auf die Welt geholfen hat. Leider nicht.

03:10 Uhr: Muttermund 3 cm offen. „Naja“, sagt der Herr Hebamme, „das kann heissen, dass es losgeht, oder auch nicht. Ihr könnt selbst entscheiden, ob ihr nochmal nach Hause wollt oder nicht.“ Nach Hause?! Ich?! Das meint der nicht ernst! „Wir bleiben hier.“, sage ich, und er führt uns in eins der Geburtszimmer. „Wenn du warm duschen willst, dann sag Bescheid.“ „Mach ich!“, sag‘ ich, und mache mich erstmal mit dem Ähämann auf einen Spaziergang durch die Gänge. Leider nur gibt es beim dritten Mal so gar nichts Neues mehr dort zu entdecken, aber die Wehen werden immerhin häufiger und auch doch schon ein bisschen schmerzhaft. Von wegen nochmal nach Hause!

04:00 Uhr: Ich geh‘ dann mal unter die Dusche. Sehr angenehm, dafür kommen die Wehen sofort im Zwei-Minuten-Abstand. Zwischendurch mal abtrocknen, aufs Klo gehen, wieder unter die Dusche. Der arme Ähämann schläft derweil fast ein.

04:40 Uhr: Herr Hebamme kommt fragen, wie’s mir geht, und schlägt vor, dass wir nochmal eine Weile nach Minimäusekinds Herztönen hören. Und Jenni käme dann übrigens um sieben zum Frühdienst. „Dann warten wir so lange!“, witzele ich. Obwohl ich ja eigentlich nicht glaube, dass es noch so lange dauert.

5:10 Uhr: Ich muss schon wieder aufs Klo. „Kannst du mir das Gebammel mal kurz abmachen?“, rufe ich den Herrn Hebamme herbei. „Klar, mach ich.“ Als ich zurückkomme, fragt er, ob ich irgendwelche Schmerzmittel will. Nee, geht noch. Aber ich wüsste gern mal, wie weit wir so sind. 6 cm. Oh! Normalerweise fände ich das wenig, aber nach den Erfahrungen vom letzten Mal (wir erinnern uns: von 5 auf 10 in 5 Minuten), finde ich das sehr motivierend. Und das tut jetzt auch ganz schön weh. Rumlaufen mag ich auch nicht mehr. Ich sitze eine Weile auf dem Gymnastikball, dann finde ich auch das unangenehm, und als ich auf dem Boden knie und vor mich hin puste, fragt der Ähämann, ob er den Herrn Hebamme rufen soll. „Bei der nächsten Wehe!“ entscheide ich. Und das ist dann auch genau die, bei der ich das Gefühl habe, jetzt will das Minimäusekind raus.

5:45 Uhr: Der Herr Hebamme kommt herbeigeeilt, lässt sich den Stand der Dinge erklären, fragt mich, in welcher Position ich denn gerne pressen würde, hilft mir gemeinsam mit dem Ähämann aufs Bett *aua*, erklärt mir, wie ich das mit dem Pressen machen soll (aber DAS kann ich nun wirklich inzwischen ganz allein) und meint, bei der nächsten Wehe könne ich loslegen. Wie jetzt?! Jetzt sofort?! „Ja, der Muttermund ist ganz offen, gar kein Rand mehr!“, spricht der Herr Hebamme den schönsten Satz der ganzen Geburt. Bei der dritten oder vierten Presswehe platzt die Fruchtblase. Jetzt wird es ja schnell gehen, denke ich, beim Mäuseknäbchen hat es ja nur sensationelle sieben Minuten gedauert. Ich atme und presse und schiele auf die Uhr und stelle fest, dass es mit sieben Minuten diesmal nicht getan sein wird. Egal. Der Herr Hebamme schlägt vor, mich auf die Seite zu drehen, damit es das Minimäusekind leichter hat. Meinetwegen. Jetzt kann ich zwar die Uhr nicht mehr sehen, aber egal. Der Herr Hebamme ist grossartig im Anfeuern und Motivieren. Nur, warum tut das so schweineweh diesmal? Ich habe die Presswehen bisher nie als schmerzhaft empfunden. Unangenehm, ja, aber nie schmerzhaft. „Jetzt mach‘ schon!“ rufe ich in Gedanken dem Minimäusekind zu, „es reicht jetzt langsam!“ Und was macht der Herr Hebamme da unten eigentlich? Das tut mir alles zu weh! „Der Kopf ist gleich draussen!“, sagt der Ähämann zu mir. „Du kannst schon mal nach einer zweiten Hebamme und der Kinderschwester klingeln“, sagt der Herr Hebamme zum Ähämann. Na dann. Das schaffe ich dann jetzt schon noch. ;-) Nochmal pressen, aua-aua-aua, und dann ist es draussen, das Minimäusekind. „Kommt nach dem Vater!“, sagt der Herr Hebamme und hält den kleinen Knaben hoch, bevor er mir auf die Brust gelegt wird.

(Einen Tag später, beim Lesen des Geburtsberichts, klärt sich alles auf: Das war so schmerzhaft, weil der Minimäuserich ein Sterngucker war. Und ausserdem hatte er die Nabelschnur einmal um den Hals und einmal um den Bauch gewickelt. Zuerst denke ich ein bisschen bitter: Das hätte er mir ruhig mal sagen können, der Herr Hebamme! Das hat man nun davon, von einem finnischen Mann entbunden zu werden – immer nur ja das Nötigste reden! Aber mittlerweile denke ich, eigentlich gut, dass er mir das alles nicht gesagt hat, ich hätte mir nur unnötig Gedanken gemacht, und vielleicht hätte dann alles viel länger gedauert.)

Der Herr Hebamme hält dem Ähämann die Schere zum Durchschneiden der Nabelschnur hin, und so kommt der Ähämann, der sonst auf die Frage, ob er die Nabelschnur durchschneiden will, immer mit „lieber nicht“ geantwortet hat, zum ersten Mal auch dazu.
Nochmal kurz pressen, denn die Plazenta muss ja noch raus, und fertig.
Der Minimäuserich kommt an die Brust und fängt sofort an zu nuckeln, der Ähämann geht die Sockentafel dokumentieren, die zeigt, dass diese Nacht im Vergleich zur letzten sehr ruhig war.

Der Herr Hebamme kommt, um sich zu verabschieden, und Jenni kommt, um Hallo zu sagen und bei uns zu bleiben, bis wir auf die Neugeborenenstation umziehen. Alle drei Mäusekinder hat sie auf dem Arm gehabt, und: „Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal wieder!“, sagt sie lächelnd zum Abschied.


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Geliebt

Als die Mäusekinder am Dienstagnachmittag mit dem Ähämann ins Krankenhaus kamen, um den kleinen Bruder kennenzulernen, sahen sie sich zuerst neugierig um (Mäuseknäbchen: „Hier hast du geschlafen, etwa, Mama?“, Mäusemädchen: „Wo ist denn das Baby?“), dann kletterten beide aufs Bett und wollten mit dem Streicheln und Küsschengeben gar nicht mehr aufhören.

„Ich hab‘ den Baby lieb!“, sagte das Mäuseknäbchen. „Nein“, protestierte das Mäusemädchen, „ich hab‘ den viel lieber!“

Ich hab‘ die alle drei unglaublich lieb!