Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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„Tannen unterm Tisch“

“Das finnische Turku hat sich selbst zur Weihnachtsstadt erklärt. Vor dem Dom steht ein großer geschmückter Baum, und eine Ausstellung zeigt, wie man früher feierte. […]“

Und der deutsche ZEIT-Reporter findet das natürlich enttäuschend und lächerlich. Kein Wunder – wer unter Weihnachten und Adventszeit „über und über geschmückte Städte“ (Möglichst recht amerikanisch, was?!), „gut gelauntes Gedrängel“ (Gedrängel ist nie gut gelaunt! Mein schlimmstes Adventserlebnis war der Gleich-nach-der-Wende-für-den-Ossi-obligatorische Besuch auf dem Nürnberger Christkindelsmarkt. Nie, nie wieder ist mir die Weihnachtsstimmung so total vergangen wie dort.), und „jede Menge Glühwein“ versteht, der ist in Turku natürlich vollkommen fehl am Platz. Vollkommen!

Für mich ist Turku genau richtig. Ich mag den Weihnachtsbaum vor dem Dom und den kleinen Weihnachtsmarkt, und noch nirgends war Weihnachten so friedlich und feierlich wie hier.
Trotzdem weiss ich, dass mich übermorgen wieder das Heimweh nach dem Erzgebirge packen wird. Nach den grossen Pyramiden auf den Marktplätzen, nach Schwibbögen in allen Fenstern, nach den kleinen Heimatmuseen mit Buckelbergwerken und Weihnachtsbergen.
Aber das wär’ für den Reporter von der ZEIT wahrscheinlich genauso nichts.


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Zum Mäusemelken

… ist das mit IKEA!!!

Beim letzten Mal wurde uns gesagt, das ausverkaufte Gitterbett würde in Woche 47 wieder geliefert. Das ist diese Woche. Gestern rief ich an, ob es denn da sei. „Ja… in Espoo gibt es derzeit noch 10 Stück.“ ZEHN Stück?! Wie wenige haben die denn um Himmels willen bestellt?! In Finnland?! Wo samstags IKEA voller hochschwangerer Frauen ist und in der Woche voller junger Mütter mit Babys?! „Können wir vielleicht eins davon bis Samstag für uns reservieren lassen?“ „Nee, tut mir leid, ich weiss dass das gut wäre, aber das dürfen wir nicht.“ Grmpf. Nun wären wir ja schon nahe daran gewesen, den ganzen Krempel zu bestellen, trotz der mittlerweile recht horrenden Versandpreise – wenn nicht auf unserer Wunschliste auch noch diverse Kleinigkeiten ständen, die natürlich NUR im Möbelhaus selber zu kaufen sind. Wirklich prima!
Jetzt haben wir den Plan geändert und fahren nicht erst morgen zu IKEA, sondern gleich heute Abend noch. Vielleicht würde jemand mal ein bisschen Daumen drücken, dass wenigstens eins der zehn Gitterbettchen noch da ist, bis wir aus Turku eingetrudelt sind?


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Streifenhörnchen

Seit gestern besitze ich wieder ein Stück finnische Uniform mehr. :-)

Der liebste Ähämann überreichte mir gestern selbiges noch nachträglich zu unserem Kennenlerntag (der dieses Jahr genau in die heisse Umzugsphase fiel). Auf mein ”Aber du solltest mir doch nichts schenken, du hast mir doch in letzter Zeit schon so viele Wünsche erfüllt…” (z.B. Fensterbretter angebracht, die’s in finnischen Wohnungen nicht gibt – aber wozu gibt’s denn LACK-Regale?) erwiderte er nur: „Aber du brauchst das!“ Ja, stimmt, ich hatte mich ja vorgestern erst beschwert, dass ich mittlerweile noch nicht mal mehr in meine Schlafanzüge passe. *gerührtsei*

Aber wenn ich jetzt den ganzen Tag im Nachthemd rumlaufe, ist er selber schuld! ;-)


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Tipps für den Umgang mit werdenden Eltern:

Verbotene Sätze

“Wisst ihr schon was es wird?“

Besonders lustig, wenn die Frage im dritten oder vierten Monat gestellt wird. Und nein, wissen wir nicht. Ein Baby vermutlich. Ganz und gar verboten übrigens: auf die Aussage „Wir wollen es auch gar nicht wissen“ mit einem fordernden „Aber falls ihr es doch zufällig erfahrt, dann sagt ihr es aber!“ zu reagieren.

