Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Liebe Turkuer Busfahrer,

wenn ihr mal wieder eine Mutter mit einem Baby im Kinderwagen und einem entdeckungsfreudigen Kleinkind an einer Haltestelle stehen seht, und die Mutter euch gerade den Rücken zudreht, weil sie ebenjenes Kleinkind im Blick behalten will, und deshalb nicht dazu kommt, euch rechtzeitig zu bemerken, geschweige denn, euch zu winken, dann fahrt doch bitte einfach mal an die Haltestelle ran statt in Höchstgeschwindigkeit daran vorbeizubrausen. Aus Spass werden die drei wohl nicht an der Haltestelle stehen!

Und wenn ihr denn doch anhaltet, dann fahrt doch bitte nahe genug an die Haltestelle heran! Der Abstand zwischen vorderen und hinteren Kinderwagenrädern ist ungefähr 70 cm; wenn ihr also unbedingt 80 cm entfernt von der Bordsteinkante anhalten müsst, dann kommt doch bitte und helft beim Kinderwagentragen! Ach ja, und wenn ihr ausnahmsweise mal einen Rollstuhlfahrer an Bord habt, dann bequemt euch doch bitte mal aus dem Fahrersitz zur mittleren Tür und helft beim Ausklappen der Rollstuhlrampe statt euch darauf zu verlassen, dass sich einer der anderen Passagiere schon damit auskennen wird!

Und ihr wisst schon, dass man eure Busse auch absenken kann?!

Ausserdem wäre es nett, wenn ihr mit dem Losfahren warten würdet, bis ich die Bremse am Kinderwagen angezogen habe und mein Kleinkind sicher auf einem Sitz platziert habe. Ihr redet doch sonst immer von „Sicherheitsgründen“, wenn ihr aus reiner Willkür nur zwei Kinderwagen mitnehmen wollt, obwohl Platz für drei wäre!

Euer unfreundliches Verhalten fällt besonders auf, weil hier sonst alle so freundlich und insbesondere kinderfreundlich sind.

Wenn ihr so weitermacht, dann werde auch ich, wie so viele andere Eltern schon, keine Scheu mehr haben, wenn alle unsere Kinder mal dem Baby- und Kleinkindalter entwachsen sind, das letzte auch noch als Fünfjähriges in den Kinderwagen zu setzen – wir haben zierliche Kinder und einen guten Kinderwagen, keine Sorge, das geht ohne Probleme! – um für euren sogenannten „Service“ nicht auch noch bezahlen zu müssen. Und ich hoffe sehr, dass es eine einmalige Sache war, dass ich darüber diskutieren musste, ob ich bezahlen muss, wenn mein Neugeborenes nicht im mitgeführten Kinderwagen liegt, sondern im Tragetuch sitzt, bis es eingeschlafen ist. Habt ihr wirklich gedacht, ich lege mein schreiendes Neugeborenes in den Wagen, nur um zwei Euro zu sparen?!

Wisst ihr eigentlich, wann ich richtig gern Bus fahre? Abends und am Wochenende – wenn ihr lieber bequem zu Hause sitzt, während eure jungen, ausländischen Kollegen fahren müssen. Warum lasst ihr die eigentlich nicht immer ans Steuer, wenn euch euer Job sowieso keinen Spass macht?!


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Finglisch

Selbst dem nur zufällig und einmalig vorbeikommenden Leser wird ob des Blogtitels und der -adresse aufgefallen sein, dass Finnisch eine seltsame und komplizierte Sprache ist. Das Schlimmste ist, dass man sich selbst geschriebene Wörter nicht erschliessen kann. Wer Französisch kann, der kommt auch in Italien oder Spanien einigermassen zurecht. Wer Tschechisch kann, weiss auch in Polen oder der Slowakei etwas mit Aufschriften anzufangen. Aber in Finnland? Keine Chance.

Ich weiss noch, wie es mir ging, als ich das erste Mal in Finnland war. Nichts habe ich verstanden, gar nichts. Eingekauft habe ich nach dem Prinzip „Sieht wie eine Milchpackung aus, wird wohl Milch drin sein“. Allenfalls halfen noch die schwedischen Beschriftungen ein bisschen.

Nicht einmal Bezeichungen, die mehr oder weniger international in fast allen Sprachen vorkommen, zwar abgewandelt, aber doch deutlich erkennbar, gibt es im Finnischen. Das Telefon heisst puhelin, also das Ding, durch das man spricht. Der Computer heisst tietokone, „Datenmaschine“. Ein Restaurant heisst nicht Restaurant, sondern ravintola, der Ort, an dem es Nahrung gibt. (So sieht manches ravintola leider auch aus, einzig und allein zum Zweck der Nahrungszufuhr bestimmt.) Für einen Bus gibt es zwar das Wort bussi, das aber weit weniger gebräuchlich ist als linja-auto, „Linienauto“. Beliebig fortzusetzen…

Aber, es naht Rettung für den armen Ausländer in Finnland. ;-)

Zumindest, wenn er Englisch kann. Neuerdings tauchen – Imke hat schon darauf hingewiesen – so Worte wie pliis, sorri oder frendit in der finnischen Sprache auf. Mein Favorit ist der bisnesmies.


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Vom Wochenende

  • So weit ist es inzwischen mit uns gekommen – die Hauptstadt ist uns zu voll und zu laut. (Dabei ist diese Stadt die beschaulichste Hauptstadt, die ich kenne.)
  • Hotels, die auch am Wochenende Frühstück ab 8:00 Uhr anbieten, sind gut. 7:30 Uhr wäre allerdings besser gewesen.
  • Finnisches Frühstück ist auch im teuersten Hotel eher bäks seltsam. Oder wo sonst liegt auf dem Frühstücksbufett kleingeschnittene Möhre und Gurke und findet man Marmelade nur zum Einrühren in den puuro und Honig nur zum Süssen von Tee?
  • Den heimatlichen Märchenwald gegen eine schneefreie Stadt zu tauschen war auch nicht die beste Idee. Aber das konnten wir ja nicht wissen. Normalerweise gibt es in Helsinki mehr Schnee als in Turku.
  • Der Marimekko-Gutschein über 70 € bleibt auch nach dem Hauptstadtbesuch uneingelöst. Nicht, dass 70 € bei den Preisen nicht schnell ausgegeben wären, aber es gibt im Moment einfach nichts wirklich Schönes und vor allem keine schönen Farben.
  • Gelernt: Was FREMO ist. Dass finnische Modelleisenbahner alle Deutsch können. Dass man Modelle finnischer Loks und Waggons tatsächlich nicht käuflich erwerben kann, man die sich aber „ganz einfach“ (klar!) selber bauen kann. (Was vor allem angesichts der Tatsache, dass der Ähämann bald seine Eisenbahn nach Finnland überführen wird und die Mäusekinder wahrscheinlich mehr mit einer Sr1 als mit einer 242 anfangen könnten, traurig ist.)

(Für die nachgeholte Modelleisenbahnausstellung hat sich der Ausflug allemal gelohnt.)