Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


Hinterlasse einen Kommentar

Als ich gestern Abend endlich die Uni verliess, nachdem ich den ganzen Tag versucht hatte, mich trotz des unaufhörlich ans Fenster und gegen das blecherne Fensterbrett trommelnden Regens zu konzentrieren, lagen meine Nerven ein wenig blank. Dabei hätte ich so schön in Ruhe arbeiten können, während Turku im Schnee versinkt, wenn es nur drei Grad kälter gewesen wäre… *seufz*


Hinterlasse einen Kommentar

Eigentlich sind die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr ja dazu da, die neuen Weihnachtsbücher zu lesen. Aber nee, ich geh’ ja lieber auf Arbeit und verzweifle zum 53. Mal über meinem Diplomarbeitspaper!!! (Natürlich geb’ ich dir einen Cocktail aus, liebe Pinni, falls dieses Ding jemals veröffentlicht werden sollte – und wenn ich ihn selber mixen muss!)

Aber Lesen…! *sehnsüchtigseufz* Passenderweise fand ich gestern das auf meiner täglichen Leserunde im Netz. Wie wahr! Wie richtig! Wie ich das kenne! In Jena hab’ ich wirklich manchmal die Entscheidung „Fahrrad oder Strassenbahn?“ danach getroffen, ob ich gerade unbedingt ein Buch weiterlesen wollte. Aber hier, bei noch nicht mal anderthalb Kilometern Arbeitsweg…
Jedenfalls dachte ich gestern plötzlich, nachdem ich schon eine ganze Weile online mitlese, es wäre jetzt an der Zeit für den allerersten Teil des New-York-Tagebuchs, und zwar in gedruckter Form. Und nachdem Amazon mir sagte, das Buch wäre vergriffen, führte mich mein nächster Weg direkt zur ZVAB. (Die eine wirklich feine Sache ist! Nach langem Suchen habe ich dort endlich „Alle Schönheiten der Welt“ von Jaroslav Seifert gefunden (und zwar die ungekürzte Auflage von 1992, und zwar verlagsneu!), und auch Pavel Kohouts „Heilige Klara“, die überraschenderweise auch nicht mehr im normalen Buchhandel zu bekommen ist, habe ich dort bestellt.) Nun funktioniert das bei der ZVAB so, dass sie zwar einen Online-Katalog anbieten, die Bestellung aber direkt über das Antiquariat, das das gewünschte Buch führt, läuft. Bisher hatte ich damit keine Probleme – aber da wohnte ich auch noch in Deutschland! Laut ZVAB sollte mich der Versand nach Finnland 2,60 € kosten, zahlbar per Rechnung nach Erhalt der Ware. Na, schön. Bis die mail vom Antiquariat kam: “Sie möchten von uns schnell beliefert werden, also erhalten Sie hiermit eine Vorausrechnung…“ Auf der ich auch gleich mal 4,00 € Versandgebühren begleichen sollte. Aber hallo?! Nee, so nicht! Auf meine etwas empörte Antwortmail ob der willkürlich geänderten Bedingungen habe ich nicht mal eine Antwort erhalten. Also, falls jemand von euch jemals eine Bestellung bei Davids Antiquariat Huss plant – lasst es sein! Heute habe ich es einfach bei einem anderen Antiquariat nochmal probiert, diesmal vorsichtshalber mit vorheriger Preisanfrage direkt an das Antiquariat: “Bis 31.12. 2,60 €, ab 1.1. 3,00 €.“ (Die Deutsche Post erhöht wohl schon mal wieder für ihren fabelhaften Service die Preise?!) Na bitte! Also, sofort bestellt, die Antwort ist auch schon da: „Das Buch geht heute noch auf die Reise.“ Und kein Wort von Vorausrechnung. Fein! (Was das New-York-Tagebuch allerdings im Bereich „Science Fiction, Fantasy und Horror“ zu suchen hat, darüber mache ich mir jetzt mal lieber keine Gedanken. Wenigstens sind die nett dort in ihrem Horror-Antiquariat!)
Und ich dachte immer, ALLE Buchhändler wären nett…

Das Telefonat mit der Sparkasse Jena, bei dem ich der beflissenen Mitarbeiterin – wie schon unzähligen ihrer KollegInnen zuvor – mal wieder erörtern durfte, dass ich JA eine finnische Adresse habe, meine Eltern NEIN Kunden der Sparkasse Jena sind, aber trotzdem JA bereit sind, mit Hilfe meiner S-Card Kontoauszüge für mich zu ziehen, weil ich NEIN Kontoauszüge gebührenpflichtig zugesandt bekommen möchte… hat mich dann schon gar nicht mehr aufgeregt. Pfff!


