Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Feiertagsbeschäftigung II oder: neljäkymmentäviisi

Einen nicht unbeträchtlichen Teil des Ähämanns Urlaubs verbrachten wir auch in Autohäusern und bei Kindersitzhändlern mit Rechnen und Vermessen.

Gestern waren wir wieder in so einem lustigen Autohaus im 50 km entfernten Nachbarort, das vier verschiedene Automarken sowie Motorboote verkauft. Aber immerhin stand dort eine 45 vor der Tür.

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Feiertagsbeschäftigung I oder: neljäkymmentäneljä

Als ich mich endlich nicht mehr ganz so zittrig auf den Beinen fühlte, also so am zweiten Weihnachtsfeiertag, und auch endlich mal wieder die Sonne zu sehen war, war klar: heute spazierengehen in Nummi! Genauso wie damals der Ähämann die 22, hatte ich nämlich im September bei einem Spaziergang mit dem schlafenden Mäusebaby die 44 entdeckt. Viel Gefahr, dass sie nicht mehr da sein würde, bestand nicht. Waren doch schon damals die Reifen platt. Und so stand er da immer noch, der alte himmelblaue Ford-Bus mit dem Oldtimer-Kennzeichen. Nur die leuchtend roten Äpfel in den Gärten daneben waren verschwunden.

(Dass ich mich abends wieder kaputter fühlte als vorher, weil ich die Hälfte des Spaziergangs das Mäusekleinkind in der Trage auf dem Rücken hatte, weil sie von mir, und nur von mir, getragen werden wollte, und dass der Ähämann und das Mäusekleinkind zur Schlafenszeit noch einen Notarzt besuchen mussten, weil das Mäusekleinkind beim abendlichen Auf-dem-Bett-Hopsen hingefallen war und sich die halbe Zunge durchgebissen hatte, das war dann eigentlich ganz der passende Abschluss des diesjährigen Weihnachten…:-/ )

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Neulich auf’m Weihnachtsmarkt

Zwei Deutsche auf einem finnischen Weihnachtsmarkt. „Oh, sieh mal da, da gibt’s Bratwürste!“ „Oh, lecker!“ „Ja, aber guck mal, die gibt’s wieder nur in Papier, kein Brot, kein Senf…“ „Hm… wo ich grad solchen Appetit auf Bratwurst hätte…“

„Weihnachtsbratwurst!“, pries da auch schon der Verkäufer an. „100 % Fleisch!“ (Was durchaus bemerkenswert ist, da finnische Bratwurst üblicherweise zu ca. 30 % aus Fleisch und 70 % Pappe Mehl besteht.) „Ja, sieht ja auch wirklich lecker aus“, sagten die Deutschen, „aber so ohne Senf…“ „Da braucht man doch keinen Senf dazu! Die ist doch ganz stark gewürzt!“, entgegnete der Verkäufer. „Nach deutschem Rezept!“, setzte er noch hinzu. „Hm, na gut, aber so ohne alles…“ zweifelten die Deutschen immer noch. „Aber weisst du was?“, sagten sie zueinander, „hier auf dem Weihnachtsmarkt, da gibt’s doch alles, was in der Region von Hand hergestellt wird. Nicht nur Adventskränze und gestrickte Mützen und Wollschühchen für Babys und Puppenpullover und Kerzen und Wichtel aus Holz, sondern auch Lebensmittel. Lass uns Brötchen kaufen und Senf und dann wiederkommen!“

Möhrenbrötchen aus dem Viererpack: 2,20 €
1 babygläschengrosses Glas Senf: 6,00 €
2 Weihnachtsbratwürste: 5,00 €

Lecker. Und das nächste Mal bringen wir Brötchen und Senf gleich von zu Hause mit. ;-)


