Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Finnisierung XVI

(Des Mäusebabys.)

Draussen schlafen.

(Von einem Tag auf den anderen ging es: im Kinderwagen einschlafen. Wohl, weil es so schön kalt geworden ist. Sobald der erste kalte Lufthauch Mäusebabys Nase erreicht, fängt er an, sich zu beruhigen. Noch fahre ich ihn herum, damit er nicht zu schnell wieder aufwacht, aber wenn ich ungefähr eine Stunde mit ihm gegangen bin, dann kann ich ihn auch wie ein richtiges finnisches Kind im Kinderwagen auf die Terrasse stellen, und er schläft weiter… manchmal nur 15 Minuten, manchmal eine reichliche Stunde. Und ich dachte schon, ich müsste das Kind in den Schlaf tragen, bis es tagsüber keinen Schlaf mehr braucht! ;-) )

((Ich mache ja ungern Werbung, aber angesichts des Schrotts der vielfältigen Produkte, die so auf dem Markt sind, muss ich mal wieder betonen, wie grossartig der Mäusevolvo ist und dass er fast von alleine durch Wald und Feld fährt.))

[Finnisierung I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI, XII, XIII, XIV, XV]


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Gnadenfrist

Jedes Jahr frage ich mich wieder, ob der Herbst hier wirklich besonders schön ist, oder ob mir das nur so vorkommt.

Dass der Himmel besonders blau ist.
Dass der wilde Wein roter ist als anderswo.
Dass die Ahornblätter leuchten wie die Sonne des ganzen Sommers.
Dass die Vogelbeeren so kräftig rot sind wie Tomaten.
Dass der Fluss früh spiegelglatt ist wie ein See.
Dass die Spinnweben im Morgentau wie ein diamantenbesetztes Netz über den Stoppelfeldern liegen.
Dass die Wiesen in der Morgensonne dampfen.
Dass es überall nach Äpfeln, Pilzen und sonnengetrockneten Herbstblättern riecht.

Vielleicht ist der Herbst wirklich besonders schön hier. Weil es eine kurze Gnadenfrist ist, vor dem langen und dunklen Winter.


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Finnisierung XV

Sonntags bei „Kotipizza“ mittagessen.

Die Finnen essen Pizza wie die Weltmeister. Zwar als Fastfood verpönt, gibt es Pizza an jeder Strassenecke. „Pizza, Kebab“ steht an den Fenstern der kleinen, meist von Ausländern betriebenen, , eher schmuddeligen Lokalitäten mit dem Charme von Bahnhofskneipen. (Die Pizza schmeckt im Allgemeinen, egal wo, recht gut; Kebab dagegen ist geschmackloses Fleisch.)

Ausserdem gibt es noch eine kotimainen Pizza-Kette, „Kotipizza“. Und letztens, als wir Sonntagfrüh am Hafen die Tickets für unsere „Kreuzfahrt“ gekauft hatten, zwei Kinder dringend ins Bett mussten, eins davon aber vorher noch Mittagessen bekommen musste und dem Ähämann und mir auch der Magen knurrte, wir also möglichst etwas „Schnelles“ brauchten, beschlossen wir, doch auch mal wie eine richtige finnische Familie sonntags zu „Kotipizza“ zu gehen. ;-)

Einen besonderen Grund gab es dafür auch noch. Erinnert sich noch jemand an den Skandal, den es gab, als Berlusconi sich 2005 so abfällig über das finnische Essen äusserte? Als es darum ging, sich zwischen Parma und Helsinki als Standort für die EU-Lebensmittelbehörde zu entscheiden, hatte Berlusconi in etwa folgendes gesagt: Helsinki wäre ja wohl kaum der geeignete Standort – die Finnen ässen nur mariniertes Rentier und wüssten noch nicht einmal, was Prosciutto sei; er wüsste, wovon er spräche, er hätte das finnische Essen schliesslich auch schon ertragen müssen.

Als nun aber drei Jahre später, auf der Internationalen Pizzamesse im März diesen Jahres in New York, ausgerechnet ein Finne mit seiner „finnischen“ Pizza aus Roggenmehl, Rentierhackfleisch und Pfifferlingen die Italienier auf Platz 2 und 3 verwies, war der Zeitpunkt für die finnische Rache gekommen. Die bis dahin namenlose Pizza wurde „Pizza Berlusconi“ getauft und mit Sprüchen wie „Berlusconi hat keine Eier“ oder „Rentnerin biss Berlusconi“ beworben.

Natürlich mussten wir die Rachepizza irgendwann auch mal probieren. Und wie es sich so trifft, leitet der preisgekrönte Pizzabäcker die „Kotipizza“-Filiale in der Turkuer Uudenmaankatu. Natürlich waren wir dort, wennschon, dennschon! Lecker war’s. :-)

[Finnisierung I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI, XII, XIII, XIV]


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Netter Versuch

”So schlimm ist es nicht mit der Müdigkeit“, sagte ich am Wochenende zu einem werdenden Vater, „man muss sich nur zwingen, zeitig ins Bett zu gehen.“

Ja, genau, zeitig ins Bett! Ich bin nämlich müde. So müde!