“Wann war nochmal der genaue Geburtstermin?“

Am 18. März 2006 um 7:35 Uhr. Pünktlich. Kann sich die liebe Verwandtschaft schon mal in den Terminkalender schreiben. Nur ob sich das Mäusekind dran hält, wagen wir doch sehr zu bezweifeln.

“Da komm’ ich euch dann gleich im April besuchen!“

Nein! Definitiv nicht! Wir glauben nicht, dass uns mit einem Neugeborenen nach Besuch ist, der länger als einen Tag bleibt. Und schon gar nicht nach Besuch, der sich jetzt schon mal selbst einlädt.

“Und wie machst du das dann mit deiner Doktorarbeit?!“

Tja, es soll Leute geben, denen eine Doktorarbeit doch nicht das Wichtigste im Leben ist. (Unglaublich, oder?) Im Übrigen sei hiermit gesagt, dass ich sie natürlich zu Ende zu bringen gedenke. NACH der Babypause.

“Aber ihr gebt ihm doch nicht so einen unaussprechlichen finnischen Namen?!“

Ach, das sehen wir mal, ja?! *flöt* Ganz und gar verboten: unsere Namensvorstellungen jetzt schon aus uns herauszubekommen versuchen. Wir lassen uns wohl von 20 Leuten in unsere Namenswahl reinreden! Nee, Leute, da müsst ihr schon warten! Und lasst euch gesagt sein, wenn wir uns nach finnischem Brauch richten würden, dann müsstet ihr nicht nur bis zur Geburt, sondern sogar bis zur Taufe warten!

“Waaas? Ihr wollt mal drei Kinder?! Also ich weiss nicht…“

Also wir wissen auch nicht… wie es dann so werden wird. Aber wir wissen beide, wie es ist, als Einzelkinder aufzuwachsen und Geschwister zu vermissen, und das wollen wir unserem eigenen Kind nicht antun. Und uns selbst auch nicht. Ich kann mir jetzt schon nicht vorstellen, wenn das Mäusekind geboren ist, nie wieder so ein kleines Wesen in meinem Bauch strampeln zu spüren…
Aber natürlich sind wir uns der Tatsache bewusst, dass, sollten wir tatsächlich drei Kinder in die Welt setzen, wir nicht ganz normal wären und welch eine Blamage für deutsche Verwandtschaft und deren Nachbarn! Aber deswegen sind wir ja auch schon mal vorsichtshalber weit, weit weg gezogen, in ein Land, wo lauter so Asoziale wohnen, die lieber Kinder als Autos haben.

Naja, die Finnen sind sowieso komisch – haben noch keine einzige dieser Fragen gestellt, freuen sich einen Ast mit uns, und interessieren sich überhaupt nicht für die harten Fakten! ;-)


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Ich freu’ mich so

…ich freu’ mich so! Denn:

Wir haben Winter! Seit Donnerstag ist es kalt. Richtig kalt. Trotz Daunenanorak war mir kalt, wenn ich auf den Bus warten musste. Das ist ja wohl auch ein gleich ein bisschen viel, von +10 auf -6! Aber so schön! Zwei Tage funkelte alles unter dickem Raureif, dann hat es sogar noch geschneit. Ich vergesse jedes Jahr wieder, WIE schön der Winter ist, und bin dann ganz überwältigt, wenn er kommt. Wie schön alles aussieht, wenn es weiss ist. Und dieses Licht! Dieser babyblaue Himmel! Diese Stille! Ich weiss, es wird noch nicht von Dauer sein. Der nächste Regen kommt bestimmt, dafür wohnen wir in Turku. :-( Aber ich freu’ mich so!

Wir haben wegen des Wintereinbruchs schnell das Futterhaus aufgehängt. Direkt vor dem Küchenfenster. Und es wird gut besucht. Ich freu’ mich so!