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Auf dem Markt

Gestern, als wir eigentlich auf dem Weg zum Familiengottesdienst waren, der Ähämann und das Mäusekleinkind aber noch schnell in den Supermarkt sprangen, um ein paar dringend benötigte Lebensmittel zu kaufen, fuhr ich mit dem schlafenden Mäusebaby Runde um Runde über den Markt. Es wurde schon dunkel, aber immer noch hetzten Leute mit Einkaufstüten quer über den Markt – von einem überdachten Einkaufszentrum zum nächsten, vom modernsten Warenhaus Turkus zum grössten Warenhaus Turkus. Ich umrundete mehrmals den hässlichsten Weihnachtsbaum der Welt, der eigentlich gar kein Weihnachtsbaum ist, sondern nur ein von Fichtenzweigen umhüllter und mit einer Lichterkette dekorierter Laternenmast. Während in den angrenzenden Einkaufszentren und Warenhäusern wahrscheinlich die Hölle los war, gab es auf dem Markt nur ein paar vereinzelte und kaum besuchte Stände: sechs Blumenstände, an denen vor allem Weihnachtssterne und Hyazinthen verkauft wurden, zwei Weihnachtsbaumstände, einen Fischstand. Dem Mann am Fischstand, der ganz verloren und fröstelnd in seinem Schneeanzug für Erwachsene auf Kunden wartete, die nicht kamen, hätte ich gern ein Näpfchen eingelegten Hering mit Möhren abgekauft, wenn ich sowas denn essen würde. Ich sah jede Menge schwangere Frauen und dachte daran, dass ich letztes Jahr zu Weihnachten auch so einen Bauch hatte, und wie schön das ist, beim Verlesen der Weihnachtsgeschichte den eigenen dicken Bauch streicheln zu können. Ich schaute mir alle drei Thermometer an, die man vom Markt aus sehen kann, und versuchte zu entscheiden, welches wohl am präzisesten ist. Egal. Mit grossen Leuchtzahlen verkündeten alle drei, dass so gar kein Weihnachtswetter ist, ob es nun 2,9°C oder 2,5°C oder 2,8°C waren. Ich schaute mir das Schwedische Theater, das Thalia-Haus und die orthodoxe Kirche an und versuchte mir vorzustellen, wie Turku ausgesehen hat, vor 50 Jahren, oder vor 80. Ich guckte auf den dreieckigen Betonklotz, in dem sich auch der Maistraatti befindet, und dem man vom Markt aus gar nicht ansieht, dass er dreieckig ist, und in dem jetzt das beste Steakhouse Turkus durch H&M ersetzt ist, während sich in den vorherigen Ladenräumen von H&M gleich gegenüber jetzt eine Café-, Bar- und Restaurantkette der S-Gruppe befindet. Ich musste daran denken, wie wir damals im Laufschritt quer über den Markt vom Friseur zum Maistraatti gerannt waren, weil die Friseuse für meine unfinnisch vielen Haare doch länger gebraucht hatte als geplant, und wir fast zu unserer eigenen Hochzeit zu spät gekommen wären. Und wie dann ausgerechnet auch noch an der Kreuzung vor dem dreieckigen Betonklotz, an der immer alle Fussgängerampeln gleichzeitig rot oder grün werden und über die man deshalb auch diagonal gehen kann, die Ampel rot wurde und wir auch noch warten mussten. Und wie dort einer Frau weder mein Kleid, meine Frisur, des Fast-Ähämannes dunkler Anzug noch unsere Schuhe, die eigentlich so gar nicht für einen Sprint über das Kopfsteinpflaster des Markts geeignet waren, auffielen; stattdessen guckte sie nur ungläubig auf meinen Maiglöckchenstrauss nach diesem entsetzlich kalten Frühling, in dem Ende Mai die Bäume immer noch nicht grün waren, und fragte, wo wir den denn gekauft hätten. Ich musste daran denken, dass an der gleichen Stelle anderthalb Jahre später ein riesiger Schneehaufen aufgetürmt war, auf dem Kinder begeistert herumkletterten wie auf einem richtigen Berg. An diesem seltsamen Grillimbiss an der Westseite des Marktes standen zwei Frauen mit Plastebeuteln aus zwei verschiedenen Spielzeugläden und stärkten sich mit labbrigem Fleisch in labbrigem Brot. Ein älterer Mann wankte alkoholisiert an ihnen vorbei. Eine Mutter, die mit ihrem schlafenden Kind im Kinderwagen die Runden in umgekehrter Richtung fuhr, begegnete mir zum zweiten Mal. Noch so eine, dachte ich.

