Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


Hinterlasse einen Kommentar

.

Heute endlich wieder in Ruissalo Eisloch“schwimmen“. Diesmal mit Marjaana. Während der letzten drei Wochen ist das Wasser ein halbes Grad wärmer geworden – jetzt sind’s „nur“ noch -0,5°C – und das Eis vom Meer ist schon fast vollständig verschwunden. Nur in der Bucht, wo sich die Sauna und der Badestrand befinden, schaukeln noch grosse Eisschollen gemächlich auf und ab. Einen Extra-Bonus gab’s heute auch noch: Ausblick auf die drei Buchten weiter vorbeifahrende Schwedenfähre von Silja-Line. Erst im Ganzen, und beim nächsten Eislochgang fuhr gerade ihr Schornstein durch den Wald. Jedenfalls sah’s so aus. ;-)

Hingefahren bin ich mit dem Rad, 16 km hin und 16 wieder zurück, war ’ne schöne kleine erste Frühlingstour. Frühling? Naja. Nicht mal die Laubwälder mit den vielen Eichen – die mich am Anfang doch ein bisschen irritiert haben, so weit im Norden – auf Ruissalo lassen schon ein wenig Frühling ahnen. Kein Hälmchen grünes Gras, noch keine Spur von Huflattich. Stattdessen noch dicke, graue Schneeflecken. Der Pe-u-ge-ot und ich eingesaut mit Schlammspritzern. Und doch…! Vor allem die Spikereifen müssen wieder ab, so viel überschüssige Kräfte hab’ ich nicht, sie auf eisfreien Wegen spazierenzufahren!


Hinterlasse einen Kommentar

.

Freitagabend. „Mädchensauna“ in der 4D. „Hast du schon gehört? In der 6B ist jemand erschossen worden!“

Der Turun Sanomat bestätigt die Meldung.

Nein, ich wohne nicht in einer besonders gefährlichen Gegend. Auch während meiner Zeit in Konnevesi sind dort insgesamt sieben Menschen umgebracht worden bzw. haben sich gegenseitig umgebracht. (Kaum vorstellbar in einem 3000-Leute-Kaff.) Ich halte Finnland dennoch für eines der sichersten Länder der Welt. Ich werde weiterhin ohne Angst abends und nachts durch die Stadt und unser Studentendorf laufen, und mir wird auch nichts passieren. Morde in Finnland passieren entweder aus Eifersucht, oder wenn sich besoffene Männer in die Haare kriegen. Bestimmt noch nie ist in Finnland ein vorsätzlicher Mord passiert .
Da die 6B ein Haus mit family apartments ist wie unseres, hab ich mir schon in der Sauna mein Teil dazu gedacht. Im Turun Sanomat steht, das Opfer wäre ein 38-jähriger Mann, festgenommen worden wären eine 20-jährige Studentin, die Mieterin der Wohnung, in der der Mord passiert ist, und ein 50-jähriger Turkuer, der genauso wenig wie das Opfer dort wohnt. Und man weiss noch nicht, wieviel Alkohol bei der Sache eine Rolle gespielt hat. Traurig, aber wahr – passt alles ins Bild…

(Im Übrigen war es recht einfach für mich, den Artikel zu übersetzen – „Der Alte“ mit finnischen Untertiteln hat mein kriminalistisches Vokabular mächtig anwachsen lassen! Gestern noch hab’ ich mich gefragt, wozu ich Worte wie „Waffe“, „festnehmen“, „erschiessen“ etc. eigentlich brauche. )


Hinterlasse einen Kommentar

Angepisst

…hab ich mich ja schon am Sonnabend ein wenig gefühlt. Ich fahre extra in den gerammelt vollen Citymarket, weil es nur dort Streu für die Schweinchen in halbwegs annehmbaren Packungsgrössen und zu halbwegs annehmbaren Preisen gibt, und was erwartet mich dort, nachdem ich mit meinem Wagen um ungefähr hundert Familien herumgekurvt bin? Gähnende Leere auf der Palette! *grmpf*