Hinterlasse einen Kommentar

Weihnachten deutsch/finnisch

Weihnachten hier war sooooo schön…! Ich hab’ nicht mal mehr Heimweh nach dem Erzgebirge gehabt, das mir doch sonst immer den ganzen Advent über ein bisschen zusetzt.

Der 24. Dezember fing auch bei uns in Turku an wie es sich gehört:mit Baumputzen. Zwar hat man uns dieses Jahr den Baum fast schon mit Dekoration verkauft, aber wir haben dann doch noch ein bisschen nachgeholfen, noch dazu, wo sich der schöne Schmuck im Zimmer auch nicht so recht halten wollte. ;-)

Um 12 hatten wir unseren ersten Weihnachts”termin”: die Verkündigung des Weihnachtsfriedens. Je weiter wir uns Dom und altem Marktplatz näherten, desto mehr fühlte ich mich an 1.Mai-Demonstrationen in Karl-Marx-Stadt erinnert, so viele Menschen (samt Kindern und Hunden) waren auf dem Weg dort hin. Die Aninkaistenkatu war sogar für Autos gesperrt. Es war aber dann überraschend feierlich. Nachdem die Glocken des Doms zwölf Mal geschlagen hatten, wurde vom Balkon des alten Rathauses der Weihnachtsfrieden verkündet. Und wenn es uns auch ein wenig seltsam vorkam, dass bei einer solchen Gelegenheit die Nationalhymne gesungen wird – die Inbrunst, mit der die Finnen mitsangen, und der kleine Junge neben uns, der sich auf den Schultern seines Vaters auch die Mütze vom Kopf zog, waren doch ergreifend. Das mit dem Weihnachtsfrieden ist im Übrigen durchaus wörtlich zu nehmen: ab mittags sind die Geschäfte geschlossen, und ab 14:00 Uhr bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag fahren keine Busse und Bahnen mehr. Selbst unser kleiner Studentendorfkauppa, der doch sonst an jedem Sonn- und Feiertag geöffnet hat, hatte zu Heiligabend und an den Feiertagen jeweils nur ein paar Stunden auf. Und in der ganzen Stadt war es drei Tage lang seltsam still. Das Glockenläuten des Doms und die Verkündigung des Weihnachtsfriedens werden im Radio und Fernsehen landesweit übertragen. Wir haben es aufgenommen und uns abends nochmal angesehen, was wir mittags live nicht sehen konnten hinter den vielen Menschen.

An Heiligabend in die Kirche zu gehen, ist in Finnland eigentlich bis vor kurzem nicht üblich gewesen. Erst seit ein paar Jahren bieten die Kirchen auch Christvespern an Heiligabend an. Auch unsere internationale Gemeinde hatte erst am 25. einen Weihnachtsgottesdienst. Da ich mir aber einen Heiligabend ohne Kirchgang nicht vorstellen konnte, hatten wir die Wahl zwischen einer hochoffiziellen Weihnachtsmesse in finnisch und schwedisch mit dem Erzbischof von Finnland im Dom, und einer kleinen Christvesper auf finnisch in der Katariinankirkko. So sehr ich den Dom liebe und als „meine“ Kirche ansehe, haben wir uns dann doch für den kürzeren Weg und den kürzeren Gottesdienst entschieden. Es war auch bestimmt die schönste Christvesper seit Jahren: sehr kurz und schlicht und doch sehr herzlich. Die Weihnachtsgeschichte auf Finnisch hat mich dann auch seltsam berührt. Weil ich auf einmal wieder so sehr gespürt habe, dass ich jetzt hier zu Hause bin. Und dass die Weihnachtsgeschichte viel mehr ist als diese Phrase, die wir im Deutschen alle schon auswendig kennen:“Es begab sich aber zu der Zeit…“. In die Katariinankirkko zu gehen hatte auch noch den Vorteil, dass uns der Weg über den Katharinenfriedhof führte. Die Finnen bringen nämlich, wie auch zu Allerheiligen, am Heiligabend Kerzen auf die Gräber ihrer Verstorbenen. Der Friedhof war ein einziges Kerzenmeer, und am Mahnmal für die Gefallenen der Kriege hielten Männer mit blau-weisser Schärpe Mahnwache. Sehr feierlich.

