Es gibt ja (rein subjektiv natürlich) gute und schlechte Bücher. Gute Bücher lese ich einmal, vielleicht zweimal, und wenn sie mir dann immer noch gefallen, kaufe ich sie mir, weil ich sie auch noch ein drittes und viertes und fünftes… Mal lesen möchte. Schlechte Bücher lege ich meist nach ein paar Kapiteln wieder zur Seite.
Aber dann gibt es noch die Kategorie der wirklich schlechten Bücher. Solche, bei denen ich mich beim Lesen schwarz ärgere, aber die ich einfach nicht weglegen kann. Bücher, die ich bis zum bitteren Ende lese, um mich dann nur noch mehr zu ärgern, dass ich solchen Schund überhaupt gelesen habe.
Angefangen hat das mit der Kategorie „wirklich schlechtes Buch“ mit diesem. Als meine deutsche Diplomarbeitsbetreuerin schon in Finnland Doktorarbeit schrieb, kam eine ihrer deutschen Freundinnen zu Besuch und kaufte sich dieses Buch auf dem Flughafen. Fand es schlecht, konnte nicht wieder aufhören zu lesen, gab es an die deutsche Doktorandin in Finnland weiter mit der Warnung: „Es ist wirklich schlecht, aber du wirst sehen, du kannst nicht aufhören mit lesen… und übrigens, du brauchst es mir nicht zurückzugeben.“ Als ich als deutsche Diplomandin in Finnland war, bekam ich das Buch von der deutschen Doktorandin in Finnland (die mir sonst aber meist sehr gute deutsche Bücher lieh) mit der Warnung überreicht: „Es ist wirklich schlecht, aber du wirst sehen, du kannst nicht aufhören mit lesen… und übrigens, du brauchst es mir nicht zurückzugeben.“ Als meine beste Freundin aus Studienzeiten als deutsche Forschungspraktikantin nach Finnland kam, um mir beim Mäusefangen für meine Diplomarbeit zu helfen, und alle mitgebrachten Bücher ausgelesen hatte, überreichte ich ihr das Buch, nicht ohne die Warnung: „Es ist wirklich schlecht, aber du wirst sehen, du kannst nicht aufhören mit lesen… und übrigens, du brauchst es mir nicht zurückzugeben.“ Sie nahm es mit nach Deutschland. Dort lag es zwei Jahre lang herum, bis unsere gemeinsame beste Freundin als deutsche Doktorandin in Finnland anfing. Als wir sie in ihrem ersten Sommer besuchen fuhren, bat sie um ein paar deutsche Bücher aus unserem Privatbestand, zu verleihen bis Weihnachten. Ich packte ihr eine Bücherkiste (mit Büchern der Kategorie „gute Bücher“, denn andere habe ich nicht in meinem Bücherregal zu Hause) und erinnerte mich an das wirklich schlechte Buch. Der Kreis musste sich schliessen! Es kam mit in die Bücherkiste, nicht ohne zu betonen: „Die anderen Bücher möchte ich wieder haben, aber dieses ist ein wirklich schlechtes Buch, und du wirst strotzdem nicht aufhören können es zu lesen, aber du darfst es gern behalten.“ Und weitergeben. Es liegt doch nicht etwa immer noch bei dir rum, Pinni?!
Als mir neulich der „Schattenmann“ aus der Turkuer Bibliothek in die Hände fiel, war ein neuer Kanditat für das Prädikat „wirklich schlechtes Buch“ gefunden. Es kommt daher, dass ich die Krimis von Leena Lehtolainen liebe. Ich bin eigentlich überhaupt kein Krimifan, und dass ich ihre Bücher mag, liegt mehr daran, dass sie so viel aus dem Leben der Kommissarin und über das Leben in Finnland erzählen. Sie fallen definitiv in die Kategorie „gute Bücher“, und ich warte noch, wer sich dafür bereit erklärt, die bisher erschienen sieben Bände zum dritten, vierten und fünften… Mal lesen zu finanzieren. Aber der Schattenmann…! Als ich den Klappentext las, dachte ich, oh, fein, das hört sich so ähnlich an wie Leena Lehtolainens Krimis. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass die Idee gnadenlos abgekupfert ist. Schlimmer noch, statt einer ausgebildeten Polizistin ermittelt im Schattenmann eine Möchtegern-Journalistin. Eigentlich hätte ich schon stutzig werden sollen, als ich die Lobpreisungen des Iltalehti hinten drauf las. Tatsächlich verhalten sich Leena Lehtolainens Krimis und der Schattenmann zueinander wie Helsingin Sanomat und Iltalehti. Waaah!
Ich sach’s nur. Nicht, dass ich euch nicht gewarnt hätte!