Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Preisfrage

Das hier ist ein ganz normaler „Ich-fülle-mal-eben-auf-was-wir-ganz-dringend-brauchen-Einkauf“.

Die werte Leserschaft wird gebeten, Schätzungen abzugeben, was ich dafür bezahlt habe.

(Dass ich, obwohl an finnische Preise gewöhnt, gerade fast in Ohnmacht gefallen bin, kann als kleiner Tipp benutzt werden.)


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Erwischt!

Da hierzulande üblicherweise kein Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit stattfindet, ist mein erster Gedanke beim Anblick eines Paares, das sich in einem Park oder so umarmt oder gar küsst, jetzt immer: Die haben bestimmt eine Affäre! (Was wiederum hierzulande auch nicht gerade selten vorkommt.)


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Als Ausländer in Finnland

Ab und zu beschweren wir Ausländer uns ja untereinander ein bisschen über das Leben in Finnland. Wie schwer man mit den Finnen in Kontakt kommt, dass das Essen nicht schmeckt, dass man nie und nimmer diese unmögliche Sprache lernen können wird.

Dabei brauchen wir Mitteleuropäer ja überhaupt nicht zu klagen. Wir sind freiwillig gekommen, und der Kulturschock für uns ist dann doch eher gering.

Aber die anderen, die wirklich weit her kommen…!

Wie machen die arabischen Frauen das im Winter mit dem Kopftuch? Mütze drunter? Oder haben sie extradicke Kopftücher für den Winter?
Wie fühlen sich die Russinnen, die wegen ihres Kleidungsstils durchaus schon mal für Prostituierte gehalten werden?
Wie muss es für einen Chinesen sein, hier in ein chinesisches Restaurant zu gehen und chinesisches Essen zu bekommen, das dem finnischen Durchschnittsgeschmack angepasst ist?
Wie kommen die indischen Männer mit den emanzipierten finnischen Frauen klar?

Letzte Woche, als ich mal wieder mit dem schlafenden Mäusebaby den neuen Spazierweg am Fluss entlangging, sah ich schon von weitem einen Fahrradfahrer, der immer wieder die Füsse von den Pedalen nahm, wieder aufstieg, wieder die Füsse auf den Boden setzte. Vielleicht ist ihm die Kette vom Zahnkranz gesprungen, dachte ich. Dann war der Radfahrer hinter der nächsten Kurve verschwunden. Wird er wohl sein Fahrrad wieder zum Laufen gebracht haben, dachte ich. Doch als ich auch um die nächste Kurve bog, hatte ich ihn eingeholt. Sein Fahrrad war vollkommen in Ordnung. Er hatte sogar einen Fahrradhelm auf. Aber das Fahrradfahren, das versuchte er gerade zu lernen. Als ich ihn überholte, lachte er mich mit blitzenden Zähnen aus einem schwarzen Gesicht an. Dann liess er sich erschöpft auf die nächste Bank sinken.


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K. & F. Hutfabrik

Inspiriert von den Werbe-emails, die ich seit April monatlich von Melanders Hattfabrik bekomme, haben die beste Freundin und ich beschlossen, nach dem fünften gemeinsam hergestellten Doktorhut jetzt eine eigene Fabrik aufzumachen. ;-)

Jeder Hut wird von Hand in liebevoller Kleinarbeit hergestellt und individuell auf den zukünftigen Träger abgestimmt.

Pro Hut berechnen wir einen Sonderpreis von, sagen, wir, 300 €. (Immerhin die Hälfte von dem, was Melanders Hattfabrik pro Hut in Rechnung stellt.)

Für Freunde umsonst. :-)

(Hach, war das schön – das Hutbasteln und die Verteidigung und die karonkka und alle meine Kollegen mal wieder zu treffen und das Wochenende mit der besten Freundin!)


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Negativliste

Bisweilen bekomme ich mehr oder weniger direkt vorgeworfen, ich würde dieses Land recht blauäugig lieben. Ob es denn gar nichts gäbe, dass ich nicht mag.

