Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Die beiden Streiktage haben uns gutgetan.

Das Fräulein Maus und der grosse Herr Maus konnten in Ruhe und ohne Krankmeldung ihre Impfnebenwirkungen – fürs Protokoll: nicht schlimm und viel weniger als nach der zweiten, aber auch nicht überhaupt keine wie nach der ersten Impfung – auskurieren. Wir alle schliefen früh – es war offensichtlich nötig – sehr lange und erledigten dann liegengebliebene Sachen, zu denen wir am Wochenende immer nicht kommen, und dann blieb immer noch genug Zeit zum Nichtstun und Geniessen.

Fast hätten wir nochmal die Skier anschnallen können. Als ich am Donnerstagfrüh mit dem Ähämann eine Runde rennen ging, sahen wir, dass tatsächlich nochmal mehrere Leute auf der Loipe gewesen sein mussten, und fast habe ich mich ein bisschen geärgert, dass ich mit dem kleinen Herrn Maus, der nach Skifahren gefragt hatte, nicht hingegangen bin. Kurz hatte ich auch erwogen, am Donnerstag nochmal ins Liebingsskigebiet zu fahren, weil dort am Mittwoch sogar die Pistenraupe nochmal gefahren war und Loipen gespurt hatte, aber leider streikten die Lehrer*innen am Konservatorium nicht, und so war zumindest der kleine Herr Maus Donnerstagnachmittag schon ausgeplant. Der Ähämann und ich fuhren beide mit hin, weil unterwegs noch Dinge zu erledigen waren, und sassen den Musikunterricht des kleinen Herrn Maus seit langem mal wieder auf dem Gang der Musikschule ab. Sowohl der Klavier- als auch der Klarinettenlehrer kamen vorbei und sagten, wie schön es wäre, sich mal wieder zu sehen, und tatsächlich bin ich schon das ganze Schuljahr nicht mehr mit hingekommen, weil ich zu der Zeit normalerweise noch auf Arbeit bin, und der Ähämann hat die Wartezeit wegen Corona entweder im Auto abgesessen oder für Einkäufe zu Fuss genutzt. Hinterher fuhren wir noch zum Musikbedarfsladen, weil der kleine Herr Maus zwei bescheidene Wünsche für seine Klarinette hatte, und wir sahen eine 444 auf dem Weg dahin, eine 444 direkt vorm Laden und eine 444 auf dem anschliessenden Weg nach Hause.

Am Mittwoch buk uns der grosse Herr Maus zum Nachtisch Waffeln, allerdings musste ich dafür erstmal einen Spaziergang machen und Eier und Milch nachkaufen. Wir haben seit zwei Monaten endlich einen Supermarkt in Laufentfernung; der kürzeste Weg führt durch den Wald vor der Haustür, fünf Minuten hin, acht Minuten – weil bergauf – zurück.

Ja, es ist fast Mitte April. Ja, natürlich freue ich mich auf den Frühling. Aber ich habe die Schneewoche irgendwie doch auch nochmal genossen. Schnee ist immer besser als graubraunes Matschwetter!

(Seit Sonntag geht es aufwärts. Man konnte sich in die Sonne stellen und zugucken, wie der Schnee verschwand. Und die Regentonnen ruckzuck mit 300 Litern Schmelzwasser vom Dach befüllen.)

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neljäsataaneljäkymmentäkaksi, neljäsataaneljäkymmentäkolme

Der gestrige Tag begann mit einer Überraschung: 15 cm Neuschnee.

Ich weiss nicht, ob die Ostereier am Osterbäumchen schon jemals nicht eingeschneit waren. Das muss wohl so. Ohne ordentlichen Takatalvi kann der Sommer nicht kommen.

Dann schickten wir das jüngste Kind in die Schule und gingen mit den anderen beiden zur Bushaltestelle, um ins Impfzentrum zu fahren. Wir hatten diesmal auf eine Terminreservierung verzichtet; zu Recht, denn nach einer halben Minute Wartezeit wurden das Fräulein Maus und der grosse Herr Maus gleichzeitig in zwei verschiedene Impfkabinen gebeten. Eine weitere Minute später hatten wir für beide erfolgreich eine dritte Coronaimpfung erdiskutiert.