Unsere Wohnung wird langsam gemütlich und wohnlich. Es ist immer noch etliches zu tun, das Kinderzimmer steht noch voller unausgepackter Kisten (was ein Luxus, dieses Extrazimmer! ;-) ), aber wir fangen an, uns richtig zu Hause fühlen. Es ist soweit aufgeräumt und so viel Platz, dass nächste Woche der Schwibbogen, die Pyramide, der Adventsstern, Engel und Bergmann, die Kurrende… dass alle Adventssachen ihren Platz finden werden. Ich freu’ mich so!

Das Mäusekind ist schon sooo gross – es kann mich schon über den Bauchnabel treten! Es ist sooo schön, es strampeln zu spüren. Es ist sooo schön, sich darauf zu freuen, es endlich im Arm halten zu können. Es ist sooo schön, erst dann wissen zu werden, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Wir freu’n uns so!

Wir drei Freundinnen aus dem Finnischkurs, dem ersten damals, vor zwei Jahren, können bald einen Mamaclub gründen. Ich bin die einzige von uns dreien, die noch in Turku ist – Ragnhild ist wieder in Norwegen, Claudia wieder in Deutschland. Aber wenn alles klappt, treffen wir uns im Februar in Turku. Ragnhild mit kleinem Baby, Claudia und ich schwanger. Wenn das nicht toll ist! Ich freu’ mich so!

Meine ehemalige Klassenkameradin Peggy hat am Freitag ihre Zwillinge bekommen. Heute waren schon Fotos in meiner mailbox. Alles Gute, ihr vier! Ich freu’ mich so!

Und ausserdem ist mein allererstes paper angenommen worden. Juhuu! Ich freu’ mich so!

Ich freu’ mich so! Ich freu’ mich so! Ich freu’ mich so!


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Aus der Reihe: Lustige Meldungen im Turkulainen

Nachdem wir vor zwei Jahren schon mit der Tatsache, dass wir mehrmals pro Woche den gefährlichsten Bahnübergang Finnlands überqueren (und wir haben uns immer noch keine Alternativroute gesucht!), geängstigt wurden, diesmal ein Leserbrief aus der aktuellen Ausgabe des Turkulainen (der seltsamerweise eine direkte Verbindung zu meinem Eintrag von damals hat, wie mir gerade beim Verlinken aufgefallen ist) – für die, die’s verstehen, im Originalwortlaut, weil’s zu schön ist:

“Joku vuosi takaperin saksalainen kauppaketju tuli Turkuun ja Suomeen.
Olen jonkun kerran käynyt siinä, ja tullut siihen tulokseen, että jos se on saksalaisen ruokakulttuurin keskiarvo, niin ei voi sanoa kuin että surkeaa touhua!
Onko niiden tarkoitus tapaa suomalaiset suolaan? Suomessa on paljon verenpainetautisia ja sydänvikaisia. Mihin siis perustuu kova suolan käyttö leikkeleissä ja makkarassa?
Olen tullut siihen tulokseen, että ellei kotimaista ruokaa enää saa, muutan Väiski Vemmelsäären kaveriksi porkkanaa syömään johonkin lepikkoon.”

Kurz gesagt, LIDL will die armen Finnen mit Salz umbringen. *prust*

(Aber ich find’s schön. So lange irgendwo solche Meldungen und solche Leserbriefe in einer Zeitung abgedruckt werden, kann es dort sonst nichts Schlimmes geben.)


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Bääääh!

Wir haben hier derzeit den wärmsten Herbst seit 1967 (was heisst, dass es ungemütlich, nass und finster ist statt kalt, trocken und weiss), und für heute gibt’s für Südwestfinnland auch noch eine Sturmwarnung (die sich bisher insofern als berechtigt erwiesen hat, als es in der Uni sogar durch die dreifach verglasten Fenster zieht und es bei uns im Büro gar nicht finnisch warm ist heute, brrrrrr).

Ich möchte bitte endlich Winter!!! Wozu bitte wohne ich denn sonst in Finnland?! ;-)


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Der Finne an sich

…mag’s ja warm. Ich auch. Das perfekte Land für mich! ;-)

Schon bei +5 Grad laufen hier alle mit Mütze und Handschuhen und dicken Jacken rum. Warum auch nicht? Mit Frieren muss man gar nicht erst anfangen!