Aber was ich heute dort erlebt habe, schlug ja nun wohl dem Fass den Boden aus!
Streu gab’s heute wieder, aber als ich auf den Parkplatz zurückkomme, steht so ein Bürschchen hinterm Auto und ist sichtlich mit irgendwas beschäftigt. Als Mitteleuropäer schiessen einem natürlich sofort Gedanken wie „Einbrechen“, „Schlüssel, Lack kratzen“ in den Kopf. Aber was tut das Bürschchen? Steht da und pisst in aller Ruhe den J-FI an! Ich war so perplex, wir haben uns erst ein paar Sekunden angestarrt, bevor ich ihn angebrüllt habe:“Mene pois!!!“ (Viel zu nett! Glück hat er gehabt, dass ich nicht in typischer Laune aus dem Citymarket kam. Unsortiert war’s natürlich wie immer – warum steht das mämmi zwischen der WURST im Kühlregal?! – aber so leer wie noch nie. Also war ich gut gelaunt. Sonst hätte ich einfach gebrüllt:“Hau ab du Sau!“. Ich glaub’, das hätt’ er auch verstanden.) Daraufhin guckte er mich irgendwie betroffen an und rannte davon, humpelte mehr, weil nebenher musste er ja noch sein Dingens in der Hose verstauen. In dem Moment musste ich schon wieder grinsen…


Hinterlasse einen Kommentar

.

Na prima. Pünktlich zum Frühlingsanfang hat es wieder die ganze Nacht geschneit. Und schneit, und schneit, und… Allerdings muss ich sagen, dass das trotz allem ein bisschen schöner ist als das novemberähnliche Schmuddelwetter am Wochenende mit dreckiggrauen Schneeresten und dazwischen dreckiggraugrünen Rasenstücken *schüttel*

Gestern hab ich mich in voller Schmuddelwetterausrüstung (Gummistiefel, Regenhose, Regenjacke) aufs Rad geschwungen, um Birkenzweige und Weidenkätzchen für Ostern zu holen. Daran ist zum Glück in Finnland kein Mangel. Ich habe dieses Jahr sogar wieder ohne Probleme – ganz anders als im letzten Jahr, als nur Parkbirken mit zartesten Zweiglein aufzutreiben waren – Birkenzweige gefunden, die in der Lage sind, meine kleinen Holzostereier zu tragen. Allerdings habe ich noch nie Osterzweige mit derart unterentwickelten und kleinen Knospen geholt. Aber sie haben ja noch drei Wochen Zeit…


Hinterlasse einen Kommentar

.

Immerhin:
Viertel sieben schien die Sonne noch. Die Schneehaufen schrumpfen. Radfahren wird von Tag zu Tag wieder leichter – immerhin ist jetzt auf fast allen Wegen wenigstens ein schmaler Streifen eisfrei. Wo die Wege schon ein bisschen weiter abgetaut sind, wird schon angefangen, die Tonnen von Streugut zusammenzukehren und abzutransportieren. Die Uni hat das Foto auf ihrer Startseite schon mal geändert (Bis es so aussieht, wird noch ein wenig Zeit vergehen müssen, aber immerhin kommt jeden Tag ein Stückchen mehr Rasen unter dem Schnee hervor. Und nachmittags stehen manchmal Leute mit geschlossenen Augen vor dem Hauptgebäude und lassen sich die Sonne ins Gesicht scheinen.) Die Leute haben alle ein Dauergrinsen im Gesicht, und die Finninnen tragen kurze Röcke.

Dennoch wollte ich meinen Ohren nicht trauen, als ich heute Abend die erste Amsel ihren Abendgesang proben hörte. Ein wenig zaghaft noch, aber eindeutig Amselgesang. Ich hielt sie für eine, die es partout nicht erwarten kann, aber es war, als hätten sie sich abgesprochen: auf dem Weg nach Hause flötete es von allen Dächern.

:-)


Hinterlasse einen Kommentar

.