Es ist nämlich so, dass in Finnland Boosterimpfungen für Jugendliche – zumindest, wenn sie keiner Risikogruppe angehören und nicht unter Immundefizienz leiden – nicht vorgesehen sind. Man kann sie aber in Ausnahmefällen bekommen, wenn man sie z.B. für den Coronapass braucht (und seit der zweiten Impfung mindestens sechs Monate vergangen sind, womit sich bei den Inzidenzen der letzten Monate für die meisten Jugendlichen die Sache wohl von selbst erledigt haben dürfte). Wir haben dann mal die „Wir sind Deutsche“-Karte gezogen – nicht ohne zu erwähnen, dass in Deutschland die Boosterimfpung für Jugendliche schon seit letztem Herbst empfohlen wird.

Mit einer halben Dosis Spikevax (das Fräulein Maus) und einer Dosis Comirnaty (der grosse Herr Maus) im Arm wurden wir unter „Gute Reise!“-Wünschen in den Wartebereich entlassen.

Dann gingen wir zurück zur Bushaltestelle – sowohl auf dem Weg ins Impfzentrum als auch auf dem Rückweg sahen wir jeweils eine 442 – bestiegen den nächsten Bus, der nach zwei Minuten Wartezeit kam und gleich der richtige für uns alle war; das Fräulein Maus stieg an ihrer Schule aus, der Ähäman und ich fuhren bis ins Stadtzentrum und der grosse Herr Maus noch ein paar Haltestellen weiter zu seiner Schule.

Der Ähämann und ich gingen zu mir auf Arbeit, weil es sich für mich nicht gelohnt hätte, nochmal heimzufahren, und weil der Ähämann versprochen hatte, dort noch ein letztes Regal sicher an die Wand zu schrauben. Zum Glück hatten wir es nicht eilig, denn als wir über die Brücke liefen, mussten wir erstmal fünf Minuten stehenbleiben und staunen: auf dem Fluss trieb etwas, das aussah wie riesige Plastikfetzen, sich aber als frischgefallener Schnee auf Wasser nahe dem Gefrierpunkt herausstellte. Kleinste Schneebälle, ohne Schwung von der Brücke geworfen, plumpsten einfach so durch die Schneeschichten hindurch, aber wenn zwei solcher Schichten von der Strömung zusammengetrieben wurden, dann falteten sie sich kunstvoll auf.

Bevor ich die ersten Schulkinder abholen musste, schafften es der Ähämann und ich noch, gemeinsam mittagessen zu gehen. Das georgische Restaurant hatte ein Mittagsangebot, und es fühlte sich sehr dekadent an, mitten am Arbeitstag dort zu zweit zu sitzen und in aller Ruhe sehr leckere Sachen zu essen.

Dann fuhr der Ähämann heim ins Homeoffice, und ich ging meiner Arbeit nach. Später fuhr der Ähämann den kleinen Herrn Maus ausnahmsweise mit dem Auto zum Theorieunterricht ins Konservatorium, denn der Tank war fast komplett leer und es war Dienstagabend (2,07 € der Liter 95er Benzin). Zwischendurch holte er mich von Arbeit ab, und am Flussufer parkte die 443.

Der Tag endete damit, dass der kleine Herr Maus zwanzig Minuten lang vor der Haustür Schnee schippte, der grosse Herr Maus mit einer Paracetamol-Tablette zeitig ins Bett ging und der Ähämann sämtliche Wecker im Haus für die nächsten zwei Tage ausstellte, weil in Finnland mal wieder gestreikt wird.

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Ein Kommentar

Wochenende auf Rädern

Ich denke ja manchmal ein bisschen wehmütig an die Zeiten zurück, als sie alle noch klein waren. Aber grosse Kinder sind echt toll!