Für die Finnen beginnt dann am Abend das grosse Weihnachtsfestessen mit für uns, ähm, eher nicht so leckeren Speisen wie klumpenweise Schinken, Aufläufen aus Leber oder Möhren und dergleichen mehr. *örks* Da blieben wir doch lieber bei unserer traditionell sächsisch/thüringischen Bratwurst mit Kartoffelbrei und Sauerkraut zum Heiligabend. (Dem Lidl sei Dank für die leckere Bratwurst, dem PRISMA für den Import von deutschem Sauerkraut, und meiner Mama dafür, dass sie mir schon als Kind einimpfte, Kartoffelbrei sei einzig und allein mit Milch zuzubereiten und auf keinen Fall, wie immer in den Rezepten angegeben, mit Wasser. ;-) )
Danach gab’s Geschenke. Sooo viele schöne Sachen, unter anderem „Good bye Lenin!“ auf DVD mit finnischen Untertiteln, ein (hoffentlich) einfriersicheres neues Fahrradschloss, und von der weltbesten Freundin ein selbstgemachtes Pfefferkuchenhaus, das ich beim besten Willen nicht essen kann. (Kiitos, Pinni! *umarm*) Und dabei leuchteten der Weihnachtsbaum, der Schwibbogen , Engel und Bergmann , die Pyramide und der Adventsstern um die Wette, also doch ein bisschen Erzgebirge. „Ihr Leitle freit eich alle“ haben wir natürlich auch dazu angehört. ;-)
Danach wurde es aber höchste Zeit, wieder finnischen Bräuchen gerecht zu werden. Natürlich gehört für den Finnen auch ein Saunagang am Heiligabend zu Weihnachten. TYS hatte allen Mietern, die über Weihnachten in Turku bleiben wollten, eine Stunde Sauna kostenlos als Weihnachtsgeschenk angeboten. Also machten wir uns gegen neun ein drittes Mal auf in die Weihnachtsnacht, allerdings nur bis ins Nachbarhaus, in die Sauna. Aaaaah! :-) Ganz spät in der Nacht hab’ ich dann noch das letzte Kapitel von Morgen Findus wird’s was geben vorgelesen bekommen. Natürlich ist der Weihnachtsmann zu ihm gekommen, und Findus war glücklich. Und ich auch. :-)

Am ersten Weihnachtsfeiertag haben wir eigentlich nichts weiter gemacht als lange geschlafen und in Mias Weihnachtsgottesdienst gewesen Dort sind wir sogar noch dazu gekommen, „Stille Nacht“ zu singen. Auf Deutsch natürlich. In unserer internatioanlen Gemeinde darf nämlich bei solchen Anlässen jeder in seiner Muttersprache. :-)
Und abends fing es dann endlich wieder an zu schneien. Die ganze letzte Woche hat es immer schön abwechselnd einen Tag geschneit, einen Tag geregnet, einen Tag geschneit, einen Tag… naja. Heiligabend hätten wir jedenfalls auf der Strasse schlittschuhlaufen können.

Aber heute früh war es auf einmal wieder richtig weiss, und die Sonne schien – der perfekte Tag, um endlich die Eisbadesaison zu eröffnen! :-)


Auf Ruissalo am zweiten Weihnachtsfeiertag mittags um eins. Man beachte den gigantischen ;-) Sonnenstand!

Draussen waren -2°C, das Wasser hatte 1,5°C die Sauna ungefähr 110°C, und es war sooooo schön! Und als wir 2h später wieder heimfuhren, wurde es schon wieder dunkel.

Ooooch, war DAS ein schönes Weihnachten!!!


Hinterlasse einen Kommentar

Am kürzesten Tag

Es will mir keiner glauben, aber: die Dunkelheit macht mir nichts aus.

Im Gegenteil, nach dem langen, hellen Sommer freue ich mich, wenn es abends zum ersten Mal wieder dunkel wird. (Genauso, wie ich mich im Frühling freue, wenn es auf einmal abends wieder ein bisschen später dunkel wird, und dann noch ein bisschen später, und dann plötzlich gar nicht mehr dunkel wird. Wahrscheinlich kann man die beiden Extreme nur in ihren Gegensätzen ertragen. Und schön finden.)

Hier in Turku ist es ja auch gar nicht so ganz extrem. Heute ging die Sonne um dreiviertel zehn auf und wird viertel vier wieder untergehen. Das sind immerhin noch fünfeinhalb Stunden Sonne. Naja, fünfeinhalb Stunden Sonne, die in Augenhöhe über den Horizont zu kriechen scheint. Um elf waren die Schneewolken am Himmel heute immer noch morgenrotrosa, und um zwei leuchteten sie schon wieder golden im „Abend“licht. Wenn Schnee liegt, ist alles gar nicht so schlimm. Dann ist es sowieso viel heller. (Und wir haben ja wieder Schnee! Gestern Abend segelten die ganze Zeit so dicke, weiche Schneeflocken wie aus dem Märchenfilm vom Himmel.) Wenn es dazu noch klar ist, dann wird es auch schon eine Stunde vor Sonnenaufgang hell und erst eine Stunde nach Sonnenuntergang richtig dunkel. Und der Himmel und die Landschaft sind den ganzen Tag in diese „Babyfarben“ – hellblau und zartrosa – getaucht.

