”So schlimm ist es nicht mit der Müdigkeit“, sagte ich am Wochenende zu einem werdenden Vater, „man muss sich nur zwingen, zeitig ins Bett zu gehen.“
Ja, genau, zeitig ins Bett! Ich bin nämlich müde. So müde!
Es ist 22 Uhr, die Mäusekinder liegen leise schniefend in ihren Betten. Ich schleiche mich auf Zehenspitzen ins Bett, damit keines aufwacht oder gar auf den falschen Gedanken kommt, Mama käme zur Fütterung. Ich denke noch, dass es eigentlich ein ganz schöner Tag war, obwohl ich so müde war, und jetzt könnte ich eigentlich einschlafen, wenn nicht das Mäusekleinkind gerade angefangen hätte, sich in seinem Bett hin und her zu wälzen. Wird schon gleich wieder aufhören. Augen zu. Mäusekleinkind wälzt sich weiter hin und her. Schlägt mit den Armen gegen die Gitterstäbe. Bitte, so kann ich nicht schlafen! Mäusekleinkind fängt im Halbschlaf an zu wimmern. Ich springe sofort aus dem Bett, halte mich nicht erst mit Beruhigungsversuchen auf, die vielleicht noch zum Aufwachen des Mäusebabys führen könnten, sondern verfrachte das Mäusekleinkind kurzerhand zurück in unser Bett. Sie fasst nach meiner Hand und ist schon wieder im Halbschlaf. Gut, kann ich endlich schlafen. Ja, wenn das Mäusekleinkind nur auch schlafen würde statt die Wälzerei in unserem Bett fortzusetzen! Hin und her, und dabei bloss nicht meine Hand loslassen. Aber langsam scheint sie tiefer in den Schlaf zu gleiten. Kann ich also auch… nein! Jetzt bewegt sich auch das Mäusebaby auf meiner anderen Seite! Schlägt mit den Ärmchen um sich und hebt die Beine. Mäusekleinkind ist eingeschlafen und lässt meine Hand los. Gerade rechtzeitig, denn nun tut mir das Mäusebaby mit viel Geschnaufe kund, dass es von allein nicht weiterschlafen wird. Ich drehe mich also zum Mäusebaby, reiche ihm die Hand und die Brust und schaue noch kurz auf die Uhr. 23 Uhr, und ich habe noch keine Minute geschlafen.
Während das Mäusebaby so gierig trinkt, als hätte ich es drei Tage hungern lassen, schlafe ich ein.
Der Ähämann kommt ins Bett. Dazu muss das Mäusekleinkind ein wenig zur Seite geschoben werden, woraufhin es mehrmals mit Kopf und Oberkörper auf meinen Oberkörper oder meine Beine donnert, bis es eine neue angenehme Schlafposition gefunden hat. Endlich! Schlafen. „Jetzt reicht’s aber mal!“, zische ich dem Mäusekleinkind zu, als ich schon wieder unsanft geweckt werde. „Das war ich“, gibt der Ähämann zu, „du hast so dolle geschnarcht.“ Kein Wunder, wenn man in einer völlig unnormalen Schlafposition zwischen seinen Kindern liegt!
Endlich schlafen! Aber da schnauft das Mäusebaby doch schon wieder…! Es ist 1 Uhr, ich reiche die Brust, Mäusebaby trinkt und ist auch schon wieder eingeschlafen. Aber wo ist eigentlich das Mäusekleinkind? Ah, zu meinen Füssen mal wieder! Ich richte mich auf und wuchte das Mäusekleinkind zurück aufs Kopfkissen. Mäusekleinkind richtet sich auf, macht eine halbe Drehung und lässt sich fast aufs Mäusebaby fallen. Ich wuchte das Mäusekleinkind zurück aufs Kopfkissen. Nach ungefähr zehn Versuchen, das Mäusekleinkind vom Schlafen am Abgrund oder auf seinem kleinen Bruder abzuhalten, kann ich endlich weiterschlafen.
Geschnaufe zu meiner Rechten. Mäusebaby wird wohl Hunger haben. Erst noch ein Blick auf die Uhr. 4 Uhr! Doch so spät schon! ;-) Mäusebaby wird auf die andere Seite gelegt, schnell noch prüfen, ob das Mäusekleinkind noch da ist, wo es hingehört, Brust reichen, weiterschlafen.
Nach einem Traum, bei dem ich nachts um drei mit dem Roller um unser Haus gefahren bin und dann frierend vor der Haustür stehe, weil ich den Schlüssel vergessen habe, Ähämann und Mäusekleinkind drin wie die Ratze schlafen und ich im Traum nicht in der Lage bin laut zu rufen, wache ich auf und friere tatsächlich. Weil ich immer noch halbnackig im Bett liege und die Arme auch nicht zugedeckt sind. Schnell das Schlafanzugoberteil runterziehen und die Arme unter die Decke stecken! Aber da fuchtelt das Mäusebaby schon wieder mit den Ärmchen. 5 Uhr. Ich reiche ihm die Brust wieder. Aber nein, Mäusebaby will gar nicht trinken. Mäusebaby möchte gerne mit der Wange an Mamas warmer Brust schlafen. Auch gut. Vielleicht kann ich noch ein Stündchen schlafen.
Schlafen schon, allerdings ist mein Schlaf voller verworrener Träume von meinem Exfreund, Biathlon unter Wasser und finnischen Vogelguckern. Erholsam ist anders. Das Mäusekind fängt an, vor sich hin zu lallen. Mit der Brust brauch’ ich es wohl gar nicht erst zu versuchen. Die Nacht ist beendet. Ehe das Mäusebaby noch das Mäusekleinkind aufwecken kann, bin ich blitzschnell mit ihm aus dem Schlafzimmer gesprungen. Es ist 6:15 Uhr.
Ich bin müde. So müde! Heute Abend dann aber wirklich zeitig ins Bett!