Samstag.

Mit drei grossen Kindern kann man mit dem Fahrrad nicht nur die wichtigsten Einkäufe im nächstgelegenen Einkaufszentrum erledigen – einer brauchte eine Regenjacke, eine eine Regenhose, einer einen neuen Fahrradhelm, eine neue Rollschuhe, einer kaufte sich von seinem Taschengeld ein Skateboard – sondern sogar hinterher noch den Wocheneinkauf im Supermarkt machen.

(Weil.)

Dass es im Einkaufszentrum jetzt ein Fahrradparkhaus gibt, war recht praktisch, denn es, nun ja, schneeregnete.

Sonntag.

Als ich nach dem Frühstück zu klein gewordene Rollschuhe aussortieren und die am Vortag neu erstandenen Rollschuhe in die Rollschuhkiste einräumen wollte, beschlossen der Ähämann und ich spontan, dass unsere 25 Jahre alten und in den letzten Jahren hauptsächlich von Nagetieren als Unterkunft genutzten Rollschuhe jetzt dann doch mal ausgedient haben.

Der Ähämann ergatterte das vorletzte und ich das letzte Paar in der passenden Grösse. (So ging es uns letzte Saison schon mit zwei Paar neu anzuschaffenden Skiern.)

Bei der anschliessenden Probefahrt stellten wir fest, dass wir einen weiteren Meilenstein erreicht haben: sechs Jahre, nachdem der Osterhase ihnen ihre ersten Inlineskates gebracht hat, kann man mit den Kindern richtige Touren fahren. Direkt von zu Hause aus eine Stunde am See entlangrullern, zack, 8 km!

(Es kam direkt die Frage auf, ob wir jetzt immer rullern statt wandern gehen können.)

Presseschau.

Schon bisschen älter, aber passend zum Thema: Finnlands berühmtester Inlineskater ist übrigens Sauli höchstpersönlich.


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Coronaklausur, Tag 55

Finnland hat 5984 bestätigte Coronafälle.

Als ich heute früh das Rollo hochzog, rieselte zwischen den übers Wochenende zart ergrünten Bäumen so weisses Zeug vom Himmel. Ach, hallo, Mamertus, du?! Das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen, dass du den weiten Weg bis nach Finnland auf dich nimmst!

Als nach dem Frühstück alle in die Schule und ins Büro vor ihre digitalen Endgeräte gezogen waren, um die neue Schul- und Arbeitswoche zu beginnen, klappte auch ich meinen Laptop auf und machte zuallererst nicht nur die Nachrichtenseite, sondern auch Wilma auf, um mich über den neuesten Stand der Dinge zu informieren. Aus Wilma waren die orangen Balken – „Antrag in Bearbeitung“ – verschwunden, und siehe da, letztendlich war es ganz einfach: zwei Anträge auf Freistellung mit der Begründung „Wir halten es für ein zu grosses gesundheitliches Risiko, unser Kind wegen der letzten elf Schultage zurück in die Schule zu schicken“ von zwei verschiedenen Rektoren heute früh kommentarlos durchgewinkt. Na bitte!

Dasjenige unserer Kinder, das unbedingt in die Schule möchte, erhielt von seiner Klassenlehrerin heute schon mal eine lange Wilmanachricht mit genauen Hinweisen zum Schulablauf ab Donnerstag: wo und wann sich die Klasse früh treffen und später jede ihrer Pausen verbringen wird („Am zur Strasse hin gelegenen Ende des Kunstrasenplatzes, an der Ecke zum Kindergarten“), dass auch die, die mit dem Fahrrad kommen, mit ihren Rädern da hinkommen sollen und man dann gemeinsam auf dem Weg in die Klasse die Räder wegbringen wird, dass in der eigenen Klasse Mittag gegessen werden wird und dass man früh reichlich essen soll, weil die Mittagessenszeiten jetzt weiter auseinandergezogen sind und für seine Klasse jetzt eine Stunde später stattfinden wird als bisher, und dass alle Unterrichtsfächer mit der Klassenlehrerin stattfinden werden, auch die, in denen sie bisher eine andere Lehrerin hatten. Hört sich alles halbwegs vernünftig an, und wenn es sich das Kind nicht doch noch anders überlegt, dann soll es halt in Gottes Namen hingehen.

