Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

satayksi

3 Kommentare

Der Ähämann hat dieses Jahr sein gesamtes Urlaubsgeld gegen freie Tage eingetauscht.

Wir sind sehr dankbar für diese Möglichkeit, denn: von Juhannus bis zum 31. Juli ist Finnland geschlossen. Einschliesslich der Kindergärten. Für Kinder, deren Eltern in der Zeit doch arbeiten müssen, gibt es zwar Notfallkindergärten – aber wer schickt sein Kind schon gern für ein paar Wochen in einen komplett anderen Kindergarten in eine komplett neue Gruppe mit komplett neuen Betreuern?
(Allerdings, es ist noch gar nicht lange her, da war unser Kindergarten einmal in den Skiferien Notfallkindergarten – und nachdem sie den ganzen Tag mit Gastkindern gespielt hatte, beschwerte sich das Fräulein Maus bei mir bitterlich, warum sie denn niemals in einen anderen Kindergarten gehen dürfe…)

Wenn man auf finnische Art Urlaub machte – also seinen gesamten Jahresurlaub im Sommer nähme – käme man mit seinen regulären Urlaubstagen ganz gut hin. Aber wir doch nicht…! (Die Winterurlaubsregelung, die es leider nicht mehr gibt, war wie für uns gemacht: wenn man im Winter Urlaub nahm – bis zu zehn Tage – dann wurden einem dafür nur die Hälfte der Urlaubstage angerechnet.)

Also tauscht der Ähämann Urlaubsgeld um. Und wir haben jetzt noch so eine Art Urlaub nach dem Urlaub – auch wenn ich arbeiten muss, weil die Eichhörnchen im Juli eben keinen Urlaub haben, sondern sehr mit ihrem Nachwuchs beschäftigt sind.

Früh schleiche ich mich aus dem Bett. Ich muss niemandem die Windel abmachen, niemanden anziehen, niemanden zehn Mal zu Tisch bitten. Ich kann LESEN beim Frühstück! Ich kann am Kindergarten vorbeibrausen und brauche nicht mal zwanzig Minuten mit dem Fahrrad von zu Hause zur Uni. Die Stadt ist leer und still. Ich arbeite oft nur bis zum frühen Nachmittag – dafür manchmal auch am Wochenende, denn Eichhörnchen machen auch kein Wochenende – und treffe mich dann mit dem Ähämann und den Mäusekindern irgendwo zum Mittagessen oder auf dem Spielplatz. Fahre ich direkt nach Hause, kann ich wieder am Kindergarten vorbeibrausen und bin in spätestens zwanzig Minuten zu Hause. Danach muss ich keine Rucksäcke wegräumen, keinen Windelbeutel umpacken, keine drei Fahrräder in den Schuppen fädeln (sondern nur eines). Wenn das nicht fast Urlaub ist…!

Als wir letzte Woche unseren ersten derartigen Nachurlaubstag verbrachten, hatten der Ähämann und die Mäusekinder eine grosse Radtour zur Post gemacht, dann trafen wir uns zu einem sehr späten Mittagessen. Dann radelten wir gemeinsam zurück und machten noch einen Zwischenstopp an einem neuen Spielplatz in einem neuen Wohngebiet. Der kleine Herr Maus, der den Mittagsschlaf hatte ausfallen lassen, war ziemlich müde. Der grosse Herr Maus und das Fräulein Maus, die selbst geradelt waren, waren ein bisschen kaputt. Alle drei spielten lange und friedlich. Der Ähämann und ich sassen auf der Bank und sahen zu. Wir beobachteten einen Tankwagen, mit dem die neugepflanzten Büsche rund um den Spielplatz gegossen wurden. Und dann kam noch die 101 aus einer Hauseinfahrt gefahren, mit einem Kanu auf dem Dach. Die hat auch Urlaub.

(Die wahre Urlaubstagezusammenkratzherausforderung erwartet uns dann nächsten Sommer. Schulferien sind nämlich vom 1. Juni bis Mitte August. Und Hortbetreuung gibt es nur während des Schuljahres.)

