Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Und führe uns nicht in Versuchung

Überall an den Bushaltestellen hängt derzeit Werbung für ein dänisches Bier. Am Markt, da wurde der Plakatkasten gar umgebaut zu einer Art Vitrine, in der einige richtige Flaschen – ob nun mit echtem Inhalt oder nicht – zur Schau gestellt wurden.

Dass sowas in diesem Land keine besonders gute Idee ist, darauf hätten sie auch selbst kommen können, die Werbefritzen.

(Schaukasten zerdeppert. Flaschen fort.)


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Vererbte Abneigung

Der kleine Herr Maus, der liebt neuerdings Bücher. Andauernd bringt er mir welche, damit ich sie mit ihm angucke, und wenn ich keine Zeit habe, dann guckt er eben allein. (Nicht ohne sich dafür gewichtig auf dem Sofa zurechtzusetzen.) Er piekst begeistert mit dem Zeigefinger auf jedes Detail und sagt: „Dahaa!“ (Sein Wortschatz besteht aus „Dahaa!“ und „Dahaa!“. Und „Dahaa!“)

Nur wenn er auf so eine angeblich lustige Klappe in einem Kleinkindbuch stösst, fängt er an zu jammern, rutscht von meinem Schoss (oder vom Sofa) und wendet sich ab.


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Sonn-Tag

Den ersten Zitronenfalter gesehen. Ein Gemüsebeet für die Mäusekinder angelegt. Im Garten Mittag gegessen. Einen Kubikmeter Unkrautwurzeln ausgegraben. Im Garten Kaffee getrunken. Nach Naantali gefahren, Eis gegessen und eine Stunde auf dem Lieblingsspielplatz verbracht.

Und festgestellt, dass die Kinder von ausländischen Rabeneltern mal wieder die einzigen waren, die bei 18 Grad und Sonne keine Jacken an- und keine Mützen aufhatten.


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Auf zwei Rädern

Zum ersten Geburtstag bekam er so ein kleines Vierrad. In dem Sommer blieb er immer mit den Füssen an den Hinterrädern hängen.

Im folgenden Sommer sauste er damit, die Füsse nach vorn gestreckt, unerschrocken jeden erdenklichen Berg hinab. Und schielte auf das abgelegte Laufrad der grossen Schwester, die gerade Radfahren gelernt hatte. Leider war ihm das noch ein bisschen zu gross und zu schwer, so dass er beim Lenken immer mitsamt Rad umkippte.

Im folgenden Sommer bestieg er das grosse Laufrad, als hätte er nie was anderes getan. Er fuhr täglich fünfzig Runden um den Spielplatz bei der alten Wohnung. Den Berg neben der neuen Wohnung sauste er von Woche zu Woche schneller und unerschrockener hinunter. Er konnte mithalten mit der grossen Schwester, die inzwischen das nächstgrössere Fahrrad bekommen hatte, und war schneller als der ein Jahr ältere Nachbarsjunge, der zwar Fahrrad, aber mit Stützrädern fuhr.

Jetzt fährt er Fahrrad. „Mit Pedalen!“, betont er. (Und wenn er dann noch das mit dem Rücktritt gelernt hat, dann darf er damit auch das erste Mal den Berg hinunterfahren.)

Zum Glück ist bis zum Motorrad noch ein bisschen Zeit.


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Bezahltes Kochen

Naja, dachte ich, als uns vorletzte Woche in Deutschland das Wort „Herdprämie“ aus jeder erdenklichen Schlagzeile ansprang, ganz so würde ich das ja nicht sehen. Wieso sollte eine Mutter oder ein Vater, die ihr Kind gern auch nach der Elternzeit noch selbst betreuen wollen, dafür nicht wenigstens ein bisschen bezahlt werden?

Ich bin mit jedem der Mäusekinder für eine kürzere oder längere Zeit – mit dem Fräulein Maus einen Monat, mit dem kleinen Herrn Maus, der im August im Kindergarten anfangen wird, ein Jahr – nach der Elternzeit zu Hause geblieben und habe für alle Betreuungsgeld bekommen. Von den Zweihundertsiebzignochwas netto kann man nicht wirklich leben, aber warum soll ich nicht wenigstens ein bisschen für die Arbeit bezahlt werden, die sonst eine Kindergärtnerin oder Tagesmutter machen würde? Ich fände es weitaus entwürdigender, finanziell hundertprozentig vom Ähämann abhängig zu sein.

Aber es gibt natürlich – auch Blogeinträge wie dieser bestätigen das – einen gravierenden Unterschied zwischen finnischem und eventuellem deutschen Betreuungsgeld:

Nämlich, dass hier per Gesetz jedes Kind – und zwar ab null (!) – das Recht auf einen Betreuungsplatz – und zwar einen ganz(!)tägigen – hat. Und zwar unabhängig davon, ob Vater und Mutter arbeiten, studieren, arbeitslos oder in Elternzeit sind. Und dass auch jedes Kind, dessen Eltern das wollen, einen bekommt. Notfalls innerhalb von zwei Wochen, garantiert innerhalb von vier Monaten.

Der Unterschied ist, dass ich wirklich die Wahl habe.


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8 Grad, Regen

Mit Urlauben im Frühling haben wir offensichtlich kein Glück.

Immerhin war es grün. Und die Bäume blühten. Und die Tulpen. Und Vergissmeinnicht. Und Wiesenschaumkraut. Und es roch so gut nach Frühling. Und die Amseln flöteten früh und abends.

Der kleine Herr Maus stapfte auf Wackelbeinchen kilometerweit an bunten und duftenden Vorgärten vorbei.

Die Heimkehr ins Grau fiel diesmal eher schwer.