Danach bereitete ich schon mal das Tagesprogramm für die letzten drei Tage Fernhort vor, denn vermutlich werden die auch anderweitig recht voll sein. Am Mittwoch gibt es auf jeden Fall nochmal kindgerechte Videos zu Ansteckungswegen über Oberflächen und mit Spucketröpfchen, damit alle vorbereitet sind. Ganz wohl ist mir nämlich nicht bei dem Gedanken an diese grosse Kindergruppe.

Das Fräulein Maus und der kleine Herr Maus setzten nach der Schule ihren gestrigen Sauna-Frühjahrsputz im Bad fort. Man braucht jetzt eine Sonnenbrille, wenn man das Bad betritt.

Ansonsten: Geburtstagsvorbereitungen. Und ein Ausflug mit dem Ähämann zum Hafen, wo der Fahrkartenschalter derzeit jeden Tag anderthalb Stunden früh und anderthalb Stunden abends, jeweils rund um Ankunft und Abfahrt der „Amorella“ und der „Grace“, geöffnet hat, unsere Überfahrt nach Stockholm und zurück auf unbestimmte Zeit verschieben. Als wir wieder rauskamen aus dem Terminal, schob sich gerade die „Grace“ im Abendsonnenschein rückwärts in den Hafen. Ach, ach. Keiner stand an Deck und guckte. (Sie nimmt nur Fracht mit zur Zeit.) Und wir werden auch nicht in drei Wochen mit ihr mitfahren, am Badehäuschen vorbei durch den Wald. Ach, seufz.


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Coronaklausur, Tag 13

Finnland hat 1352 bestätigte Coronafälle.

Der Morgen begann mit einer Überraschung.

Unser Terrasseneisloch, jetzt stilecht.

Ganz überraschend kam es ja nicht, aber mit 10 cm Neuschnee hatte wirklich niemand gerechnet. Soviel Schnee hatten wir ja den ganzen Winter nicht! Zum Glück muss so ein finnisches Schulkind nicht lange auf die erste Hofpause warten. Sie zogen dann auch dreiviertel zehn gleich mit Schlitten und Rutschmatte los und wiederholten das jede Stunde.

Der kleine Herr Maus sollte heute für Sachkunde eine Tabelle anlegen, in die er das Fortschreiten des Frühlings eintragen soll: an welchem Tag er den ersten Huflattich, den ersten Singschwan, die erste Hummel, den ersten Zitronenfalter, das erste Leberblümchen, die erste Kreuzotter, die erste Lachmöwe, die erste Bachstelze… gesehen hat. Obwohl er sonst seine Schulaufgaben recht beflissen während der entsprechenden Unterrichtsstunde erledigt und zurückschickt, zog sich diese Aufgabe heute sehr in die Länge. (Vermutlich lag’s am Wetter. Aber immerhin konnte er Huflattich, Leberblümchen, Singschwan und Zitronenfalter schon von letzter Woche eintragen.)

Als er endlich fertig war, brachen wir zu einem Winterwaldspaziergang seiner heutigen Schulsportstunde sowie seinem heutigen Schwimmtraining ins Citymoor auf.

(Der Ähämann kam auch mit. Das Fräulein Maus blieb zu Hause, sie hatte noch Deutschunterricht.)

Man kann ja geteilter Meinung sein zu Schnee Ende März. Aber mich hat er überraschend glücklich gemacht.


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Zwei Wochen

Die letzte Märzwoche war hell. So hell! Abends bis um acht, früh lange schon vorm Aufstehen, und das zeitige Aufstehen und die abendliche Taxifahrerei fühlten sich auf einmal wieder ganz leicht an.