Finnische Einkaufszentren sind grundsätzlich überdacht und gut geheizt. Warum auch nicht? Draussen ist es die meiste Zeit des Jahres ungemütlich genug!

In grossen Städten sind die Fussgängerzonen im Winter meist beheizt, damit sie schneefrei und trocken sind. Ähm, ja, also DAS ist dann vielleicht doch ein bisschen übertrieben!

An jedem Parkplatz gibt es Steckdosen zum Motorvorwärmen im Winter. Warum auch nicht? Schont den Motor, spart Benzin, und ausserdem wird’s schneller warm im Auto!

In finnischen Wohnungen herrschen mindestens (aber mindestens!) +22 Grad. +24 sind eigentlich häufiger. Und warum auch nicht? Man muss ja nicht schon durchgefroren sein, wenn man in die Kälte rausgeht!

Strom und Wasser müssen auch wir jetzt, seit wir in keiner Studentenwohnung mehr wohnen, nach Verbrauch bezahlen. Heizung nicht. Heizen können wir soviel wir wollen, ohne Aufpreis. Warum auch nicht? Sonst würde man vielleicht noch aus lauter Sparsamkeit anfangen zu frieren!

Im Bad haben wir neuerdings eine extragemütliche Fussbodenheizung. Warum auch nicht? Es gibt nichts Schöneres, als früh nach dem Aufstehen in ein wirklich warmes Bad gehen zu können und gleich noch die Füsse gut durchgewärmt zu kriegen!

Fast jede finnische Wohnung hat eine eigene Sauna, mindestens aber jedes Wohnhaus. Und warum auch nicht? Wir jedenfalls haben uns schon prima daran gewöhnt, neuerdings jederzeit durchgefroren nach Hause kommen zu können, den Saunaofen anwerfen zu können und eine halbe Stunde später garantiert nicht mehr zu frieren!

Und deswegen ist der finnische Winter so schön! Und gar nicht kalt! :-)


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Ich finde, wir wohnen jetzt in einem sehr freundlichen Stadtteil. Besonders deutlich ist der Unterschied deshalb, weil wir im Studentendorf hauptsächlich Nachbarn hatten, die mit gesenkten Köpfen an uns vorbeirannten und höchst erstaunt taten, wenn wir sie grüssten. Jetzt werden wir auf einmal von allen gegrüsst und wundern uns und müssen uns erst wieder daran gewöhnen, dass man das ja eigentlich tut. :-) Selbst der Postmann blickte neulich vom Post-in-die-Briefkästen-Sortieren auf (leider kommt die Post jetzt in der neuen Wohnung nicht mehr durch den Briefschlitz in der Wohnungstür – das gibt’s nur in mehretagigen Häusern), als ich mit dem Fahrrad an ihm vorbeigefahren kam, und rief mir lächelnd ein „Hei!“ zu. Sonntagabend klingelte es bei uns. Als wir uns endlich durch den Stapel leerer Bananenkisten im Windfang gewühlt hatten und die Tür öffneten, stand draussen ein kleines, verspätetes Halloween-Gespenst mit seiner Mutter, hielt mir ein Körbchen hin und forderte mit zartem Stimmchen: „Karkki tai kepponen!“. Ich wühlte mich durch die Bananenkisten zurück zum glücklicherweise schon eingeräumten Süssigkeitenschrank und wieder zurück zum kleinen Gespenst, das sich artig bedankte, und erklärte das Chaos im Flur. Woraufhin die Mutter des kleinen Gespensts sagte: “Willkommen in der Kappakuja!“ und mir zeigte, sie wohnten gleich da drüben.
Ich finde es einen freundlichen Stadtteil, weil zu jeder Zeit und bei jedem Wetter Kinder draussen sind. (Es ist November und es ist ein bisschen feucht? Na und – mit Regenose und Regenjacke buddelt es sich doch sowieso besser!) Und am allerfreundlichsten macht es der grosse Spielplatz gleich nebenan, wo es sogar noch eine echte finnische Parktante gibt. Ich habe schon oft in Büchern von den Parktanten gelesen, aber ich dachte nicht, dass es sie immer noch gibt. Und ich finde das sowas von schön!