Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Doppelfeiertag

„Wenn ich auf die Musikklasse komme, dann essen wir Torte zum Abendbrot. Und wenn nicht, dann gibt es eben nur Stulle“, erklärte der sehr hibbelige kleine Herr Maus letzte Woche.

Es gab dann vorgestern doch Torte.

Und zwar nicht nur die Frauentagstorte, die der Ähämann dem Fräulein Maus und mir samt zwei Blumensträussen früh hingestellt hatte, bevor er zur Arbeit gefahren war.


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Lustigstes Lehrbuch

Das Fräulein Maus „lernt“ jetzt am Gymnasium Deutsch.

Ich fand die Idee erst ein bisschen seltsam, aber zwei ihrer Karriereberatungslehrerinnen hatten ihr zugeredet: sie würde ja in keinem Anfängerkurs sitzen, sondern gemeinsam mit Schüler*innen, die schon seit der ersten oder spätestens der dritten Klasse Deutsch gelernt haben. Ausserdem hat sie bei theoretischem Wissen über zum Beispiel deutsche Grammatik durchaus noch Bildungslücken, und ganz ehrlich: wer sich seit sechzehn Jahren tapfer und klaglos zweisprachig durchs Leben schlägt, darf es sich in einem einzigen Schulfach auch mal leicht machen.

Fun fact: Sie hat an ihrem eigenen Lehrbuch mitgearbeitet. :D

(Ihre Lehrbücher sind jetzt am Gymnasium alle digital, weswegen sie sich früh mit nichts als einem Stoffbeutel mit ihrem von der Schule gestellten Laptop drin auf den Schulweg macht.)


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Reiserückblick (7): Gestellte Weichen (2)

Unser erster Urlaubstag in den Bergen begann mit der freudigen Nachricht, dass das Fräulein Maus einen Platz an ihrem Wunschgymnasium bekommen hat.

(Sie macht quasi in der Musikklasse weiter.)

Wir hatten damit nicht mehr viel zu tun. Sie hatte im Fach Karriereberatung mit ihrer Lehrerin besprochen, was sie sich vorstellt für nach der 9. Klasse, für welche Gymnasien ihr Durchschnitt reichen würde und welche Fächer sie am Gymnasium belegen sollte. Die ganze Klasse hatte auch mit der Lehrerin geübt, wie die Online-Bewerbung – die nicht nur fürs Gymnasium, sondern auch für eine mögliche Berufs- oder duale Ausbildung gemacht werden muss – korrekt auszufüllen ist, und das hatte sie dann eines Abends im Frühling gemacht. Wir Eltern bekamen nur noch eine Email, dass von unserem Kind überhaupt eine Bewerbung eingegangen ist, denn sie ist ja bis 18 bildungspflichtig.

(Das Fräulein Maus musste für den Musikzweig noch einen extra Motivationsbrief schreiben und alle Zeugnisse über ihre bisherige Musikausbildung hinschicken sowie einen Aufnahmetest absolvieren; das fällt für Standard-Gymnasien aber weg.)

Den Bescheid bekam (nur) das Fräulein Maus als Email, gleich früh um neun finnischer Zeit. Vom Berg aus nahm sie den Platz an.

Das war noch besser als Schulanmeldung vom Sofa aus.


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„Samstag, 10:30 Uhr: Sommerferienbeginn“

So schrieb die Lehrerin des kleinen Herrn Maus neulich, als sie uns das Programm für die letzten beiden Schulwochen mitteilte.

Leider konnten wir uns auch heute nicht dreiteilen, und so mussten zwei von drei Kindern ohne ihre Eltern zu ihrer Zeugnisausgabe gehen. Denn das Fräulein Maus, das heute den Abschluss ihrer neunjährigen Schulzeit feiern durfte, hatte Vorrang.

(Ich weiss übrigens überhaupt nicht, wo die neun Jahre, und vor allem die drei letzten, hin sein sollen…!)

Jedenfalls: seit 10:30 Uhr Sommerferien!
Wir sind dann jetzt mal bis zum Musiklager weg.