Ich war froh, dass das Mäusebaby endlich mal schlief. Ich musste daran denken, wie lange wir schon in dieser Stadt leben und wie viele wichtige Dinge hier in unserem Leben passiert sind. Ich war froh, den Ähämann zu haben und die Mäusekinder. Ich freute mich auf Weihnachten. Und am glücklichsten war ich darüber, dass wir nicht heute oder morgen ein Schiff oder ein Flugzeug besteigen würden, um Weihnachten anderswo zu feiern, sondern dass wir hierbleiben würden. Zu Hause.


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neljäkymmentäkolme

Freitagabend standen wir an der Haltestelle am Studentendorf. Es war spät, die Mäusekinder ningelig und fast am Einschlafen, es war kalt, finster und es fiel ein besonders fieser Nieselregen. An der Haltestelle am Studentendorf gibt’s kein Wartehäuschen.Und der Bus kam und kam nicht. Vielleicht hatten wir uns doch in der Abfahrtszeit geirrt.

„Ach mensch“, dachte ich gerade, „wären wir doch gleich gelaufen, dann wären wir jetzt schon fast zu Hause im Trockenen!“ „Da, da!“, rief der Ähämann. „Die 43!“ (Ein altes pakettiauto undefinierbarer dunkler Farbe.)

Gleich darauf kam auch der Bus.

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Jedes Jahr schöner

Letztes Jahr, da hat das Mäusekleinkind vor allem die brennenden Kerzen bestaunt. Und beim Spazierengehen jeden Adventsstern („Danndele!“) und jedes beleuchtete Weihnachtsbäumchen („Bäumche!“) kommentiert. Einen Adventskalender hatte sie auch, aber an das Öffnen musste man sie immer erinnern.

Dieses Jahr, das ist ihre erste richtig eigene Adventszeit. Die gleich mit zwei Enttäuschungen anfing. Ich hatte ihr erklärt, wie das funktioniert mit dem Adventskalender. Aber als das erste Fensterchen offen war, hiess es: „Jetzt DAS noch aufmachen!“ „Nein, das machen wir morgen auf. Gleich, wenn du aufgestanden bist! Aber jetzt können wir noch den Adventskranz anzünden!“ (Unser Adventskalender von den Pfadfindern fängt ja immer entweder am 1. Dezember oder am 1. Advent an, je nachdem was eher ist.) Als ich nach einer Kerze das Streichholz ausblies, hub erneut Protestgeschrei an: „Jetzt die ANDEREN noch anmachen!“

Jetzt weiss sie bescheid. Jeden Morgen läuft das Mäusekleinkind zuerst in die Küche, stellt fest: „Der Schwibbogen ist schon an.“ (der hat eine Zeitschaltuhr), strahlt und schaltet den Adventsstern und das Lichterbäumchen im Garten an. Dann wird der Adventskalender aufgemacht, das Bild kommentiert und ausserdem nochmal bekräftigt: „Das lassen wir jetzt offen!“. Auch mit dem Prinzip des Adventskranzes hat sie sich angefreundet: „Jetzt sind da schon wei Kerzen an!“ „Ja, und am Sonntag zünden wir die nächste an!“

Und abends, wenn es dunkel wird (so gegen halb vier ;-) ), kommt die schönste Zeit des Tages. Dann wird gelichtelt. „Jetzt die Pyramide anmachen!“, fordert das Mäusekleinkind. „Und das Räuchermännchen! Guck mal, Mäusebaby, das raucht! Hat ne Pfeife!“. „Und Mama soll auch Musik anmachen!“

Und das Mäusebaby? Starrt ganz fasziniert die Kerzen an. Und die Rehe, die sich auf der Pyramide drehen.

Und ich? Ich freue mich sehr. Und nächstes Jahr, nächstes Jahr, da sind die Mäusekinder gross genug, da fahren wir den Mäuseopa und die Mäuseoma besuchen im Advent! Denn, in Arzgebirg is wahrlich schi, wenn’s draußen stürmt un schneit. Un wenn de Peremett siech dreht, is unner schennste Zeit. Ja! *seufz*


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Schwacher Trost

„Manche Schlafforscher sind der Meinung, dass gerade die Fähigkeit wach zu bleiben die Reife des Gehirns zeigt und nicht diejenige, einzuschlafen oder durchzuschlafen.“

Prima! Im Wachbleiben sind die Mäusekinder nämlich grossartig! *schieflächel*

(Ich hätte heute gerne mal eine Bewerbung fertiggestellt und verschickt. Stattdessen bin ich eine Dreiviertelstunde lang im Fünf-Minuten-Takt auf die Terrasse gerannt, um das Mäusebaby zurück in den Schlaf zu schaukeln. Letztendlich erfolglos natürlich.)