Oh doch! An Finnland finde ich ganz doof:

  • dass es keine Kinderärzte gibt, zumindest nicht im kommunalen terveyskeskus
  • dass Paracetamol vom Baby- bis ins Rentenalter als Allheilmittel angesehen wird
  • dass die Hauptsorge der Schwester in der Kinder-Neuvola ist, dass ein Kind im ersten Lebensjahr bloss kein Gramm zu wenig wiegt – aber nach dem ersten Lebensjahr bloss kein Gramm zu viel!
  • dass man zwar sehr oft Väter mit ihren Kindern auf dem Spielplatz oder bei sonstigen Unternehmungen sieht, aber fast nie Vater-Mutter-Kind(er) zusammen
  • dass ständig irgendwer irgendwo auf die Strasse spuckt
  • dass man als Fussgänger auch bei Grün nicht unbesorgt über die Strasse laufen kann, weil Rechtsabbieger entweder gar nicht auf Fussgänger achten oder denken, sie könnten vor dem Fussgänger ja schnell noch über die Kreuzung fahren
  • dass man für finnische Autofahrer immer mitdenken muss, weil die immer noch auf den Strassen herumgurken, als ob die Verkehrsdichte in den letzten zehn Jahren nicht doch ein kleines bisschen zugenommen hätte
  • dass alle einfach losessen, sobald das Essen auf dem Tisch steht
  • dass einem kein Mann (natürlich gibt es Ausnahmen – aber ich kenne genau eine) die Tür aufhält
  • dass ausgerechnet sonntags die meisten Cafés geschlossen haben
  • dass es keine netten Kneipen gibt, in denen man abends mit seinen besten Freundinnen oder dem Ähämann oder den Kollegen plaudern und eine Kleinigkeit dabei essen kann – denn ausgegangen wird hier ausschliesslich, um sich zu besaufen (und dabei ist Essen ja allenfalls hinderlich…)
  • dass das Essen entweder nach gar nichts oder überall gleich (oder beides ;-) ) schmeckt

(Die Positivliste wäre trotzdem länger geworden! :-) )


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Nur für reiche Doktoren

Letzte Woche war ein dicker Brief für mich im Briefkasten, mit einer Einladung zur offiziellen Promotionsfeier der Uni Turku. Diese findet jedes Jahr im Mai statt, und daran teilnehmen können alle, die bis zum Februar des Jahres promoviert haben und vorher noch nicht daran teilgenommen haben. (Ich könnte also theoretisch auch noch nächstes Jahr oder übernächstes oder in zehn Jahren.)

Beigelegt war das Programm (Donnerstag: Probe im Konzerthaus, anschliessend Dinner und Tanz; Samstag: Promotionsfeier im Konzerthaus, Prozession zum Dom, dort Gottesdienst, abends Dinner und Tanz; Sonntag: Segelausflug nach Naantali, Mittagessen im besten Restaurant am Platz), ein Anmeldeformular, eine Kleiderordnung (einzeln aufgeschlüsselt für „Doktor, weiblich“, „Doktor, männlich“, „Partner des Doktors, weiblich“, „Partner des Doktors, männlich“ und „anderer geladener Gast, männlich“, „anderer geladener Gast, weiblich“) sowie Anweisungen für die Bestellung des Doktorhutes und des Doktordegens, beide für die Feier unabdingbar. Ach ja, und die Preisliste: 250 € pro Person für die Veranstaltungen. 275 € für den Degen. Der Preis für den Hut variiert je nach Hutfabrik zwischen 495 und 650 €. (Dabei hab’ ich ja schon einen! ;-) ) Mal davon abgesehen, dass die geforderten Kleider für mich und der Frack für den Ähämann ja auch nicht schon bei uns im Kleiderschrank hängen.

Dazu fällt mir eigentlich nur ein, Else Buschheuer, deren New-York-Tagebücher ich letztens alle mal wieder gelesen habe, zu zitieren:

Bin ich Jesus?! Wächst mir Gras aus den Taschen?!