(Der Hashtag klingt ein bisschen nach überambitioniertem Sightseeing, ist aber nur der abseitigen Lage unseres selbstgewählten Heimatlandes und unserer Vorliebe für Reisen ohne Fliegen geschuldet.)


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12. Mai

14 Jahre…!

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Sanna und Sauli haben gesprochen: Finnland wird schnellstmöglich der NATO beitreten.

Die liebste Freundin hat dazu Anfang der Woche schon alles gesagt:
„Politische Lage: Womöglich wird Finnland schon bald der Nato beitreten. Allein die momentane Diskussion darüber wäre noch vor einem halben Jahr undenkbar gewesen. Aber wenn man sich eine über 1000 km lange Grenze mit Russland teilt und mit der Vergangenheit vertraut ist, sieht man den Krieg in der Ukraine auch noch mal aus einer anderen Perspektive. Angst und Sorgen sind hier durchaus präsent und ich kann den Wunsch vieler Finnen gut verstehen jetzt doch der Nato beitreten zu wollen. Auch wenn ich es schade finde, denn ich war immer stolz auf die Neutralität Finnlands und seine Rolle als Vermittler. Aber was will man machen wenn der Nachbar wahnsinnig geworden ist?“

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Keines der Hortkinder hat das Einhorn auf meinem T-Shirt kommentiert. Tse.

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Das Fräulein Maus war zur 9.-Klasse-Vorsorgeuntersuchung bei der Schulschwester. Weil das die letzte ist, bevor die Jugendlichen entweder auf die Berufsschule oder ans Gymnasium wechseln, bekam das Fräulein Maus einen Stapel Zettel mit nach Hause: nicht nur die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung, sondern auch eine Auflistung aller Impfungen, die sie bisher in ihrem Leben bekommen hat, ihre Wachstumskurven von Geburt an sowie die schriftlichen Aufgaben aus der Neuvola. Ich habe laut und lange vor Entzücken gequietscht.


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Schulfreie Woche

Es widerspricht natürlich völlig dem Streikgedanken – aber unsere Familie geniesst den einwöchigen Lehrer*innenstreik gerade in vollen Zügen.

Man kann zum Beispiel mitten in der Woche Übernachtungsbesuch bekommen. Oder tagelang mit seinen fünf besten Schulfreund*innen mit dem Fahrrad durch die Gegend ziehen. (Wenn man Hunger hat, kann man auch, weil in der eigenen Familie das Mittagessen wegen des langen Ausschlafens erst später stattfindet, mit seinen Freund*innen zur Schule fahren und dort das kostenlose Schulessen, das auch in der Streikwoche angeboten wird, in Anspruch nehmen. Und dann trotzdem hungrig heimkommen, weil das Schulessen eben ist, wie es ist.)

Und man kann auch mitten in der Woche mitten am Schultag wandern gehen.

(Leider ist der schönste Wanderweg in der Nähe neuerdings ebenfalls durch einen Kahlschlag mehr oder weniger komplett zerstört. Seufz.)

Es werden noch immer überdimensionierte Fundstücke aus dem Wald nach Hause getragen.

Alles sehr schön.
Zumal in vier Wochen sowieso schon Sommerferien (Zwickt mich mal!) sind.


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Fröhliche Fuhren

Heute war ein schöner Tag.

Heute hatten die LKWs im Stadtzentrum keinen Sand geladen, keine chinesischen Pflastersteine, keinen Beton und auch keinen alten Schnee, sondern fröhliche Abiturient*innen.

Nach zwei Jahren waren endlich wieder Penkkarit.

(Stell dir vor, du bist Abiturient*in in Finnland, und es gibt keine Vanhojentanssit, keine Penkkarit und noch nicht mal eine ordentliche Zeugnisausgabe mit gemeinsamem Weisse-Mütze-Aufsetzen. Nein, stell es dir nicht vor. Es ist unvorstellbar.)