In der letzten Märzwoche wurde der grosse Herr Maus ins Stadt-Schülerparlament gewählt. Es ist faszinierend, wie unterschiedlich unsere drei Kinder sind: der grosse Herr Maus zum Beispiel erstellt mal eben eine Präsentation über sich, schüttelt ein Wahlprogramm aus dem Ärmel und stellt sich dann ohne Hemmungen vor ein grosses Publikum und trägt es vor.
(Sein politisches Engagement kam auch gut an, hat man ihm gesagt.)

Die letzte Märzwoche war auf Arbeit ziemlich anstrengend. Unsere Hortkinder hatten Projektwoche in der Schule und standen jeden Tag alle 35 gleichzeitig auf der Matte vor der Tür. Zum Glück fing in der letzten Märzwoche schon ein wenig der Frühling an, noch mit kaltem Wind, aber mit viel Sonne, und wir haben sehr viel Zeit im Freien verbracht.
(Und mit vielen Diskussionen, ob man Jacken, Mützen, gar Schuhe (!) ausziehen darf.)

In der letzten Märzwoche kam der Winter zurück. Während der kleine Herr Maus sonntagfrüh in der Schwimmhalle zum Schwimmtraining war, segelten draussen wattebauschgrosse Schneeflocken vom Himmel, eine Stunde später war alles weiss.
(So ist das hier.)

In der letzten Märzwoche hat das Fräulein Maus, wie auch die drei Wochen zuvor schon, vor sich hingekränkelt.

In der letzten Märzwoche hatte das Fräulein Maus gleich zwei Wettkämpfe. Am Sonnabend kutschierte der Ähämann sie und vier weitere Turnmädchen nach Helsinki zu einem Wettkampf in rhythmischer Sportgymnastik – was die Mädchen eher aus pädagogischen Gründen machen müssen als aus echtem Ehrgeiz. Das Fräulein Maus wurde 3. von 217! Am Sonntag hatte der Flohzirkus seinen nächsten Wettkampf und belegte einen zweiten Platz. Alle völlig fertig nach dem Wochenende, aber glücklich. Danach allerdings mussten wir feststellen, dass sich Wimpernleim – damit hatten sie Strasssteine auf die Frisur geklebt – aus Haaren auch in der extra angeheizten Sauna nicht entfernen lässt. Eine kurze, panische Recherche ergab, dass wohl Entferner für wasserfestes Make-up hilft. Der März endete damit, dass der kleine Herr Maus und ich nach der Sauna nicht die Schlafanzüge, sondern Fahrradklamotten anzogen, und im Abendsonnenschein und auf mittlerweile wieder komplett freigetauten Wegen in den mittelweit entfernten Supermarkt radelten.

Uff, dachte ich.
(Da wusste ich ja noch nicht, wie der April werden würde.)

Die erste Aprilwoche begann zusätzlich zum Uhrumstellungsjetlag auch noch damit, dass ich jeden Morgen um acht in der Schule sein muss, um meinen letzten Praktikumsteil – und gleich nach Ostern meine letzte Lehrprobe – zu absolvieren. Apropos Lehrprobe: in der ersten Aprilwoche habe ich mal wieder in jeder freien Minute an einem HENSU getippt, denn der muss drei Wochen vorher im Wilma stehen. (Ja, ich hab‘ in meiner Berufsschule auch ein Wilma.)

In der ersten Aprilwoche kränkelten das Fräulein Maus, der grosse Herr Maus und der Ähämann. Am Ende der ersten Aprilwoche stellte sich heraus, dass das Fräulein Maus Angina hat. Das Penicillin hilft leider nicht so, wie wir es uns erhofft hatten, und eine Virusinfektion obendrein hat sie nun auch noch. Deshalb konnte sie zum ersten Mal seit langer Zeit nicht an einem Wettkampf teilnehmen.
(War doof für alle, denn es gibt vermutlich keine Sportart, in der der Einzelne weniger ersetzbar ist als in der des Fräulein Maus.)