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3 Kommentare zu “satayksi

  1. Ja, das leidige Thema Kinderbetreuung ist offenbar bei allen berufstätigen Eltern anspruchsvoll. Ich habe ein ähnliches Modell wie dein Mann – ich verzichte auf einen Teil meines Gehaltes und erhalte dafür 6 weitere Woche Urlaub. Nachteil an der Sache: Ich muss diese 6 Wochen dann auch am Stück nehmen. Da böten sich natürlich die 6 Wochen Schulferien im Sommer an, aber das wäre den beiden Kollegen gegenüber, die ebenfalls schulpflichtige Kinder haben, etwas unfair – denn wir sollten uns möglichst wenig überlappen (sooo viele sind wir nicht und als Servicebereich muss auch immer jemand da sein, der Bescheid weiß – ist ähnlich wie mit den Eichhörnchen ;) ). Also trotzdem wieder Spagat. Die Ferien-Hortbetreuung für schwerbehinderte Kinder gibt es hier zwar (über einen privaten Verein max. 6 Wochen / Jahr), aber ob man für die nächsten Ferien einen Platz bekommt, erfährt man erst ein paar Wochen vorher. Und die Kosten sind auch heftig.

    Aber: Eure Nachurlaubszeit klingt doch gut. Radfahren, treffen mit der Familie und eine stille und leere Stadt – schön.

  2. Meistens tut sich dann doch noch irgendwas auf. Unbezahlten Urlaub zu wünschen habe ich mich noch nicht gewagt, ich habe eh immer das Gefühl als „Teilzeitkraft“ „mit Kind“ mir beruflich alles zu verspielen. Und ehrlich gesagt brauche ich auch das Geld.
    Bei aller Angst und schlechtem Gewissen, die ich vorher hatte: das Kind hat die Sommerbetreuung seit den ersten Kindergartentagen immer nicht nur gut verkraftet, sondern oft als schöner empfunden als den regulären Kindergartenbetrieb im gewohnten Haus mit den gewohnten Erziehern und Kindern. (in D.)
    Dann kam die Angst vor den langen Schulferien und siehe da, auch hier gibt es Ferienbetreuungsangebote, sei es vom privaten Schulkindbetreuungsverein oder der Kommune, die Ferienbespassung für die Grundschulkinder anbietet. Die Angebote machen Spass, ich bin entlastet und bezahlen kann ich es auch, nur bei der Anmeldung muss man sehr gut und schnell sein, es gibt einfach immer zu wenig Plätze.
    Jetzt kann ich meine Nervosität schon der nächsten Zeit zuwenden, bald, wenn das Kind von der Grundschule auf die nächste Schulform wechselt, mit 9, (das habe ich jetzt von der vorzeitigen Einschulung), was dann? Versuchsweise mein Mantra: es wird sich schon was anbieten…

    Momentan ist Ganztags-Ferienbetreuung angesagt und ich habe ein ganz ähnlich entspanntes Lebensgefühl wie du es geschildert hast. Ich kann meine Arbeit besser erledigen weil ich nicht ständig auf die Uhr schielen muss um das Kind pünktlich abzuholen. Ich habe sogar noch etwas Zeit für Dinge, zu denen ich sonst nie komme, weil ich keine Lust habe, die kurze gemeinsame Mutter-und-Kind-Zeit dafür zu verschwenden. Das Kind ist ohne Hausaufgaben auch viel entspannter und wir können viel besser in den Tag hinein leben als während der Unterrichtszeit. Abends können wir baden gehen, spät ins Bett, und alles ist gut. Sommerfeeling.

    Wie machen es denn die anderen Familien in finnland, da hat doch sicher auch nicht jeder arbeitende Mensch so lange Urlaub wie die Kinder Ferien oder doch? Ferienangebote? Bei uns bieten ja manchmal z.B. Sportvereine Freizeiten für die älteren Kinder an.
    Irgendwas muss es doch auch bei Euch geben oder müsst Ihr dann die Kinder mit zur Arbeit schleppen?

    • Ja, solche Ferienangebote gibt es hier auch, von der Stadt, von den Sportvereinen, von der Kirche… nur bei der Anmeldung muss man ähnlich schnell sein wie bei den Schwimmkursen, und teuer ist es auch…

      Viele Kinder bleiben auch einfach mit vorgekochtem Essen und Handy allein zu Hause, zumindest einen Teil der Ferien. Und da genug Nachbarskinder ihre Ferien genauso verbringen, ist das vielleicht auch gar nicht so schlimm.

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