Im Februar durften die Penkkarit wegen der Coronabeschränkungen immer noch nicht stattfinden, aber immerhin fielen sie in diesem Jahr nicht aus, sondern wurden nur verschoben. Und vielleicht hat man ja auch nochmal doppelt so viel Spass dran, wenn sie nicht am letzten Schultag, vor den Abiprüfungen, stattfinden, sondern wenn man die Prüfungen schon hinter sich gebracht hat.


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Kurz vor Weihnachtsferien

Die Klasse des kleinen Herrn Maus hat ihre Quarantäne hinter sich gebracht. Heute durfte sie zum ersten Mal wieder in die Schule gehen. Und zum letzten Mal in diesem Jahr.

Ab morgen haben alle Turkuer 4. bis 9. Klassen – die Abiturstufe macht schon seit Wochen Onlineunterricht – für den Rest der Woche, also bis Weihnachtsferienbeginn bzw. Halbjahresende, Fernunterricht.

Das heisst auch, dass wir heute zum letzten Mal in diesem Jahr um 6:10 Uhr aufstehen mussten. Und dass wir um die Zeugnisausgabe am Samstagmorgen drumrumkommen werden. (Es wird dieses Jahr einfach gar keine gedruckten Halbjahreszeugnisse geben. Stattdessen werden die Halbjahresnoten ab Samstag um neun im Wilma stehen.) Wir werden unsere Weihnachtsferien so ausgeschlafen wie noch nie beginnen!

Beste Nachricht des Tages übrigens (gänzlich coronafrei): Finnland hat die Bildungspflicht bis 18 beschlossen. Das heisst, dass niemand mehr als Hilfsarbeiter von der Schule abgehen darf, sondern nach der 9. Klasse entweder einen Berufsabschluss oder das Abitur machen muss. Und das heisst auch, dass man als Familie und bei den hiesigen Buchpreisen nicht mehr verarmt, wenn vielleicht drei Kinder Abitur machen wollen und man für die letzten drei Schuljahre – anders als in den neun Schuljahren zuvor, in denen das Schulkind sämtliche Bücher, Hefte, Stifte, Malsachen, Bastelutensilien und ein digitales Endgerät kostenlos zur Verfügung gestellt sowie jeden Tag ein kostenloses Mittagessen vorgesetzt bekommen hat – alle Schulmaterialien selbst bezahlen muss. Denn: Bildungspflicht gleich Lernmittelfreiheit.

(Grösser könnte übrigens der Unterschied zwischen unserer vorherigen und unserer jetzigen Regierung kaum sein. Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte…)


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Dritte Ferienwoche

Schöner wäre es natürlich, wir hätten weiterhin alle fünf gemeinsam frei, aber gut, dass der Ähämann heute wieder ins Homeoffice musste, sonst hätten wir ca. übermorgen keine sauberen Anziehsachen, keine Teller, von denen wir essen können und kein sandfreies Stückchen Fussboden mehr gehabt.

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Die Herren Maus sassen heute noch vor dem Frühstück mit ihren Handys in der Hand auf dem Sofa und jubelten: „Juhuuu! Mein neuer Stundenplan steht schon im Wilma!“ Das Fräulein Maus bekommt ihren am Donnerstag, wurde heute ebenfalls über Wilma angekündigt. Noch acht Wochen, um sich auf die Schule vorzufreuen. Der Stundenplan wird sich übrigens bis zum Beginn der nächsten Sommerferien nicht mehr ändern. Und erwähnte ich schon, dass die Kinder in ihren bisher insgesamt 15 Schuljahren noch keine einzige Stunde Unterrichtsausfall hatten?!

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Heute war es heiss. Also naja: 27 Grad; aber ab 25 Grad werden hierzulande ja Hitzewarnungen ausgegeben. Prompt stöhnten und jammerten alle. Heute zieht – laut Vorhersage; man darf gespannt sein, was dann tatsächlich eintritt – eine Gewitterfront durch, ansonsten soll es die nächsten mindestens zehn Tage so schön warm und sonnig bleiben. Wir werden das zu geniessen wissen!