… in so mancher Beziehung. Zum Beispiel in der zur Temperatur. Dass der Finne an sich so verschiedene Methoden entwickelt hat , um sich warmzuhalten, weil er nicht gerne friert, ist mir ja vollkommen verständlich und auch willkommen. Aber was zu weit geht, geht zu weit: und das ist, bei geschlossenem Fenster und aufgedrehter Heizung zu schlafen! Ich erinnere mich noch gut, wie ich im Februar 2000 mit den finnischen Studenten zum Winterökologiekurs in Salamajärvi war und vor lauter Hitze (ich schlief zu allem Überfluss im Doppelstockbett oben) überhaupt nicht schlafen konnte, bis ich mich dazu entschloss, wenigstens die Heizung abzudrehen, wenn an Fensteröffnen schon so gar nicht zu denken war – und wie dann Hanna-Leena (die, die mir beim Übersetzen meiner
Mäuseseite damals geholfen hat) dann früh fröstelnd aus dem Bett stieg, die Hand auf die Heizung legte und entsetzt ausrief:”Die ist ja KALT!”
So kommt es, dass man zum Beispiel in Finnland keine Wärmflaschen kaufen kann. Also man kann schon, aber nur im Sanitätshaus ab 70 € aufwärts. Pälvi brauchte letztes Jahr eine für ihre Feldarbeit (nein, nicht für sich, für die Minks!) und weigerte sich, so viel Geld für so ein simples Ding auszugeben. Meine Bielefelder Freundin Melanie brachte dann, als sie zu unserer Hochzeit kam, für Pälvi eine Wärmflasche von Rossmann mit, die ganze 2,99 € gekostet hatte!
Und letzte Woche war ich im Babyladen und wollte für das Mäusebabymädchen einen Schlafsack kaufen. Bisher hat sie sehr schön unter ihrer Bettdecke aus der KELA-Kiste geschlafen. Aber dann fing sie an, sich immer mehrmals pro Nacht freizustrampeln, und letzte Woche hatten wir schon ein paar ziemlich kühle Nächte, und das arme Kind ist eiskalt aufgewacht. Also musste ein Schlafsack her. Zwar ist auch einer in der KELA-Kiste, aber der ist für den Wagen gedacht und dementsprechend geschnitten, und ausserdem will ich auch nicht den gleichen Schlafsack für den Wagen und fürs Bett benutzen. ”Schlafsack?”, fragte die Verkäuferin verwundert? ”Wofür denn?” ”Fürs Bett.” Ungläubiger Blick. ”Naja,” erklärte ich, ”bisher hat sie ja unter ihrer Decke geschlafen, aber jetzt, wo die Nächte wieder kühler werden…” Noch ungläubigerer Blick. Schliesslich führte sie mich zu einer Kleiderstange, auf der ein paar Babyschlafsäcke hingen: trotz des kotimainen-Wahns der Finnen nur deutsche und polnische Produkte. Darüber ein handgeschriebenes Werbeschild:”Schlafsäcke ab 29 €. Fürs mökki, fürs Boot, für unterwegs…” Aha, also nur da, wo’s wirklich kalt wird! Nicht etwa fürs heimische Gitterbettchen!
Lustig ist in dem Zusammenhang noch, dass finnische Babys grundsätzlich tagsüber draussen schafen, die offizielle Empfehlung lautet, erst ab -10 Grad ist es zu kalt dafür. Klar, Babys schlafen besser an frischer Luft, und gesund ist es ausserdem – aber sobald das Kind nicht mehr in den Kinderwagen passt, dann nicht mehr?!
Schon ein seltsames Land, das.
(Apropos: Schlafsäcke werden ja auch immer wieder als eine Massnahme zur Verhütung des plötzlichen Kindstods propagiert. In Finnland sterben weniger Kinder am plötzlichen Kindstod als im übrigen Europa, obwohl hier kein Baby im Schlafsack schläft und noch nicht einmal die Rückenlage zum Schlafen offiziell empfohlen wird. Dafür raucht hier niemand in der Wohnung, noch nicht einmal in der eigenen. Vielleicht ist Zigarettenrauch ja doch das schlimmste Übel, auch in diesem Fall…)