Betreuer in einem finnischen Kindergarten möchte ich ja irgendwie nicht sein:
Kaum ist die Zeit vorbei, in der man zwanzig Kindern zweimal täglich in Schneeanzüge, Mützen, Handschuhe und Matschhosen helfen musste, muss man zwanzig Kinder zweimal täglich von Kopf bis Fuss mit Sonnencreme versehen.
Oder: Wie wir in unserer Forschungsgruppe unseren Arbeitsplan koordinieren
„Ich kann morgen direkt vom Kindergarten in den Park kommen.“ „Essen deine Kinder Frühstück im Kindergarten? Ja? Unsere nicht. Okay, dann gehst du zuerst, ich löse dich dann ab, wenn ich unsere Kinder gebracht habe.“
„Ach, wisst ihr was?! Ich übernehme heute die Nachmittagsschicht! Ich hab‘ gedacht, ich hole meinen Sohn heute schon mal nach dem Mittagessen ab, der hasst den Mittagsschlaf im Kindergarten. Ich geh‘ dann mit ihm gemeinsam Fallen kontrollieren.“
„Lass mal, deine Kinder schlafen doch noch nicht durch. Da musst du nicht um Mitternacht draussen rumrennen. Wir machen das schon.“
„Ich bin heute ein bisschen langsam, kannst du vielleicht…?“ Reicht Halsbandsender und Schraubenzieher. „Die Kinder haben die ganze Nacht gekotzt, ich hab‘ fast nicht geschlafen.“
„Heute Abend kann ich nicht weg, weil meine Frau auf Dienstreise ist, da muss ich zu Hause sein. Lass uns morgen gehen!“
Bin ich eigentlich die einzige Mutter, die es befremdlich findet, wenn alle anderen Eltern mit Geschenken zu den diversen Frühlingsfesten anrücken, um anschliessend Kindergartenbetreuer / Musiklehrer / Trainer… damit zu überhäufen?
Könnte man ja auch mal der Busfahrerin oder dem Supermarktkassierer oder der Kantinenfrau oder dem Hausmeister ein Geschenk machen vorm Sommerurlaub.
Spaziergang mit allen Puppenkindern. (Wir brauchen ja keinen Kinderwagen mehr. Können wir ja stattdessen drei Puppenwagen ins Auto laden.) Produktion vieler Löwenzahnkränzchen. Picknick bei Mannerheims im Park.
Der kleine Herr Maus fiel in Brennnesseln. Der grosse Herr Maus wurde von einem Mops gejagt. Unter den Autos der Oldtimerparade, die wir zufällig vorbeifahren sahen, gab es lückenlos alle Kennzeichen von 91 bis 98 – nur keine 99.
Trotzdem gibt es an so einem Frühsommertag kein schöneres Ausflugsziel als Rauma.
Ich bin nicht so der Typ, der wegen jedem krakelig gemalten Muttertagsherz und jedem gestottert aufgesagten Gedicht in Rührungstränen ausbricht.
Aber wenn dann für das eigene Kind zum allerersten Mal ganz offiziell das Suvivirsi gesungen wird…
Es ist nämlich so: vor zwölf Jahren nahm mich meine finnische „Familie“ mit zur Konfirmation meiner finnischen „Cousine“. Die Sonne schien, der Flieder blühte, wir feierten im Garten. Hinterher schrieb ich nach Hause: „Ich habe noch nie so viele Kirchenlieder mit so weltlichem Inhalt gesungen.“ Das Suvivirsi („Sommerchoral“) erinnerte mich an “Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, aber das hatte ich zum letzten Mal in der Christenlehre gesungen, nie auch nur in einem einzigen Gottesdienst. Ausserdem sangen die Finnen ihr Suvivirsi irgendwie… mit mehr Inbrunst.
Vor neun Jahren war ich auf der Abiturfeier meiner finnischen „kleinen Schwester“. Sie bekam feierlich ihr Abiturzeugnis überreicht und ihre weisse Mütze, und zum Schluss sangen alle – Schüler, Lehrer, Gäste – gemeinsam das Suvivirsi. „Das wird immer zu Abiturfeiern gesungen. Überhaupt zu jedem Schuljahresabschluss“, erklärte mir meine finnische „Familie“.
Und gestern sass ich dann also mit den Kindergartenkindern in der Kirche. Am Schluss waren die neun Vorschüler nach vorn gerufen worden, und die Pfarrerin hatte sie, jeden einzeln, für die Schule gesegnet. Grosse Kinder, wie sie da standen, bereit für Neues, schon gar keine Kindergartenkinder mehr, und doch noch so klein, als wir alle unsere Hände über sie hielten.
Und dann sangen wir das Suvivirsi. Die Mutter neben mir wischte sich die Augen. Ich sass da. Versuchte den Text zusammenzubekommen. Und blinzelte. Und dachte: so finnisch bist du also schon geworden.
(„Das war schööön!“ hauchte das Fräulein Maus hinterher und fiel mir in die Arme. „Danke, dass du gekommen bist!“)
Der “Alepub” ist nicht etwa ein Pub, in dem Ale ausgeschenkt wird.
Der „Alepub“ ist einer, in dem man sich besonders preiswert besaufen kann, denn Ale – die weithin übliche Abkürzung für Alennusmyynti – steht für Schnäppchen reduzierte Preise.
Und angesichts der Tatsache, dass der Ähämann erst letztens mit Kollegen aus war und für ein 0,4-l-Glas Bier 7,50 € bezahlt hat, sind 3,20 € für einen halben Liter ja wirklich voll günstig…