Dafür sassen wir in der ersten Aprilwoche ganz unerwartet den ganzen Sonnabend im Garten, liessen uns die Sonne auf die Nase scheinen, assen zum ersten Mal draussen und sahen besoffenen Hummeln beim Nektarsammeln und den ersten Blättchen an der Stachelbeere beim Entfalten zu.

In der ersten Aprilwoche ging der kleine Herr Maus übers Wochenende auf Wettkampfreise nach Åland. Mit Übernachtung und Anreise mit dem Schiff! „Und dann war dort auch alles auf Schwedisch, oder?“ „Ja, aber das war überhaupt kein Problem. Die haben statt Paikoillanne! [=Auf die Plätze…] eben På era platser! gesagt.“
(Zehn Zentimeter gewachsen und mit einer Bronzemedaille kam er heim.)

Die erste Aprilwoche endete damit, dass der Winter nochmal zurückkam. Als ich den kleinen Herrn Maus Sonntagabend vom Hafen abholte, fiel nasses, weisses Gelumpe vom Himmel. Eine Stunde später war alles weiss.

Ich hätte jetzt bittegerne sofort Sommer.
Aus allen erdenklichen Gründen.


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Minikreuzfahrt, umweltfreundlich

Mal davon abgesehen, dass ich heute früh kurz darüber nachdenken musste, das Winterfahrrad mit den Spikereifen nochmal von der Schuppenwand runterzuhieven, weil der Schnee von gestern tatsächlich liegengeblieben war und mit dem morgendlichen Raureif um die Wette glitzerte und die Strassen bei – 2 Grad tatsächlich stellenweise überfroren waren, war ich ganz froh, dass ich heute Vormittag einen Termin auf dem Arbeitsamt hatte – vielleicht gehe ich bald Mercedesse zusammenschrauben, jeee! – denn das gab mir endlich mal wieder einen Anlass, mit der geliebten Föri über den Fluss zu fahren.

Völlig lautlos zog sie heute über den spiegelblanken Aurajoki – denn seit letztem Wochenende fährt sie mit Strom.

(War sogar BBC eine Meldung wert.)


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Schnee an Frühblühern

Der kleine Herr Maus war ja gleich dagegen.

„Tulpen im Schnee?! Was ist denn das für ein Quatsch?! Das ist doch kein Frühlingsbild!“, protestierte er, als ich kurz vor Ostern meine Lieblingswinterpostkarten gegen meine Lieblingsfrühlingspostkarten tauschte.

Ich mag diese Postkarte aber. So ist der finnische Frühling nun mal. Oft jedenfalls. Also im April.

Jetzt aber haben wir Mai.

Ich tausche das Bild jetzt sofort um. Gegen eine Sommerpostkarte!

(Heute vor einem Jahr war T-Shirt-Wetter. Ich kann’s beweisen!)


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Nachtfrost und Schneeschauer

Wir sind ja eigentlich dran gewöhnt.

An unserem ersten Ostern in Finnland machten der Damals-noch-nicht-Ähämann und ich eine Radtour mit Zelt. Als wir nach dem Frühstück unser Geschirr abspülen wollten, mussten wir erstmal ein Loch ins über Nacht wieder zugefrorene Meer klopfen.

Aber gut, dass wir heute verabredet waren. Sonst wären wir bei 1°C Tageshöchsttemperatur vermutlich trotzdem nicht zu einer Wanderung aufgebrochen.

Dabei war es natürlich wie immer: wenn man erstmal draussen ist, ist es richtig schön.

Alles Wasser im Moor war mit einer Eishaut überzogen. Der Schnee, der ab und zu fiel, war nicht der sonst für diese Jahreszeit typische windgepeitschte Schneeregen, sondern segelte wie Frau Holles feinste Daunen vom Himmel. Viel besser als Regenschauer!

Und die Sonne wärmte schon richtig. Ist ja schliesslich schon Mitte April.