Lost in Translation (I)

Gestern angeguckt. Für toll befunden. Kein bisschen amerikanisch. Sondern so. Schöööhööön… *schwelg*

Lost in Translation (II)

Wer hat eigentlich mir und meinen Leidensgenossen aus dem Finnischkurs den Floh ins Ohr gesetzt, Finnisch lernen zu wollen?! Wir kämpfen gerade alle mit dem monikon partitiivi (nein, fragt nicht…) und fühlen uns alle, als ob uns der Boden, den wir schon mal unter unseren Füssen verspürten, auf einmal wieder weggezogen würde.

Die Kuukausiliite zum Frühstück. Auf Arbeit alles englisch. Im Finnischkurs mal wieder versucht, mit Michaila tschechisch zu reden. (Vergiss es…! Nach jedem tschechischen Wort, das ich aus meinem Gedächtnis auskrame, folgen zehn finnische zur Fortsetzung des Satzes. So wird das nichts.) Zum Abendbrot „Der Laden“ von Strittmatter auf deutsch. Zum Einschlafen „Mittsommer im Muumintal“ auf finnisch. Und zwischendurch noch das im Bücherregal wiederentdeckt:

“Manniche Kinner hamm en Nischel, schlachter wie de Grußen, esu hart wie unner Granit in Gebirg. Do war dr klaane Siegel-Ernst su aaner. Dar hot immer Widerpart gaabn. Aah seiner Mutter. Nu sei emol de Gunge alle in Dorfteich boden gange. Ne Ernst sei Mutter saat: „Du bleibst derham!“ – „Iech gieh“, saat dr Gung. „Iech sog’s dein Vater, wenn ar vun Wald kimmt!“ Dr Gung stampet mit de Füß auf: „Meintwaagn!“
Su gung dos e Vertelstund hi un har. Un wie dr Gung wieder saat: „Un ich gieh doch boden“, do saat sei Mutter: „Ober dos sog iech dir, wenn de mr ersäffst, schlog iech dich tut, wenn de eham kimmst!“

aus: Saafnlob „Das lustige Buch der Erzgebirger“

*klitzekleinesbisschensehnsüchtigseufz*


Hinterlasse einen Kommentar

Bald ist Ostern! Heut’ gab’s das erste Mämmi! :-)

Mämmi besteht im Wesentlichen aus Roggenmalz, sieht dementsprechend nicht besonders appetitlich aus und ist nur mit einer Überdosis Vanillesosse geniessbar – aber dann, hmmm…. Bisher hat noch keiner, weder erwachsene Finnen noch andere Ausländer, meine Begeisterung für diese Oster-Kinderspeise verstehen können. Aber ich trinke ja auch Muumin-Limonade. Wahrscheinlich muss ich hier wirklich von ganz vorne anfangen. ;-)


Hinterlasse einen Kommentar

.

Seit zwei Tagen hat der Abfluss des Waschbeckens getropft.

In Jena hätten wir uns den Wecker stellen müssen, um unseren dortigen Hausmeister zu benachrichtigen, der nur zwischen 6:30 Uhr und 7:00 Uhr telefonisch oder persönlich zu erreichen ist. Danach hätten wir einen Termin finden müssen, der in der Arbeitszeit des Hausmeisters liegt und zu dem ausserdem wenigstens einer von uns zu Hause ist. Nicht so einfach. Also hätte der Abfluss bestimmt noch eine Woche weitergetropft.

Hier füllt man einfach übers Internet ein Formular aus, darf sich entscheiden, ob man einen Termin machen will oder dem Hausmeister erlaubt, mit dem Generalschlüssel zu kommen (nicht jedermanns Sache, ich weiss, aber sooo einfach!), und als ich gestern nach Hause kam, klebte auf der Waschmaschine schon ein Zettel mit einem Pfeil in Richtung Waschbecken, auf dem stand „korjattu – repaired„. Dankeschön! So schnell und einfach kann’s gehen! :-)

Was ausserdem nett ist: in Jena hätte ich erstmal unsere gelbe Fussmatte schleunigst in Sicherheit gebracht vor lehmbematschten Handwerkerschuhen. Nicht nötig in Finnland – da betreten Handwerker Wohnungen grundsätzlich in Socken!