Es ist 22 Uhr, die Mäusekinder liegen leise schniefend in ihren Betten. Ich schleiche mich auf Zehenspitzen ins Bett, damit keines aufwacht oder gar auf den falschen Gedanken kommt, Mama käme zur Fütterung. Ich denke noch, dass es eigentlich ein ganz schöner Tag war, obwohl ich so müde war, und jetzt könnte ich eigentlich einschlafen, wenn nicht das Mäusekleinkind gerade angefangen hätte, sich in seinem Bett hin und her zu wälzen. Wird schon gleich wieder aufhören. Augen zu. Mäusekleinkind wälzt sich weiter hin und her. Schlägt mit den Armen gegen die Gitterstäbe. Bitte, so kann ich nicht schlafen! Mäusekleinkind fängt im Halbschlaf an zu wimmern. Ich springe sofort aus dem Bett, halte mich nicht erst mit Beruhigungsversuchen auf, die vielleicht noch zum Aufwachen des Mäusebabys führen könnten, sondern verfrachte das Mäusekleinkind kurzerhand zurück in unser Bett. Sie fasst nach meiner Hand und ist schon wieder im Halbschlaf. Gut, kann ich endlich schlafen. Ja, wenn das Mäusekleinkind nur auch schlafen würde statt die Wälzerei in unserem Bett fortzusetzen! Hin und her, und dabei bloss nicht meine Hand loslassen. Aber langsam scheint sie tiefer in den Schlaf zu gleiten. Kann ich also auch… nein! Jetzt bewegt sich auch das Mäusebaby auf meiner anderen Seite! Schlägt mit den Ärmchen um sich und hebt die Beine. Mäusekleinkind ist eingeschlafen und lässt meine Hand los. Gerade rechtzeitig, denn nun tut mir das Mäusebaby mit viel Geschnaufe kund, dass es von allein nicht weiterschlafen wird. Ich drehe mich also zum Mäusebaby, reiche ihm die Hand und die Brust und schaue noch kurz auf die Uhr. 23 Uhr, und ich habe noch keine Minute geschlafen.

Während das Mäusebaby so gierig trinkt, als hätte ich es drei Tage hungern lassen, schlafe ich ein.

Der Ähämann kommt ins Bett. Dazu muss das Mäusekleinkind ein wenig zur Seite geschoben werden, woraufhin es mehrmals mit Kopf und Oberkörper auf meinen Oberkörper oder meine Beine donnert, bis es eine neue angenehme Schlafposition gefunden hat. Endlich! Schlafen. „Jetzt reicht’s aber mal!“, zische ich dem Mäusekleinkind zu, als ich schon wieder unsanft geweckt werde. „Das war ich“, gibt der Ähämann zu, „du hast so dolle geschnarcht.“ Kein Wunder, wenn man in einer völlig unnormalen Schlafposition zwischen seinen Kindern liegt!

Endlich schlafen! Aber da schnauft das Mäusebaby doch schon wieder…! Es ist 1 Uhr, ich reiche die Brust, Mäusebaby trinkt und ist auch schon wieder eingeschlafen. Aber wo ist eigentlich das Mäusekleinkind? Ah, zu meinen Füssen mal wieder! Ich richte mich auf und wuchte das Mäusekleinkind zurück aufs Kopfkissen. Mäusekleinkind richtet sich auf, macht eine halbe Drehung und lässt sich fast aufs Mäusebaby fallen. Ich wuchte das Mäusekleinkind zurück aufs Kopfkissen. Nach ungefähr zehn Versuchen, das Mäusekleinkind vom Schlafen am Abgrund oder auf seinem kleinen Bruder abzuhalten, kann ich endlich weiterschlafen.

Geschnaufe zu meiner Rechten. Mäusebaby wird wohl Hunger haben. Erst noch ein Blick auf die Uhr. 4 Uhr! Doch so spät schon! ;-) Mäusebaby wird auf die andere Seite gelegt, schnell noch prüfen, ob das Mäusekleinkind noch da ist, wo es hingehört, Brust reichen, weiterschlafen.

Nach einem Traum, bei dem ich nachts um drei mit dem Roller um unser Haus gefahren bin und dann frierend vor der Haustür stehe, weil ich den Schlüssel vergessen habe, Ähämann und Mäusekleinkind drin wie die Ratze schlafen und ich im Traum nicht in der Lage bin laut zu rufen, wache ich auf und friere tatsächlich. Weil ich immer noch halbnackig im Bett liege und die Arme auch nicht zugedeckt sind. Schnell das Schlafanzugoberteil runterziehen und die Arme unter die Decke stecken! Aber da fuchtelt das Mäusebaby schon wieder mit den Ärmchen. 5 Uhr. Ich reiche ihm die Brust wieder. Aber nein, Mäusebaby will gar nicht trinken. Mäusebaby möchte gerne mit der Wange an Mamas warmer Brust schlafen. Auch gut. Vielleicht kann ich noch ein Stündchen schlafen.