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Sieben

So ein grosser kleiner Mann!

Fünf Zähne hat er schon! Damit benagt er hingebungsvoll, in seinem Hochstühlchen sitzend, Reiswaffeln und Kekse. Hinuntergeschluckt wird davon aber nicht allzu viel. ;-) Und natürlich werden die fünf Zähne auch regelmässig geputzt. Im Gegensatz zur grossen Schwester lässt er sich dabei sogar noch helfen, auch wenn alleine putzen natürlich viel besser ist! ;-)

Und sitzen will er und die Welt erkunden! Wir haben ihm den Kinderwagen umgebaut, weil er mit den ganzen dicken Winterklamotten sowieso bald nicht mehr in die Liegewanne gepasst hätte, unser langer Mäuseknabe, der jetzt schon Kleidergrösse 74/80 trägt, und glücklicher ist er jetzt auch. Im Hochstühlchen darf er jetzt auch sitzen, und das Mäusekleinkind und er haben grossen Spass, wenn sie sich beim Essen so gegenübersitzen und gemeinsam Quatsch machen. Er kann auch schon prima allein auf dem Boden sitzen, aber das lassen wir ihn nicht so gerne, weil er sich ja noch nicht selber aufsetzen kann. Aber ab und zu darf er, und er ist sooooo glücklich dabei! :-)

Er hört aufmerksam zu, wenn wir mit ihm reden, und er erzählt uns dauernd was, ganz ernsthaft mit In-die-Augen-gucken und so: “Da-da-da!”und „Ha-taa-taa!“ und „Hei-ta! Hei-ta!“. Flüstern kann er auch. Und er hört auf seinen Namen. :-)

Auf dem Bauch rutscht er jetzt schon ein bisschen durch die Wohnung. Rückwärts. Und er braucht für einen Meter ungefähr fünf Minuten. Und wenn er sich unter den Badschrank oder den Sessel oder mit den Füssen gegen eine Wand manövriert hat, dann ist das Geschrei gross. Aber es ist ein Anfang! :-)

Er isst Brei morgens, mittags, nachmittags und abends, trinkt Wasser aus der Schnabeltasse und zwischendurch Mamamilch. Gerne auch nachts. Während das Mäusekleinkind seinerzeit relativ schnell relativ lange durchschlief, nach dem ersten Aufwachen aber stündlich nuckeln wollte, hat das Mäusebaby so etwas wie einen stabilen Drei-Stunden-Rhythmus entwickelt. Naja, das wird schon auch noch werden. Irgendwann bekommt er vielleicht auch nicht mehr abwechselnd einen neuen Zahn oder eine neue Erkältung. :-(

Ich würde mir auch wünschen, dass er endlich lernt, tagsüber so viel zu schlafen, wie er braucht. Oder dass er endlich mit den zwei Stunden vormittags und der maximal halben Stunde nachmittags auskommt. Damit er nicht immer so dolle müde ist und so viel weinen muss, der kleine schlafverweigernde Kerl.

Unheimlich kuschelbedürftig ist er. Nachts möchte er am liebsten Ganzkörperkontakt mit Mama. Und obwohl er jetzt ganz gern im Kinderwagen sitzt und in die Weltgeschichte guckt, wird er doch noch lieber auf dem Arm getragen oder auf dem Schoss gehalten. Ruhig da sitzen möchte er allerdings auch nicht. „Hoppe Reiter“ kann ihn stundenlang erheitern und zum Quietschen bringen, vor allem die Stelle, an der ihn die Müllermücken hinten und vorne zwicken. *kicher* Das Mäusekleinkind findet das so toll, wie der kleine Bruder lacht, dass sie immer für ihn verlangt: „Nochmal Hoppe Reiter machen!“. Gestern gaben wir eine zwanzigminütige Gratisvorstellung im Bus. ;-)

Zweifachmama sein ist ganz schön anstrengend. Aber ganz schön schön. :-)