Wenn aber kein Schnee liegt und es dick bewölkt ist, dann…! Dann wird es eigentlich den ganzen Tag nicht richtig hell, und um zwei scheint schon wieder die Nacht hereinzubrechen. Aber das macht mir nichts. Ich weiss ja, dass es bald schon wieder – und zwar rasend schnell – heller werden wird. In fünf Monaten schon wird es wieder nicht mehr dunkel werden nachts.

Das einzige, was mich an der Dunkelheit wirklich stört, ist, dass man andauernd müde ist. Als ich vor ein paar Wochen beim Frühstück vorsichtig beim Liebsten anfragte, ob er denn auch immer so müde sei (um auszuschliessen, dass ich an einer besonders heimtückischen Variante der Schlafkrankheit leide), schüttelte er den Kopf:“Nööö!“ Als ich abends aus der Uni kam, erzählte er mir dann allerdings, er hätte sich mittags mal kurz hingelegt und gleich zwei Stunden geschlafen. Ah ja! ;-)

Seitdem nutzen wir, trotz ausreichenden Nachtschlafs, jede sich bietende Gelegenheit, um früh länger zu schlafen oder einen Mittagsschlaf zu machen. Ich bin schon froh, dass wir beide keinen Acht-bis-Sechzehn-Uhr-Bürojob haben, aber manchmal denke ich, finnische Arbeitgeber könnten ihren Angestellten ruhig einen Monat Winterschlafurlaub im Dezember geben. Viel rauskommen wird sowieso nicht dabei, wenn eine ganze Nation kollektiv müde ihrer Arbeit nachgeht.


Hinterlasse einen Kommentar

.

Letzte Woche in Jyväskylä, auf dem Meeting der Graduate School bin ich ja mehrfach beschuldigt worden, das Turkuer Mistwetter dorthin mitgebracht zu haben. Also bitte – ich hatte ja auch gehofft, dass man in Mittelfinnland schon skifahren und auf dem See schlittschuhlaufen könne! (Konnte man auch, letztes Wochenende, BEVOR ich kam!) Deswegen hatte ich ja auch meine Schlittschuhe im Gepäck, und Vidal wollte am Freitag mit unseren Skiern nachkommen. Und dass es dann die ganze Zeit regnet, der See fast wieder auftaut und es auf den Strassen und Wegen so unerträglich glatt ist wie sonst eigentlich nur im Turkuer Winter, daran soll ich schuld sein?!
Ha! Und wieso fängt es dann sofort an zu schneien (in Turku, wohlgemerkt, nicht in Jyväskylä!), sobald ich wieder zurück in Turku bin? Juhuu, jetzt sieht es endlich wieder aus wie Weihnachten! :-)

Bei uns zu Hause herrscht trotz Weihnachtsstimmung Heulen und Zähneklappern. Vor allem Zähneklappern. Unser Weihnachtsgast Kekkonen, den wir aus Jyväskylä mitgebracht haben, wird von den zwei Schwarzen nicht ganz so herzlich aufgenommen, wie es sich eigentlich gehören würde. Ronkainen und Kekkonen verbringen ihre Zeit damit, sich zähnewetzend und hinternschaukelnd gegenüberzustehen um endlich klarzustellen, wer das Sagen haben darf, und Vatanen flüchtet, sobald das Zähneklappern einsetzt. Na dann, friedliche Weihnachten…!!!
(Gestern lagen sie jedoch den ganzen Nachmittag alle drei friedlich vereint im Käfig der Schwarzen. :-) )


Hinterlasse einen Kommentar

Der kotimainen Weihnachtsbaum

„Wo kann man denn in Turku einen Weihnachtsbaum kaufen?“
„Auf dem Markt, oder rund um den Dom, oder im Länsikeskus… Weihnachtsbäume gibt’s eigentlich überall.“
„Aber ich hab’ noch überhaupt keine gesehen.“
„Neeeiiiin, die gibt’s auch erst nächste Woche.“
„Ach so.“
„Bei Bauhaus gibt’s jetzt schon welche, so dänische.“
„Aha, ich hab’ mich nämlich auch schon Leute Weihnachtsbäume aus ihren Autos ausladen sehen, so in Plaste verpackte…“
„Ja, die sind bestimmt von Bauhaus. Aber das sind dänische. Don’t buy them!