Schlafen schon, allerdings ist mein Schlaf voller verworrener Träume von meinem Exfreund, Biathlon unter Wasser und finnischen Vogelguckern. Erholsam ist anders. Das Mäusekind fängt an, vor sich hin zu lallen. Mit der Brust brauch’ ich es wohl gar nicht erst zu versuchen. Die Nacht ist beendet. Ehe das Mäusebaby noch das Mäusekleinkind aufwecken kann, bin ich blitzschnell mit ihm aus dem Schlafzimmer gesprungen. Es ist 6:15 Uhr.

Ich bin müde. So müde! Heute Abend dann aber wirklich zeitig ins Bett!


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kolmekymmentäseitsemän

Gestern, da war ich kurz bei IKEA, diverse Dinge besorgen. Auf dem Weg dahin sah ich die 38 (Mist!), und auf dem Parkplatz dort genau die gleiche 36 noch einmal.

Aber heute, als ich das Mäusekleinkind aus dem Kindergarten abholte und wir zum Bus gingen, da fuhr die 37 vorbei. Ein blauer Geländewagen.

[1-3, 4, 5, 6, 7, 8, 9-10, 11, 12, 13, 14, 15, 16-17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32-35, 36]


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An so Tagen…

… wie gestern, an denen schon an der Endstelle drei Kinderwagen im Bus stehen und zwei Buggys zusammengeklappt zwischen jeweils eine Sitzreihe gequetscht sind, freue ich mich besonders.

Darüber, dass ich das Mäusebaby in der Trage habe.

Darüber, dass wir alle so einen netten Busfahrer erwischt haben. Es gibt auch welche, die hätten Platz für drei Kinderwagen, nehmen aber nach dem zweiten keinen mehr mit; was von „rechtlichen Gründen“ und „Vorschrift“ murmeln sie dann.

Darüber, dass wir in einem Land leben, in dem es so viele Kinder gibt.


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Taufe, Krankenbesuch und: kolmekymmentäkuusi!

Mäusebabys Taufe war sehr, sehr schön.

Haben wir das Mäusekleinkind damals noch in einem normalen Gottesdienst taufen lassen, weil die Taufe eben nicht dazu da ist, dem Kind einen Namen zu geben, sondern um es in die Gemeinde aufzunehmen, war es uns diesmal zu stressig, ein vielleicht die ganze Zeit vor Müdigkeit schreiendes Mäusebaby während eines ganzen Gottesdienstes ruhighalten zu müssen. Also haben wir die Taufe auf Samstag vorverlegt, und fast die ganze Gemeinde war trotzdem da. :-)

Danke, Outi, für die schönen Worte, für die finnischen Teile der Taufe, dafür, dass das Mäusekleinkind eine der Hauptpersonen war. Danke Meg und Ines, dafür, dass ihr Mäusebabys Paten geworden seid, und dafür, dass ihr das Mäusebaby auch im rutschigen Taufkleidchen sicher gehalten habt. ;-) Danke Ruth und Keith für das spontane Aussuchen eines wunderschönen Liedes. Danke Ruth, Keith, Timo und Leigh Ann für das Ständchen. Danke an alle, dass ihr da wart, danke für eure Geschenke, guten Wünsche und Fürbitten. Danke! Wir sind froh, zu so einer wunderbaren Gemeinde zu gehören!

Es wäre perfekt gewesen, wenn nicht einer von Mäusebabys Taufpaten mit Bronchitis und Fieber hätte zu Hause bleiben müssen. :-(

Deshalb sind der Ähämann, das Mäusekleinkind, das Mäusebaby und ich am Sonntag zu einem langen Spaziergang durch Turku aufgebrochen, an dessen Ende ein Krankenbesuch mit Taufkuchen und einer CD mit Fotos von der Taufe stand. Und dort stand auch die 36. Ein roter Alfa Romeo.

(Ein Alfa Romeo war mein allererstes eigenes Auto. Aus orangem Plastik.)

[1-3, 4, 5, 6, 7, 8, 9-10, 11, 12, 13, 14, 15, 16-17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32-35]


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Vier

Lächeln. Weinen vor Müdigkeit. Dauernd rumgucken. Mama was erzählen. Immer noch am liebsten in den Schlaf getragen werden. Manchmal aber schon allein im Bett schlafen. Wenn Mama isst, nach ihrem Teller / ihrer Gabel / ihrem Brot… greifen. Unheimlich viel sabbern. Lustige Geräusche mit Spucke machen. Die grosse Schwester beobachten. Beim Einschlafen Mamas Hand halten wollen. Endlich ein Spielzeug selbst halten können. Naja, für ganz kurze Zeit wenigstens. Frustriert schnaufen, wenn es nicht funktioniert, sich auf dem Bauch liegend mit den Händen nach vorne zu ziehen. Keine Minute allein sein wollen. Lachen.

Aus dem Alltag des vier Monate alten Mäusebabys.